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Den Prinzen Eugen hatte das Schicksal in eine stürmische Zeit gestellt. Kaum daß der Frieden im Norden und Westen feierlich beschworen war, hob die Hydra des Unheils an der Ostgrenze ihr hundertköpfiges Haupt. Die Türken brachen den Frieden von Karlowitz und verjagten die Venezianer aus Griechenland. In der Bedrängnis wandte sich die Republik Venedig an den Kaiser und bat um schnelle Hilfe. Doch auch die Pforte sandte einen Botschafter nach Wien, um zu verhindern, daß Karl VI. den Venezianern Beistand leiste.
In der Hofburg wurde der Gesandte des Sultans nicht vorgelassen, dafür empfing ihn Prinz Eugen in seinem Palast. Mit dem Gepränge eines Präsidenten des Hofkriegsrates, mit dem ganzen Aufwand seiner hohen Stellung erwartete er die türkische Abordnung. Auf einem goldenen Thron saß der Feldmarschall, beschattet von einem Purpurbaldachin, angetan mit dem roten goldgestickten Gewand seiner Würde. Um den Hals trug er die Kette des goldenen Vlieses und aus dem Kopfe einen prächtigen Federhut. Die höchsten Generale und Beamten standen zu beiden Seiten des Thronsessels, und Eugenius als Stellvertreter des Kaisers hörte bedeckten Hauptes den Vortrag des Sultansboten Ibrahim an.
Der Abgesandte aus Konstantinopel war zu spät erschienen, schon hatte der Kaiser mit den Venezianern ein Bündnis geschlossen. Fühlte man doch in der Hofburg, welche Gefahren ein Sieg der Hohen Pforte für die österreichischen Erbländer barg, und namentlich Ungarn wäre durch ein Vordringen der Türken arg in Not geraten. Das zu verhindern, riet der Prinz von Savoyen dem Kaiser einen neuen Kriegszug gegen den Halbmond, und es ist nur natürlich, daß er, der alterprobte Türkenbesieger, mit dem Oberbefehl des Heeres betraut wurde.
Sultan Achmed III. hielt Deutschland durch den Spanischen Erbfolgekrieg für so geschwächt, daß er die Zeit gekommen wähnte, die blutigen Niederlagen von einst viel blutiger noch zu rächen. Die Osmanen konnten den Tag von Zenta nicht verschmerzen, und ihr alter Traum, Wien zu erobern, wurde wieder bei ihnen lebendig. Ein wohlgerüstetes Heer von zweimalhunderttausend Streitern wälzte sich von Belgrad gegen Peterwardein heran. Doch der Großtürke fand den Prinzen Eugen auf seinem Posten. Der Aufstand in Ungarn war von selbst erloschen, doch gab es noch genug Unzufriedene unter den madjarischen Magnaten, und die schlossen sich jetzt den Türken an. Auch konnte man in der osmanischen Armee eine große Anzahl französischer Offiziere finden, denn die Franzosen, froh, Unheil zu stiften, hatten wieder einmal die Hände im Spiel.
Der Prinz von Savoyen konnte dem Massenaufgebot des Feindes nur eine bescheidene Armee, im ganzen nur sechzigtausend Mann, entgegenstellen. Allein diese waren gut gerüstet, und als der edle Ritter, von mehr als zwanzig jungen deutschen Fürsten umgeben, gegen Ende Juli 1716 seine Truppen in Augenschein nahm, fand er sie »in schönem Stande«. Doch es fehlte noch die Artillerie, und bevor diese eintraf, waren die Türken von Belgrad her ein tüchtiges Stück ins Ungarland gerückt. Endlich hatte auch Eugenius seine Kanonen bei sich, und ehe der Feind an das Ufer der Donau stieß, konnte Prinz Eugen den größten Teil des Heeres über den Strom bringen. Stark verschanzte sich der Feldmarschall im Süden von Peterwardein und benutzte die Festung als kräftigste Stütze. Sofort gruben sich auch die Türken in die Erde ein, zogen breite Laufgräben um ihr Lager und deckten ihre Wagenburg durch mächtige Erdwälle.
Die Sonne war noch hinter den Nachtwolken versteckt und warf nur schüchterne Strahlen aus grauem Morgennebel, da richteten die Kanoniere schon ihre Geschütze. Aber die Schlacht verzögerte sich; Prinz Eugenius hatte noch einen Teil des Heeres am linken Donauufer, denn während der Nacht wurden die Schiffsbrücken durch einen plötzlich ausgebrochenen Sturm arg beschädigt. Kluge Vorsicht war eine hervorragende Feldherrntugend des Helden, und so wünschte Eugenius nicht eher loszuschlagen, als bis er all die Seinen um sich versammelt sah.
