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Wiederum jagten schimmernde Frühlingswolken über das Land hin. In dem weitläufigen Schloß Prankenau warf bald da, bald dort der Wind einen Fensterladen oder einen Türflügel unsanft in den Rahmen. Man war’s gewohnt, und so erschrak auch jetzt niemand, als die Haustüre hinter den leichten Schritten von Frau Dorothea so schwer ins Schloß fiel, daß es wie ein Kanonenschuß in dem hochgewölbten Gang dröhnte. Wenn sie nur gut abschloß! Was sie eben gesehen, trieb die zarte Frau in den nächstbesten stillen Winkel. Der Mann, dem man die schöne «Diana» geschenkt. 203 hatte nun schon zum drittenmal das Tier geholt. Und wieder mußte es zum Tor hinausgeschleift werden. Mit den gespreizten Pfoten schürfte es vier häßliche Furchen in den Kiesbelag. Das Halsband lag hinter den Ohren wie ein Galgenstrick, und den Schweif hatte die Hündin ganz straff eingezogen. So was wäre nicht nach dem Geschmack Onkel Scipios gewesen. — Und überhaupt! — Was hatte der ganze Sonnenschein, der durch jede Ritze hereinsprühte, hier zu schaffen? Wollte er das Geflimmer uralten Staubes in seinen schrägen Bahnen sehen?
Frau von Guldwang setzte sich in einem der obern Zimmer, wo niemand sie suchen würde, hinter geschlossenen Läden auf ein altmodisches Kastensofa mit geblümten Kissen und ließ ihren Tränen freien Lauf. — Endlich Besitzerin, war sie doch nicht — und wurde es nie — Eigentümerin des Schlosses. Die Erbin trieb sich drunten, am erwachenden Waldsaum herum und gab sich dem kindischen Vergnügen hin, Veilchen zu suchen, während in den geschützten Rabatten der Terrassen Hyazinthen und Krokus in allen Farben glühten. So kindisch war sie, ja. Aber wo man bei ihr auf kindisches Begehren rechnete, da versagte sie. Von ihrem Großonkel zur alleinigen Erbin eingesetzt, hatte sie sich dem Verkauf der Schloßdomäne nicht einen Augenblick widersetzt. — Ein wunderliches Geschöpf! — Wäre es etwa Frau Dorotheas Sache gewesen, ihrem Mann in die Quere zu kommen, als er die Rentabilität des 204 Schloßgutes und die Reparaturbedürftigkeit der Gebäude in kühler Berechnung dem Ertrag gegenüberstellte, der sich mit dem Verkaufspreis erzielen ließ? «Ich könnte es nicht verantworten, Prankenau zu behalten.» Das war sein Schlußergebnis. Und Antoinette — als wären all die herrlichen Tage ihrer Jugendzeit vergessen — fügte sich... ein Schaf! Frau Dorothea warf ein Kissen, an dem sie herumgezupft, auf das gegenüberstehende Himmelbett, so daß sich die grünseidenen Umhänge blähten. — Freilich, für sie selbst war der Charme dieses Landsitzes dahin, seitdem da drunten hinter den großen Maronniers die ruchlose Tat geschehen. — Aber welch ein Königreich würde sie sich trotzdem aus Prankenau gemacht haben! Auch ohne die vielen Hunderttausende zur freien Verfügung zu haben, die nach Herrn Fernands Meinung nötig wären, um das Schloß den modernen Ansprüchen auf Komfort anzupassen. Man könnte sich auch mit dem alten Apparat behelfen. Gerade das hätte seinen Reiz.
Frau Dorothea dachte das, indem sie an dem mit Glasperlen bunt bestickten Klingelband riß. Sie tat es mit spöttischer Neugier, und wunderte sich, als auf das altmodische Geklirre hin wirklich ein Mädchen erschien. — Nachts freilich hätte sie vergeblich gewartet, denn da hätte die Dienerschaft auf einen Spuk geschworen, und eher das Haus verlassen, als einen Gang in das obere Stockwerk zu wagen.
«Rufen Sie Fräulein Antoinette herauf!» befahl 205 Frau von Guldwang. «Ich erwarte sie in der Lingerie.»
