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Geboren 1444 in Monte Asdruvaldo bei Urbino, gestorben am 11. März 1514 in Rom
Die neue Arbeitsweise des Filippo Brunelleschi brachte wirklich der Baukunst allergrößten Nutzen, weil er nach langem Zeitraum die vortrefflichsten Werke der gelehrtesten und bewundernswerten Meister der Antike wieder ans Licht brachte und nachahmte. Aber nicht geringeren Vorteil fand unser Jahrhundert durch Bramante. Denn dieser schritt über Filippo hinaus, voll Mut, Kraft, Geist und Wissenschaft und nicht nur als Theoretiker, sondern als Praktiker mit der besten Erfahrung. So zeigte er allen, die nach ihm kamen, den richtigen Weg in der Baukunst. Die Natur hätte keinen entschlosseneren Geist bilden können, der ein Kunstwerk mit reicherer Erfahrung, richtigerem Maß und auf so guter Grundlage ausführte, als er es tat. Aber ebenso war nötig, daß in jener Zeit Julius II. zum Papst gewählt wurde – ein Fürst voll kühnen Mutes und höchst begierig, Denkmale zu hinterlassen. Daß Bramante einen solchen Fürsten fand, war für uns wie für ihn ein Glück, das nur selten großen Geistern begegnet. Denn auf dessen Kosten wurde es Bramante möglich, die Macht seines Verstandes und alle reizvollen Schwierigkeiten der Baukunst zu beweisen. Seine Geschicklichkeit erstreckte sich sowohl auf die ganze Anlage seiner Bauten wie auf das Einzelne: auf die Abmessungen der Gesimse, die Säulenschäfte, die Schönheit der Kapitelle und Basen, der Tragsteine, Winkel, Wölbungen, Treppen und Vorsprünge sowie auf jede bauliche Anordnung, die nach seinem Rat und seinem Modell angefertigt wurde. Waren die Griechen die Erfinder der Baukunst und die Römer ihre Nachahmer, so folgte Bramante nicht nur ihrem Vorbild, sondern vermehrte auch die Schönheit und die Schwierigkeiten in dieser Kunst, die wir durch ihn verherrlicht finden.
Bramante wurde 1444 in einem Dorf im Gebiet von Urbino geboren; seine Eltern waren arm, aber aus gutem Stande. In seiner Kindheit lernte er lesen und schreiben und übte sich sehr im Rechnen. Weil er aber zeitig Geld verdienen mußte, bestimmte ihn der Vater, der eine starke Neigung zum Zeichnen in ihm erkannte, schon als Knaben zur Malerei. Er studierte eifrig die Werke Fra Bartolommeos, sonst auch Fra Carnavale da Urbino genannt,Dieser Maler ist nur dem Namen nach bekannt, Werke von ihm bisher nicht festgestellt. der in jener Stadt das Bild in Santa Maria della Bella malte. Das meiste Vergnügen jedoch fand Bramante an der Baukunst und Perspektive, und so verließ er die Heimat, um sich nach der Lombardei zu begeben, wo er bald in dieser, bald in jener Stadt arbeitete. Es waren aber keine kostbaren und hervorragenden Werke, denn er besaß damals weder Namen noch Ruf, und damit er wenigstens etwas Bemerkenswertes sähe, beschloß er, nach Mailand zu gehen und den Dom zu betrachten. Dort lebte damals ein gewisser Cesare Cesariano, ein guter Geometer und Baumeister, der einen Kommentar zum Vitruv schrieb; als dieser den zugesagten Lohn dafür nicht erhielt, geriet er in solche Verzweiflung, daß er sehr wunderlich wurde, nicht mehr arbeiten mochte und völlig verwildert mehr als ein Tier denn als ein Mensch starb. Gleichzeitig war daselbst der Mailänder Bernardino da Trevio, Ingenieur und Baumeister des Domes. Er war ein sehr guter Zeichner, und Leonardo da Vinci rühmte ihn als einen seltenen Meister, obgleich seine Manier in der Malerei etwas hart und trocken war.