Als der letzte Mann heil über den Strom gesetzt war, wurde die Parole für den Tag ausgegeben. Von Sack und Pack befreit, hatten die Soldaten in die Schlacht zu gehen. Jeder Infanterist bekam fünfzig Kugeln, jeder Reiter für seine Pistolen zwanzig Patronen, jeder Grenadier faßte vier Handgranaten. Unterdessen hatten die Türken hinter ihren Schanzen hervor einen Angriff mit Bomben und Granaten eröffnet. Aber aus den Angreifern wurden bald Angegriffene, und in der siebenten Morgenstunde dieses denkwürdigen 5. August 1716 marschierten die Kaiserlichen geschlossen gegen das Türkenlager.
Unser Held war mit den Franzosen fertiggeworden, deren Kriegskunst bis dahin als unerreichtes Vorbild angestaunt wurde; er erteilte nun auch dem Sultan Achmed die verdiente Zurechtweisung, nicht umsonst hieß Eugen im Ungarland die Türkengeißel. Und wieder machte er diesem Namen alle Ehre. Den Angriff eröffnete Eugens linker Flügel unter dem Befehl des Prinzen Alexander von Württemberg. Er eroberte mit Bravour eine feindliche Batterie und bahnte den Reitern des Kaisers den Weg. Nun rasselten die Kürassiere heran, von Eugenius selbst geführt, und die leichte türkische Kavallerie konnte den schweren Panzerreitern nicht standhalten. So wenden die Moslems ihre struppigen Pferdchen unter den jauchzenden Hurras der Österreicher. Noch verjagen die Kürassiere den berittenen Feind, als dem Fußvolk der Türken schon ein Umgehungsversuch geglückt ist und sie bis hart an die Schanzen der Kaiserlichen herankommen. Die Infanterie Eugens muß sie zweimal zurücktreiben, ehe es ihr gelingt, selbst zu avancieren. Und jetzt beginnt erst die schwere Arbeit für die Truppen des Prinzen.
Im Bajonettangriff wird der Feind Schritt für Schritt zurückgedrängt. Schritt für Schritt muß die kaiserliche Infanterie sich das Feld erkämpfen, denn die Türken halten zäh an dem besetzten Boden fest. Jetzt haben sie einen Erfolg errungen. Die Österreicher schwanken, und mit wüstem Triumphgeschrei rüsten sich die Osmanen zur Verfolgung. Wie sie frohlockend vorstürzen, vergessen sie in der Hast ihre beiden Flanken zu decken. Prinz Eugen merkt sofort diese Blöße und stößt seine Reiterkolonnen dem Feind in die linke Seite. Auch der rechte Flügel der Türken wird hart hergenommen. Dort geht ein Hagel von Geschossen aus der Festung Peterwardein nieder. Die Bomben platzen und zerreißen das dichtgescharte Fußvolk. Die Schlacht wird zum Gemetzel, da der Feind das Vertrauen zu sich selbst verliert und in sinnloser Flucht Rettung sucht. Seitdem die Schlacht tobt, steht, das heilige Banner des Propheten im Arm, der Großwesir Ali vor seinem Zelte und beobachtet mit unbeweglichem Gesicht die Ereignisse des Kampfes. Jetzt sieht er das furchtbare Verhängnis herankommen, sieht die Niederlage des Halbmondes und hört den Schreckensruf: »Rette sich, wer kann!« Da reißt der Großwesir den Krummsäbel aus der Scheide und stürzt den Fliehenden entgegen, um ihnen Halt zu gebieten. Allein die Stimme Alis verhallt ungehört. Weiter rast das flüchtende Heer, taub für die Flüche und Bitten des Führers. Wohl schlägt das Schwert des verzweifelten Großwesirs manchen Flüchtling zu Boden, wohl stellt sich seine Leibgarde den Feiglingen entgegen, doch der Tag ist verloren, das fühlt Ali bis in das Innerste seines entsetzten Herzens.
Diese Schmach zu überleben, ist dem türkischen Feldherrn unmöglich, er sucht auf dem Schlachtfelde den Tod; von einer Kugel in die Stirn getroffen, sinkt er schwer verwundet zur Erde nieder. Als der Großwesir aus einer langen Ohnmacht erwacht, ist die Schlacht vorbei. Nach Karlowitz führen den geschlagenen Feldherrn seine Getreuen. Auf einer Tragbahre wird er vor den Sultan gebracht, und auf der Tragbahre schleppen ihn die Henker zur Richtstatt, denn selbst den Schwerverletzten und Sterbenden schont der Zorn seines Großherrn nicht.
Erst um sieben Uhr früh hatte das heiße Treffen bei Peterwardein begonnen, und schon um die Mittagsstunde durfte Prinz Eugenius niederknien und, hingerissen von der Größe des Sieges, Gott für diesen Tag danken. Den Kaiserlichen war nach schwerem, doch kurzem Kampfe das Türkenlager in die Hände gefallen, und eine unermeßliche Beute wartete ihrer dort. In regelloser Flucht hatte der Feind trotz seiner ungeheuren Übermacht das Weite suchen müssen. Die Frucht dieses entschiedenen Erfolges war die Eroberung des Banats mit Temesvar, das am 17. Oktober bereits demütig die Fahne strich und kapitulierte. Nebenbei mußte der Prinz von Savoyen noch zweiundvierzigtausend Mann, die zum Entsatze Temesvars herangerückt waren, mit blutigen Köpfen heimschicken. Aber alles ging nach Willen, und vor dem sieggewohnten Eugenius stoben die Türken wie Federn im Sturmwinde auseinander.
