Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Ist denn im Schwabenlande verschollen aller Sang,
Wo einst so hell vom Staufen die Ritterharfe klang? Und wenn er nicht verschollen, worum vergißt er ganz Der tapfern Väter Thaten, der alten Waffen Glanz? Man lispelt leichte Liedchen, man spitzt manch Sinngedicht,
Brich denn aus deinem Sarge, steig aus dem düstern Chor
|
|
1. Der Überfall im Wildbad |
|
In schönen Sommertagen, wann lau die Lüfte wehn,
Die Wälder lustig grünen, die Gärten blühend stehn, Da ritt aus Stuttgarts Thoren ein Held von stolzer Art, Graf Eberhard der Greiner, der alte Rauschebart. Mit wenig Edelknechten zieht er ins Land hinaus;
Zu Hirsau bei dem Abte, da kehrt der Ritter ein
Zu Wildbad an dem Markte, da steht ein stattlich Haus;
Wann er sich dann entkleidet und wenig ausgeruht
Ein angeschoss'ner Eber, der sich die Wunde wusch,
Da kommt einsmals gesprungen sein jüngster Edelknab':
»Mein Sohn, das sind die Schlegler, die schlagen kräftig drein.
Da kommt ein armer Hirte in atemlosem Lauf:
»Das ist der Wunnensteiner, der gleißend Wolf genannt.
»Ein Mägdlein mag man schrecken, das sich im Bade schmiegt;
Da spricht der arme Hirte: »Des mag noch werden Rat;
Sie klimmen durch das Dickicht den steilsten Berg hinan;
In heißer Mittagsstunde bergunter und bergauf;
Da denkt der alte Greiner: »Es thut doch wahrlich gut,
Als drauf der Graf gerettet zu Stuttgart sitzt im Saal,
Dann schickt er tücht'ge Maurer ins Wildbad alsofort;
|
|
2. Die drei Könige zu Heimsen |
|
Drei Könige zu Heimsen, wer hätt' es je gedacht,
Mit Rittern und mit Rossen, in Herrlichkeit und Pracht! Es sind die hohen Häupter der Schlegelbrüderschaft; Sich Könige zu nennen, das giebt der Sache Kraft. Da thronen sie beisammen und halten eifrig Rat,
Wie man ihn dann verwahret und seine Burgen bricht,
Schon sank die Nacht hernieder, die Kön'ge sind zur Ruh';
In Nacht und Nebel draußen, da wogt es wie ein Meer
Und als das Frührot leuchtet und als der Nebel sinkt,
Die Schlegler möchten schirmen das Städtlein und das Schloß,
Rings um die alten Mauern ist Holz und Stroh gehäuft,
Und noch von allen Enden wird Vorrat zugeführt.
Ein Thor ist freigelassen; so hat's der Graf beliebt,
Voran drei Schlegelkön'ge zu Fuß demütiglich,
»Willkomm!« so ruft der Greiner, »willkomm in meiner Haft!
Ein Bäuerlein, das treulich am Feuer mitgefacht,
|
|
3. Die Schlacht bei Reutlingen |
|
Zu Achalm auf dem Felsen, da haust manch kühner Aar,
Graf Ulrich, Sohn des Greiners, mit seiner Ritterschar; Wild rauschen ihre Flüge um Reutlingen die Stadt; Bald scheint sie zu erliegen, vom heißen Drange matt. Doch plötzlich einst erheben die Städter sich zu Nacht,
Herr Ulrich hat's vernommen; er ruft im grimmen Zorn:
Ein Kirchlein stehet drunten, Sankt Leonhard geweiht,
Schon ziehn vom Urachthale die Städter fern herbei;
Nun schließ dich fest zusammen, du ritterliche Schar!
Zu Reutlingen am Zwinger, da ist ein altes Thor;
Den Rittern in den Rücken fällt er mit grauser Wut;
Heut nimmt man nicht gefangen, heut geht es auf den Tod,
Das Fähnlein ist verloren, Herr Ulrich blutet stark;
»Ach Allm!« stöhnt' einst ein Ritter; ihn traf des Mörders Stoß;
Wohl kommt am andern Morgen zu Reutlingen ans Thor
Dort liegen mehr denn sechzig, so blutig und so bleich;
Auf Bahren und auf Wagen, getragen und geführt,
Götz Weißenheim eröffnet den langen Leichenzug.
Drei edle Grafen folgen, bewährt in Schildesamt,
Von Sachsenheim zween Ritter, der Vater und der Sohn,
Einst war ein Herr von Lustnau vom Scheintod auferwacht;
Das Lied, es folgt nicht weiter, des Jammers ist genug.
Als nun von seinen Wunden Graf Ulrich ausgeheilt,
Dem Vater gegenüber sitzt Ulrich an dem Tisch,
|
|
4. Die Döffinger Schlacht |
|
Am Ruheplatz der Toten, da pflegt es still zu sein,
Man hört nur leises Beten bei Kreuz und Leichenstein. Zu Döffingen war's anders; dort scholl den ganzen Tag Der feste Kirchhof wieder von Kampfruf, Stoß und Schlag. Die Städter sind gekommen, der Bauer hat sein Gut
Graf Eberhard der Greiner vernahm der Seinen Not;
Da kommt ein reis'ger Bote vom Wolf von Wunnenstein:
Bald sieht Herr Ulrich drüben der Städte Scharen stehn,
Er sprengt zu seinem Vater: »Heut zahl' ich alte Schuld;
Sie steigen von den Gaulen, die Herrn vom Löwenbund,
Wen trägt man aus dem Kampfe dort auf den Eichenstumpf?
Da ruft der alte Recke, den nichts erschüttern kann:
Die Städter han vernommen das seltsam list'ge Wort.
Was gleißt und glänzt da droben und zuckt wie Wetterschein?
Im Erntemond geschah es; bei Gott, ein heißer Tag!
Noch lange traf der Bauer, der hinterm Pfluge ging,
Als nun die Schlacht geschlagen und Sieg geblasen war,
»Hei,« spricht der Wolf mit Lachen, »gefiel Euch dieser Schwank?
Zu Döffingen im Dorfe, da hat der Graf die Nacht
Des Morgens mit dem frühsten steigt Eberhard zu Roß,
»Ich bring' Euch böse Kunde: nächt ist in unsern Trieb
Sie reiten rüstig fürder; sie sehn aus grünem Thal
»Ich bring' Euch frohe Märe: Glück zum Urenkelein!
|