Karl Simrock
Gedichte
Karl Simrock

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Sprüche

1. Einem Rezensenten.

    Ach Meister Spitz,
Hör' auf zu bellen:
Es gehört mehr zum Witz
Als Narrenschellen.

 
2. Einem andern.

        Denkst in Spiritus zu setzen
Seinen Kopf mit Haar und Schopf:
Setze lieber, weil er lebet,
Spiritus in seinen Kopf.

 
3. Motto.

        Zum Wiegenliederdichter
Muß ich geboren sein:
Es schlief ja wohl schon mancher
Bei meinen Liedern ein.

4. Den Herrn Autographensammlern.
Ex ungue leonem

      Zwar, wer des Löwen Tatze sieht,
Der weiß, der Leu ist nah, und flieht;
Doch wenn er sich in Schweigen hüllt,
Sagt niemand: Das war gut gebrüllt.
Drum statt die Klaun uns zu begucken,
Lest lieber, was wir ließen drucken.

 
5. In ein Gebetbuch.

        Als du noch in Nichts verborgen,
Dachte dein, der dich erschuf:
Sollt' er nicht auch heut und morgen
Hören seines Kindes Ruf?

 
6. Gebet.

        Gott, gib mir heut
So klugen Rat,
Daß mich morgen nicht reut,
Was ich gestern tat.

 
7. Mit einem Kompaß.

      Du darfst schon deinen Sternen traun;
Doch wehren Wolken sie zu schaun,
So laß dein Herz den Kompaß sein:
Der führt zum sichern Hafen ein.

 
8. Weisel.

        Mein Herz war wie ein Bienenhaus,
Es flogen Mädchen ein und aus;
Doch endlich kam die Königin,
Die blieb und herrscht nun ewig drin.

 
9.

        Es prangt das Meer mit wunderreichen Schätzen;
Zufriedenheit kann dich am Ufer letzen.

 
10.

        Die Staude der Geduld ist bittrer Art;
Doch endlich bringt sie Früchte süß und zart.

 
11.

      Schweige, niemand wird dich beleidigen:
Rede, du mußt dein Wort verteidigen.

 
12.

        Der ist noch kein kluger Mann, der Geld erwirbt;
Zu behalten muß er's wissen, bis er stirbt.

 
13.

      Ein Pferd ist schwer zu tränken,
Das nicht den Kopf will senken.

 
14.

      Die Katze will wohl Fische essen,
Aber nicht die Füße nässen.

 
15.

        Und wüßtest du die Bibel von Wort zu Wort,
Verliebt will's mit dem ABC nicht fort.

 
16.

            Solang' ein Mädchen schön und jung,
Da ist sie spröd' und stolz genung;
Doch kommen die Runzeln, da braucht sie Kunst,
Sich zu erheucheln der Männer Gunst.

 
17.

        Verleumdung mußt du frech betreiben,
Es wird schon etwas haften bleiben.

 
18.

        Wollt ihr mir Hals und Zähne segnen,
Das heiß' ich allzumal willkommen;
Das Beste, was mir mag begegnen,
Muß doch aus Kopf und Herzen kommen.

 


 


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