Moritz von Strachwitz
Gedichte
Moritz von Strachwitz

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Prolog zu »Lieder eines Erwachenden«

        Ha! Nordlandsluft und Nordlandswind!
    O Lust verwehter Tage!
Wie hab' ich dich einst so heiß geminnt,
    Vollbusige Nordlandssage!
Du rittest mit mir auf Odins Tier,
    Acht Hufe hatte der Renner.
Du saßest in Walhall neben mir
    Und schenktest den Met der Männer.

Ich hört' als Fei mit dem Wasserfall
    Dich tote Helden bejammern,
Und sah dich als Alf in des Berges Hall'
    An glühendem Golde hammern.
Du fuhrest mit mir über'n Maalstrom,
    Es dampften des Strudels Mäuler,
Du webtest in Trondhjems schwarzem Dom
    Als Dämmerung um die Pfeiler.

Ich sah dich über die schlafende See
    Als Schwanenjungfrau schwimmen,
Und sah dich über den Gletscherschnee
    Als Nordlicht zackig glimmen.
Ich sah dich über die Heide der Schlacht
    Als Adler schweigend schweben,
Und sah dich in dem Auge der Nacht
    Als Witwenträne beben.

Du botest mir deine Wange rot,
    Du schlanke, hohe, frische,
Und brachest mir dann das Haferbrot
    An des Normanns rauhem Tische.
Ich sah dich den Busen der Nordlandsdirn
    Als Freias Schmuck umkreisen,
Du klangest um jede Normannsstirn
    Als Helm aus Wielands Eisen.

Ich sende dir diesen Kuß nach Nord,
    Er brennt wie Islands Feuer,
Aufjauchzend springt dies Lied an Bord
    Und wendet zu dir sein Steuer.
Mag sich's mir dir auf Nordlands Riff
    Als klagende Tanne wiegen
Und mag's mit dir als Geisterschiff
    Durch Nordlands Meere fliegen!

 


 


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