Heinrich Seidel
Glockenspiel
Heinrich Seidel

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Zu spät

1.

        Nun schwebt von goldnem Haar umwallt
Dein schönes Köpfchen still mir vor,
Und deiner Stimme Nachklang hallt
Gar hold an mein erinnernd Ohr.

Ein Sehnen – ungestillt – erfüllt,
Umfängt mich wie ein Nebelflor.
Weh, was mir einst den Sinn verhüllt!
Nun weiß ich erst, was ich verlor.

2.

        Eine späte Blüthe träumet
Einsam in flatterndem Laub.
Den Frühling hat Sie versäumet –
Nun wird sie des Herbstes Raub.

Dass nichts beim Alten bliebe,
Der Herbstwind schüttelt und weht!
Ach, deine süsse Liebe,
Dass ich sie einst verschmäht!

3.

        Es flüstert in dämmriger Stunde
In welken Blättern der Wind:
Das ist eine traurige Kunde
Von zweien Herzen, mein Kind.

Sie fanden sich nimmer zusammen
Zu leuchten im seligem Schein,
Zwei einsam lodernde Flammen
Verglühten in Sehnsucht allein.

 


 


 << zurück weiter >>