Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
1 | |
Der alte, graue König sitzt
Auf seiner Väter Throne; Sein Mantel glänzt wie Abendrot, Wie sinkende Sonn' die Krone. »Mein erster und mein zweiter Sohn!
»Gib mir von allen Schätzen nur
|
|
2 |
|
Der Jüngling steht auf dem Verdeck,
Sieht seine Schiffe fahren, Die Sonne strahlt, es spielt die Luft Mit seinen goldnen Haaren. Das Ruder schallt, das Segel schwillt,
Er spricht: »Das ist mein Königreich,
Da ziehen finstre Wolken auf
Und Wogen stürzen auf das Schiff,
|
|
3 Fischer |
|
Versunken, wehe, Mast und Kiel!
Der Schiffer Ruf verschollen! Doch sieh! wer schwimmet dort herbei, Um den die Wogen rollen? Er schlägt mit starkem Arm die Flut
|
|
Jüngling | |
Ein Königssohn, mir aber ist
Die Heimat längst verloren. Erst hat die schwache Mutter mich, Die irdische, geboren: Doch nun gebar die zweite Mutter,
Die andern all ertrugen's nicht,
|
|
4 Fischer |
|
Was spähest du nach der Angel
Von Morgen bis zur Nacht, Und hast mit aller Mühe doch Kein Fischlein aufgebracht? |
|
Jüngling | |
Ich angle nicht nach Fischen,
Ich sah in Meeresschacht, Wohl jeder Angel allzutief, Viel königliche Pracht. |
|
5 |
|
Wie schreitet königlich der Leu!
Schüttelt die Mähn' in die Lüfte. Er ruft sein Machtgebot Durch Wälder und Klüfte. Doch werd ich ihn stürzen
Der Aar, ein König, schwebet auf,
Doch in den Wolken hoch
|
|
6 |
|
Im Walde läuft ein wildes Pferd,
Hat nie den Zaum gelitten, Goldfalb, mit langer, dichter Mähn', Schlägt Funken bei allen Tritten. Der Königssohn, er fängt es ein,
Und alle horchen staunend auf,
Da sprengt herab der Königssohn,
Da drängt sich alles Volk herzu
|
|
7 |
|
Es steht ein hoher, schroffer Fels,
Darum die Adler fliegen, Doch wagt sich keiner drauf herab, Den Drachen sehen sie liegen. In alten Mauern liegt er dort,
Der Jüngling, ohne Schwert und Schild,
Er küßt sie dreimal in den Schlund,
Die herrliche, gekrönte Braut
|
|
8 |
|
Der König und die Königin,
Sie stehen auf dem Throne, Da glüht der Thron wie Morgenrot, Wie steigende Sonn' die Krone. Viel stolze Ritter stehn umher,
Ein alter, blinder Sänger steht,
Und plötzlich springt vom hohen Glanz
Er greifet in sein Saitenspiel,
|