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Das Jahr ist vergangen, ohne dass etwas geschehen wäre, das des Aufschreibens wert ist, aber das folgende brachte wieder Rüstung und Streit.
Der Böhmenkönig Johann der Lützelburger hatte seinen Sohn Karl, der zur selben Zeit Markgraf von Mähren gewesen, nach Tirol geschickt, um dem dreizehnjährigen Hänschen das Land zu erstreiten, und der Markgraf hausete alldort als ein rechter Feind. Was werden wohl die Bauern und gemeinen Leute dafür gekonnt haben, dass sich die Mächtigen um das Land und des gemeinen Volkes Zinsung stritten?
Der Böhmenkönig brachte es daher auch dahin, dass sich sein Eidam, der Herzog Heinrich von Niederbayern, wider den Kaiser auflehnte, der doch sein Vetter war. Und deshalb rüstete der Kaiser zum Kriege. Aber auch der Herzog rüstete, und im Sommer zog der Böhmenkönig an der Spitze zahlreicher Kriegsscharen über Cham in die Ebene herab, um seinem Eidam zu Hilfe zu kommen.
Des Herzogs Boten ritten von Burg zu Burge, von Stadt zu Stadt und forderten alle dort entbehrlichen Edlen und Kriegsmanne zu seinen Diensten. Auch nach Straubing kam ein Bote und überbrachte Herrn Peter des Herzogs Botschaft, und der schickte, wess' er in der nun friedlichen Stadt entraten konnte. Jungherr Thiemo übernahm die Führung, und mit ihm zogen Jungherr Albert, Eppo von Christenberg, Haben der Randsberger, der Krahensteiner, Heinrich der Chamerauer und noch viel andere mit den notwendigen Knechten. Aber auch von den Söhnen angesehener und wappenbürtiger Bürger zogen sehr viele mit und die Edlen, so ihren Sitz in der Nähe der Stadt hatten.
Herr Peter war in denselben Tagen so unwirsch und missmutig, dass ihm auswich, wer immer nur konnte. Unnötige Rede kam kein Wort über seine Lippen, und so er zu einem etwas sagen musste, kam es so ungemut Ungemut, unmutig, zornig. und ungefüge Unfuge, ungefüge, zornig. heraus, dass sich schier männiglich fürchtete vor ihm. Einmal sogar schlug er in währendem Essen mit der Faust auf den Tisch, dass alles Essgeräte klirrte, gerade so, wie es zornige und händelsuchende Bauern in der Schenke tun. Und als ihn alles darob gar verwundert ansah, ob nicht etwa sein Verstand ein Weglein abseits geirrt, polterte er hart heraus.
»Da soll schon der Teufel raufen mit ihnen! Zwei Vettern, und Krieg führen miteinander; ein Kaiser und sein Herzog, und raufen miteinander! Ein und dasselbe Blut hüben wie drüben, und … und auch raufen! Und man kann nichts tun dawider, dieweil das Hemde dem Leibe doch näher ist denn das Wams oder der Harnisch!«
Da merkte ich, was ihn drückte und ihm das Leben verbitterte.
»Wenn ein Mittler wäre!« riet ich, aber er schüttelte den grobschlächtigen Kopf.
»Wer? Ein Kleiner, wenn sich dessen erkühnte, das wäre ohngefähr, als wenn sich ein Kind zwischen zwei speerbrechende Ritter stellen wollte, und die Mächtigen tun es nicht, weil sie ein Wohlgefallen daran haben, wenn sich die anderen Mächtigen balgen und zausen und ihre Kräfte vergeuden. Am Ganzen ist nur der Hunne schuld, der Lützelburger.«
Inzwischen sammelten sich die Heere bei der Stadt zu Landau, und es verging Woche um Woche, ohne dass man von einem Zusammenstoße gehört hätte. Wie zwei bissige, knurrende Köter standen und lagen sie sich gegenüber, von denen keiner den Angriff machen will. Der Herzog und der Böhmenkönig warteten allweg auf den Zuzug des Markgrafen Karl, der aus Tirol herbeikommen sollte mit seiner Streitmacht, aber des Kaisers Sohn, Ludwig der Brandenburger, legte sich so fest vor die Gebirgspässe bei Kitzbühel und Rattenberg, und auch der bayerische Landsturm hielt sich an der Tiroler Mark so mannhaft, dass ein Herüberkommen unmöglich war. Dem Kaiser zog auch der österreichische Herzog Otte mit seine Kämpen zu und legte sich vor Landau, aber er hätte lange Zeit gewähret, bis an eine Eroberung zu denken gewesen. Über die hochgehende Isar zu gehen und die Widersacher in ihrem festen Lager anzugreifen, war auch sehr schlimm. So zog sich der Kaiser nach Schärding zurück, hoffend, dass ihm die Gegner nachziehen würden in ein besseres Feld, aber die taten es nicht. so rückte er wieder gen Landau vor.
