Julius Wolff
Der Rattenfänger von Hameln
Julius Wolff

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XI. Die Zünfte
 

                  Eingeschlossen in den Häusern
Auf Befehl gestrengen Rathes
Waren für die sieben Nächte
Hameln's sämtliche Bewohner.
Aber war es auch verboten,
Thür und Fenster nur zu öffnen,
In den Zimmern Licht zu haben,
Oder selbst Geräusch zu machen, –
Auch die Ohren zu verstopfen,
Konnte doch den guten Leuten
Nicht vom Rath befohlen werden;
Folglich hörten sie allnächtig
Jene fremden Sangesweisen,
Und die angeborne Neugier,
Stärker noch als Furcht und Grauen,
Trieb wohl manche Evastochter
An das kleine dunkle Fenster.
Doch zu kostbar noch den Meisten
War durchsichtig Glas, man half sich
Mit Papier, in Öl getränket,
Oder dünn geschabtem Horne
Und Marienglas, das spärlich
Licht wohl in die Räume einließ,
Doch den Blick nach außen hemmte.
Dennoch ward es balde ruchbar,
Was der Rath für Absicht hatte
Mit dem fraglichen Verbote,
Und vor Ablauf noch der Sperre
Kam der Handel mit dem Spielmann
Punkt für Punkt und ausgeschmückt noch
Mit manch fabelhaftem Zusatz,
Nur zu gern geglaubt, zu Tage.
Erst geflüstert ging die Kunde
Heimlich um, dann laut und lauter
Ward gekritzelt und gescholten
Auf das nur zu sattelfeste
Regiment der Stadtgeschlechter.
»Hundert Mark! ist es zu glauben?
Hundert Mark in gutem Silber
Einem hergelauf'nen Fremden,
Fahrenden und Rattenfänger!
Haben sie's so dick da oben,
Daß sie es mit vollen Händen
Sinnlos auf die Gasse werfen?
Und die Schosse und Gefälle
Wachsen doch mit jedem Jahre, –
Ist 'ne Wirthschaft auf dem Rathhaus!
Müssen doch mal revidiren,
Ob sie voll, ob leer die Kasten,
Und der Vierundzwanz'ger Umstand
Hielt wohl lange keine Sitzung;
Steneken, der Rechenmeister,
Läßt nicht gerne Zahlen sehen,
Und Henricus Hogeherte
Ist zu lange schon im Amte,
Fühlt sich gar zu groß und sicher,
Schatzt und plündert uns den Beutel,
Doch er selbst lebt wie ein Reichsfürst;
Und nun gar der Bürgermeister
Denkt wohl auch, er sei der Kaiser,
Seit die Ebersteiner Grafen
Die Vogtei nicht mehr verwalten;
Mit dem Schwalenberger scheint er
Sehr auf gutem Fuß zu stehen,
Der kehrt immer ein beim Alten,
Und wenn er dann wieder reitet,
Ist ein Lächeln das und Nicken
Und ein ewig Händeschütteln, –
Möchten wissen, ob der Handdruck
Nicht vergoldet ist zuweilen.«

Also klang es auf den Gassen
Und im Krug und in der Werkstatt,
Und daheim bei seiner Hausfrau
Nahm kein Blatt vorn Mund der Meister
»Die paar Mäuse, meint er unwirsch,
Waren auch wohl so zu kriegen,
Ohne daß ein Abenteurich
Uns den Beutel leichter machte.«
»Die paar Mäuse! so! du merkst nicht,
Was uns die paar Mäuse kosten,
's ist ein Glück, daß uns der Fremde
Von dem Ungeziefer frei macht;
Kleinigkeit die hundert Mark
Gegen all den großen Schaden,
Den uns die paar Mäuse stiften,
Die ihr selbst doch nicht für tausend,
Nicht für zehnmal tausend wegfangt!«
Hielt so Widerpart die Meistrin,
Sprach noch mehr gereizt der Meister:
»Ja natürlich! du vertheidigst
Noch den unverschämten Herrich,
Hat er doch euch losen Weibern
Mit dem übermüth'gen Singen
Schon den Kopf verdreht, daß alle
Ihr ihm nachlauft, wenn er aufspielt.
Wär' er mit des Königs Frieden
Nicht in unsrer Stadt, so kämen
Wir dem Fiedler an den Kragen,
Doch gieb Acht! Die Zünfte steigen
Ihm und dem wohledlen Rathe
Ganz gewaltig auf das Dach noch.«