Am Tage von Peterwardein haben dreißigtausend Osmanen ihr Leben gelassen. Diese Lücke sollte das neue Entsatzheer des Sultans ausfüllen, aber Prinz Eugen sorgte schon dafür, daß die türkischen Bäume nicht in den Himmel wuchsen. Nach Wien sandte Eugenius hundertsechsundfünfzig erbeutete Fahnen, fünf Roßschweife und drei mächtige Kriegspauken. Sie werden heute noch im Arsenal aufbewahrt als eine Erinnerung an den rühmlichen Feldzug des Jahres 1716. Anspruchslos wie immer, hatte der Held von der Riesenbeute als Andenken an den herrlichen Sieg für sich nur das Zelt des Großwesirs behalten. Die wirklich kostbaren Dinge, die juwelenübersäten Waffen, die prächtigen Teppiche und edelsteingeschmückten Geräte, das schöne Sattelzeug und die herrlichen Araberhengste aber überließ er den Offizieren und Mannschaften. Die durften sich auch in den Kriegsschatz teilen, den das Türkenheer mit sich geführt hatte.
Als der Kaiser die Siegesbotschaft empfing, war er so hocherfreut, daß er dem Feldmarschall sein Bildnis mit einem eigenhändigen Brief übersandte. Ungewöhnlich herzlich waren die Worte Karls VI.; wie ein Freund dem Freunde schrieb der Kaiser, nicht wie der Herrscher an seinen Untergebenen. »Mein Porträt verehre ich Euer Liebden, denn ich weiß kein andres Mittel, um von Ihrer mir über alles teuren Person stets ungetrennt zu sein. Dieses möge, da es mir leider persönlich nicht vergönnt ist, immer bei Ihnen bleiben. Sooft es Euer Liebden ansehen, soll es Sie daran erinnern, daß wie mein Bildnis so auch mein Herz stets mit Euer Liebden ist. Wenn Sie mich lieben, werden Sie sich nicht mehr so in Gefahr setzen, sondern sich mir zuliebe mehr schonen, weil ich sonst mein Bild zurückrufen und meine Freundschaft aufsagen werde … Ich bitte Euer Liebden nochmals, bei Ihrer Anhänglichkeit an mich, die Sie selbst eine unerschütterliche nennen, schonen Sie sich mehr, namentlich in den Laufgräben, wo es nicht nötig ist, sich so sehr dem Verderben auszusetzen. Und wenn diese Bitte versagt, dann nehme ich mir die Freiheit, Euer Liebden zu befehlen, mehr auf sich acht zu haben, Sie wissen am besten, wie genau die Befehle im Felde befolgt werden müssen. Also hoffe ich, Euer Liebden werden auch diesem nachkommen, woran Sie mein Porträt und die Liebe, die Sie für mich haben, stündlich erinnern soll.«
Prinz Eugen antwortete dem Kaiser, daß er nur seine Pflicht getan habe und für den Ruhm Deutschlands gern sterben würde.
Dennoch beglückte den bescheidenen Mann solch ein Zeichen höchster Huld, und mit Eifer ging er daran, die Vorbereitungen zum Feldzuge des nächsten Jahres zu treffen. Kaum waren die Winterquartiere für das Heer eingerichtet und die Grenze durch Besatzungen gesichert, da eilte der Feldmarschall nach Wien, um die Rüstungen für das Frühjahr zu beschleunigen. Auf dem Wege zum Kaiserhof erwartete Eugenius in Raab eine seltene Auszeichnung. Zu Rom hatte Papst Clemens alle Glocken läuten lassen, da der Sieg Eugens über den Halbmond in der ewigen Stadt bekannt wurde. Jetzt standen in der Festung Raab die päpstlichen Abgesandten und überreichten dem Sieger von Peterwardein einen Ehrendegen und ein kostbares Barett. Den violetten Herzogshut, reich mit Perlen und Gold bestickt und hermelinbesetzt, und den Säbel mit silbernem Griff und einer Scheide von Purpursamt hat Eugenius sein Leben lang hochgehalten, denn er war fromm und strenggläubig, und die Geschenke des Papstes hatten für ihn einen besonderen Wert.
