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Das beliebteste aller Märchen ist Hans im Glück. Was tut der Hans? Er ist brav und fleißig und schafft für seinen Herrn. Reichen Lohn erhält er von ihm, einen ganzen Klumpen Gold. Er vertauscht das Gold für ein Pferd, das Roß für einen Esel. Sein Besitz vermindert sich nach und nach bis auf einen Mühlstein, der in einen Brunnen fällt. Arm und ledig, wie er auszog, kehrt er in seine Heimat zurück. Hans weiß zu erwerben, aber er versteht es nicht, das Erworbene zu bewahren.
Der berühmteste unserer Heldengesänge ist das Nibelungenlied. Was ist der Stolz der Nibelunge? Ein großer wertvoller Schatz. Und was geschieht zuletzt mit dem Schatz? Er wird im Rhein versenkt und ist verschollen, ohne fürderhin einen Menschen zu erfreuen. Welch Schicksal hat der Hauptheld Siegfried? Er wird ermordet, und seine Witwe heiratet einen Hunnen. Und was tun andere Helden, Rüdiger und Dietrich? Sie stehen im Dienste eines Volksfremden, eines Volksfeindes, Königs Etzels. Sie helfen ihm, ihre germanischen Freunde, die Nibelunge, zu dämpfen, ja zu vertilgen.
Hei, wie ist die See so grün und der Himmel so blau! Wie duften die Blüten, wie zwitschern die Vögel, wie lockt und leuchtet der Lenz!
Wo wir uns der Sonne freuen
Sind wir jede Sorge los,
Daß wir uns in ihr zerstreuen
Darum ist die Welt so groß.
Herrlich ists, in die blaue Ferne zu wandern. Aber das Jahr wird älter; die Sonne brennt erbarmungslos auf fremder Erde; Fieber steigt aus den Sümpfen auf. Die Sinne wirbeln, die Sinne erschlaffen. Müde sinkt der Arm. Matter schlagen die Pulse. Wirre Träume stören den unruhig Schlummernden. O, wie war es doch in der Heimat so schön, und jetzt hier in der Fremde, wie ist alles so feindlich! Das Fieber schleicht durch alle Glieder und umnebelt den Geist. Es ist bitter, zu sterben in der Fremde, lieblos, freundlos, zwecklos! Denn sterben für wen?
So ziemlich alle Völker der Erde haben Lust an Gefahr, an Wanderung, an Abenteuer. Aber nicht leicht in dem Maße, wie der Deutsche. Frau Aventiure lachte den Rittern des Mittelalters in Kampf und Liebesspiel, und der Drang in die Weite verlockt noch heute gar viele deutsche Bauernsöhne, Handwerker und Angehörige der freien Berufe zur Auswanderung. Unsere Geschichte beginnt mit verwegenen Fahrten in die Fremde. Die Sehnsucht nach farbigen Erlebnissen trieb Zimbern und Teutonen über die Alpen, Ariovist über den Rhein und den Arminius, im Heere der Römer zu dienen. Die Vandalen, einst an der Weichsel wohnend, gelangten bis Spanien; sie verschmachteten im heißen Sande Nordafrikas. Kaiser Karl und seine Paladine fochten südlich der Pyrenäen, im Herzogtum Benevent, in Dalmatien, in der ungarischen Pußta. Wie bei den frühesten Anfängen, so im Verlauf unserer ganzen Geschichte. Auf die Romfahrten folgten die Kreuzzüge, auf die Eroberungen der Babenberger, der Welfen, des Deutschen Ordens im weiten Osten die Entdeckungen über See. Die Neue Welt füllte sich mit Millionen deutscher Siedler. Unsere Bauern wurzelten ein an der Wolga und im Kaukasus, in Algerien und Südafrika, in Australien und Brasilien, in Turkestan und Sibirien. Der Weltkrieg hat vollends unsere Söhne und Töchter durcheinandergewirbelt. Kein Erdteil, kein Weltmeer, kein noch so entfernter Strich unseres Planeten, der nicht deutsche Taten und Leiden gesehen hätte.