Hieß es aber so am Herde,
Ging's noch anders auf den Stuben,
Wenn sie um die offne Lade
In der Morgensprache saßen.
Bald von dieser, bald von jener
Innung rief der jüngste Meister
Zum Gebot die Handwerksbrüder,
Die sich dann mit wüsten Reden
Auf das Äußerste erhitzten.
Doch nach manchem Hin und Wieder
Kamen endlich sie zusammen
Zu gemeinsamer Berathung
In der Metzger großem Zunfthaus
Und den Vorsitz im Convente
Führte Ludwig Wendehake,
Oldermann der Brauergilde.

Keinem Andern mocht' es glücken
Die aufsässigen Parteien
Unter einen Hut zu bringen
Und den Eigensinn zu bänd'gen,
Der in jedem Einzlen spukte,
Als dem Brauer; doch sein Reichthum,
Seine Thatkraft auch und Klugheit
Schafften ihm beim Volke Ansehn
Und Vertrau'n. Was sein war, hatt' er
Mit der Arbeit Fleiß erworben;
Ging er wohl am Feierabend,
Mit bedächtig weiten Schritten
Seinen Riesenkörper tragend,
So durch seine Hopfenfelder,
Kannt' er Gott nur und den Kaiser
Über sich; Worthalter war er
In der Vierundzwanz'ger Umstand,
Und dem Amt war er gewachsen.
Zünfte und Geschlechter standen
Gar zu häufig auf dem Kriegsfuß
Mit einander, und da war es
Meister Ludwig Wendehake,
Der dann den Vermittler spielte
Balde wie ein Bär so grimmig,
Balde wie ein Fuchs behutsam.
Wachte er auch eifersüchtig
Über zünftlerischer Freiheit,
That er doch in seinem Ehrgeiz
Gerne auch dem Rathe wieder
Manchen wichtigen Gefallen,
Wenn's drauf ankam, bei den Bürgern
Durch sein Wort und seinen Einfluß
Irgend etwas durchzusetzen.

Wohl erkannt' er die Gefahren,
Die aus der entflammten Wuth
Auf den fremden Rattenfänger
Und dem langgenährten Unmuth
Gegen Rath und Bürgermeister,
Denen man Leichtsinn im Haushalt,
Übermäß'ge Steuerlasten
Und dabei Verschwendung vorwarf,
Seiner lieben Stadt erwachsen
Und zu offener Empörung,
Mord und Totschlag führen konnten.
Also stellt' er sich, wie immer,
Wenn es galt, nun an die Spitze
Der Verschwörung, um die Fäden
In der Hand doch zu behalten,
Und zumeist auf seinen Antrieb
Kam die große Zunftversammlung,
Eh's zu spät war, noch zu Stande,
Wozu alle Zünfte Hameln's
Ihre besten Sprecher sandten
Und sich auch noch außer diesen
Viele Hudemeister drängten.
Der Herr Rathstuhlschreiber aber,
Der in Ordnung der Geschäfte
Wetteherr war bei den Zünften,
Und der deshalb im Convente
Gleichfalls hätt' erscheinen müssen,
Ließ mit Krankheit sich entschuld'gen.
Wulf der Schmied war noch nicht Meister,
Weil er unbeweibt, doch lud man
Ihn mit ein zu der Berathung;
Denn obwohl noch jung an Jahren,
War er doch ein ganzer Mann schon,
Der im Reich und selbst im Ausland
Sich wohl umgesehen hatte,
In des Handwerks Kunst und Arbeit
Es den besten Meistern gleichthat
Und der Schmiede seiner Mutter
Seit des Vaters Tode vorstand.
Auch ein gutes Mundwerk hatt' er
Und, was ihm in diesen Tagen
Noch verstärkten Anhang schaffte,
Er verrieth in seinen Worten
Mehr als Alle Groll und Ingrimm
Auf den Rath und ganz besonders
Auf den fremden Rattenfänger;
Aber Wenige nur kannten
Seines Hasses Trieb und Stachel.