Als Antoinette nach zehn Minuten eintrat und ein ganz kleines Büschel Veilchen auf den nächsten Turm von Leintüchern legte, las sie in ihrer Mutter Gesicht die hämische Frage: «Ist das nun alles?» Eine Antwort gab sie darauf nicht. Hätte sie etwa gestehen sollen, daß die Blümlein ihr durchaus Nebensache waren? Der Fußpfad zwischen Zelg und Wald, der letzte, den Herr Scipio gegangen, führte zu den Arbeitern, welche unter anderer Leitung die Drainierung wieder aufgenommen hatten. Die sagten oft so treuherzige Sachen zu dem schönen Schloßfräulein — manchmal auch Flegeleien; aber das machte Antoinette Spaß und bot ihr Gelegenheit, in Herzen hineinzuspähen, welche in einer ganz andern Welt lebten. Das war eins. Und das andere war: der Pfad bildete die Abkürzung zwischen der Straßenkreuzung im Tale drunten und der — Känelmatt. Er führte freilich an einer Stelle vorbei, über welcher das Grauen nicht weichen wollte, selbst im Mittagsglast nicht. — Aber die erbarmende Liebe späht auch durch die Pforten der Hölle. Bis jetzt hatte sich zwar Antoinettes Sehnsucht vergeblich über den kleinen Fußweg gelagert. Dafür grüßte sie dort von den fernen Hängen des Hürnberges der mächtige Turm, hinter dessen Mauern Heinis Vater seinem Urteilsspruch entgegensah. Auch das hatte das Schloßfräulein von den Arbeitern vernommen, deren Gespräche 206 hin und wieder das Ereignis des Werlentales streiften.
«Wirst du dich endlich herbeilassen, mit mir deine Schätze zu durchgehen?» fragte Frau von Guldwang. «Eine dankbare Erbin bist du eigentlich nicht, das muß ich schon sagen. Aber vielleicht wirst du später, wenn du selbst einen Haushalt führst, anders denken lernen.»
Antoinette wußte in der Tat diese Leinenvorräte nicht zu würdigen, die, schon bei der dritten Generation im Gebrauch, noch fast keine Schäden zeigten. Nur der funkelnde Silberschrank machte ihre Augen aufleuchten, und dann und wann ein besonders stilvolles Möbelstück oder ein liebes Bild. Aber ganz weg brachte dieser Dinge keines den wehmütigen Schimmer aus den blauen Augen.
«Du hast recht, liebe Mama,» antwortete Antoinette, «ich fühle mich sehr unwürdig. Tausend andere würden mich beneiden. Aber das ist es ja gerade, was mir einen Schatten...»
«zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vierund... zwei ganze Dutzend und noch keine spröde Stelle drin. Bitte, zähle mal diese Überzüge!»
Antoinette zählte ein Dutzend Kissenbezüge ab, spannte sogar einen gegen die Sonne, als suchte sie schadhafte Stellen. Dann redete sie hinter dem aufgespannten Tuch weiter: «Und bei alledem wird es mir nicht leicht werden, zu erkennen, was man mehr liebt, meinen Reichtum oder mich selbst. Ich wäre sicher 207 glücklicher in einem bescheidenen kleinen Heim mit einem Mann, von dem ich auch ganz sicher wüßte, daß er mich liebt. Das elegante Leben verscheucht so leicht die lieben kleinen Menschen, in deren Freundschaft einem wohl ist.»
«Du weißt etwas von der Welt, du!» höhnte Frau Dorothea. «Man sollte dich wirklich eine Zeitlang zu armen Leuten in Pension geben. Ich wollte doch sehen, wie lange es ginge, bis dich das Heimweh nach der Gesellschaft, in der du aufgewachsen bist, ankäme. Du würdest dann wohl einsehen lernen, wie schön es ist, wenn man die Mittel hat, Gutes zu tun.»
«Ach ja, gewiß ist das schön für den, der geben darf; aber wenn man sich in die Haut der Empfangenden denkt, so erlischt all die Freude.»