Bramante, der den Bau des Domes betrachtete und die beiden Ingenieure kennenlernte, geriet in solche Begeisterung, daß er beschloß, sich ganz der Baukunst zu widmen.Vasari übergeht fast völlig die Tätigkeit Bramantes vor seiner Übersiedlung nach Rom; vor allen Dingen berücksichtigt er nicht, daß er zunächst als Maler gearbeitet hat.. Er verließ hierauf Mailand, ging nach Rom – noch vor Beginn des heiligen Jahres 1500 – und erhielt durch einige Freunde, Landsleute und Lombarden den Auftrag, über der heiligen Tür von San Giovanni in Laterno, die beim Jubelfest geöffnet wird, das Wappen von Papst Alexander VI. in Fresko zu malen, mit Engeln und anderen Figuren, die es halten. Hierdurch und durch andere Arbeiten in der Lombardei wie in Rom hatte Bramante sich etwas Geld verdient und gab es sehr sparsam aus, weil er wünschte, aus eigenen Mitteln zu leben und, ohne durch neue Bestellungen gestört zu werden, die Bauwerke des Altertums in Rom mit Gemächlichkeit vermessen zu können. Einsam und in Nachdenken versunken begann er diese Beschäftigung und hatte in kurzer Zeit alle bedeutenden Gebäude der Stadt und der Umgebung vermessen. Ebenso ging er nach Neapel und nach anderen Orten, wo nach seiner Kenntnis Altertümer vorhanden waren. Auch in Tivoli und in der Villa des Hadrian machte er Vermessungen und wußte diese Studien sehr gut zu nutzen. Als der Kardinal von Neapel die Neigung Bramantes erkannte, begann er ihn zu begünstigen. Er wollte für die Mönche des Klosters della Pace einen Kreuzgang aus Travertin wiederherstellen lassen und übergab Bramante diese Arbeit.Es ist der Kardinal Oliviero Carafta, der den Klosterhof von Santa Maria della Pace neu erbauen ließ. Voll Verlangen, Geld zu verdienen und sich dem Kardinal erkenntlich zu zeigen, begann er sie mit großem Eifer und aller Sorgfalt und führte in sehr kurzer Zeit sein Werk erfolgreich zu Ende. Wenn es ihm auch noch an vollendeter Schönheit fehlte, so erwarb es ihm doch einen großen Namen, weil in Rom nur wenige mit soviel Liebe, Studium und Eifer die Baukunst übten wie Bramante.
Am Anfang seiner Laufbahn half er als Unterbaumeister des Papstes Alexander VI. bei der Errichtung des Brunnens in Trastevere und bei einem anderen auf dem Sankt-Peter-Platz. Sein Ruf stieg, und er wurde mit anderen trefflichen Architekten zu der Beratung hinzugezogen, die man über einen großen Teil des Palastes von San Giorgio und der Kirche San Lorenzo in Damaso hielt, die Raffael Riario, Kardinal von San Giorgio, nahe bei dem Campo di Fiore erbauen ließ.Der Palast San Giorgio ist der Palazzo della Cancelleria in Rom, in den die Kirche San Lorenzo in Damaso eingebaut ist. Auch als die Kirche San Jacopo degli Spagnuoli auf der Piazza Navona vergrößert werden sollte, war Bramante bei den Beratungen zugegen und ebenso bei der Beschlußfassung über den Bau von Santa Maria dell' Anima, den man nachher von einem Deutschen ausführen ließ. Nach seiner Zeichnung vergrößerte man die Hauptkapelle von Santa Maria del Popolo, und alle diese Arbeiten erwarben ihm in Rom einen solchen Ruf, daß er als der erste Architekt galt. Als Papst Julius II. 1503 erwählt wurde, begann er sich auch seiner Hilfe zu bedienen. Dieser Papst hatte den Plan, dem Raum zwischen Belvedere und dem Palast die Form eines viereckigen Theaters zu geben und dadurch das kleine Tal einzuschließen, das zwischen dem alten päpstlichen Palast und dem neuen Gebäude gelegen war, das Innocenz VIII. als Papstwohnung errichtet hatte. In zwei Korridoren zu beiden Seiten dieses kleinen Tals sollte man durch Bogengänge vom Belvedere nach dem Palast und umgekehrt gehen können, auch sollten verschiedene Treppenanlagen bis zur Plattform des Belvedere hinaufführen. Bramante, der in solchen Dingen das beste Urteil und reiche Phantasie besaß, teilte den zutiefst gelegenen Raum durch zwei Säulenordnungen ab. – Nach diesem Entwurf baute Bramante den ersten Korridor, der, gegen Rom zu gelegen, vom Palast nach dem Belvedere führt, mit Ausnahme der letzten oberen Loggia. Bei dem entgegengesetzten Teil nach dem Wäldchen zu legte er jedoch nur die Fundamente, denn durch das Hinscheiden des Papstes Julius und später durch den Tod Bramantes selbst wurde dieses Werk damals nicht vollendet. Es galt für eine so herrliche Erfindung, daß man glaubte, seit der Zeit der Alten nichts Besseres in Rom gesehen zu haben. Die Stirnseite des Belvedere baute Bramante mit einer Nischen-Ordnung für die Sammlung der antiken Statuen aus, wo zu seiner Zeit noch die köstlichen Statuen des Laokoon, des Apollo und der Venus aufgestellt wurden.Von dem Plan Bramantes für das Belvedere ist heute infolge von Umbauten kaum noch etwas übriggeblieben.
