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Die Linde.

November 1840

Die Nacht durchbrauste wilder Wind,
Am Morgen war es blau.
Ich ging vorbei mit meinem Kind
Am Lindenbaum auf der Au.

Der Knabe rief: »Sieh, Vater, ach!
Wie den der Sturm gefaßt!
Wie er ihm aus der Krone brach
Den schönen grünen Ast!«

Wir traten an, zu Boden hing
Der Ast, geknickt in den Staub,
Mein Knabe traurig ihn umfing,
Drückt an die Wange das Laub.

Zum Stamm blickt ich empor. O Schmerz!
»Schau«, rief ich, »liebes Kind!
Er ist geschlitzt bis an das Herz,
Ins Mark fuhr ihm der Wind.«

Und durch die Herzenswunde sah
Der blaue Himmel herein.
Wir standen in langem Schweigen da,
Wir fühlten der Linde Pein.

Ich endlich sprach: »Es ist nun so,
Wir ändern es nicht mehr!«
Des Söhnleins Hand ergriff ich froh,
Mein Herz blieb mir nicht schwer.

Wir gingen heim, wir zogen fort,
Wir schauten Fluß und Land. –
Nun liegt der Knab am fremden Ort
Begraben unter dem Sand.

Vier Wochen sind vorüber kaum,
Hier steh ich, ohne mein Kind,
Vor dem zerrißnen Lindenbaum,
Ich selbst gespalten vom Wind.


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