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Soazera verschwand, blieb weit hinter den Hügeln zurück. Das Luftschiff flog über einer bewaldeten Ebene. Hier und da sah man eintönige Linien von Gebäuden, Masten und Drähte von Schwebebahnen, Öffnungen von Schachten, kegelförmige Haufen von Erz und Schlacke, in den schmalen Kanälen gleitende beladene Barken.
Zwischen den Baumgruppen ragten immer häufiger Felsspitzen. Das Luftschiff senkte sich, flog über eine rauchgefüllte Schlucht und setzte sich auf eine Wiese, die sanft zu einem dunklen, üppigen Haine abfiel. Lossj und Gussjew nahmen ihre Säcke und gingen in Begleitung des kahlköpfigen Marsianers die Wiese zum Haine hinunter.
Wasserstaub, der aus den Seitenöffnungen der transportablen Sprengapparate hervorschoß, spielte in allen Farben des Regenbogens über dem feuchtglänzenden krausen Grase. Eine Herde kleiner langhaariger, schwarzer und weißer Tiere weidete am Abhang. Alles war friedlich. Das Wasser rauschte leise. Es wehte ein leichter Wind.
Die langhaarigen Tiere standen vor den Menschen träge auf, wackelten auf ihren Bärentatzen zur Seite und wandten ihre flachen gutmütigen Schnauzen nach ihnen um. Ein Hirtenjunge in langem, rotem Hemd saß, das Kinn in die Hand gestützt, auf einem Stein und sah ebenso träge den Menschen nach. Mehrere gelbe Vögel hatten sich auf die Wiese niedergelassen und schüttelten sich unter dem in allen Farben des Regenbogens spielenden Wasserstrahl. In der Ferne marschierte auf langen Beinen ein melancholischer, grellgrüner Kranich.
Sie traten in den Hain. Die üppigen, an Trauerweiden erinnernden Bäume waren von himmelblauer Farbe. Das harzige, himmelblaue Laub rauschte sanft an den hängenden Zweigen. Zwischen den gefleckten Stämmen spielte in der Ferne das strahlende Wasser eines Sees. Vor der würzigen, süßen, glühenden Luft schwindelte in diesem himmelblauen Haine der Kopf.
Zahlreiche, mit orangefarbenem Sand bestreute Wege durchzogen das Gehölz. An ihren Kreuzungen standen auf runden Lichtungen alte, zum Teil beschädigte, flechtenbewachsene große Sandsteinstatuen. Aus dem Dickicht ragten Überreste von Säulen und zyklopischen Mauern.
Der Weg führte zum See. Seine dunkelblaue glatte Fläche spiegelte den umgekehrten Gipfel eines fernen felsigen Berges. Die Spiegelbilder der Bäume regten sich kaum. Die Sonne strahlte verschwenderisch. An einer Uferwindung saßen zu beiden Seiten einer moosbewachsenen, zum Wasser hinabführenden Treppe zwei große, von Schlingpflanzen überzogene Menschenstatuen, voller Sprünge.
Auf den Stufen der Treppe erschien eine eben dem Wasser entstiegene junge weibliche Gestalt. Der Kopf war von einer gelben, spitzen Mütze bedeckt. Sie war bläulichweiß und schien knabenhaft schlank neben dem massiven, moosbewachsenen, im Schlafe ewig lächelnden sitzenden Magazitl. Sie glitt aus, hielt sich am vorgestreckten steinernen Fuß der Statue fest und hob den Kopf.
»Aëlita«, flüsterte der Marsianer. Er bedeckte die Augen mit dem Ärmel und zog Lossj und Gussjew vom Wege in das Dickicht.
Bald erreichten sie eine große Lichtung. Im Hintergrunde stand im dichten Gras ein unfreundliches, graues Haus mit schrägen Wänden. Von dem sternförmigen, sandbestreuten Platze vor seiner Fassade liefen gerade Wege über die Wiese zum Gehölz, wo zwischen den Bäumen niedere Backsteingebäude sichtbar waren.
Der kahlköpfige Marsianer gab einen Pfiff. Hinter einer Ecke des Hauses erschien ein kleiner dicker Marsianer in einem gestreiften Schlafrock. Sein blaurotes Gesicht war wie mit Rüben eingerieben. Er kam, in der Sonne blinzelnd, näher, als er aber hörte, wer die Gäste waren, versuchte er sich aus dem Staube zu machen. Doch der kahlköpfige Marsianer sprach ihn befehlend an, und der Dicke führte, sich immer umwendend, einen einzigen gelben Zahn im Munde zeigend und vor Angst knicksend, die Gäste ins Haus.