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Sonntag war es; in des Stiftes Weiter, hochgewölbter Kirche War versammelt die Gemeinde. Schüler sangen; auf der Kanzel Stand des Stiftes bester Redner: Isfried predigte; ein Andrer, Ganz ein Andrer war er heute Im Ornat, als dort im Keller Neulich bei dem Malvasier. Freien, unerschrocknen Geistes Herberg war der mächtige Körper; Lust und Leid des Menschenherzens, Weltlich Treiben, geistig Forschen Und des Lebens Kampf und Kurzweil Kannt' und liebte dieser Streiter. Ihm war Redekunst gegeben Wie nur Wenigen vergönnt war, Seine Stimme hallte dröhnend, Klang dann wieder weich und milde; Was er sprach, kam ihm vom Herzen, Und zu allen Herzen ging es. Nicht mit Höllenstrafen droht' er, Nicht mit Schreckensbildern mahnt' er Zu der Tödtung allen Fleisches, War kein Heil'ger, wollt' es nicht sein, Wußte nichts von Pfaffenhochmuth, Ging als Mensch mit andern Menschen. Heute von der Liebe sprach er, Wie Sankt Paulus den Corinthern Caput dreizehn einst geschrieben: »Und ob ich mit Menschenzungen, Ob mit Engelzungen spräche, Hätte aber nicht der Liebe, Wär' ich doch ein tönend Erz nur; Wüßt' ich jegliches Geheimniß, All' Erkenntniß, hätte Glauben, Daß ich Berge rücken könnte, Wär' ich doch nichts ohne Liebe; Wissen, Weissagung, Erkenntniß Höret auf und ist nur Stückwerk, Nimmer höret auf die Liebe; Glaube, Hoffnung, Liebe bleibet, Doch das Größte ist die Liebe.« – Und der Geist der Liebe schwebte Durch die hohen Kirchenhallen. Aber draußen durch die Gassen Ging der böse Feind und säte Unkraut zwischen all den Weizen. Während in der heil'gen Dämmrung Die Gemeinde Knie und Stirne Vor dem Unsichtbaren beugte, Schritt am hellen, lichten Tage Hunold durch die Gassen Hameln's, Und auf der Schalmeie blies er Eine zauberstarke Weise. Doch wen sollten diese Töne Welch ein Bild! voran der Spielmann« |
»Da hinter dem Berge, da funkelt ein Schloß Mit Höfen und Brücken und Zinnen, Da spreizen sich Pfauen, da wiehert manch Roß, Und herrlich wohnt es sich drinnen; Halb ist es von Marmel, und halb ist es doch Von Zucker und Marzipane, Die Treppen so breit und die Säle so hoch, Vom Thurme weht eine Fahne. Da sprechen die Thiere wie Menschen so klug Im prunkenden Saale auf goldenem Thron, Da hinter dem Berg, da hinter dem Berg, |
Wie zu Ende war das Liedlein, Sang er wieder es von vorn; Und der Kinder Augen glänzten, Ihre Wangen blühten rosig, Und sie flüsterten und lauschten, Folgten gern dem lust'gen Sänger. Schon am Koppelberge standen Jetzt sie, ihre Herzchen klopften. Und da öffnete der Berg sich, Und in tiefe Dämmrung führte Da ein Weg; der Rattenfänger Schritt voran und blies und lockte, – Hinterdrein die Kinder alle. Und als auch das letzte Kindlein In die düstre Schlucht getreten, Da verschloß der Berg sich wieder; Über Gras und Stein und Sträucher Pfiff der Herbstwind. – Von dem Gottesdienst im Stifte |