Iwan Turgenjew
Visionen und andere phantastische Erzählungen
Iwan Turgenjew

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XVI.

Alles, was ich durchgemacht und erlebt hatte, war wohl auf meinem Gesichte zu lesen, als ich nach Hause zurückkehrte. Als ich ins Zimmer der Mutter trat, richtete sie sich plötzlich auf und sah mich so hartnäckig-fragend an, daß ich, nachdem ich ohne Erfolg versucht hatte, irgendeine harmlose Erklärung vorzubringen, ihr schließlich schweigend den Ring überreichte. Sie wurde entsetzlich blaß, ihre Augen öffneten sich ungewöhnlich weit und wurden ebenso leblos wie bei ihm. Sie schrie schwach auf, taumelte, ergriff den Ring, fiel mir halb ohnmächtig an die Brust und bohrte ihre wahnsinnigen, weit geöffneten Augen in mich. Ich umfaßte sie mit beiden Armen und erzählte ihr stehend, ohne mich zu rühren und ohne Überstürzung mit ruhiger Stimme alles, was ich wußte: von meinem Traum, von der Begegnung und von allem. Sie hörte mich bis zu Ende an, ohne mich auch nur mit einem Worte zu unterbrechen, ihr Atem ging immer schneller, und plötzlich wurden ihre Augen wieder lebhaft und senkten sich zu Boden. Dann steckte sie sich den Ring auf den Goldfinger, trat etwas zur Seite und holte Mantel und Hut. Ich fragte sie, wohin sie gehen wolle. Sie sah mich verwundert an, wollte antworten, aber die Stimme versagte ihr. Sie zuckte einige Male zusammen, rieb sich die Hände, als ob sie sich erwärmen wollte und sagte schließlich: »Wir wollen gleich hingehen.«

»Wohin denn, Mütterchen?

»Wo er liegt . . . ich will sehen . . . ich will ihn erkennen . . . ich werde ihn erkennen . . .«

Ich versuchte es ihr auszureden, aber sie hätte beinahe einen Nervenanfall bekommen. Ich begriff, daß es unmöglich war, sich ihrem Wunsche zu widersetzen, und wir machten uns auf den Weg.


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