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Jacopo geboren um 1400, gestorben um 1470
Gentile geboren 1427, gestorben am 20. Februar 1507
Giovanni geboren um 1428, gestorben am 29. November 1516
Alle drei waren in Venedig beheimatet
Was auf natürlichen Gaben beruht, mag sein Beginn auch klein und unbedeutend scheinen, steigt allmählich mehr und mehr empor und läßt nicht nach, bis der höchste Gipfel des Ruhmes erreicht ist. Dies kann man deutlich an dem unbedeutenden Anfang der Familie Bellini erkennen und an der Höhe, zu der sie nachmals in der Malerei gelangte.
Jacopo Bellini, Maler zu Venedig und ein Schüler von Gentile da Fabriano,Gentile da Fabriano (vor 1370 bis 1428). Sein Hauptwerk ist die Anbetung der Könige für Santa Trinità, jetzt in der Akademie zu Florenz. wetteiferte mit Domenico,Domenico Veneziano. und obwohl er sich sehr mühte, in der Kunst vorzüglich zu werden, gelangte er doch nicht zu Namen und Ruf, bis Domenico Venedig verlassen hatte. Von der Zeit an hatte er in jener Stadt keinen Nebenbuhler mehr, der ihm gleich gewesen wäre. Sein Ruf stieg, wie seine Werke sich vervollkommneten, und er galt nicht nur für den berühmtesten und größten Meister seines Berufes, sondern die Ehre des Namens, den er sich in der Malerei erworben hatte, sollte in seiner Familie noch gesteigert werden, da er zwei Söhne besaß, beide mit klarem und richtigem Verstand begabt und mit einer starken Neigung zur Kunst. Der eine hieß Giovanni, der andere Gentile, ein Name, den Jacopo ihm gab, weil er das Andenken seines Lehrers Gentile da Fabriano mit großer Liebe bewahrte, da dieser ihm zugleich wie ein zärtlicher Vater gewesen war. Als die beiden Knaben heranwuchsen, unterrichtete sie Jacopo selbst mit allem Fleiß in den Anfängen der Zeichenkunst. Bald übertrafen sie den Vater weit, und dieser hatte hierüber eine große Freude, ermunterte sie und sagte, er wünsche, sie möchten sich den Ruhm erwerben, der den Toskanern zuteil geworden sei und sich so anstrengen, daß einer den anderen übertreffe.
Die ersten Arbeiten, die dem Jacopo Ruhm erwarben, waren die Bildnisse des Giorgio Cornaro und der Katharina, Königin von Zypern,Hier liegt eine Verwechslung mit dem Sohn Gentile vor, dessen Bild der Katharina Cornaro (seit 1472 Regentin von Zypern) sich bisher im Museum in Budapest befand. ferner eine Tafel, die er nach Verona schickte, die Passion Christi mit vielen Figuren darstellend, unter denen er sich selbst nach der Natur abbildete, und ein Gemälde von dem Wunder des heiligen Kreuzes. Alle diese und viele andere Werke unternahm er mit Hilfe seiner Söhne und führte das letztere Bild auf Leinwand aus, ein Verfahren, das in jener Stadt fast immer gebräuchlich war, wo man nur selten auf Tafeln von Pappel- oder Espenholz zu malen pflegte, wie dies in anderen Gegenden üblich ist. Wenn wirklich die Venezianer einmal auf Tafeln arbeiteten, so nahmen sie dazu nur Tannenholz, woran dieses Land durch den Etschfluß großen Reichtum hat, der es in Menge aus Deutschland zuführt. Gentile malte nachher für sich allein zu dem obengenannten Gemälde vom Heiligen Kreuz sieben oder acht kleine Bilder. Er stellte darin das Wunder vom Kreuz Christi, einer heiligen Reliquie jener Bruderschaft, dar, das sich in folgender Weise begab: das Kreuz war durch irgendeinen Zufall von der Brücke della Paglia in den Kanal gefallen, und da viele das Holz vom Kreuze Christi daran verehrten, stürzten sie sich ins Wasser, um es wieder aufzufinden. Gott aber wollte, daß keiner dessen würdig war, als der Vorsteher der Bruderschaft. Gentile, der diese Begebenheit darstellte, zeichnete perspektivisch viele Häuser am Canal Grande, die Brücke della Paglia, den Sankt-Markus-Platz und eine lange Prozession von Männern und Frauen, die der Geistlichkeit nachfolgten. Auf dieses Werk verwandte Gentile unendlichen Fleiß und große Sorgfalt; dies bezeugen die Menge der Figuren, das Zurücktreten der Gestalten im Hintergrund und die vielen Bildnisse nach der Natur, worunter fast alle damaligen Mitglieder jener Bruderschaft zu erkennen sind. Alle diese Bilder, auf Leinwand gemalt, erwarben Gentile großen Ruhm.Vasari verbindet hier mehrere Darstellungen Gentiles zu einer einzigen. Jacopo zog sich im Laufe der Jahre ganz zurück; er und seine Söhne übten jeder für sich ihre Kunst. Aber obgleich jeder der Brüder für sich wohnte, hegten sie dennoch die größte Achtung füreinander und beide für den Vater; sie feierten sich gegenseitig durch Lob, jeder suchte sein Verdienst dem des anderen unterzuordnen, und beide strebten bescheiden danach, einander nicht weniger in Güte und Freundlichkeit als in der Kunst zu übertreffen.
