Lewis Wallace
Ben Hur
Lewis Wallace

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Zweiundzwanzigstes Kapitel.

Am Tage vor den Spielen nachmittags wurde alles, was von Ilderims Eigentum dem Rennen dienen sollte, nach der Stadt geschafft und in der Nähe des Zirkus in einem sicheren Raume untergebracht. Gleichzeitig führte der gute Mann einen großen Teil der übrigen Habe mit sich. Eine ganze Karawane von Dienern, berittenen und bewaffneten Begleitern, Pferden, die an der Leine geführt wurden, Herdenvieh und mit Gepäck beladenen Kamelen bildete sein Gefolge, so daß sein Auszug aus dem Hain der Wanderung eines ganzen Stammes nicht unähnlich war. Die Leute auf der Straße unterließen es nicht, über den bunten Zug zu lachen. Doch konnte man bemerken, daß der Scheik bei all seiner sonstigen Reizbarkeit durch diese Ungezogenheit sich nicht im mindesten verletzt zeigte. Stand er unter Überwachung, was er anzunehmen Grund hatte, so würde der Spion gewiß den halbbarbarischen Aufzug schildern, mit dem er zum Rennen kam. Die Römer würden lachen, die Stadt würde eine Unterhaltung haben. Aber was kümmerte es ihn? Nächsten Morgen schon würde der Zug fern auf dem Wege zur Wüste sein und mit ihm alles bewegliche Gut von einigem Werte, das zum Hain gehörte, mit Ausnahme dessen, was für den Erfolg seines Viergespanns unentbehrlich war. Ilderim war in der Tat nach der Heimat aufgebrochen. Alle seine Zelte waren zusammengelegt, das ganze Zeltdorf verschwunden. In zwölf Stunden würde sein Eigentum aus dem Bereiche jedes Verfolgers sein. Der Mensch ist nie sicherer, als wenn er Gegenstand des Spottes ist, und der schlaue Araber wußte das.

Weder er noch Ben Hur überschätzten den Einfluß Messalas, sie waren aber der Meinung, daß er nach der Begegnung im Zirkus gegen sie vorgehn werde. Wurde er hier besiegt und besonders durch Ben Hur besiegt, so durften sie sofort des Schlimmsten von seiner Seite gewärtig sein. Vielleicht wartete er nicht einmal auf Nachricht von Gratus. Nach dieser Erwägung richteten sie ihre Pläne und waren bereit, sich gegen jede Gefahr sicherzustellen. So ritten sie jetzt guten Mutes nebeneinander und vertrauten ruhig auf den Erfolg am kommenden Tage.

Unterwegs trafen sie auf Malluch, der sie erwartet hatte. Der treue Mann gab durch kein Zeichen zu erkennen, daß er um das so kürzlich in aller Form anerkannte Verhältnis Ben Hurs zu Simonides oder um ihren Vertrag mit Ilderim wußte. Er grüßte wie gewöhnlich und zog ein Papier hervor, während er zum Scheik sprach: »Ich habe hier die soeben ausgegebene Bekanntmachung des Leiters der Spiele, worin du deine Pferde für das Rennen verzeichnet finden wirst. Auch die Ordnung der Spiele wirst du darin angegeben finden. Ohne den Ausgang abzuwarten, wünsche ich dir, guter Scheik, Glück zum Siege!« Er reichte ihm das Papier und wandte sich, daß der würdige Mann den Inhalt mit Muße entziffere, an Ben Hur.

»Auch dir, Sohn des Arrius, wünsche ich Glück. Deine Farbe ist Weiß, Messalas Scharlach und Gold. Die Wirkungen dieser Wahl sind bereits erkennbar. Knaben rufen in den Straßen weiße Bänder zum Verkaufe aus, morgen wird jeder Araber und Jude in der Stadt eins tragen. Im Zirkus wirst du sehen, daß Weiß ziemlich gleichmäßig mit Rot die Galerien teilen wird.«

