Moritz von Strachwitz
Gedichte
Moritz von Strachwitz

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Frau Hilde

                  Frau Hilde saß in Thuras Hall,
    Bei ihr manch wackre Maid. –
Herr Egbert lag auf Fyriswall,
    Seine Wunde, die war weit.

»Nun sagt mir, meine Mägde klug,
    Was schlägt ans Fenster drauß'?«
»»Das ist im Sturm der Zickzackflug
    Der schwirrenden Fledermaus.««

»Das ist kein Flug der Fledermaus
    Die nach den Kerzen schwirrt,
Das ist Herrn Egberts weißer Falk,
    Der gegen die Scheibe klirrt! –

Nun sagt geschwind, meine Mägde gut,
    Was über die Brücke setzt?«
»»Das ist der Wölfe heulende Brut,
    Die hungrig die Zähne wetzt.««

»Das ist nicht hungriger Wölfe Troß,
    Dem der Herd in die Nase dampft,
Das ist Herrn Egberts weißes Roß,
    Das wiehernd den Schnee zerstampft! –

Nun sagt um Gott, meine Mägde wert,
    Was klirrt in der Finsternis?«
»»Das ist das rostige Hünenschwert,
    Das eben vom Nagel riß!««

»Das ist kein Schwert, das vom Nagel reißt,
    Du lügst es, falsche Magd,
Es ist Herrn Egberts klirrender Geist,
    Das sei dem Himmel geklagt!«

Frau Hilde fiel auf den harten Stein,
    In Stücke sprang das Schwert,
Der Falke stieß das Fenster ein,
    Zusammen sank das Pferd.

Zerstoben all der Mägde Zahl,
    Tief öde Hall' und Haus,
Der Falk flog kreischen durch den Saal
    Und löschte die Kerzen aus.

 


 


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