Leicht ward's nicht dem Meister Brauer,
Zucht und Ordnung zu erhalten;
Man schrie planlos durcheinander
Und die jubelvoll begrüßte
Einigkeit kam oft in Frage
Und Gefahr des offnen Streites.
Einer überbot den Andern
Mit den wunderlichsten Plänen,
Wie dem Fremden man am besten
Stellt' ein Bein und auch dem Rathe.
Ging' am gründlichsten zu Leibe
Dabei ward an dies' und jener
Unbequemen alten Satzung
Wenigstens mit groben Worten
Stark gerüttelt und gemäkelt;
Jede Innung aber suchte,
Irgend einen kleinen Vortheil
Bei der wünschenswerthen Ändrung
Für sich selbst herauszuschlagen,
Was die andern wieder, neidisch
Auf den Vorzug, ihr nicht gönnten.
Alle standen gegen Einen,
Einer kämpfte wider Alle,
Und die jetzt sich scharf befeindet,
Waren wieder schnell verbunden,
Wenn's den Dritten galt zu ducken.
Schreiner Wurmstich wollte lieber
Heut' als morgen aus dem Thore
Mit Gewalt den Fremden treiben;
Metzger Schrader aber machte
Eine Handbewegung, welche
Seine Absicht mit dem Spielmann
Unzweideutig ließ erkennen.
»Der ist stichfest,« rief der Beutler
Erich Dolenvoigt, »kein Messer
Kann ein Loch in's Fell ihm schneiden.«
Schneider Furian schimpfte weidlich
Auf den Rath und die Geschlechter,
Die sich seiner Scher' und Nadel
Freilich selten nur bedienten.
Heute schmälte er mal wieder
Auf die neue Kleiderordnung;
Die müß' aufgehoben werden,
Meint' er, und zugleich verordnet,
Daß sich kein Bewohner Hameln's
Außerhalb, in anderm Orte
Ein Gewand verfert'gen lasse.
»Fehlt dir wohl an Arbeit, Schneider?«
Höhnte Kluckenhahn, der Schuster.
»Hast nicht Unrecht, Meister Furian,«
Sprach der Kürschner Ramdohr finster,
»Mit dem Rauchwerk ist es just so,
Daß sie's weither kommen lassen.«
»Nichts da! was dem Einen recht ist,
Ist dem Andern billig,« murrte
Grüderich, der Böttchermeister,
»Solchen Übergriff verbiet' ich,
Daß der einen Zunft vor andern
Hier ein Vorrecht eingeräumt wird.«
»Hat der Rath dem Rattenfänger
Hundert Mark als Lohn versprochen,
Zahl' er's ihm aus eignem Beutel,
Doch nicht aus gemeinem Säckel«,
Sagte Wetzenstein, der Bäcker.
»Ganz und gar auch meine Meinung,«
Fuhr der lange Harnischmacher
Anton Kesselring dazwischen,
»Und es soll der Rath in Zukunft
Überhaupt nichts mehr bewill'gen
Ohne Anfrag bei dem Umstand.«
»So ist's recht! der lange Anton
Hat mit seinem Wort den Nagel
Grade auf den Kopf getroffen«,
Rief der Leineweber Schnabel,
Und der ganze Chorus jauchzte:
»Recht so, Anton! nichts bewill'gen!
Nichts dem Rathe! nichts bewill'gen!«
Und wild donnerten die Fäuste
Auf den Tisch, die Krüge klappten.
»Dazu kommen wir am besten,
Rief Joachim Poppendieck,
Der den Schnitt und Zapfen hatte,
»Wenn wir schärfer Aufsicht führen
Und nicht dulden, daß der Rath sich
Wieder ohne uns versammle;
Von den Vierundzwanzig haben
Mindestens drei Meister künftig
Jeder Sitzung beizuwohnen,
Schlag' ich vor, daß man erfahre,
Was sie dort zusammenrühren.«
Dieser Antrag schien den Meisten
Einzuleuchten; sie versuchten
Durch erhöhte Forderungen
Ihn noch weiter auszudehnen,
Schrie'n sich heiser durcheinander
Und verwickelten sich endlich
In ein Knäul von Widersprüchen,
Daß sie selbst nicht recht mehr wußten,
Was sie wollten, und dem Brauer
Immer schwieriger es machten,
Aus der Spreu des Wortgedresches
Einen Kern herauszuschälen.
Fischermeister Rögner hielt sich
Düster schweigsam in dem Lärme;
Von den wen'gen Eingeweihten
Hatt' er wegen seiner Tochter
Manchem Scheelblick auszuhalten,
Und gar Wulf als Jüngster mußte
Sich schon mehr gefallen lassen.
»Wie denn kommst du zu der Schmarre?«
Frug ihn Annecke, der Schlosser,
»Bist gezeichnet wie vom Bösen,
Riß dich da ein Angelhaken
Im Gesichte? wollt'st wohl fischen?«
»Schlosser schweig!« sprach Wulf, »hast selbst noch
Einen Kerb bei mir am Rabisch,
Komm mir nicht an meinen Amboß,
Schlosserarbeit ist am Schraubstock,
Weißt doch, was man Bönhas nennet?«
»Alle miteinander still jetzt!«
Rief mit seiner Paukenstimme
Wendehake, und sie schwiegen.
»Hört den Antrag jetzt ihr Meister!
Wir verlangen eine Sitzung
Mit der Vierundzwanz'ger Umstand,
Wie es im Donat verbrieft ist,
Und wir wollen, daß die Löhnung
Man nicht zahlt dem Rattenfänger
Ohne Zustimmung des Umstands;
Wir verlangen ferner kürzlich,
Daß man eine Rechnung auflegt
Von der Stadt gemeinem Säckel.
Übrigens verweigern Zünfte
Jeden Dienst der Stadt und werden
Eh' nicht Schoß und Losung zahlen,
Bis die Rechnung revidirt ist.
Wird die Fordrung abgewiesen,
Wollen wir mit eigner Macht uns
In Besitz der Schlüssel setzen
Und den Rath vom Stuhle stoßen.«
Lärm und Jubel ohne Maßen
Folgte auf den kühnen Antrag,
Und das Los berief drei Meister,
Ihn dem Rathe zu verkünden.

