Da droben unbezwungen
Saß König Gelimer,
Doch engen Kreis geschlungen
Hat schon der Feind umher:
»Noch einmal möcht' ich schauen
Des Lebens vollen Tag,
Noch einmal mir vertrauen,
Dann komme, was da mag.
Auf, melde du, mein Ritter,
Den Feinden mein Gesuch:
Ein Brot und eine Zither,
Dazu ein linnen Tuch.«
Da meldete der Ritter
Den Feinden sein Gesuch:
Was will er mit der Zither,
Was sollen Brot und Tuch?
»Das Brot, das will er kosten:
Seit ihn der Turm bedeckt
Und seine Waffen rosten,
Vergaß er, wie es schmeckt.
Will trocknen mit dem Linnen
Die alten Augen rot:
Dort auf des Turmes Zinnen
Sah er nur Angst und Not.
Will in die Zither singen
Den bittern Todesschmerz,
Bis ihm die Saiten springen
Und bricht sein müdes Herz.«
Da gab man ihm die Zither,
Gab Brot und Linnen gern,
Und dankend schied der Ritter
Und bracht' es seinem Herrn.
Der sieht ihn freudig kommen:
»Herbei, mein Saitenspiel!
Ihr habt kein Lied vernommen,
Seit unser Reich zerfiel.
Ein Lied will ich erheben,
Es ist ein schönes Lied:
Der scheide von dem Leben,
Von dem die Freiheit schied.
Ihr trauten Freunde, kostet
Das letzte Liebesmahl;
Es hat zu lang' gerostet
Der scharfgeschliffne Stahl.
Verbindet eure Wunden,
Wir stürzen in die Schlacht:
In letzten Lebensstunden
Hab' ich dies Lied erdacht.« |