Mittlerweile wollte der Lützelburger Verstärkung holen, und viele der Ritter konnten ihren Mut und ihre Streitlust nicht mehr zügel und zähmen und ritten zwischen die feindlichen Lager, Gegner zu Tjost und Buhurd fordernd, um zum ersten ein wenig Abwechslung zu finden und zum zweiten möglicherweise ein Treffen einzuleiten; aber es war alles ohn' Erfolg.
Eppo der Christenberger ritt einmal gen das feindliche Lager und brach einige Speere, und Hagen der Randsberger nahm etliche mit sich und forderte einen Buhurd nach Ritterbrauch. Der Christenberger kam mit zerhauenem Schilde und zerbleuetem Leibe zurück, aber dem Randsberger wäre es fast gelungen, den Gegner zu einem Treffen zu locken. Der Buhurd wurde geritten, aber zum Ende wagten sich die anderen doch nicht kecklich hervor.
Darob wurde Hagen vom Herzoge viel belobet, und über seine Bitte bekam er als Geheiß, dass er das erste Pflegamt als Lehen bekäme, das frei würde.
Solchermaßen währte der Streit und das Getrutze siebzehn Wochen, und die Gegend zwischen Isar und Inn wurde schrecklich verwüstet. Die Feldfrüchte wurden vernichtet, die Hütten des gemeinen Volkes wurden verbrannt, und was essbar war, ward genommen und geraubt. Wer sich nicht flüchtig gab, wurde misshandelt oder gar getötet, und allerorten herrschte der Gräuel der Verwüstung.
Da raffte sich Herr Peter zu einem lobebaren Entschlusse auf, der ihn in meinen Augen mehr ehret als all das andere, das er je für seine Herren getan.
Eines Tages, kaum dass ich die heilige Messen gelesen, ließ er mich zu sich rufen.
Mit langen, festen Schritten ging er in seiner Kemenate auf und ab, und als ich eintrat, stellte er sich vor mich hin, als wollte er mir alle Augenblicke an den Kragen.
»Wisst Ihr, was ich tun werde?« hub er an. »Ich bin der Eckher und fürchte mich vor keinem Teufel, so auch nicht vor dem Herzoge oder vor dem Kaiser. Ich will Frieden stiften. Was sagt Ihr dazu?«
»So Ihr das wagen wollet, tätet Ihr das beste Werk, das zu dieser Zeit zu tun ist«, riet ich.
»Seid Ihr dess' sicher?«
»Ja.«
»Und Ihr führet mit mir?«
»So Ihr es haben wollt, auch.«
»Dann richtet Euch! In Stundenweile reiten wir.«
Was hatte ich mich viel zu richten und zu rüsten? Ich brauchte weder Harnisch, noch Helm, noch Schuld und Schwert; mein schwarzes Habit war mein Prunkkleid und mein Schutz. Nur zog ich das neue an, da ich doch vor den Herzog oder gar vor den Kaiser treten sollte. Die Zeit über, die sich Herr Peter und sein Gefolge noch rüsten ließen, betete ich zum Herrn der Könige und der Schlachten, er möge die Herzen der Gegner erweichen, dass sie gutem Rate zugänglich seien und nachher geneigt zu Versöhnung und Frieden.
In kurzer Zeit stiegen wir zu Rosse und betraten den Weg. Wie zu einem Ergötzritte zogen wir durch das Tor der Stadt hinaus in den glühenden Sonnenbrand, denn Herr Peter hatte nur zwei Dienstmannen und einige wenige Knechte mitgenommen. Er hatte Friedenswerk im Sinne, und dazu bedurfte es keines großen Gefolges.
Gen Abend langten wir beim Lager an, und das schwarzweiße Wappen der Eckher ebnete uns die Wege zum Herzog.
Herr Peter rastete aber nicht etwa zuvor, ehe er vor seinen Herrn trat. Im glühheißen, staubbedeckten Halswerk ging er zu ihm.