Wenn diesem Künstler nicht der Geiz seiner Verwalter hinderlich war, verfuhr er mit großer Schnelligkeit und verstand sich vortrefflich auf das Bauhandwerk. So errichtete er das Mauerwerk des Belvedere sehr geschwind. Sein Ungestüm zu bauen und das des Papstes zu planen waren so groß, daß man solche Gebäude nicht mauerte, sondern wachsen ließ. So trugen die Arbeiter, die die Fundamente auszuheben hatten, des Nachts Sand und lehmiges Erdreich nach dem Bauplatz, um es am Morgen in Gegenwart Bramantes auszuschaufeln, damit er dann, ohne weiter nachzuforschen, die Fundamente legen ließ. Diese Unachtsamkeit war schuld, daß seine Werke geborsten sind und einzustürzen drohen. So ist ein Stück jenes Korridors zur Zeit Clemens' VII. zusammengebrochen und erst von Paul III. wiederhergestellt worden, der das Fundament erneuern und verstärken ließ.
Im Belvedere sind nach Angabe Bramantes eine Menge verschiedener Treppenaufgänge zur Verbindung der höher und tiefer liegenden Räumlichkeiten in dorischer, ionischer und korinthischer Ordnung aufs zierlichste ausgeführt. Zu dem allen hatte er ein Modell gearbeitet, das, wie man sagt, wunderbar gewesen sein soll, wie es auch der Anfang des noch unvollendeten Werkes zeigt. Unter anderem findet man dort eine Wendeltreppe auf steigenden Säulen, und zwar so, daß man auch zu Pferde hinaufkommt. Das Dorische geht ins Ionische und dieses ins Korinthische über, so daß man von einer Ordnung in die andere gelangt. Es ist mit größter Anmut und mit einer gewiß hervorragenden Kunstfertigkeit ausgeführt.Diese Treppe Bramantes ist noch erhalten
Wegen seiner Geschicklichkeit in der Baukunst und seiner sonstigen Eigenschaften genoß Bramante großes Wohlwollen beim Papst. Deshalb hielt ihn dieser des Amtes des päpstlichen Siegelbewahrers für würdig, für das er ein neues Gebäude errichtete. Im Auftrag Seiner Heiligkeit begab sich Bramante nach Bologna, als im Jahre 1506 diese Stadt wieder unter die Hoheit der Kirche kam, und er leistete in dem Krieg gegen Mirandola durch sinnreiche und wichtige Dinge vielfachen Beistand. Er verfertigte eine Menge vortrefflicher Zeichnungen zu Grundrissen und Gebäuden, ebenso kunstreich wie genau gemessen. Raffael von Urbino lehrte er viele Regeln der Baukunst und entwarf ihm auch die Gebäude, die er dann perspektivisch im Saal des Parnasses anbrachte, wo Raffael den Bramante darstellte, wie er mit Zirkeln mißt.