Arbeitsvolle Wochen verbrachte der Prinz in Wien. Verließ er am Abend nach mühevollem Tagewerk den Hofkriegsrat, dann umdrängte das Volk seine Karosse, und die Hochrufe auf ihn wollten kein Ende nehmen. Nun erlebte der Prinz die Freude, daß die kaiserlichen Erblande und das Deutsche Reich, die römische Kirche und die österreichische Judenschaft vereinigt die Kriegskasse reichlich füllten. Jeden Staatsbürger beseelte der Ehrgeiz, für die gute Sache auf dem Altare des Vaterlandes zu opfern. Das Wichtigste war erreicht, um Geld keine Not mehr. Auch die Streitkräfte des Feldmarschalls erhielten namhaften Zuzug aus dem Deutschen Reich, und selbst Kurbayern schickte wieder seine Truppen. Das Lager Eugens galt als die glänzendste Schule für jeden kriegslustigen Jüngling. So strömten dort die Freiwilligen aus der ganzen Welt zusammen, und eine große Anzahl deutscher und fremder Prinzen meldeten sich zum Waffendienst.
Prinz Eugen war jetzt, ein Vierundfünfzigjähriger, der gefeiertste Mann von ganz Europa. Die gekrönten Häupter geizten nicht mit Beweisen ihrer Huld, reich und vornehm, arm und gering erfreute den Helden oft mit rührenden Liebeszeichen. Selbst Marschall Villars sandte dem Sieger von Peterwardein ein schwungvolles Glückwunschschreiben. Wie wird unser Eugenius heimlich gelächelt haben, als er den erbitterten Gegner von einst, der schlauesten Widersacher einen, nun als festlichen Gratulanten sah. So ändern sich die Zeiten.
Im Mai wurde zum Aufbruch geblasen. Kurz vor der Abfahrt Eugens ward dem Kaiser ein Prinzeßlein geboren. Vom Schicksal ausersehen, einst die große Kaiserin Maria Theresia zu werden, wußte das zarte Wesen in der silbernen Prunkwiege noch nichts von dem blutigen Schattenspiel der Weltgeschichte, nichts von den Heimsuchungen des Krieges. Kaiser Karl überreichte seinem Feldherrn bei dessen Abreise ein wertvolles, mit prächtigen Diamanten besetztes Kreuz und sprach: »Unter diesem Befehlshaber werden Sie diesmal das Heer führen, mein Prinz.« Ergriffen nahm der edle Ritter Abschied von seinem kaiserlichen Herrn. Eugenius zog aus, die Festung Belgrad wieder zurückzugewinnen, die er als jugendlicher Kriegsmann einmal schon erobern half. Sich selbst und dem Reich einen langgehegten Wunsch zu erfüllen, griff er wieder zum Marschallsstabe.
Bereits am 15. Juni 1717 überschritt die Armee des Prinzen ohne Störung den mächtigen Donaustrom. Dies gelang nur durch die klugen Scheinmanöver, die Eugenius anderwärts hatte vornehmen lassen, so daß die Türken den Gegner überall eher als vor Belgrad vermuteten. So konnte der Prinz unbehindert die Festung von der Landseite her einschließen.
Es ließ sich ein Mann bei unserm Feldherrn melden, der behauptete, Dinge von höchster Wichtigkeit zu wissen. Der Mensch hieß Vékony, war ein gebürtiger Madjar, der es mit den Moslems gehalten und jetzt in der Hoffnung auf Verzeihung kaisertreu wurde. Der Überläufer enthüllte vor Eugen die Pläne der Türken und verriet, daß der neue Großwesir Hadschi Ali, auch Chalil genannt, bei Adrianopel ein ungeheures Heer sammle. Der ganze Balkan sei aufgeboten, aus Asien und Afrika seien die verschollensten Bergvölker und die wildesten Wüstensöhne herbeigerufen. Die Deutschen aus der Nähe Belgrads zu verscheuchen, war zunächst die Absicht des Großwesirs; er würde also bald herangerückt kommen, und da hieß es für Eugen und seine Truppen, fleißig die Zeit nutzen.
Eugenius mußte rechtzeitig daran denken, dem heraufziehenden Entsatzheer die Stirn zu bieten; auch befahl die Vorsicht, gegen Ausfälle der türkischen Besatzung immer gewappnet zu sein. Wie leicht hätten die Kaiserlichen zwischen zwei Mühlsteine geraten können; darum widmete der umsichtige Eugenius den Verschanzungen seines Lagers die größte Sorgfalt und sparte keine Mühe, sie recht stark zu gestalten.