«Antoinette, ich kann nicht sagen, wie sehr du mich heute enervierst. — Geh lieber wieder Veilchen suchen, wenn du so fortfahren willst!»
Frau von Guldwang wollte eben ihrer Tochter neue Arbeit zuschieben, als man ihr meldete, es wären wieder Herren da, die das Schloß zu sehen wünschten, Baumeister oder dergleichen. Sie hätten Pläne und Meßstäbe mit. Ein ärgerlicher Laut entfuhr den Lippen der Gereizten.
«Ich will die Leute empfangen,» erbot sich Antoinette, und sie entwischte, bevor ihre Mutter sich widersetzen konnte.
So verstrichen die Frühlingstage, kaum einer, der 208 nicht Frau von Guldwang schmerzlich zum Bewußtsein gebracht hätte, daß sie auf Prankenau nur noch die geduldete sei. Neben all den kleinen Verdrießlichkeiten, welche das Lösen der Dienstverhältnisse und das Vorbereiten der Räumung mit sich brachten, gab Antoinettes träumerischer Eigensinn der Geplagten häufig Anlaß zu Klagen. Als ob der ganze herrschaftliche Plunder sie gar nichts anginge, so wenig beteiligte sich das Mädchen an der «Erleserei». Daß sie selber der glücklichen Erbin alle Freude an dem Besitz verdarb, indem sie mit ihren Mutterhänden bis zum letzten Siegellackstengel im tintenverklexten Schreibtischschublädlein alles, aber auch alles meinte ordnen zu müssen, das ahnte Frau Dorothea nicht. Wenn sie überhaupt Ahnungen zugänglich war, so waren es solche, die sich an Antoinettes Streifereien in der Umgegend knüpften. Dieses stundenlange Herumstreichen am Rande der Zelg verdiente schon bald den Namen Manie. Übrigens hatte das Imhausherumwerken der Frau von Guldwang einen besonderen Grund, den sie sich nicht eingestand. Sie betäubte sich damit. Das Hinsterben der Schönheit von Prankenau konnte sie nicht kalten Auges mitansehen, geschweige denn den Gedanken an das ertragen, was hernach hier einziehen sollte. Wie konnte ein junges fühlendes Herz, ein denkender Mensch — und das war Antoinette — sich draußen diesen Eindrücken in der stärksten Form aussetzen!
Eines Tages — es war in der Zeit des jungen 209 Buchenlaubes — schürfte der Pflug seine Furchen in die Zelg. Der dunkelbraune Grund dampfte im hellen Sonnenlicht. Auf dem blanken Fell der schwer stapfenden Schimmel lag der goldgrüne Widerschein des Waldrandes, wo die mächtigen silbergrauen Stämme sich aufreckten in einen fächelnden Dom von grünschillernden Wölbungen. Unter diesen schwamm alles in sanften Tönen wie unter einem Seespiegel und doch freiatmend, sonnig und licht. Und wenn abends der Goldstrom der sinkenden Sonne in die smaragdenen Hallen brach und Rosenblut über das Geäst sprengte — welch ein Schweben ward da aus dem Gehen in der Abendmüde!
Antoinette wußte: das erneuerte sich ewig, das geschah draußen in der weiten Freiheit, das gehörte allen — mochte der Park mit seinen altersgrauen Künsten im Moder zusammensinken! Und sie wußte, wollte wissen, daß sie da in der wunderbaren freien Weite das liebende Herz fand, das im Sehnen nach den ewigen Zielen mit ihr für die draußen Wohnenden schlug.
Auf der vom Tal ansteigenden Straße schlugen Hufe auf — leichte, spielende. Geschliffene Scheiben blitzten zu beiden Seiten eines Kutschbockes. Im offenen Wagen saßen zwei Herren. Papa und — wie war das möglich! — Marcel Delierre.