»Was treibt meinen Straubinger Viztum zu mir ins Lager?« wunderte der Herzog. »Etwan schon wieder Aufruhr und Empörung?«
Ich nahm in meinem einfältigen Sinne wahr, dass ihm dies arg ungelegen käme, und ich wünschte im Stillen, Herr Peter möchte es auch merken und es seinem Ziele so nutzen, wie wenn man auf dem Schachbrett einen Zug tut, um den Gegner zu verwirren.
»Nein«, beschied Herr Peter der Wahrheit zur Ehre, aber er musste doch so genau wie ich es bemerkt haben, dass Herr Herzog Heinrich da ein Örtlein hatte wie der hürnen Seyfried zwischen den Schultern. »Aber die Burger und das gemeine Volk beginnen wieder unzufrieden zu werden ob des Krieges und der Drangsale, und ich fürchte …«
»Ihr fürchtet?« unterbrach ihn Herr Heinrich hastig.
»Ja. Und darum täte ich zu Frieden und Versöhnung raten. Deswegen bin ich hergeritten im glühenden Sonnenbrande, und auch Herr Gotswin hat den Weg und die Beschwerlichkeit nicht gescheuet …«
»Wer ist der Pfaffe?«
»Herr Gotswin, des Stiftes zu Metten Mönch und mir als Schreiber und Ratgeb überlassen.«
»So? Dann willkommen bei Eurem Herzoge.« Und er reichte mir die Hand. »Frieden und Versöhnung ratet Ihr?« frug er nach einigen Sinnen.
»Ja«, sagte Herr Peter fest und treuherzig. »Ihr wisset, dass ich allweg Euer getreuer Diener gewesen bin und dass Euer Vorteil auch der meine ist. Ihr kennt den Eckher so weit, dass er Euch sicher nicht in Untreue raten würde …«
»Ich weiß es: Die Eckher vom Eck stehen allweg wie ein Kiesfelsen zu ihrem Herrn.«
»Und ich riete und rate: Machet Frieden, der Kaiser ist Euer Vetter und das Haupt des Reiches, es steht Bayer wider Bayer, Deutscher wieder Deutschen im Felde, das Land wird verwüstet, und die Bürge werden unruhig. Ihr könnt heute den Gegner schlagen und morgen das Land in Aufruhr finden. Bedenket, Herr Herzog! Wer nachgibt ist auch ein Mann, und Eure Bürger werden Euch diese Tugend in Treue danken.«
»Meint Ihr?« frug der Herzog, und ich merkte am Klange seiner Rede, dass der Eckher einen wuchtigen Zug getan, und ich nutzte den Augenblick und redete zu ihm, was Gottes Gebot und des Christen Pflicht sie.
»Ich werde mich mit meinem Herrn Schwäher beraten«, sagte er zu; aber Herrn Peter kam das offenbar nicht gelegen.
»Der rät untreu«, behauptete er. »Lasst den Krieg in sein Land tragen, lasset die Heere in seinen Gauen lagern und seine Felder verwüsten und die Heimstätten seiner Bauern niederbrennen, und lasset sein Bürger zur Empörung und zum Aufruhr treiben, dann sehet zu, was er rät. In Eurem Lande wird er Krieg raten.«
Ein leichtes Nicken verriet, dass der Herzog seines Viztums Rede wahr fand.
»Wenn ich zum Frieden die Hand biete, ob dies aber auch der Kaiser tut?« wandte er nachher ein, und die Rede sagte deutlich, dass er gewonnen.
»Ich will den Mittler machen und morgen zu ihm; aber zuerst muss ich das Versprechen aus Herzogsmunde haben, dass Ihr also gewillt seid, wenn er desselben Sinnes ist.«
»Wisst Ihr, welcher Fährlichkeit Fährlichkeit, Gefahr. Ihr Euch aussetzt?«
»Ja; aber ich bin Peter der Eckher, meines Herzogs getreuer Viztum.«
»Gut. Dann habt Ihr mein Versprechen.«
Herr Peter atmete auf, als er vor das Zelt trat, dass die Ringe seines Halsbandes klirreten. »Es ist halb gewonnen«, raunte er mir zu.
Des anderen Morgens ritten wir selband gen das Lager des Kaisers.
Herr Peter trug selbst den Speer, an dessen Spitze das Wappen der Eckher flackerte und daneben ein weißes Tuch, und als wir zu des Lagers Vorhut kamen, hielt man uns an.
