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Feierabend! Feierabend! Westwärts sank die Sommersonne. Weisse Tauben fliegen leuchtend Um die rothbestrahlten Giebel, Und in süssen Abendfrieden Spinnt sich ein die ganze Welt. Satt und schwergefüllten Euters, Milchduft um sich her verbreitend, Wandeln kluge bunte Kühe Durch des Dorfes enge Gassen, Und am Bach die Gäns' und Enten Putzen schwatzend ihr Gefieder, Oder schnabbern sich zum Abschluss Noch ein Würmlein oder Schnecklein Aus dem vielgeliebten Schlamm. Feierabend! Heimwärts ziehen Schon die Knechte und die Mädchen Mit Gelächter und Gesang. Sieh, da kommt ein schlanker Bursche, Und es wandeln ihm entgegen, Wo am Bach das schmale Brücklein Zu dem Wiesengrunde hinführt Eine Blonde, eine Braune, Apfelschön, zwei frische Mädchen, Und er breitet seine Arme, Und er ruft mit frohem Lachen: »Brückenzoll müsst ihr entrichten!« Und sie lächeln alle beide, Eine keck, die andre schämig, Und ich fürchte, alle beide Werden wohl bezahlen müssen. Doch es schmunzelt still die Alte Und gedenkt der eignen Jugend, Wo man auch von ihren Lippen Solchen süssen Zoll begehrte. – Ach, das ist schon lange her! |
An dem schönen Sommerabend Sassen wir auf jenem Hügel, Schauten in den goldnen Westen. Breithin streckte sich die dunkle Wolkenbank, darin die Sonne Nun versunken – nur die Ränder Glühten noch in goldnem Scheine. Doch im blauen Himmel drüber Schwebten rosig weisse Wolken, Angestrahlt von hellem Glanze. Welch' ein Wunder sah ich droben: Auf den Wolkenbänken sassen Ros'ge Engel reihenweise – Andre lauschten aus den Wolken, Andre schwebten hin und wider, Spielten hier mit Wolkenflocken, Ritten dort auf einem Wölkchen – Und es war ein stillbewegtes Schimmernd rosiges Getümmel. »Sieh, wie herrlich!« sprach ich leuchtend Freudevoll zu dem Gefährten. Dieser nickte nur; wir schauten Still ins Zauberspiel der Wolken: Wie die Engel nun verschwebten, Lauschten noch mit ros'gen Köpfen Ueber Wolken und verschwanden. Und der Rosenschein verblasste, Bis im bläulichen Gedämmer Nur ein träumend Roth noch ruhte, Und der Abend still sich senkte. |
Auf der schönen grünen Wiese Tiefe warme Schatten werfend Liegt der stille, goldgetränkte, Letzte Abendsonnenschimmer Lerchenklang in hohen Lüften, Und der Wind schläft in den Zweigen – Kaum erzittert leis ein Grashalm. Dort am Ufer auf der Weide Grauem Stamm, der hingebogen Sich im dunkeln Weiher spiegelt, Weissgekleidet sitzt ein Mädchen. Goldne aufgelöste Haarfluth Wallet um das stille Antlitz, Wie sie nieder in das klare Spiegelhelle Wasser blicket, – Und sie grüsst ihr Spiegelabbild, Nickt und lächelt, und da drunten Nickt und lächelt hold es wieder. Und ein Strauch von wilden Rosen, Der mit hundert schönen Blüthen Neben ihr im Grund sich spiegelt, Schaut mit all den Rosenaugen Aus dem Spiegel ihr entgegen. Goldne Haarfluth – ros'ge Wangen – Grün Gezweige – rothe Rosen. Und das Mädchen neigt ein Zweiglein, Neigt es hin an ihre Lippen, Und sie küsst die zarte Rose, Schaut's im Spiegel und erröthet. Doch ein Blatt, gelöst vom Kusse Flattert auf das Wasser nieder, Trübt das Bild mit leisen Ringen. Mägdlein schaut in das Gezitter, Bis das Bild sich wieder kläret, Und sie küsst die Rose wieder, Sinnt und schauet in die Ferne. Dämmernd sinket nun der Abend – Singend steigt sie, die den letzten Späten Abendstrahl getrunken, Singend steigt die Lerche nieder. Und das Mädchen still und sinnend Wandelt durch die grüne Wiese, Bis das weisse Kleid im Dunkel Jener Gartenbäume schwindet, Draus das Landhaus hell hervorschaut. |
Sommerabend – süsse Labung, Wenn der heisse Tag verglühte! Stille Gärten blühn im Mondschein, Athmen Kühlung, hauchen Düfte, Froh befreit vom Sonnenbrand. Unter Linden – welch' ein Flüstern, Heimlich Wispern und Gekose – Aus den Lauben glänzen Lichter – Grün durchleuchten sie das Blattwerk – In die süsse Abendstille Tönt Gelächter und Gesang. Friedlich sitzt der brave Bürgcr Wohlbehäbig auf der Hausbank, Raucht sein Pfeifchen – spricht verständig Noch ein Wörtchen mit dem Nachbar – Mutter strickt und nickt dazu. Doch der schönen blonden Tochter Drückt der blonde Sohn des Nachbars Heimlich, heimlich und verstohlen, Still die kleine weisse Hand. Und sie sprechen sehr verständig, Bald von diesem, bald von jenem, Nur von dem nicht, was mit Beben Durch die jungen Herzen geht. Doch dem jüngsten Sohn des Hauses Giebt ein Gott es zu verkünden In der fremden todten Sprache, Die zur Marter unsrer Kindheit Einst der alte Römer sprach. Denn gekehrt zum Mond das Lehrbuch Lernt und lernt er laut und eifrig, Lernt er: »amo, amas, amat!« |
Nächtlich bei des Mondes Schimmer, Wenn der Wind schläft in den Wipfeln, Tanzt die wunderschöne Elfe Auf dem stillen, schilfumgebnen Wasserrosenteich im Walde. Nimmer dringt in diese Gründe Nur ein Hauch des Menschendaseins! Selbst der Glocke weithinhallend Klanggetöne stirbt versummend In dem weiten Meer der Wipfel. Und es steht der Wald im Lauschen Auf das eigne Schweigen lautlos. Und die wunderschöne Elfe Wiegt sich über stillem Wasser Wie ein schimmernd Duftgebilde, Dass das leuchtend helle Goldhaar Um die weissen Glieder wallet. Breitend ihre schönen Arme Schwebt sie ob dem dunklen Grunde, Wie ein lieblicher Gedanke Mondbeglänzter Einsamkeit. |