Unterdessen beschossen seine Feldschlangen und Mörser emsig die feindlichen Werke, und die Bastionen und Wälle wiesen schon manche Lücke auf und manchen weitklaffenden Riß. So verging mehr als ein Monat, und das gewöhnliche Bild einer Belagerung hatte sich nicht sonderlich geändert. Immerhin wurde die Stellung des Prinzen gefährlich, als am 30. Juli zweimalhunderttausend türkische Streiter vor Belgrad eintrafen, genau dem Lager der Kaiserlichen gegenüber lärmend ihre Zelte aufschlugen und durch einen breiten Graben schützten. In Belgrad hatten bis dahin dreißigtausend Janitscharen, von dem kühnen Mustafa Pascha geführt, den Deutschen, die an hunderttausend Mann zählten, tapfer widerstanden. Nun war Prinz Eugen in einer bösen Klemme, und eine doppelte Übermacht ließ den Feind um so gefährlicher erscheinen. Nur zwei Brücken besaß Eugenius für den Rückzug des kaiserlichen Heeres. Hinter seinem rechten Flügel überspannte eine Brücke den Savefluß, und der zweite hölzerne Steg führte hinter seinem linken Flügel über die Donau. Jeder andre Feldherr hätte vor dieser mehr als bedenklichen Sachlage den Mut verloren, Eugen aber scherzte nur: »Was kann denn geschehen? Entweder werde ich mich Belgrads oder die Türken werden sich meiner bemächtigen.« Und über diese Wahrheit ließ sich nicht streiten.
Längst hatte der Großwesir, noch ehe er vor Belgrad eingetroffen war, mit dem Kommandanten der Festung einen gemeinschaftlichen Angriff auf das Heer Eugens verabredet. Der Prinz wußte aber davon durch den Verrat des Überläufers Vékony, und sogar der Tag war ihm bekannt, an dem die Türken die kaiserliche Armee von zwei Seiten wie eine Zange fassen wollten. Der Großwesir Chalil hatte den 16. August zur Durchführung seines Planes auserkoren; an diesem Tage sollten die Deutschen aus der Nähe der Festung verdrängt werden, um dem Halbmond den heißbegehrten Weg nach Ungarn wieder zu erschließen. Prinz Eugen traf mit gewohnter Ruhe und Kaltblütigkeit seine Gegenmaßregeln. In der unmittelbaren Nähe der Festung wollte er mit Chalil keine Schlacht schlagen, das war zu gefährlich; denn das kleine Heer Eugens hätte zwischen diesen beiden Mauern, dem Festungsgemäuer und den Menschenmauern, leicht zermalmt werden können. Darum zog der Feldmarschall den Türken, ohne ihren Angriff abzuwarten, so weit als es ging entgegen, um zwischen sich und der Festung einen möglichst breiten Raum zu lassen.
Der Tag, den der Großwesir zum Losschlagen gewählt hatte, wurde auch vom Prinzen Eugen festgehalten. Am 16. August kam es zur Schlacht, und in wenigen Stunden erfocht Eugenius den rühmlichsten Sieg seiner an Ruhmestaten reichen Heldenlaufbahn. Das Andenken des Tages lebt heute noch unvergessen im Gedächtnis des Volkes, unverwelkt ist der Lorbeer dieses 16. August 1717. Soll damals doch zum erstenmal des Abends nach geschlagener Schlacht die uns jetzt noch vertraute Weise vom Prinzen Eugenius, dem edlen Ritter, erklungen sein.
Prinz Eugenius, der edle Ritter,
wollt' dem Kaiser wiederum bringen
Stadt und Festung Belgarad;
er ließ schlagen eine Brucken,
daß man konnt' hinüberrucken,
mit d'r Armee wohl für die Stadt.
Als die Brucken nun war geschlagen,
daß man konnt' mit Stuck und Wagen
frei passier'n den Donaufluß:
bei Semlin schlug er das Lager,
alle Türken zu verjagen,
ihn'n zum Spott und zum Verdruß.
Am einundzwanzigsten August soeben
kommt ein Spion bei Sturm und Regen,
schwur's dem Prinzen und zeigt's ihm an,
daß die Türken futragieren,
so viel als man kunnt' verspüren,
an die dreimalhunderttausend Mann.
Als Prinz Eugenius dies vernommen,
ließ er gleich zusammenkommen
sein Gen'ral' und Feldmarschall';
er tat sie recht instruieren,
wie man sollt' die Truppen führen
und den Feind recht greifen an.
Bei der Parole tät er befehlen,
daß man sollt' die zwölfe zählen
bei der Uhr um Mitternacht!
Da sollt' alles zu Pferd aufsitzen,
mit dem Feinde zu scharmützen,
was zum Streit nur hätt' die Kraft.
Alles saß auch gleich zu Pferde,
jeder griff nach seinem Schwerte,
ganz still ruckt man aus der Schanz';
die Musketier wie auch die Reiter
täten alle tapfer streiten.
Es war fürwahr ein schöner Tanz!
Prinz Eugenius auf der Rechten
tät als wie ein Löwe fechten
als General und Feldmarschall.
Prinz Ludwig ritt auf und nieder:
»Halt't euch brav, ihr deutschen Brüder,
greift den Feind nur herzhaft an!«
Prinz Ludwig, der mußt' aufgeben
seinen Geist und junges Leben,
ward getroffen von dem Blei.
Prinz Eugenius ward sehr betrübet,
weil er ihn so herzlich liebet,
ließ ihn bringen nach Peterwardein.
