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Neuntes Kapitel

Nahar erwachte des Nachts: die Mutter drohte mit böse dröhnendem Laut: der Vater umschlich sie, er brach durch das spritzende Weidengeäst, grollend wich er zurück, vertrieben von der schwer schlagenden Pranke der Mutter. Feucht benetzt zitterten die Jungen, nahe schmiegten sie sich aneinander. Wie die Mutter sich herumwarf, um von der anderen Seite den Mann abzuwehren, schlugen ihre Brüste die Kinder zu Boden. Sie schlugen nieder wie warme Steine über ihren Leibern. Die Kinder rollten dahin, auf den Berg der toten Gebeine retteten sie sich.

Stürmisch mit einem Satz zerriß der Vater das Gebüsch, mit grimmig jubelndem Laut warf er sich von rückwärts über die Mutter, in süß zitternden Ruf verklang sein Zorn, als das Weib sich unter ihn schmiegte, regungslos, wie ein Kind zwischen den Säulen seiner Pranken gegliedert.

Über ihr gesenktes Haupt hing tief herab sein ungeheures Antlitz. Mit kosender Zunge streichelte er die Mutter; ganz wie ein Mantel über sie gebreitet, stieß er dumpfe Schreie aus, preßte sich in sie hinein. Vereinigt waren beide Eltern zu einem bebenden Koloß. Es schwoll das Röhren ihrer stampfenden Wollust auf zum Erbeben der Erde.

Die Mutter, zur Seite gewichen, die geifernde Zunge gebleckt, ihr Inneres um die Umarmung des Mannes geschlungen, leblos schwebte sie hin, in leiser verdröhnendem Orgelton, in auszitternder Lust. Der Vater neben ihr, ein stürzender Strom. Sein kreisendes Haupt umfaßte die dämmrige Höhle, den Körper des Kindes erreichte die Spitze seines züngelnden Maules, vom Geschmack der Liebkosung erschauerte Nahar im Innern des Innern. Wie sie da lagen, der Vater gerollt um die Mutter, ein Bogen von einem Bogen umspannt, das zitternde Muttergebirge vom schweren Himmelsgewölbe überdonnert, so schliefen sie, an den Grenzen ihrer Leiber die Jungen, die tiefatmende Brut im nächtlichen Regendunkel vereinigt.

Aus dumpf durchschauerter Nacht brach feuerfarben der Morgen.

In gleichem Schritt, in ruhigem Wiegen wandelten die Eltern den Gang zum Fluß, der um das Lager kreiste, zur Tränke des Wildes.

Die Jungen blieben zurück, sie verließen die krachende Schädelstätte, den Haufen gedörrten Gebeines, in die Grube der Eltern legten sie sich, von neuem umgaukelte sie der Schlaf. Es rauschte der Heimatbaum, das dichtverschlungene Geäst.

 


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