«Ha, komm nur, Freund! Aber du wirst umsonst nach meinem Herzschlage horchen.» Antoinette eilte dem Acker entlang gegen den Bühl hin, um den die Straße sich wand und von dessen Kuppe man ankommenden 210 Gästen zu winken pflegte. Ihr Winken war auch im Schloß bemerkt worden, so daß Frau Dorothea die Einfahrenden an der Haustüre empfangen konnte. Dankbare Freude über die hochwillkommene Unterbrechung ihres «Inventur-Sommeraufenthaltes» beseelte ihre Zunge, so daß dem zielbewußten Studenten bald zumute war, als läge er in den Mutterarmen der reinen Lebensfreude. Frau von Guldwang war auch schon im ersten Augenblick aufgefallen, daß ihr Gemahl heute auf ganz besonders gut federnden Gelenken schritt. Was er ihr beim ersehnten nächsten Alleinsein offenbarte, erklärte ihr nicht nur den wackern Blick ihres sonst so behutsam durch das Leben tastenden Ehemännchens, es rettete auch ihr Daseinsbehagen vor dem Erstickungstod im Staube von Prankenau. Noch war Herr von Guldwang in seinem Bericht nicht weit gekommen, als er die schlanke Hand seiner Frau auf dem Ärmel fühlte. Zwei Schritte vom Fenster des gemeinsamen Schlafzimmers, etwas seitwärts, lenkte sie mit ihren Augen Herrn Fernands Aufmerksamkeit in den Garten hinunter, wo sich Marcel und Antoinette auf einer Terrassentreppe begegneten. Mit reizender Natürlichkeit nahm das Mädchen den gut geübten Handkuß des Studenten entgegen. Einen kurzen Augenblick kam angesichts des schönen Paares Frau Dorothea das Weh darüber an, daß die Tage des herrschaftlichen Landlebens gezählt waren. Aber die Neugier ließ ihren wachsamen Augen nicht Zeit, eine Träne zu sammeln. 211 Unbefangen näherten sich die jungen Leute dem Schloß. Wahrhaftig! Antoinette schien ihre sonderbaren Launen vergessen zu haben. Die Einsamkeit mußte sie empfänglich gemacht haben.
Wie man dem Spiel eines Wiesels zuschaut — mit verhaltenem Atem — so blickten die Eltern, jedes hinter einem offenen Fensterflügel stehend, den Heraufsteigenden zu. Und als diese so nahe an das Haus gekommen waren, daß das Fenstergesimse sie verdeckte, fingen sich die freudvoll verstehenden Blicke des Elternpaares. Unwillkürlich traten sie aufeinander zu und tauschten zärtliche Küsse. Dann erzählte Herr Fernand seiner Frau von den klugen Ansichten, die der junge Mann auf der Fahrt geäußert habe. «Dem ist die große Perspektive über die Verbindung zwischen Technik und Kapital aufgegangen. Der Mann hat eine verheißungsvolle Zukunft. — Ich bin überzeugt, Liebste, daß er würdig wäre, deinen heroischen Verzicht auf diese alte Herrlichkeit hier, mit seinem Genie zu befruchten. Er wäre der Mann dazu, uns aller Reue zu entheben.»
Frau Dorothea leuchtete auf. — Dann glitt wieder ein leiser Schatten über ihr Gesicht. Ein Bedenken schien sie zu beschäftigen. Plötzlich aber erhob sie ihr Haupt wieder frohgemut und sagte: «Ach, ich glaube eigentlich auch, daß er nicht so ganz ohne Verständnis wäre für die religiösen Bedürfnisse Antoinettes. — Meinst du nicht?»
212 «Unter allen Umständen wird er sie respektieren, und wenn Antoinette klug ist, so wird sie ihn zu führen wissen.»
Bald darauf war die kleine Gesellschaft an der Mittagstafel vereinigt, wo Marcel neuerdings Gelegenheit fand, seine Gastgeber durch kluge Reden in Staunen zu setzen. Dabei half ihm Antoinette selber in den Sattel, indem sie ihn fragte, ob er nichts von Heinz Tillmann wisse. — Ohne diese Frage würde es Delierre nicht gewagt haben, den Namen Tillmann zu nennen. — «O ja,» sagte er, «der arme Mensch dauert mich unsäglich. Man versteht wirklich nicht, warum ein so guter Kerl so viel Widerwärtigkeiten ertragen muß. Ich frage mich, wie er durch das hindurch kommen wird, was seiner noch wartet. Der alte Tillmann ist wirklich solcher Treue nicht wert. Erst zwingt er seinen Sohn in einen Beruf hinein, in dem er ganz sicher zeitlebens unglücklich sein wird...»