Auf kurze Frage gab Herr Peter kurzen Bescheid: »Ich bin Peter der Eckher und will mit dem Kaiser reden. Das vermeldet Herrn Ludwig, so er den Eckher noch kennt.«
Es dauerte geraume Weile, und wir waren nicht viel weniger denn gefangen, bis ein Ritter mit der Botschaft zurückkam, man solle uns vor den Kaiser führen.
Ich wähne heute noch den Mann zu sehen, der zur selben Zeit die schwere Krone des Deutschen Reiches trug, sein hager Gesicht, seine stark gebogene Nase und seine blinkenden Augen, und es ist mir bewusst, dass er neben hart vielen Schwächen und Fehlern auch seine guten Seiten hatte wie männiglich auf dieser unvollkommenen Welt.
»Was will der Eckher, meines Lehensmannes und Gegners Viztum bei mir?« frug der Kaiser hart.
»Frieden stiften«, beschied Herr Peter kurz.
»So? Wer will Frieden? Mein aufrührerischer Vetter und Lehensmann? Der Böhmenkönig oder alle beide?«
»Ich.«
»Ihr?« lachte der Kaiser hell auf. »Habe ich mit Euch Fehde und Krieg? Seid Ihr mehr denn Eures Herzogs Viztum? Oder seid Ihr ein Mächtiger, dem ich gehorchen soll?« Die Verbitterung klang aus jedem Worte und jeder Silbe.
Des Eckhers Gesicht wurde merklich dunkler ob solcher Rede, aber nie hab' ich gesehen, dass er sich so herrschen könne wie selbes Mal.
»Höret mich und dann urteilt!« bat der Eckher. »Ich hab' es nimmer ertragen, zuzusehen, wie Herzog und Kaiser sich bekriegen, wie Deutscher wider Deutschen im Felde steht, und deswegen bin ich gestern von Straubing fort mit Herrn Gotswin, meinem Schreiber und Ratgeber, habe gestern noch mit meinem Herzog geredet und ihm alles fürgehalten, was Unrecht an der Fehde ist, und ich bringe heute dem Kaiser des Herzogs Wort, dass der willfährig ist, die Hand zu Versöhnung und Frieden zu bieten.«
Des Kaisers Antlitz wurde bei der Rede sichtlich heiterer und milder.
»Ist solches wahr?« frug er nach einigem Sinnen.
»Ja. Ich, Peter der Eckher, bringe die Botschaft.«
Ein Zeitlein war es schier totenstill im Zelte, nur das Gelärme des Kriegsvolkes drang ab und zu aus der Runde herein in die Stille. Der Kaiser mochte allerhand sinnen, und wir störten ihn nicht darin. Nach geraumer Zeit hob er den sorgenschweren Kopf und nickte einige Male gen Herrn Peter hin.
»Dem Eckher des Kaisers Dank für sein Mühen!« sagte er mit kennbar weicher Stimme. »Reitet zurück zu Eurem Herzoge und vermeldet ihm, dass ich die zum Frieden dargebotene Hand nicht hassvoll zurückweise. Wer Frieden heischet, soll ihn haben. Saget, er soll zur Mittagsstunde in die Mitte beider Lager reiten, und auch ich komme dorthin, um Zwiesprach mit ihm zu halten und ihm sein Wort abzunehmen.«
Mit diesem Bescheide ritten wir zurück und wunderten und bass, dass der Kaiser so rasch zur Versöhnung zu bewegen gewesen. Erst später erfuhren wir, dass es ihm ohnehin von Tag zu Tag schwerer geworden, die zahlreichen Kriegerscharen zu besolden und zu ernähren, und dass ihm daher die Friedensbotschaft so gelegen gekommen sein mag wie einem Hungernden ein groß Stück Brot.
Den Nachmittag und Abend verbrachten wir unter Herrn Peters Leuten, und gar manch übermütig Stücklein wurde erzählt von dem und jenem. Eppo, der Längste, soll sogar in seinem Übermute einen von den Rittern des Lützelburgers zu nachtschlafender Zeit genarret haben, und darob wäre groß Geschrei und Aufruhr entstanden unter des Lützelburgers Hunnen.
Haben der Randsdorfer aber zog mich einmal beiseite und freudstrahlenden Auges erzählte er mir von der Herzogs Lob und Geheiß, und dass er gleich Hochzeit machen werde, wenn sie nach Straubing zurückkämen, und es dünkte mich, als schauete ich in ein spiegelhell Waldbrünnlein, in das die Sonne scheinet, und der goldflirrende Sand spielte in allen Farben, und kein Winkelchen des Grundes wäre dunkel.
