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Gewohnheitsreisläufer und Großlieferanten von Landsknechten waren die Schweizer. Sie taten das, ohne zu erröten, ganz öffentlich, ja sogar amtlich. Schon 1454 schloß die Eidgenossenschaft einen Vertrag mit einem Franzosenkönig, der sie verpflichtete, ihm regelmäßig Söldner zu schicken. Einige Jahre später verabredete sie einen ähnlichen Vertrag mit dem Papste Pius II. Der Herzog von Mailand, Sforza, der gegen den Papst Alexander VI. und die Franzosen zu Felde zog, nahm gleich 8000 Schweizer Landsknechte in seinen Dienst. Die Franzosen taten ein gleiches und nahmen 10 000 Mann. So kämpften Schweizer gegen Schweizer. Es ging nicht ohne Verrat ab. Ein Mann aus Uri gab um Geld den Sforza den Franzosen preis, die ihn wegschleppten und ins Gefängnis warfen. Immerhin ließ die Eidgenossenschaft den Urner hinrichten. Ein neuer Papst, Julius II., der selbst den Harnisch anzog und sich mit dem Schwert gürtete, der kriegerischste Mann, der je auf dem Stuhle Petri gesessen, verbündete sich mit den Venezianern und machte durch Matthäus Schinner, Bischof von Sitten in Wallis, die deutschen Alpensöhne den Franzosen abspenstig, und jagte die letzteren wieder aus Italien hinaus. Man nannte die Schweizer spöttisch die Kuhmelker, (wie auch jetzt noch der Volksname für den ganzen Beruf bezeichnend ist.) Sie antworteten indes: ja, wir melken abwechselnd zwei fette Kühe, den römischen Kaiser und den König von Frankreich. Die Eidgenossen wurden jedoch von Franz I. zu Marignano 1515 aufs Haupt geschlagen. Ihre Führer daheim wurden durch französische Bestechung gewonnen. Die Gesandten von Franz I. schütteten zu Freiburg im Uechtlande das Gold in Haufen auf den Boden und riefen: Nicht wahr, das klingt besser als des Kaisers leeres Wort? Da lachten die Schweizer und schlossen ein ewiges Bündnis mit Frankreich. Nun machte der Kaiser, Karl V., durch Schertlin von Burtenbach, Frundsberg aus dem bayerischen Mindelheim und Winzinger aus Tölz, die Landsknechte mobil und spielte Schweizern und Franzosen 1525 bei Pavia zum blutigen Tanz auf. Der Tag von Pavia machte der Überlegenheit der Eidgenossenschaft für immer ein Ende. Trotzdem befestigte sich ihr Verhältnis zu Frankreich. Jahr für Jahr gingen die Reisläufer nach Paris und traten dort in die Leibwache des Königs ein. Auf den Tagssatzungen der Eidgenossenschaft wurden die Kontingente, die sie an Söldnern für Paris zu liefern hatte, öffentlich und amtlich festgelegt. Die ganze Politik der Schweiz drehte sich jahrhundertelang lediglich um derlei Dinge. Auch ein Feind der Schweizer ging schließlich zu den Franzosen über, Schertlin von Burtenbach (einem Örtchen bei Augsburg). Er diente zuerst Karl V., dann den Schmalkaldenern. Da aber seine trefflichen militärischen Ratschläge von den Schmalkaldenern mißachtet wurden, die denn auch infolgedessen alles verloren und sich vor Karl V. demütigen mußten, so geriet er in einen solchen Grimm, daß er zum Erbfeinde überging und bei den Franzosen Kriegsdienste nahm.
Die deutsche Treue, die in den »Nibelungen« besungen wurde, die aber schließlich zum nutzlosen Untergange der Nibelungen führte, bewährte sich auch bei der Schweizer Leibwache in allen Feldzügen, die Frankreich unter Richelieu und Mazarin und dann unter Ludwig XIV. und Ludwig XV. gegen das Deutsche Reich führte, und zuletzt zu Versailles. Die französische Revolution war ausgebrochen und die Schweizer, die den König schützen wollten, die aber von ihm gar nicht geschützt, sondern preisgegeben wurden, fielen Mann für Mann bei dem Sturme der Sansculotten. Das Löwendenkmal von Luzern verewigt diese Art von Treue.