»Die Galerien, aber nicht die Tribüne über der Porta Pompä.«

»Nein, dort wird Scharlach und Gold vorherrschen. Aber wenn wir gewinnen« – Malluch konnte bei dem Gedanken ein vergnügtes Lachen kaum unterdrücken – »wenn wir gewinnen, wie werden die hohen Herren zittern! Sie werden natürlich ihrer Verachtung alles Nichtrömischen entsprechende Wetten eingehn und zwei, drei, fünf gegen eins auf Messala setzen, weil er ein Römer ist.« Seine Stimme noch mehr dämpfend, fügte er hinzu: »Es steht einem Juden, der im Tempel einen guten Platz einnimmt, schlecht an, sein Geld in dieser Weise aufs Spiel zu setzen, doch, im Vertrauen gesagt, ich werde einen Freund unmittelbar hinter dem Sitz des Konsuls haben, der Wetten von drei oder fünf oder zehn gegen eins annehmen wird – bis zu dieser Höhe mag ihre Tollheit steigen. Ich habe ihm zu diesem Zwecke eine unbegrenzte Anweisung ausgestellt.«

»Ja, Malluch,« sprach Ben Hur, »veranlasse ihn, Wetten mit Messala und seinen Anhängern zu suchen. Je höhere Wetten Messala eingeht, um so besser. Vielleicht kann ich sein Vermögen mit seinem Stolze vernichten. Darum bleibe nicht beim Angebot von Sesterzien stehn. Biete Talente, wenn sich jemand findet, der so hoch zu gehn wagt. Fünf, zehn, zwanzig Talente; ja fünfzig, wenn die Wette mit Messala selbst gilt!«

»Das ist eine ungeheure Summe,« sprach Malluch. »Ich müßte Bürgschaft stellen.«

»Das sollst du. Geh zu Simonides und sage ihm, daß ich die Sache geordnet wünsche. Sage ihm, daß es mein Wunsch und Wille sei, meinen Feind zugrunde zu richten, und daß die Gelegenheit günstig genug sei, um es auf ein solches Wagnis ankommen lassen zu können. Der Gott unserer Väter möge mit uns sein! Geh, guter Malluch, laß die Gelegenheit nicht entschlüpfen.«

Freudig erregt nahm Malluch von ihm Abschied und wandte sich zum Fortreiten, kehrte aber sogleich wieder um.

»Vergebung!« sprach er zu Ben Hur. »Ich habe noch etwas mitzuteilen. Ich konnte Messalas Wagen nicht selbst in der Nähe besichtigen, ließ ihn aber durch einen anderen messen, und wie dieser mir mitteilt, steht seine Radnabe eine ganze Handbreit höher über dem Boden als die deinige.«

»Eine Handbreit! So viel!« rief Ben Hur voll Freude.

In diesem Augenblick brach Ilderim in laute Rufe des Erstaunens aus.

»Ha, bei der Herrlichkeit Gottes! was ist das?«

Er trat zu Ben Hur und zeigte mit dem Finger auf eine Stelle der Bekanntmachung.

Ben Hur nahm das Papier, das vom Präfekten der Provinz als dem Veranstalter der Spiele unterschrieben war und nach Art unserer modernen Programme eine genaue Aufzählung der Volksbelustigungen enthielt, die bei dieser Gelegenheit in Aussicht genommen waren. Es kündigte an, daß an erster Stelle ein Aufzug von außergewöhnlicher Pracht stattfinden werde; daran sollten sich die herkömmlichen Feierlichkeiten zu Ehren des Gottes Consus schließen, worauf die Spiele beginnen würden: Wettlaufen, Springen, Ring- und Faustkämpfe, alles in der angegebenen Ordnung. Aber Ben Hur hatte nur Interesse für die Stelle, welche die Rennen ankündigte. Er las sie langsam. Den Liebhabern dieser alten Spiele wurde darin die Versicherung gegeben, daß ihnen ein in Antiochien noch nie gesehener oresteischer Wettkampf unzweifelhaften Genuß verschaffen werde. Die Stadt veranstalte das Schauspiel zu Ehren des Konsuls. Der Preis bestehe in hunderttausend Sesterzien und einem Lorbeerkranze. Dann folgte eine Beschreibung der einzelnen Viergespanne, die zugelassen waren.

