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In jenen Zeiten, die wir preisen,
Davon noch gern die Sage spricht,
Da hielt mit König Karl dem Weisen
Als Schöffe mancher Held Gericht.
Ein Glöckchen hing im Waldesschatten,
Man hört' im Schlosse, wenn es klang:
Da kamen, die zu klagen hatten,
Und zogen an der Glocke Strang.
»Wohlauf, das Glöckchen hör' ich schallen,
Laßt schauen, wer Gerichts begehrt.«
Sie traten aus des Schlosses Hallen:
Da zog den Strick ein lahmes Pferd.
»Das ist ein wunderlicher Kläger:
Wer will dem Stummen Stimme leihn?
Der Armen und der Waisen Pfleger,
Du, Eckart, sollst sein Anwalt sein.« –
»Der besten Redner bin ich keiner,
Eckart ist allem Hader feind.
Hier Eurer Ritter ist es einer,
Den dieses Pferdes Klage meint.
Es hat ihn feurig einst getragen
Von Schlacht zu Schlacht, von Sieg zu Sieg,
Man sah es stolz die Scholle schlagen,
Wenn er's im Waffenschmuck bestieg.
Die Ehre dankt er hohem Streben,
Er dankt den Ruhm dem tapfern Arm;
Dem Rosse schuldet er das Leben:
Es trug ihn aus der Feinde Schwarm.
Da gab er ihm viel Schmeichelnamen
Und Leckerbissen mannigfalt;
Doch Jahre gingen, Jahre kamen,
Auch dieses edle Roß ward alt.
Nun lahmt sein Fuß zu raschem Laufe,
Blind schwankt es an der Grube Rand,
Da gönnt er ihm vor seiner Raufe,
Vor seiner Krippe keinen Stand.
Es irrt aus seinem Stall verwiesen
Umher und sucht ein Hälmchen Stroh,
Und niemand ist auf Feld und Wiesen
Des ungebetnen Gastes froh.
Gescheucht, geworfen und geschlagen
Lief es hieher und fand den Strang,
Der Hunger trieb's, ihn zu benagen,
Bis diese Glocke sich erschwang.
Die Glocke fühlte mit dem armen,
Ihr war der schnöde Undank leid,
Zum Himmel rief sie um Erbarmen,
Zum König um Gerechtigkeit.
Ihr weisen Richter mögt erkennen,
Was diesem edeln Tier gebührt;
Den Ritter will ich nicht benennen,
Ich warn' ihn nur, daß er's vollführt.«
Da rief der letzte wie der erste,
Da rief der schuld'ge Ritter auch:
»Bis an den Bauch in goldne Gerste,
In goldnes Korn bis an den Bauch!« |