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Prinz Eugen von Savoyen.
Nach einem Gemälde von J van Schuppen.

Vorspruch

Die Redlichkeit ist eine deutsche Tugend,
wer sie mißachtet, bleibt ein feiler Wicht,
doch wer die Treue übt seit seiner Jugend,
dem folgt sie durch das Leben wie ein Licht. –
Ihr Neideraugen, nach dem Nachbar lugend,
ihr welschen Neider kennt die Treue nicht:
Nur einer, fremd im fremden Land geboren,
hat ihr sein großes Herze zugeschworen.

Eugenius, dein Name wird bestehn,
solang man Helden ehrt in deutschen Gauen,
solang die Flammenzeichen von den Höhn
wie Augen Gottes in die Täler schauen,
die Fahnen unsers freien Volkes wehn
mit schlichter Würde über Berg und Auen.
Du hast mit deinem makellosen Leben
ein wundervolles Beispiel uns gegeben.

Als Kind schon vorbestimmt für einen Stand,
den dir der Sonnenkönig aufgezwungen,
war deine Feuerseele früh entbrannt
zum Kriegsgott Mars und seinen Eingebungen.
Den Harnisch, nicht das geistliche Gewand,
ersehntest du und hast ihn auch errungen. –
Nicht in der Heimat konntest du's erreichen,
du mußtest wandern zu den deutschen Eichen.

So wurde unser Vaterland das deine.
Für Reich und Kaiser stets bereit zu bluten,
hast du gehütet im geweihten Haine
den heiligen Feuerherd und seine Gluten.
Du räumtest treu vom Wege alle Steine
und dämmtest ein das Meer der Feindesfluten.
Aus Not und Schmach hast du uns oft gerettet
und unser Haupt an deine Brust gebettet.

Als sich im Westen der Franzos erfrechte,
gleich Räuberbrut in deutsche Gaue fiel
und wie zum Hohne aller Menschenrechte
mit unserm Teuersten trieb schnödes Spiel
(das Lilienbanner trugen Henkersknechte
und brüsteten sich noch mit ihrem Ziel) –
da lehrtest du die Schurken beßre Sitten,
in Demut mußten sie um Gnade bitten.

Du warst auch Retter in der Türkennot,
und was die Moslems uns genommen hatten,
was sie uns abgepreßt in Nacht und Tod,
sie mußten knirschend es zurückerstatten.
Vor deines Adlerauges Machtgebot
verkrochen feige sich die Asiaten:
Du hast den Halbmond in den Staub getreten
und in den Staub die Fahne des Propheten.

Zweihundertfünfzig Jahre sind es her,
da wurdest du zu unserm Heil geboren.
Die Zeiten waren kummervoll und schwer,
du aber hast die Stürme kühn beschworen;
du gründetest ein unbesiegtes Heer,
nun gaben sich die Feinde erst verloren.
Selbst eine Krone hast du ausgeschlagen,
um deines Kaisers Marschallsstab zu tragen.

Das Waffenhandwerk hat dich nicht versteinert
und eitel nicht gemacht der hohe Ruhm;
durch Kunst und Wissenschaften ward verfeinert
dein kriegerisch gestimmtes Heldentum.
Vergebens hat die Scheelsucht dich verkleinert,
denn unbefleckt erstrahlt dein Menschentum.
Ein edler Ritter bist du stets geblieben,
und wer dein Leben kennt, der muß dich lieben.

Den frischgepflückten Lorbeer wollen wir,
Eugenius, zu deiner Feier flechten.
Du hast erworben diese schönste Zier
in zweiunddreißig Schlachten und Gefechten.
Und selbst im Frieden wichen nicht von dir
die unverwelkten Kränze der Gerechten.
Das deutsche Volk wird sie dir ewig reichen:
auch dieses »Lebensbuch« ist solch ein Zeichen.

Prag, am 18. Oktober 1913,
dem 250. Geburtstag des Prinzen Eugenius.

Oskar Wiener.

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