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Da bring' ich meine Siebensachen
Denn auch zu Markt, ein wenig spät;
Man wird des alten Sängers lachen,
Da rings sich rasche Jugend bläht.
Und wär' ich allzuspät gekommen,
Es ist Poetenlos, man weiß:
So sei ich gütig aufgenommen,
Poeten, denn in euern Kreis.
Mögt ihr mich nachbarlich vertragen
Auf einem Brett, in gleichem Schrank,
Ich künd' euch meine alten Sagen,
Erzähle manchen guten Schwank.
Hier seh' ich viele, die mir teuer,
Und manchem schüttl' ich traut die Hand.
O Chamisso, du vielgetreuer,
Find' ich dich hier im Bücherland!
Ihr jüngern, bess'rer Zeit Herolde,
Der ihr voraus im Sturmschritt schwebt,
Ihr steht dem Vaterland im Solde,
Daß ihr mit Singen es erhebt.
Ich meine nicht, ihr sollt es loben,
Ihr mögt es schelten, wenn es sinkt:
Erhoben soll es sein, gehoben,
Das ist der Lorbeer, der euch winkt.
Soll sich das Vaterland erheben,
So braucht es »freien deutschen« Sinn.
Die Freiheit wird mir nicht gegeben,
Wenn ich ein Knecht mit Willen bin.
Ihr singt uns Unmut in die Herzen,
Ihr singt uns Scham und heil'gen Zorn:
Die Freiheit wächst aus solchen Schmerzen,
Die Deutschheit aus der Freiheit Born.
Uns sind die Zeiten längst entflohen,
Da Klopstocks Jüngling bange schwieg,
Bei dem Gedanken schon, dem hohen,
Ihm in die Wangen Röte stieg,
Bis er doch endlich sich ermannte,
Das strenge Zagen von ihm wich,
Bis er gestand, was ihn durchbrannte:
»Mein Vaterland, ich liebe dich!«
Uns ist die Liebe noch vonnöten;
Doch macht sie nicht für Fehler blind:
Nur allzuoft, wenn wir erröten,
So ist es, daß wir Deutsche sind.
Und doch ergreift auch uns ein Zagen,
Wenn wir, die Leier in der Hand,
Den schreckenden Gedanken wagen:
Dein wert zu sein, o Vaterland! |