Der Papst faßte den Entschluß, alle Verwaltungen und Rechtsämter Roms an einem einzigen Ort in der Strada Giulia, die Bramante gradlinig gemacht hatte, zu vereinigen, was den Sekretären eine große Erleichterung für ihre Amtsgeschäfte gebracht hätte. So begann Bramante den Palast bei San Biagio am Tiber und brachte darin einen wunderbaren korinthischen Tempel an, der unvollendet blieb. Das übrige des dort angefangenen Baues ist in schöner Rustica gebaut. Es bleibt sehr zu beklagen, daß ein so nützliches wie prächtiges Werk nicht vollendet wurde, das die Baumeister als das schönste seiner Art anerkennen. – Im ersten Kreuzgang von San Pietro in Montorio errichtete er einen runden Tempel von Travertin, den man sich in Anordnung, Mannigfaltigkeit, Verhältnis und Grazie nicht anmutiger und besser erfunden vorstellen kann. Weit herrlicher noch würde er erscheinen, wenn der unvollendet gebliebene Kreuzgang nach seiner Zeichnung errichtet worden wäre.Der Rundtempel von San Pietro in Montorio wurde im Auftrag des spanischen Königspaares Ferdinand IV. und Isabella errichtet. Im Borgo führte er einen Palast für Raffael von Urbino aus. Er war aus Backsteinen und aus Kastengußstücken gemauert. Die Säulen und die unbehauenen Quadersteine sind in dorischem und rustikalem Geschmack gebaut. Kurz, dies Werk ist schön und die Art der Gußarbeit ist völlig neu.
So gewaltig war der Geist dieses wunderbaren Künstlers, daß er eine große Zeichnung entwarf, um den päpstlichen Palast herzustellen und übersichtlicher zu gliedern.Von Bramante stammt der Einbau des Damasushofes in den Vatikanischen Palast. Als er die Macht des Papstes sah, dessen Wollen mit seinem eigenen Geist und Verlangen übereinstimmte, stieg sein Mut immer höher, und als er hörte, Seine Heiligkeit habe den Plan gefaßt, die Kirche von Sankt Peter niederzureißen und neu aufbauen zu lassen, verfertigte er für ihn unendlich viele Zeichnungen, darunter eine von bewundernswerter Schönheit. Hier zeigte er die größte überhaupt nur mögliche Erfindungskraft: zu beiden Seiten der Fassade sind zwei Türme aufgestellt, wie man auf den Medaillen sieht, die Julius II. und Leo X. später von Caradosso, einem vortrefflichen Goldarbeiter, schlagen ließen. Der Papst war entschlossen, den riesenhaften und beängstigenden Bau von Sankt Peter zu unternehmen, ließ die alte Kirche zur Hälfte niederreißen und begann das Werk mit der Absicht, an Schönheit, Kunst, Erfindung und Anordnung wie an Größe, Reichtum und Schmuck alle Gebäude zu übertreffen, die der Macht des römischen Staates, der Kunst und dem Geist so vieler begabter Meister ihre Entstehung verdanken. Bramante legte die Fundamente mit gewohnter Schnelligkeit und führte größtenteils vor dem Tode des Papstes und bis an sein eigenes Lebensende den Bau bis zu dem Gesims, wo die Bögen der vier Pfeiler sich befinden, und wölbte diese mit größter Schnelligkeit und Kunst. Ebenso ließ er die Hauptkapelle wölben, worin die Nische eingeordnet ist, und förderte die Errichtung der Kapelle, die man die Kapelle des Königs von Frankreich nennt.
Hier wurde von ihm die Erfindung gemacht, Wölbungen über Formkästen zu schlagen, die mit Friesen und Laubwerk verziert und dann mit Kalkgemisch ausgegossen werden. Soweit er das Werk vollendete, sieht man das Gesims innen ringsumher mit solcher Herrlichkeit ausgeführt, daß keine Hand in den Erhöhungen und Vertiefungen etwas Besseres zeichnen könnte. Seine Kapitelle sind innen mit Olivenblättern bekleidet, außen ist der ganze Bau in dorischem Stil errichtet und von solch eigentümlicher Schönheit, daß er zeigt, von welcher Gewalt und Größe die Anlage Bramantes war. Ja, wären seine Kräfte seinem Talent gleich gewesen, so würde er ganz gewiß noch viel Unglaublicheres geleistet haben.