  1. Viergespann des Korinthiers Lysippus: Zwei Grauschimmel, ein Brauner, ein Rappe. Als Mitrenner eingeschrieben voriges Jahr in Alexandrien und ebenso in Korinth, wo sie Sieger waren. Lenker: Lysippus. Farbe: Gelb.
  2. Viergespann des Römers Messala: Zwei Schimmel, zwei Rappen. Sieger bei den vorjährigen Wettspielen im Zirkus Maximus. Lenker: Messala. Farben: Scharlach und Gold.
  3. Viergespann des Atheners Kleanthes: Drei Grauschimmel, ein Brauner. Sieger bei den Isthmischen Spielen im vorigen Jahre. Lenker: Kleanthes. Farbe: Grün.
  4. Viergespann des Byzantiners Dikaios: Zwei Rappen, ein Grauschimmel, ein Brauner. Im letzten Jahre Sieger in Byzanz. Lenker: Dikaios. Farbe: Schwarz.
  5. Viergespann des Sidoniers Admetus: Vier Grauschimmel. Dreimal in Cäsarea eingeschrieben und dreimal Sieger. Lenker: Admetus. Farbe: Blau.
  6. Viergespann Ilderims, Scheiks der Wüste. Alle vier braun. Erstes Rennen. Lenker: Ben Hur, ein Jude. Farbe: Weiß.

Lenker: Ben Hur, ein Jude! Weshalb dieser Name statt Arrius? – Ben Hur blickte Ilderim an. Beide kamen zu demselben Schlusse: Das war die Hand Messalas!

Kaum hatte sich der Abend über Antiochien herabgesenkt, als sich ein wahrer Menschenstrom den Säulengängen des Herodes entlang ergoß. Sie waren aus allen möglichen Völkerstämmen, wie es ja ein Kennzeichen des römischen Weltreiches war, Stämme aller Sprachen miteinander zu vermischen. Eins aber fiel an diesem Abend an der erregten Volksmenge auf: beinahe jeder trug die Farbe des einen oder anderen der Wagenlenker, die als Teilnehmer an den Rennen des folgenden Tages angekündigt waren. Der eine hatte eine Schärpe, der andere ein kleines Abzeichen, oft sah man ein Band oder eine Feder. In welcher Form man auch die Farbe trug, immer bezeichnete sie die Parteizugehörigkeit des Trägers; so offenbarte Grün einen Freund des Atheners Kleanthes und Schwarz einen Anhänger des Byzantiners, doch sah man, daß vor allem drei Farben vorherrschten: Grün, Weiß und Scharlachgold.

Zu derselben Zeit war auch der prächtige Saal im Palast von der Erregung des bevorstehenden Rennens erfüllt. Nur sah man hier den einzigen Unterschied gegen die Straße, daß alle diese jungen Römer Anhänger Messalas waren. Außer seinen Farben waren keine zu sehen, wie ja auch keiner von ihnen an die Möglichkeit dachte, er könnte unterliegen.

In einer Ecke des Saales konnte man Messala selbst bequem auf den Diwan hingestreckt ruhen sehen. Um ihn herum saßen oder standen seine schmeichelnden Bewunderer und bestürmten ihn mit Fragen. Selbstverständlich gab es hier nur einen Gegenstand des Gespräches.

Eben traten Drusus und Cäcilius ein.

»Oh!« rief der junge Fürst, sich zu Messalas Füßen auf den Diwan werfend, »beim Bacchus, bin ich müde!«

»Wo warst du denn?« fragte Messala.

»Auf der Straße, oben beim Omphalos und weiter – wie kann ich sagen, wo noch? Überall Ströme von Menschen; noch nie waren so viele in der Stadt. Man sagt, morgen werden wir die ganze Welt im Zirkus sehen.«

Messala lachte verächtlich.

»Die Dummköpfe! Ha, sie haben eben noch nie vom Kaiser selbst veranstaltete Zirkusspiele gesehen. Aber, mein Drusus, was hast du gesehen?« »Ich sah einen Aufzug der Weißen. Sie trugen eine Fahne, aber es war der Abschaum und Bettelvolk vom Jakobstempel in Jerusalem.«

In diesem Augenblick trat ein junger Römer herein und meldete, ein Anhänger der Partei der Weißen sei draußen und biete Wetten an. Ein allgemeines Gelächter ertönte.

»Herein! Er soll hereinkommen! Wir wollen mit ihm wetten.«

Und sie drängten sich alle um den Ankömmling, indem sie ihm ihre Täfelchen entgegenhielten. Der in so ungestümer Art Empfangene war der ehrwürdige Jude, den Ben Hur auf der Fahrt von Cypern nach Antiochien kennengelernt hatte. Er trat ernst, gemessen, aufmerksam die Umgebung musternd, ein. Sein Kleid war fleckenlos weiß, das Tuch seines Turbans von derselben Farbe. Mit einer Verbeugung und einem Lächeln den Empfang erwidernd, schritt er langsam auf den in der Mitte des Saales stehenden Tisch zu.

