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Zu Köln ein junger Maler war
Marien fromm ergeben,
Er sah die Benedeite klar
Vor seinen Sinnen schweben.
Wenn er vertrauend aufgeblickt,
Hat sie ihm freundlich oft genickt
Und mild Gehör gegeben.
Da dacht' er sie aus Dankbarkeit
An eine Wand zu malen,
Wie er sie sah in Lieblichkeit
Als Magd und Mutter strahlen:
So möcht' ihr jeder gläub'ge Christ,
Der säh', wie gut und schön sie ist,
Den Zoll der Andacht zahlen.
Er malte fleißig Nacht und Tag
An ihren sel'gen Zügen,
Doch, was ihm klar im Busen lag,
Will sich der Hand nicht fügen,
Und wie er bildet, sinnt und schafft,
Aufbietend alle Kunst und Kraft,
Es kann ihm nicht genügen.
Ermüdet schläft er endlich ein,
Vor dem entworfnen Bilde;
Da schwebt ein Engelpaar herein:
Was führt es wohl im Schilde?
Es lächelt schalkhaft, nimmt gewandt
Palett' und Pinsel aus der Hand
Dem von der Künstlergilde.
Schon malt der eine rüstig zu,
Der andre will nicht schweigen:
»Viel besser mach' ich das als du;
Gib her, ich will dir zeigen.«
So lösen sie einander ab,
Bis sich das Bild zu schauen gab,
Dem wir noch heut uns neigen.
Als sie den Jüngling nun geweckt,
Noch lauschen sie verstohlen;
Er blickt empor, erstaunt, erschreckt,
Und kann sich kaum erholen.
Das Bild ist fertig, Zug um Zug,
Wie er es längst im Sinne trug
Vom Scheitel zu den Sohlen.
Da reden sie ihn freundlich an,
Den fast ihr Lichtglanz blendet:
»Die Mutter Gottes, junger Mann,
Hat uns zu dir gesendet.
Das Bild ist dein, du hast's gedacht:
Was wir an deiner Statt vollbracht,
Ist alles dir entwendet.« |