Ihr Konstabler auf den Schanzen,
spielt mir auf zu diesem Tanzen
mit Karthaunen groß und klein!
Mit den großen, mit den kleinen
auf die Türken, auf die Heiden,
daß sie alle laufen davon!
Schlicht in seinem Wesen und anspruchslos, ist dieses Lied dennoch das herrlichste Denkmal für den Ritter Eugenius, erhabener als das prächtigste Standbild von Erz und Marmorstein. Im Herzen des Volkes steht es seit zwei Jahrhunderten schon und wird den Namen des Prinzen von Savoyen durch künftige Zeiten tragen. Wer aber nennt den Dichter des alten, ewig jungen Liedes? Nur das wissen wir, daß es vor Belgrad entstanden ist. Durch wandernde Bänkelsänger wurde es auf den Märkten verbreitet, durch verabschiedete Soldaten und Invaliden in ihre Heimatdörfer gebracht. Auf einem vergilbten Flugblatt, worauf das Eugeniuslied gedruckt ist, stehen die Worte vermerkt:
Wer hat denn dieses Lied gemacht?
Ein Grenadier auf seiner Wacht.
Einem Brandenburger Grenadier also, einem Krieger Preußens, der vor Belgrad brav mitgefochten, werden Text und Melodie zugeschrieben, und Ferdinand Freiligrath widmet dem unbekannten Poeten diese Ballade hier:
Zelte, Posten, Werda-Rufer!
Lust'ge Nacht am Donauufer!
Pferde stehn im Kreis umher
angebunden an den Pflöcken;
an den engen Sattelböcken
hängen Karabiner schwer.
Um das Feuer auf der Erde,
vor den Hufen seiner Pferde
liegt das östreich'sche Pikett.
Auf dem Mantel liegt ein jeder,
von den Tschakos weht die Feder,
Leutnant würfelt und Kornett.
Neben seinem müden Schecken
ruht auf einer wollnen Decken
der Trompeter ganz allein:
»Laßt die Knöchel, laßt die Karten!
Kaiserliche Heldstandarten
wird ein Reiterlied erfreun!
Vor acht Tagen die Affäre
hab' ich, zunutz dem ganzen Heere,
in gehör'gen Reim gebracht;
selber auch gesetzt die Noten;
drum, ihr Weißen und ihr Roten!
Merket auf und gebet acht!«
Und er singt die neue Weise
einmal, zweimal, dreimal leise
denen Reitersleuten vor;
und wie er zum letztenmale
endet, bricht mit einemmale
los der volle, kräft'ge Chor:
»Prinz Eugen, der edle Ritter!«
Hei, das klang wie Ungewitter
weit ins Türkenlager hin.
Der Trompeter tät den Schnurrbart streichen
und sich auf die Seite schleichen
zu der Marketenderin.
So schildert der Dichter die Entstehung der berühmten Reiterweise. Der Geschichtschreiber aber findet manche Ungenauigkeit in dem feurigen Volkslied, denn mit der historischen Wahrheit wird es in solch alten Liedern nie streng genommen. Nicht am 21., sondern am 16. August ereignete sich das große Treffen vor Belgrad, von dem Prinz Eugen seinem Freunde Marlborough nach England schrieb: »Der Tag gehört zu den gefährlichsten, die ich in meinem Leben sah.« – Auch kann kein Forscher mehr ermitteln, wer in dem Lied mit dem Prinzen Ludwig gemeint ist, denn nur zwei Söhne fürstlicher Häuser fanden vor Belgrad den Tod: Feldmarschall-Leutnant Fürst Lobkowitz und Oberstleutnant Prinz von Taxis. Vielleicht dachte der Grenadier, als er sein Lied ersann, an den alten Waffenbruder Eugens, an Ludwig von Baden; doch der lag damals längst schon in seinem steinernen Sarge.
Prinz Eugen hatte nicht zu viel gesagt, wenn er den 16. August 1717 den gefährlichsten Tag seines Lebens nannte. Die Lage schien wahrhaft verzweifelt. Das Heer Eugens war von Krankheiten und Seuchen heimgesucht, so daß der Feldmarschall kaum sechzigtausend gesunde Streiter besaß. Davon hatten etwa zwanzigtausend Mann durch den Dienst vor der Festung gebundene Hände, sie mußten die Tore Belgrads hüten, um Mustafa Pascha am Ausfall zu verhindern. Der Prinz selbst fühlte sich nicht recht wohl und war von Fieberfrösten geplagt. Mit vierzigtausend Soldaten über dieses Meer von Feinden zu triumphieren, war ein seltenes Heldenstück.