So ward heller Sturm geläutet.
Weiß nun nicht, wie's im Gewissen
Und im Buch des Rathes aussah.
Wenn Herr Wichard unterdessen
Manche schwere Stunde hatte,
War's nicht Schuld, die ihn bedrückte;
Doch er liebte Ruh und Frieden
In der Bürgerschaft, es kam ihm
Ungelegen solche Zwietracht,
Und er sorgte um den Eidam.
Hameln's Schirmvogt, wer auch immer
Dieses hohe Amt bekleidet,
War in Fehden oft verwickelt,
Und die Stadt war mit den Bürgern
Dann allein sich überlassen,
Sich den Feind von ihren Mauern
Ohne Zuzug abzuwehren.
Deshalb plante man im Rathe,
Hameln besser zu befest'gen,
In der Stadt Umwallung Thürme,
Unersteigbar hoch mit Zinnen,
Und ein Wighaus mit Wimpergen
Fest und sturmfrei aufzuführen.
Heribert de Sunneborne
Sollt' als Architekt des Rathes
Diese starken Werke bauen.
Wenn des Schwiegersohns Bestallung
War vom Rathe erst vollzogen,
Wollte ihm der Bürgermeister
In die Eh' die Tochter geben,
Doch schon für die nächste Woche
War die Lautmerung beschlossen.
Alles dies erwog im Geiste
Hameln's wackrer Bürgermeister,
Und der Aufruhr in den Zünften
Kreuzte nun die schönen Pläne.
Fast gereute ihn des Paktes
Mit dem fremden Rattenfänger,
Denn dies war der erste Funken,
Draus die Flammen aufgeschlagen.
»Wenn's ihm nicht gelungen wäre,«
Dacht' er, »wenn noch eine Ratte,
Nur ein einzig winzig Mäuslein
Noch am Leben wär', vielleicht dann
Ließ der Spielmann mit sich handeln.«
Er versank in düstres Grübeln,
Selbst der edle Bacharacher
Konnte ihn nicht mehr erheitern.
Eines Abends in der Dämmrung
Ging er hin zum Oldermanne
Wendehake, doch was Beide
Hier verhandelt, blieb Geheimniß.