»Römer, hochedle Römer, seid mir gegrüßt!« sprach er.

»Ruhig, beim Jupiter! Wer ist es?« fragte Drusus.

»Ein Hund von Israelite, Sanballat mit Namen, Heereslieferant, wohnhaft in Rom, unermeßlich reich, es geworden durch Übernahme von Lieferungen, die er niemals liefert. Gleichwohl spinnt er Ränke, und zwar feiner, als die Spinne ihr Gewebe spinnt. Komm! Bei der Venus, wir wollen ihn diesmal fangen!«

Messala erhob sich, indes er diese Worte sprach, und schloß sich mit Drusus den anderen an, die sich um den Lieferanten drängten.

»Ich hörte zufällig auf der Straße,« sagte dieser, seine Täfelchen hervorziehend und sie mit der Miene des Geschäftsmannes auf dem Tisch auseinanderlegend, »daß man im Palaste nicht wenig verdrießlich sei, weil Wettangebote auf Messala keine Annahme, fänden. Die Götter wollen, wie ihr wißt, ihre Opfer, und hier bin ich. Ihr seht meine Farbe, laßt uns also zur Sache kommen. Zuerst das Verhältnis der Einsätze, dann die Höhe! Was wollt ihr mir bieten?« Seine Kühnheit schien die Zuhörer zu verblüffen.

»Macht schnell!« sprach er. »Ich habe beim Konsul zu tun.« Dieser Sporn wirkte.

»Drei gegen eins!« riefen ein halbes Dutzend Stimmen zugleich.

»Wie?« rief der Lieferant verwundert aus. »Nur drei gegen eins und euer Mann ist ein Römer!«

»Nun gut, vier!« sprach ein Jüngling, durch den Spott gereizt.

»Fünf, bietet fünf!« rief augenblicklich der Lieferant.

Eine tiefe Stille senkte sich auf die Versammlung.

»Der Konsul, euer Herr und mein Herr, wartet auf mich.«

Das Schweigen begann der Mehrzahl von ihnen unangenehm zu werden.

»Bietet fünf, Rom zu Ehren fünf!«

»Es sei also: fünf!« antwortete eine Stimme.

Es folgten Beifallsrufe, eine Bewegung entstand und Messala trat vor.

»Es sei: fünf!« sagte er.

Und Sanballat lächelte und machte sich zum Schreiben bereit.

»Wenn der Kaiser morgen stirbt, wird Rom nicht ganz verwaist sein. Wenigstens einen Mutigen gibt es noch, der seine Stelle einnehmen kann. Biete sechs!«

Es erhob sich ein noch lauteres Beifallsgeschrei als vorher.

»Also sechs!« wiederholte Messala. »Sechs gegen eins – der Unterschied zwischen einem Römer und einem Juden! Nun den Betrag, und zwar rasch! Es könnte der Konsul nach dir senden und ich wäre dann einsam und verlassen!«

Sanballat nahm das Hohngelächter gleichmütig auf und schrieb, dann reichte er das Täfelchen Messala.

»Lies, lies!« bestürmten ihn alle.

Und Messala las:

»Notiz. – Wagenrennen. Messala aus Rom wettet mit Sanballat, ebenfalls aus Rom, daß er Ben Hur, den Juden, besiegen werde. Betrag der Wette: Zwanzig Talente. Einsatzverhältnis gegen Sanballat: Sechs gegen Eins.

Zeugen:...... Sanballat.«

Kein Laut, keine Bewegung störte die tiefe Stille, die jetzt folgte. Ein jeder schien in der Stellung wie versteinert zu sein, in der ihn das Lesen getroffen hatte. Messala starrte auf das Täfelchen, während die auf ihn gerichteten Augen der Anwesenden sich weit öffneten und ihn anstarrten. Er fühlte den Blick und überlegte rasch. Erst kürzlich hatte er an derselben Stelle gestanden und dieselbe Anmaßung und Prahlerei gegen seine Landsleute Zur Schau getragen. Sie würden sich dessen ohne Zweifel erinnern. Weigerte er sich zu unterzeichnen, so war es mit seinem Heldentum ihnen gegenüber vorbei. Und unterzeichnen konnte er nicht, er besaß keine hundert Talente, ja nicht den fünften Teil dieser Summe. Sein Geist schien plötzlich wie gelähmt. Sprachlos stand er da, die Farbe wich aus seinem Gesicht. Endlich kam ihm ein Gedanke zu Hilfe.