Die ersten Arbeiten Giovannis waren einige Bildnisse nach der Natur, die sehr gut gefielen, besonders eines des Dogen Loredano, das nach anderer Meinung den Giovanni Mocenigo, Bruder des Piero, der lange vor Loredano Doge war, vorstellt.Das Porträt des Dogen Lionardo Loredano von Giovanni Bellini in der National Gallery in London. Giovanni malte in der Kirche San Giovanni für den Altar der heiligen Katharina von Siena ein ziemlich großes Bild, die Madonna in sitzender Stellung mit dem Sohn auf dem Arme, umgeben von den Heiligen Dominicus, Hieronymus, Katharina, Ursula und zwei anderen Jungfrauen. Dieses Werk gehört zu den besten, die bis auf jene Zeit in Venedig ausgeführt waren. Diese lobenswerten Arbeiten gaben die Veranlassung, daß einige Edelleute übereinkamen, mit Hilfe so vorzüglicher Meister den Saal des Großen Rates mit Gemälden zu schmücken und darin alle Herrlichkeiten ihrer bewundernswerten Stadt, alles Große, alle Kriegstaten und Unternehmungen samt anderen ähnlichen Dingen darzustellen, die würdig wären, für die Nachgeborenen im Bilde aufbewahrt zu werden. Bei dem Nutzen und Vergnügen, die das Lesen geschichtlicher Begebenheiten bringt, könne auch dem Auge und Verstand Freude bereitet werden, wenn man, von kunstvoller Hand gemalt, die Bildnisse berühmter Männer und die Taten so vieler Edelleute vor sich sähe, die eines ewigen Gedächtnisses wert sind. Giovanni und Gentile, deren Ruf immer höher stieg, erhielten den Auftrag, dieses Werk zu übernehmen und sogleich zu beginnen.
Um dieselbe Zeit wurden durch einen Gesandten mehrere Bildnisse zu dem Großherrn nach der Türkei gebracht und erregten bei diesem viel Staunen und Bewunderung. Er nahm sie gern an, obschon den Mohammedanern nach ihrem Gesetz Bilder verboten sind, und rühmte unaufhörlich die Geschicklichkeit des Künstlers. Ja, was noch mehr sagt, er verlangte, man solle ihm diesen schicken. Der Senat war der Ansicht, Giovanni, früh gealtert, könne nur schwer die Mühseligkeiten der Reise ertragen; zudem wollte er die Stadt Venedig nicht gern seiner berauben, um so weniger, da er gerade die Malereien im Großen Ratssaal unter die Hände genommen hatte. Deshalb wurde der Beschluß gefaßt, seinen Bruder Gentile hinzusenden, der dasselbe leisten werde wie Giovanni. Gentile rüstete sich zur Reise und wurde auf einem venezianischen Schiff wohlbehalten nach Konstantinopel geführt, wo er vom Vertreter der Signoria dem Mohammed vorgestellt wurde. Dieser nahm ihn mit Freuden auf und erwies ihm als einer seltenen Erscheinung viel Freundlichkeiten. Besonders war dies der Fall, nachdem Gentile ein höchst anmutiges Gemälde überreicht hatte, das der Großherr sehr bewunderte. Er konnte fast nicht begreifen, wie ein Sterblicher solche Göttlichkeit in sich trage, daß er die Natur mit solcher Treue nachzuahmen vermöge. Gentile war noch nicht lange in Konstantinopel, als er den Sultan Mohammed sehr gut nach dem Leben darstellte, was dort als ein Wunder erschien.Das Porträt Mohammeds II. jetzt in der National Gallery in London. Der Großherr, der viele Proben seiner Geschicklichkeit gesehen hatte, fragte ihn eines Tages, ob er Mut habe, sich selbst zu malen. »Gewiß kann ich das«, entgegnete Gentile und malte sich im Verlauf von wenigen Tagen nach dem Spiegelbild so ähnlich, daß er wie lebend erschien. Er brachte dieses Porträt dem Sultan, der sich darüber