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Er schien ruhig und zufrieden, erzählte aber sehr wenig; umsomehr Fragen richtete er an Fabius: über die früheren gemeinsamen Bekannten, den deutschen Feldzug, über Kaiser Karl; er sprach auch von seinem Wunsch, nach Rom zu gehen, um den neuen Papst zu sehen. Er bot Valeria wieder den Schiras-Wein an; und als sie ablehnte, murmelte er wie vor sich hin: »Jetzt ist es nicht mehr nötig.« – Die Gatten begaben sich nach dem Nachtmahl in ihr Schlafgemach, und Fabius schlief rasch ein . . . Als er aber nach einer Stunde erwachte, sah er, daß niemand sein Lager teilte: Valeria lag nicht an seiner Seite. Er stand rasch auf und sah im gleichen Augenblick, wie seine Frau im Nachtgewande aus dem Garten ins Zimmer zurückkehrte. – Obwohl es kurz vorher geregnet hatte, schien der Mond hell am heiteren Himmel. Valeria näherte sich mit geschlossenen Augen und dem Ausdrucke geheimen Grauens auf dem unbeweglichen Gesicht dem Bette, betastete es mit vorgestreckten Armen und legte sich rasch und stumm nieder. Fabius wandte sich an sie mit einer Frage, sie gab ihm aber keine Antwort und schien zu schlafen. Er berührte sie und fühlte an ihrer Kleidung und an ihrem Haar Regentropfen und an den Sohlen ihrer bloßen Füße – Sandkörner. Da sprang er auf und lief durch die halbgeöffnete Türe in den Garten hinaus. Das ungemein grelle Mondlicht lag auf allen Dingen. Fabius blickte sich um und entdeckte auf dem Sande des Weges die Spuren von zwei Paar Füßen, von denen das eine barfuß war; die Spuren führten zu einer Jasminlaube, die etwas abseits zwischen dem Hause und dem Pavillon stand. Er blieb ganz verwirrt stehen – und plötzlich erklangen wieder die Töne des Liedes, das er in der vergangenen Nacht gehört hatte! Fabius zuckte zusammen und eilte in den Pavillon . . . Mutius stand mitten im Zimmer und spielte auf der Geige. Fabius stürzte auf ihn zu.
»Du warst im Garten, du warst im Freien, deine Kleider sind vom Regen naß!«
»Nein . . . ich weiß nicht . . . ich glaube . . . ich war nicht draußen . . .« antwortete Mutius mit sichtbarer Anstrengung, gleichsam verwundert über das plötzliehe Erscheinen Fabius' und dessen Erregung.
Fabius ergreift seine Hand. »Und warum spielst du wieder diese Weise? Hast du wieder geträumt?«
Mutius blickt Fabius noch immer erstaunt an und schweigt.
»Antworte doch!«
»Kupfern steht des Mondes Schild,
Schlangengleich das Bächlein quillt,
Und der Habicht packt das Wild,
Und des Freundes Stimme schrillt:
Hilf! . . .«
murmelt Mutius singend, wie im Schlafe.
Fabius taumelte einige Schritte zurück, starrte Mutius an, blieb noch eine Weile unschlüssig stehen, . . . und kehrte nach Hause und in sein Schlafgemach zurück.
Das Haupt auf die Schulter gebeugt und die Arme kraftlos zur Seite geworfen, schlief Valeria einen schweren Schlaf. Es dauerte einige Zeit, bis es ihm gelang, sie zu wecken . . . Als sie ihn erkannte, warf sie sich an seinen Hals und umarmte ihn krampfhaft; sie bebte am ganzen Körper. – »Was hast du, meine Liebe, was hast du?« wiederholte Fabius, indem er sich Mühe gab, sie zu beruhigen. Sie lag aber, noch immer am ganzen Leibe bebend, an seiner Brust. – »Ach, welch furchtbare Träume habe ich!« flüsterte sie, sich mit dem Gesicht an ihn schmiegend. Fabius wollte sie ausfragen, aber sie begann bei seinem ersten Worte noch mehr zu zittern . . .
Die Fensterscheiben röteten sich im ersten Frühlicht, als sie endlich in seinen Armen einschlummerte.