Auch die beiden Stillverlobten,
Heribertus und Regina,
Fürchteten für ihres Glückes
Einkehr unwillkommnen Aufschub.
Aber mehr als diese schwebte
Gertrud noch in Herzensängsten,
Denn der Männer Haß auf Hunold
Blieb nicht lange ihr verborgen,
Sie war überzeugt, der Feinde
Böser Will' und Trachten wäre,
Aus dem Wege ihn zu räumen,
Und er sei mit blut'gem Anschlag
Stets und überall verfolgt schon.
Als er abends kam zur Laube,
Warf sie sich mit heißen Thränen
An die Brust ihm und erzählte,
Was ihm selbst schon kein Geheimniß,
Denn der Wirth im braunen Hirsche
Hatte ehrlich ihn gewarnet,
Und die drohend finstern Blicke,
Die ihn auf der Gasse trafen,
Und manch nachgerufnes Schimpfwort
Ließen über seine Lage
Den Erfahrnen nicht in Zweifel;
Doch nicht an so Schlimmes dacht' er,
Wie es Gertrud sah vor Augen.
Sie beschwor ihn hoch und theuer,
Mit ihr aus der Stadt zu fliehen:
»Bist nicht deines Lebens sicher,«
Rief sie zitternd, »und ich weiß nicht,
Ob ich morgen noch dich lebend
Wieder kann in Armen halten;
Laß uns nächste Nacht entfliehen!
Mit des Vaters Nachen werd' ich
Gegen Abend übersetzen
Übern Weserstrom und drüben
In des Ufers hohem Röhricht
Bis zur Dunkelheit mich bergen,
Bis du kommst, mich abzuholen.«
»Liebchen, nein!« sprach Hunold zärtlich
Aber fest, »nicht fliehen werd' ich,
Eh' mein Handel mit dem Rathe
Abgemacht ist und erfüllet.
Mit des Königs Frieden weil' ich
In der Stadt hier, wohl beschirmt,
Zu den Heil'gen ist's geschworen,
Und der Rath muß mich beschützen.«
»Kann er's denn?« rief Gertrud ängstlich,
»Kann er denn vor Messerstößen,
Wenn dich Zwei, Drei überfallen
Abends auf der Gass' im Dunkeln,
Dich beschützen? was dann nützt es,
Wenn er auch die Mörder – Hunold!
Ach! nicht auszusprechen wag' ich's.«
»So weit ist es noch nicht, Gertrud,«
Sagte Hunold, »und die Hunde,
Die am lautesten grad' bellen,
Beißen nicht.« So halb mit Scherzen,
Halb mit ernstem Trost und Zuspruch
Sucht' er, ihr die Furcht zu nehmen.
Es gelang ihm ohne Mühe;
Sie vergaß in seiner Liebe
Alles Andre bald, doch als er
Schied, da horchte sie noch lange
In die Nacht hinein, ob sie nicht
Seinen Hilferuf vernehme
Ob er auch unangefochten
In die Herberg wohl gelangte.
Und als Alles still blieb, schlich sie
In ihr Kämmerlein und schloß in
Ihr Gebet den Heißgeliebten.


 


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