«Glauben Sie das wirklich?» fragte Frau Dorothea.
«Kein Zweifel,» fuhr Marcel fort. «Nie und nimmer wird er auf einen grünen Zweig kommen. An Intelligenz fehlt es ihm nicht; aber an rücksichtsloser Energie. Er ist zu — wie soll ich sagen? — zu lieb. Mir kommt er immer vor wie ein Wagen, der quer auf dem Geleise steht.»
Herr Fernand schien tief nachzudenken. Dann sagte er: «Und zu allem andern wird der arme Junge 213 mittellos dastehen, denn die Spekulationen des Alten werden das kleine Vermögen vollständig verschlingen.»
«Er ist tief, tief zu bedauern,» meinte Delierre. «Schade, daß er sich nicht von dem Alten losmachen kann.»
«Aber das wird er nun doch vielleicht, wenn sein Vater ins Zuchthaus kommt,» antwortete Frau Dorothea.
Mit schlecht versteckter Erregung fragte Antoinette: «Papa, glaubst du wirklich, daß er ins Zuchthaus kommt?»
Herr Fernand zog die Schultern hoch. «Etwas anderes hat er doch wohl nicht verdient.»
«Man sollte aber doch einen Versuch machen, dem Heinz zu helfen.» Mit diesem Vorschlag wandte sich Frau von Guldwang an ihren jungen Gast. «Wollen Sie nicht versuchen, mit dem armen Menschen zu reden, Herr Delierre? — Man muß den richtigen Augenblick erfassen. Etwa nach der Gerichtsverhandlung. Da stößt er doch vielleicht eine rettende Hand nicht zurück. Nicht wahr, Papa, für die theologischen Studien kommen wir auf? Und damit es ihm nicht zu schwer fällt, es anzunehmen, bringen Sie es ihm bei, Herr Delierre. Von einem Freund läßt man sich so etwas eher gefallen. Und Sie brauchen ihm gar nicht einmal zu sagen, daß wir dahinter stecken.»
«Das wäre mir lieber,» sagte Herr Fernand. «Ich mächte nicht, daß uns die Sache noch falsch ausgelegt würde.»
214 «Wollen Sie es übernehmen, Herr Delierre?» wiederholte Frau Dorothea.
«Von Herzen gern,» versicherte Marcel.
«Aber Sie müssen ihm ernstlich zusetzen.»
«Ich werde nichts unterlassen, was zum Ziele führen kann; denn es läge auch mir sehr daran, den guten Kerl in einem Beruf zu sehen, den er ersehnt hat und der ihn auch glücklich machen wird.»
Antoinette hatte an diesem Gespräch gar nicht teilgenommen; aber sie benützte hernach einen Gang durch den Park, um darauf zurückzukommen.
«Herr Delierre...»
«Ach bitte!» unterbrach er sie, «warum nicht mehr ‹Marcel›, wie ehedem?»
«Also, meinetwegen — Marcel. Wenn Ihnen gelingt, was Sie übernommen haben, so werden Sie es nicht bereuen. Nur soviel sage ich Ihnen.» Und als sie in des jungen Mannes Augen eine lächelnde Verwunderung bemerkte, fügte sie hinzu: «Einer solchen Heimsuchung kann ich nicht kalten Blutes zuschauen.»
«Sie haben recht, es ist furchtbar traurig.»
Ohne viel zu reden, wandelten sie weiter bis an eine Lücke des Parkgeheges. Da bemerkte Marcel den herrlichen Saum des Buchenwaldes. «Welche Pracht!» rief er aus.
«Das ist mein besonderer Spaziergang,» sagte Antoinette, «meine Studierstube, mein Heiligtum.»
«Gehen wir hinüber!» Delierre wollte auf den 215 Zelgpfad hinaustreten; aber Antoinette wandte sich lächelnd gegen den Garten und ließ sich entwischen: «Nicht mit Ihnen.»
Kopfschüttelnd folgte er ihr zum Schloß hinauf.