»Du Jude!« rief er; »wo hast du zwanzig Talente? Beweise es mir!«

Sanballats Lächeln wurde noch herausfordernder.

»Hier,« erwiderte er, Messala ein Papier reichend.

»Lies, lies!« erscholl es von allen Seiten.

Und wiederum las Messala:

»Antiochien, am 16. Tammuz. Für den Inhaber dieses, Sanballat aus Rom, liegen bei mir fünfzig Talente in kaiserlicher Münze und werden auf Verlangen gezahlt. Simonides.«

»Fünfzig Talente, fünfzig Talente!« wiederholte die ganze Schar voll Staunen.

Da trat Drusus als Retter auf.

»Beim Herkules!« rief er, »das Papier lügt und der Jude ist ein Lügner. Wer als der Kaiser kann über fünfzig Talente verfügen? Hinaus mit dem unverschämten Weißen!« Zornig hatte er die Worte gesprochen und zornig wurden sie wiederholt. Doch Sanballat blieb ruhig sitzen und sein Lächeln wurde um so schärfer und verletzender, je länger er warten mußte. Endlich nahm Messala das Wort.

»Still! Einer gegen einen, meine Landsleute, einer gegen einen um unseres alten römischen Namens willen!«

Das rechtzeitige Eingreifen rettete sein Ansehen.

»Du Hund von Jude!« fuhr er, zu Sanballat gewendet, fort, »ich bot dir sechs gegen eins, oder nicht?«

»Ja,« bestätigte dieser ruhig.

»Nun, so überlaß die Festsetzung des Betrages mir.«

»Du sollst deinen Willen haben, wenn der Betrag nur nicht zu klein ist,« antwortete Sanballat.

»So schreibe fünf statt zwanzig.«

»Besitzest du so viel?«

»Bei der Mutter der Götter, ich werde dir die Quittungen zeigen!«

»Nicht nötig, das Wort eines so tapferen Römers muß gelten. Nur mache die Summe zu einer geraden – sage sechs und ich schreibe.«

»Schreibe es!«

Und sofort tauschten sie die Handschriften aus.

Sanballat erhob sich und blickte um sich, den Ausdruck des Hohnes an Stelle des Lächelns im Gesichte. Niemand wußte besser als er, mit wem er zu tun hatte.

»Römer,« sprach er, »noch eine Wette, wenn ihr den Mut habt! Fünf Talente gegen fünf Talente, daß der Weiße Sieger sein wird. Ich fordere euch alle zusammen heraus.«

Sie waren abermals überrascht.

»Wie!« rief er mit lauterer Stimme. »Soll es morgen im Zirkus heißen, ein Hund von Jude sei in den Saal des Palastes gekommen, wo die edelsten der Römer, unter ihnen ein Sprößling des kaiserlichen Hauses, versammelt waren, und habe fünf Talente hingelegt, um sie zur Wette herauszufordern, und keiner habe den Mut gehabt, die Wette anzunehmen?« Der Stachel verwundete zu tief.

»Genug, Unverschämter!« sprach Drusus. »Schreibe die Herausforderung und lasse sie auf dem Tische liegen. Und wenn wir finden, daß du wirklich so viel Geld auf ein so hoffnungsloses Spiel zu setzen hast, so verspreche ich, Drusus, daß sie angenommen werden soll.«

Sanballat schrieb wiederum, und sich erhebend sprach er, ruhig wie immer: »Sieh, Drusus, ich lasse das Wettangebot dir zurück. Sobald es unterschrieben ist, schicke es mir zu irgendeiner Zeit, bevor die Rennen beginnen. Ich werde beim Konsul, auf einem Sitz über der Porta Pompä, zu finden sein. Friede sei mit dir, Friede mit euch allen!«

Er verbeugte sich und ging, unbekümmert um das Hohngelächter, das ihn zur Tür hinausbegleitete.

In der Nacht noch lief die Kunde von der ungeheuerlichen Wette durch die Straßen und verbreitete sich in der ganzen Stadt. Auch Ben Hur, der bei seinem Gespann ruhte, wurde davon erzählt, wie auch, daß Messalas ganzes Vermögen auf dem Spiele stehe.

Und er hatte einen tieferen Schlaf als je.


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