Annemarie Schwarzenbach
Lyrische Novelle
Annemarie Schwarzenbach

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Am schmerzlichsten ist es mir, dass ich weggefahren bin, ohne von meinem Freund Magnus Abschied genommen zu haben. Er ist krank, jetzt liegt er schon seit drei Wochen, und ich habe ihn sehr vernachlässigt. Ich sah ihn vor einigen Tagen, da ging es ihm ziemlich schlecht. Er lag im Hinterraum seines Ateliers, der Arzt war gerade bei ihm und schüttelte mir die Hand. Er untersuchte ihn schweigend, betrachtete die Fieberkurve und gab dem kleinen Portierssohn Anweisungen. Der Portierssohn ist ein blasser und magerer Bursche von etwa achtzehn Jahren, er kocht für Magnus und hat jetzt schon die ganze Pflege übernommen. Wenn Besuch kommt, führt er ihn selbst in das Atelier und verschwindet dann in der Küche. Dort bleibt er, bis Magnus ihn ruft. Er ist ihm sehr ergeben . . . Der Arzt gab ihm ein Rezept und schickte ihn in die Apotheke. »Ein braver Junge«, sagte er zu mir. Und Magnus lächelte, und meine Zugehörigkeit wurde einfach übersehen. Der Arzt ging fort, und ich wartete, bis der Junge aus der Apotheke zurück war.

»Hast du noch Geld?« fragte ich Magnus.

»Haben wir noch Geld?« fragte Magnus den Jungen. Der antwortete: »Du hast mir gestern zehn Mark gegeben, damit reichen wir vorläufig.«

Sie sagten sich du.

11 Ich ging dann weg, und ein paar Tage später schickte mir Magnus eine Einladung zum englischen Botschafter, die er für mich bekommen hatte, und schrieb mir einen Brief dazu. Seither habe ich nichts mehr von ihm gehört. 12

 


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