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König Johann von Böhmen bei Crecy.

1827

»Ihr lieben Herrn und Ritter, wie stehet Philipps Schlacht?
Bringt einen Strahl des Lichtes herein in meine Nacht!
Das lange Waffentosen verwirret nur mein Ohr;
Der Freund, mit dem ich ziehe, dringt er nicht siegend vor?«

So sprach der König Johann, der Greis, in seinem Zelt,
An Waffen, Mut und Tugend ein wohlgethaner Held,
Und doch, sein Arm, er rastet; sein Schwert, er führt es nicht:
Denn Blindheit liegt seit Jahren auf seinem Angesicht.

Und wie er sitzet horchend und auf das Tosen lauscht,
Das Schlachtgetümmel näher und näher mählich rauscht,
Und endlich um ihn flüsterts: »Der Engelländer siegt,
Der tapfre König Philipp, dein treuer Freund erliegt.«

Da sprang der blinde König von seinem Stuhl empor:
»O sähe so mein Auge, wie hört mein tückisch Ohr!
Wo ist mein Bruder Philipp, sagt mir, wo find ich ihn?«
Die Diener sprachen: »Säh't ihr, so sähet ihr ihn fliehn!«

»Er flieht und ich soll fliehen?« der König finster sprach:
»Wer leitet mich ins Treffen, wer hilft mir von der Schmach?
Wer wagt es, mich zu führen hinein in schönen Tod,
Wer wählet, statt zu fliehen, mit mir die letzte Not?«

Da nahm den blinden König ein Ritter bei der Hand,
Der sprach in deutscher Zunge: »Landskron bin ich genannt;
Zwei Falkenaugen hab ich, die schauen wohl für vier,
Auch bin ich nicht zu fliehen, zu sterben bin ich hier!«

Und freudig sprach der König: »Heil dir, dich kenn ich gut,
Du hast mit mir bei Laupen vergossen schon dein Blut,
Der Born ist schon gesprungen, gezapft ist schon das Faß!
Was übrig blieb, zusammen verströmen heut uns laß.«

Und ihre beiden Rosse, die führt man ihnen vor,
Der Leitsmann ist ganz Auge, der König ist ganz Ohr,
Sie ketten aneinander die Tiere bei dem Haupt,
So jagen sie, wie Einer, hin, wo es hallt und staubt.

»Dorthin,« ruft aus der Ritter, »dort stehn sie viel und hart.«
»Ja dorthin,« ruft der König, »dort schreit der Eduard.
Der Fürst der Engelländer, der meinen Freund vertrieb.
Ihn fällen oder fallen, es ist mir beides lieb!«

So jagen sie wie Einer, hin wo es staubt und hallt,
In wilden Schlachtenwirbel verwickeln sie sich bald,
Es stürzet mancher Sieger vor ihrem grimmen Schlag,
Zuletzt der gute Leitsmann, der blinde Herr erlag.

Und auf dem Siegesfelde, wo Leich' an Leiche war,
Gekettet aneinander, da lag das edle Paar,
Des Ritters Falkenaugen geschlossen von der Not,
Des Königs Auge leuchtend, entsiegelt von dem Tod.


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