Das Türkenheer hatte in einem gewaltigen Halbkreis das Häuflein der Getreuen Eugens eingeschlossen, und im Rücken drohten ihm die Kanonen Belgrads. Da hieß es siegen oder sterben. Der Großwesir Hadschi Ali wollte im letzten Augenblick den Deutschen eine kurze Galgenfrist gewähren, verlockt von der Nachricht, daß dreißigtausend berittene Tataren am Wege wären, seine Riesenarmee noch zu verstärken. Aber die Kundschafter Eugens hatten feine Ohren und scharfe Augen und der Prinz einen unbesiegbaren Löwenmut. Er kannte genau die Pläne des Halbmondes, und darum fiel er ohne Zögern schnell über die Türken her, um ihnen zuvorzukommen.
Schon um die Mitternachtsstunde brachte der Prinz seine Regimenter in Schlachtordnung. Die Osmanen ahnten nichts davon, daß die Kaiserlichen lautlos heranrückten. Der dichte Nebel, der von der Donau und Save in dicken Schwaden aufgestiegen war, hüllte das Heer Eugens wie in einen schützenden Mantel. Es wäre den Deutschen gelungen, unbemerkt bis an die feindlichen Verschanzungen vorzudringen, allein die Nebelschleier, erst so nutzbringend, wurden jetzt zum Verräter. In der Unsicherheit des trüben Lichtes stieß eine kaiserliche Abteilung auf eine Rotte Türken, die sorglos damit beschäftigt war, eine frische Schanze aufzuwerfen. Die jäh aus ihrer Ruhe gescheuchten Moslems schlugen Lärm, und bald geriet das ganze Türkenheer auf die Beine. Alles griff im Lager zu den Waffen, der Kriegsruf gellte über die Ebene hin, im Nu begann die Schlacht.
Die Türken zu überrumpeln, war mißlungen; allein der dreifach überlegene Feind schien doch verwirrt, als er die Deutschen gleich einem Orkan daherbrausen sah. Ein schreckliches Würgen begann; noch immer fiel der Nebel, man sah kaum zehn Schritt weit. Eugenius hatte seine Streitkräfte so geordnet, daß in der Mitte das von Starhemberg kommandierte Fußvolk kämpfte und zu beiden Seiten die Reiterei vorging. Die Husaren und Dragoner des rechten Flügels waren zu ungestüm, die Infanterie rückte ihnen nach und verlor mit ihrer linken Flanke jede Fühlung. Die Reiter wurden vom Zentrum getrennt, und eine weite Lücke in der Schlachtlinie entstand.
Prinz Eugen merkte nichts von dieser großen Gefahr, denn der Nebel lag noch immer über der Walstatt. So vermochten die Türken ungehindert in die Front der Österreicher einzudringen. Wie ein Keil schob sich der Feind zwischen das kaiserliche Heer. Es wäre den Osmanen sicher geglückt, die kleine Armee Eugens zu zersprengen – da, um die neunte Morgenstunde, zerriß ein Windstoß die Nebelschwaden, und die Sonne beleuchtete grell die gefährliche Lage der Kaiserlichen.
Der Prinz von Savoyen erkennt die Not der Seinen, er weiß, jede Minute ist kostbar und kann den Tag entscheiden. Die bereitgehaltenen Reserven bekommen den Befehl, vorzurücken. Einem Fähnrich nimmt der Feldmarschall die Fahne aus der Hand und stellt sich an die Spitze der Bataillone. So stürmt der Held, sein Leben nicht achtend, der gefährdeten Stelle zu. Ein Streifschuß trifft ihn, doch weiter geht die tolle Jagd, mitten in das wüsteste Schlachtgetümmel. Die Wankenden fassen wieder frischen Mut, ihre letzten Kräfte raffen sie zusammen, und es gelingt nach heißem Kampf, dem Feinde die erstrittenen Vorteile wieder abzuringen.
Jetzt kommen die Panzerreiter zur Geltung; sie rasseln daher in ihren silbernen Brustharnischen, ein Bild ritterlicher Schönheit. Die Scharlachdecken auf den weißen Pferden flimmern in der Morgensonne. Die Kürassiere schwingen den schweren Pallasch und reiten nieder, wer sich ihnen in den Weg stellt. Das ist die Entscheidung. Vergebens stemmt sich der Türke gegen diesen überwuchtigen Stoß; so tapfer und herzhaft auch seine Abwehr ist, er muß zurück, er wendet sich zur Flucht. Viktoriarufe steigen wie Raketen aus den Reihen der Deutschen. Der Siegesjubel wächst, denn immer mehr Feinde schleudern die Waffen fort und geben sich gefangen.
Erst suchten bloß ein paar über den Haufen gerittene Janitscharenabteilungen in der Flucht ihr Heil; nun erfaßt das ganze Türkenheer gleich einer ansteckenden Krankheit die rasendste Angst. Unwiderstehlich ist der Trieb, davonzulaufen, und unter gewaltigen Verlusten überläßt der Feind dem Prinzen das Schlachtfeld. Nur noch von den Höhen herab speien türkische Batterien den Tod in die Verfolger der Ihren. Die Osmanen haben oben ihr Lager aufgeschlagen, doch Prinz Eugen erstürmt die Anhöhe, denn den Deutschen ist unter seiner Führung nichts unmöglich an diesem glorreichen Tage. Sie spotten der Höllenflammen, die aus den Geschützen auf sie niedergehen, und schon um neun Uhr früh ist der Sieg entschieden. Zwanzigtausend Türken liegen erschlagen, nicht zu zählen sind die Gefangenen, während Prinz Eugen an Toten und Verwundeten kaum fünftausend eingebüßt hat.