Nach seinem Tode wurde das begonnene Werk von den ihm folgenden Baumeistern völlig verändert, so daß man wohl sagen kann, bis auf die vier Bogen, die die Kuppel tragen, ist von seinem Entwurf nichts geblieben. Raffael von Urbino und Giuliano da Sangallo sollten nach dem Ableben Julius' II., zusammen mit Fra Giocondo aus Verona als Bauleiter eingesetzt, schon damit beginnen, das Werk zu ändern. Als auch diese gestorben waren, leitete Baldassare Peruzzi jenen Bau und wich auch von diesem ab, als er im Kreuzarm gegen den Campo Santo zu die Kapelle des Königs von Frankreich erbaute. Unter Paul III. änderte Antonio da Sangallo den Bau völlig um, und Michelangelo Buonarroti endlich verwarf alle diese verschiedenen Ansichten und die überflüssigen Kosten und gab dem Gebäude eine Schönheit und Vollkommenheit wieder, wie sie keiner von ihnen je erdacht hatte. Nach seiner Zeichnung und Angabe wurde alles erbaut, obwohl er mir mehrmals sagte, er führe nur die Zeichnungen und Anordnungen Bramantes aus, denn der Schöpfer eines großen Gebäudes sei der, der den Grund dazu lege. Der Plan Bramantes erschien über die Maßen groß; er gab ihm zu Anfang außergewöhnliche Abmessungen. Hätte er indes dieses so außerordentliche und prächtige Bauwerk kleiner begonnen, so würden weder Sangallo noch die anderen Meister noch auch Buonarroti imstande gewesen sein, ihm mehr Größe zu geben, während es ihnen leicht möglich war, es kleiner zu machen, da Bramantes Plan noch viel umfassender gewesen ist.
Man sagt, sein Verlangen, die Arbeit vorwärtsschreiten zu sehen, sei so groß gewesen, daß er in Sankt Peter viele schöne Dinge niederreißen ließ: Grabmäler von Päpsten, Malereien und Mosaiken, wobei eine Menge Bildnisse berühmter Personen zugrunde ging, die dort in der bedeutendsten Kirche der ganzen Christenheit verstreut waren. Nur der Altar des heiligen Petrus und die alte Tribuna blieben erhalten. Diese umschloß er mit einer sehr schönen dorischen Ordnung aus Peperin, die den Papst an den Tagen, wo er Messe liest, mit seinem ganzen Hofstaat und allen Gesandten der fremden Fürsten aufnehmen kann. Der Tod hinderte ihn, sie zu vollenden; erst der Sienese Baldassare machte sie fertig.
Bramante hatte ein sehr heiteres und fröhliches Gemüt und fand immer Freude daran, seinem Nächsten zu nützen. Er war besonders mit geistreichen Menschen befreundet und begünstigte sie, wo er nur konnte, wie den berühmten Maler, den anmutigen Raffael von Urbino, den er nach Rom zog. Er führte stets ein glänzendes und ehrenvolles Leben, und auf der Stufe, zu der er durch seine Verdienste gelangte, war das, was er besaß, ein Nichts im Vergleich zu dem, was er hätte ausgeben mögen. Viel Vergnügen machte ihm die Poesie, er hörte gern Musik, improvisierte selbst auf der Laute und dichtete zuweilen ein Sonett, wenn auch nicht so fließend, wie wir es jetzt gewohnt sind, so doch wenigstens ernst und fehlerlos. Von Prälaten und unzähligen Herren wurde er hoch geehrt und genoß während seines Lebens und mehr noch nach seinem Tode außerordentlichen Ruhm, weshalb auch der Bau von Sankt Peter viele Jahre liegenblieb. Er starb im Alter von siebzig Jahren und wurde von dem Hof des Papstes, von allen Bildhauern, Baumeistern und Malern in feierlichem Zug zu Grabe getragen und in Sankt Peter im Jahre 1514 beigesetzt.
Der Tod Bramantes war ein außerordentlich großer Verlust für die Baukunst, denn er machte viele gute Erfindungen, durch die er sie bereicherte, wie: die Gewölbe in Gußmauerwerk schlagen und den Stuck bereiten. Beides hatten die Alten gekannt, aber diese Kenntnis ging durch die Zerstörung ihrer Werke verloren. Wer deshalb antike Gebäude vermißt, findet in den Werken Bramantes ebensoviel Wissenschaft und Zeichnung wie in jenen, und man kann ihn unter den erfahrenen Meistern dieses Berufs als einen der seltenen Geister nennen, die unser Zeitalter erleuchtet haben.