Es gibt zweierlei Arten von Abenteuern: solche, die zu Frommen des Täters, seiner Sippe und seines Volkes ausschlagen, und solche, wo der frohe Wagemut lediglich anderen nutzt, Abenteuer, die den Helden und sein Volk ins Verderben führen. Ich wollte hier von Erlebnissen künden, die außerhalb des staatlichen Zusammenhanges unternommen wurden. Unausbleiblich ist die Folgerung, die sich daran knüpft. Mit Verwunderung und Bestürzung wird man gewahr werden, wie unendlich viel kostbaren deutschen Blutes für fremde Herren und Staaten verspritzt wurde. Gewiß, auch andere Länder sind von diesem Schicksale nicht verschont geblieben. Auch andere Länder haben ihre Söhne und Töchter für fremde, für schädliche, für volksfeindliche Zwecke hergegeben. Tscherkessen kämpften auf allen Schlachtfeldern Europas, Vorderasiens und Nordafrikas, und Tscherkessinnen waren in allen mohammedanischen Harems begehrt. Der Emir von Kordova hatte eine ungarische Leibwache. Schotten und Iren dienten den Bourbonen und den Habsburgern, wie denn Wallenstein durch einen Iren, Butler, ermordet wurde. Selbst die Briten haben einen derartigen Blutzoll der Fremde gezahlt. Britische Offiziere fochten in Spanien und Südamerika, fochten für Sultan und Khediven und den Scherifen von Marokko; britische Admiräle befehligten die russische Flotte gegen den Großtürken 1770 bei Tenedos. Italienische Söldner standen bei der Schlacht von Hemmingstedt (1507) gegen die Dithmarschen und Garibaldi lieh seinen Arm den Rebellen in Montevideo, und später, 1871, half er den Franzosen bei Dijon. Die Chinesen, die Inder, die Schwarzen haben ihr Blut für alle möglichen Herren verspritzt. Aber kein Volk der Erde hat so viel Landsknechte für fremde Heere gestellt, kein Volk hat unnütz oder geradezu zu seinem eigenen größten Schaden so viel Blut vergossen wie das deutsche. Nur zu oft erwies sich Frau Aventiure als ein Irrwirsch, der uns in den Sumpf lockte. Und nur zu gut haben es die anderen verstanden, aus der Haut des deutschen Michels Riemen zu schneiden, die deutschen Rosse an den eigenen Wagen zu spannen! So wurden die hannöverschen und hessischen Soldaten für England, die Schweizer Leibwachen und die Fremdenlegion für Frankreich geopfert. Deutsche Generäle bauten das Zarenreich auf und 180 000 Deutsche bluteten in den 1860er Jahren für die Vereinigten Staaten von Amerika.
Im Weltkriege kämpften unzählige unserer Brüder in den Heeren des Zaren und des amerikanischen Präsidenten. Gegen 5000 Elsässer, die wohl nicht alle französisch als Muttersprache gelernt hatten, liefen zu den Feinden über. Allein noch weit schlimmer ist die Lage heute! Sechs Millionen unserer Volksgenossen wurden von Österreich abgesprengt, über vier Millionen, das Saargebiet nicht mitgerechnet, vom Deutschen Reiche. Errungenschaften der glorreichen Revolution! Einst verkauften Fürsten einige Zehntausend ihrer Landeskinder ans Ausland, jetzt geben die Demokraten von Berlin Millionen ihrer Volksgenossen den Feinden preis. Jetzt werden deutsche Soldaten für Italien in Südtirol, für die Tschechoslowakei in Böhmen und Mähren, in Elsaß-Lothringen für Frankreich und in dem Nordwestzipfel des alten Reiches für Belgien ausgehoben, während das alte Untertanenverhältnis in Rußland und den Vereinigten Staaten noch immer andauert. Aber nicht genug damit! Nicht nur gezwungen werden Deutsche für fremde Heere gepreßt, sondern auch freiwillig suchen sie fremden Dienst auf, in der französischen, in der spanischen Fremdenlegion, in den holländischen Kolonien, in Japan und Südamerika. Wann wird es endlich so weit sein, daß Deutsche nur für das Deutschtum fechten, daß alle verlorenen Söhne wieder zurückkehren zur großen Mutter Germania?