verwunderte und nichts anderes glaubte, als jener habe einen göttlichen Geist in seiner Begleitung. Ja, wäre nicht, wie schon erwähnt, den Türken diese Kunst verboten, würde der Sultan Gentile niemals entlassen haben. Nun aber gebot er eines Tages, entweder aus Furcht, daß man darüber murren könnte, oder sonst aus einem Grunde, er solle zu ihm kommen, ließ ihm vorerst für alle Freundlichkeiten danken, lobte ihn als einen trefflichen Meister und sagte endlich, er möge sich eine Gnade erbitten, welche er nur wolle, sie werde sicherlich gewährt werden. – Gentile, der bescheiden und rechtschaffen war, verlangte nichts als einen Gnadenbrief, worin er ihn dem erlauchten Senat seiner herrlichen Vaterstadt empfehlen würde. Dies geschah mit soviel Wärme, als es nur möglich war, und er wurde entlassen, reich beschenkt und mit der Ritterwürde bekleidet. Unter den Geschenken, die er vom Großherrn zum Abschied erhielt, war außer vielen Privilegien eine Kette, nach türkischer Weise gearbeitet, an Gewicht zweihundertfünfzig Skudi in Gold, die ihm um den Hals gehängt wurde. Gentile verließ Konstantinopel und kehrte nach einer glücklichen Fahrt in seine Vaterstadt zurück. Dort wurde er nicht nur von seinem Bruder, sondern fast von der ganzen Stadt mit Jubel empfangen, denn alle freuten sich der Ehre, welche Mohammed seinem Talent erwiesen hatte. Er stellte sich dem Dogen und den Senatoren vor, die ihn freundlich aufnahmen und sehr lobten. Da er ihrem Wunsche entsprechend den Sultan höchlich zufriedengestellt hatte, bestimmten sie ihm ein Jahrgehalt von zweihundert Skudi; dieses wurde ihm bis zum Ende seines Lebens ausgezahlt.
Gentile führte nach seiner Rückkehr nur noch wenige Arbeiten aus. Endlich, dem achtzigsten Jahre nahe, ging er zu einem besseren Leben über und wurde 1507 von seinem Bruder Giovanni in Santi Giovanni e Paolo ehrenvoll begraben. Dieser blieb nach dem Tode Gentiles, den er immer zärtlich geliebt hatte, verwaist und einsam in der Welt zurück, und obschon hoch in Jahren, arbeitete er doch noch einiges zum Zeitvertreib. Besonders beschäftigte er sich damit, Bildnisse nach dem Leben zu malen, und führte dadurch in jener Stadt den Brauch ein, daß, wer irgendeinen Rang einnahm, sich von ihm oder irgendeinem anderen malen ließ. Daher hängen in allen venezianischen Häusern eine Menge Bildnisse, und man findet bei vielen adligen Familien ihre Voreltern bis ins vierte Glied, bei manchen noch weiter zurück abgebildet, – eine Sitte, die immer lobenswert ist und auch bei den Alten üblich war. Wem sollte es nicht ein unendliches Vergnügen bereiten, die Bilder seiner Ahnen zu betrachten? Besonders wenn sie sich in den obersten Staatsämtern auszeichneten, durch herrliche Taten im Krieg und Frieden, durch Gelehrsamkeit oder andere besondere und seltene Vorzüge berühmt wurden. Und zu welch anderem Zwecke stellten die Alten die Bildnisse großer Männer mit ehrenvollen Unterschriften an öffentlichen Plätzen auf, als um die Nachgeborenen für Tugend und Ruhm zu begeistern?
Giovanni erreichte fast das neunzigste Jahr und starb endlich an Altersschwäche. Durch die schönen Werke, die er in Venedig, seiner Vaterstadt, und anderen Orten vollführt hatte, hinterließ er ein unsterbliches Andenken seines Namens. Er wurde in derselben Kirche und Gruft, in der er seinen Bruder Gentile begraben hatte, ehrenvoll beigesetzt.