Schon sechs Tage nachher sandte der Pascha von Belgrad dem Feldmarschall den Schlüssel zu der Festung. Mustafa sah ein, daß eine längere Verteidigung zwecklos wäre nach diesem furchtbaren Zusammenbruch der türkischen Macht. Die Wasserseite Belgrads war längst zu einer Ruine geschossen, das Entsatzheer verjagt, da nutzten auch die gewaltigen Vorräte an Munition und Nahrungsmitteln nichts. So fiel die alte Serbenfestung Belgrad wieder in die Hände des Kaisers, und die Deutschen holten von den Türmen den Halbmond herunter. Sechshundert Kanonen und die gesamte Donauflottille wurden erbeutet, ganz Serbien der Botmäßigkeit der kaiserlichen Waffen unterworfen.
Die unter dem Druck der Türkei schmachtenden slawischen Völker ergriff jetzt ein nie geahntes Freiheitssehnen. In der Gestalt des Prinzen Eugen war den Balkanslawen der lang ersehnte Retter erschienen, und sie begleiteten mit heißen Segenswünschen den Siegeszug des edlen Ritters. Standen doch Eugenius jetzt die Donaufürstentümer offen, und er hatte das Recht, von der Pforte die Abtretung Bosniens, Serbiens und Rumäniens zu verlangen.
Seinem Feinde die verdiente Ehre zu erweisen, gilt als ein vornehmer Zug des Herzens; diese Tugend muß man dem Sultan nachrühmen. Der Groll über die erlittene Niederlage hatte ihn nicht blindgemacht für die heroische Größe des Prinzen von Savoyen. Noch bevor es in dem Städtchen Passarowitz zur Beratung des Friedens kam, übersandte der besiegte Großherr unserm Prinzen als Zeichen seiner Hochachtung einige Geschenke: zwei arabische Pferde von edelster Rasse, einen Damaszener Degen und einen prächtigen Turban. In der bilderreichen Sprache des Orients erläuterte der türkische Gesandte die Ehrengaben: »Dieser Säbel ist das Symbol deiner Tapferkeit, der Turban das Zeichen deines hellen Geistes, deiner Weisheit und deiner klugen Ratschläge, die du, o Herr, deinem Kaiser zu Füßen legst.«
Im Frieden von Passarowitz, der während des Sommers 1718 zustande kam, sicherten sich die beiden Parteien einen fünfundzwanzigjährigen Waffenstillstand zu. Österreich behielt Belgrad und das nördliche Serbien, einen Teil der Walachei und ausgedehnte Bezirke in Bosnien; auch wurden Slawonien und das Banat mit der Hauptstadt Temesvar dem Kaiser zugesprochen. So verdankt Karl VI. dem Feldherrngenie unsers Prinzen eine ungeahnte Bereicherung seines Länderbesitzes, und der nie bezwungene Eugen darf wiederum lorbeergekrönt in Wien Einzug halten. Damals schrieb ein Dichter die Worte:
Erlaucht und großer Held,
du Cäsar unsrer Welt,
du kamst, du sahst, du siegst, die Feinde sind geschlagen.
Was wird die späte Zeit von deinen Taten sagen?
An dem heißen Tage vor Belgrad vollbrachte der edle Ritter seine bedeutendste Waffentat. Es sollte aber auch sein letzter großer Sieg bleiben. Jetzt kommen lange Friedenszeiten, und da der Held nach zwei Jahrzehnten wieder zu den Waffen greift, steht er an der Schwelle des Grabes, ein Greis, vom Alter gebeugt und mit ergrautem Haupt. Bis an sein Lebensende hat Prinz Eugen für das Wohl Deutschlands und für die Macht des Hauses Habsburg gewirkt. Seitdem er das Schwert nicht mehr zu ziehen brauchte, diente er Kaiser und Reich als opferwilliger Staatsmann, und nur in den seltenen Mußestunden dachte er an sich. Aber sogar da nahm er es mit dem Leben ernst und pflegte eifrig die Künste und Wissenschaften. So war selbst der Frieden eine Zeit rastloser Arbeit für Eugenius; er weihte dem öffentlichen Wohl auch fürderhin sein Leben und blieb ein Liebling des Volkes, das die unvergleichlichen Kriegstaten des edlen Ritters nie vergaß. Immer noch und überall erklang das Lied:
Es lebt der Teutschen Held,
der Prinz Eugenius,
dem oft der Feind das Feld
zu Ehren räumen muß.