William Shaekespeare
Shakespeares Sonette
William Shaekespeare

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XCV

Wie lieblich und wie süß machst du die Sünde,
die wie der Wurm in duft'ge Rose fand!
Wie hüllst du das, woraus dir Schmach entstünde,
so zärtlich in ein wonniges Gewand!

Die Zunge, die dein zügelloses Treiben
anzüglich, übertreibend gar, berichtet,
läßt selbst den Tadel ohne Lob nicht bleiben,
weil schon dein Name schlechten Ruf vernichtet.

Wie ward den Lastern doch zum Aufenthalt,
zum Wohnsitz auserwählt hier ein Palast;
und jedes einzeln wird zur Huldgestalt
und alle sind in Herrlichkeit gefaßt!

Dies Vorrecht, Teurer, nur mit Maß benütze:
Mißbrauch macht stumpf des schärfsten Messers Spitze.


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