Des anderen Mittags sammelte Herzog Heinrich ein klein Gefolge um sich und ritt zwischen beide Lager, und es währte nicht lange, so kam der Kaiser mit ebenfalls kleinem Gefolge von der anderen Seite.
Als Gegner ritten sie einander zu, und als Freunde gingen sie voneinander. Geraume Weile redeten sie schon mitsammen, und ich weiß nicht, was sie alles gesprochen, aber dann reichten sie sie als Männer die Hände und versprachen Versöhnung und Frieden.
Wie Lauffeuer durchflog die Kunde davon das Lager. Die Unseren jauchzten und jubelten dem Herzoge und dem Eckher zu, aber des Böhmenkönigs Edle zeterten und schimpften in einer uns und jedem Deutschen unverständlichen Zunge, und es kostete Mühe, einen Aufruhr zu verhindern.
Herr Peter zog gleich mit seinen Söhnen und deren Mannen ab, doch des anderen Tages soll es zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen sein zwischen dem unterdes zurückgekehrten Lützelburger und seinem Eidam, Herzog Heinrich. Doch konnte dies an dem Verspruche nichts mehr ändern; zwei Fürsten hatten einander ihr Wort gegeben.
Des Herzogs Heer löste sich auf, aber König Johann wich nicht von Landau, bis der Kaiser abzog und sich gen Budweis nach Böhmen wandte, um den Krieg in des aufrührerischen Lehensmannes Land zu tragen.
Wir kamen heim nach Straubing und wurden mit Freuden begrüßt, und denselben Tag kehrten sich dem Viztum Peter dem Eckher all deren Straubinger Herzen in Achtung und Freundschaft zu, die ihm bislang noch gegrollet im Stillen ob der etwas harten Zähmung.
Desselben Abends noch aber ging Hagen der Randsberger in des Lerchfelders Haus und freiete nach Brauch und Sitte um Chinukund, die Tochter.
Zwei Wochen nachher bewegte sich ein stattlicher Zug Geharnischter gen des Lerchfelders Haus. Die Brünnen und Halsberken gleißten wie eitel Silber, die Helme und das Rüstzeug funkelten im Sonnenlichte, und vorn ritt ein schmucker Knabe, auf dem schlanken Speer den frischgrünen, duftigen Kranz tragend.
Der Randsberger hatte seinen Ehrentag. An seinen Halsberk war ein schwank Rosmarinsträußlein geheftet, in seinem blonden Haare lag das Kränzlein aus duftendem Rosmarin, und die blauen Kinderaugen des großen Jungen strahlten glückselig aus dem geröteten Gesichte.
Man holte die Jungfrau Braut ab, auf deren Kopfe der goldflirrende Brautbendel Brautbendel, breiter, aus Kunstblumen und reichem Flitter zusammengesetzter Kranz. Auch Bändel. saß, und deren Wangen glüheten wie zwei Pappelrosen zur Pfingstzeit. Aber an den Augenwimpern hingen noch zwei Zähren gleich edlen Perlen.
Die Pfeifer schritten hinter dem kranztragenden Knaben, und dahinter zogen die Brautleute und deren Gäste zur Kirche.
Haben hatte mich gebeten, ich möchte ihm sein Glück antrauen und den Herzensbund segnen am Altare, und ich tat also.
Mit größerer Freude habe ich die zwei kurzen, aber hartbindenden Wörtchen noch nie und seither auch nie mehr sagen hören als zur selben Stunde, da ich von den beiden eins ums andere fragte, ob sie einander liebten und eins das andere zum Ehegespons nehmen wollten nach Gebot und Willen des Höchsten. Ich hatte den Randsberger lieb als einen guten Freund, und ich gönnte ihm sicher alles Glück der Welt, aber mir grauete fast doch vor all dem Glücke, das hinter den leichten Wörtlein hervorlugte.
Während der Messe betete ich inbrünstig zum Allvater, er möge den beiden seinen Engel senden und zur Seite stellen, damit nie ein Wölkchen die Schöne dieses Glückes trübe und blende.
Das Hochzeitsmahl war im Hause des Lerchfelders bereitet, und der Gäste waren hart viele geladen. Herr Peter saß an einem Ehrenplatze, und seine Mannen und die Bürger und Patrizier der Stadt, so geladen worden, saßen bunt durcheinander, und anmutige Frauen und Jungfrauen saßen dazwischen, und alles war eitel Lust und Fröhlichkeit. Jungfrau Alheit saß zwischen dem Jungherrn Peter von Natternberg und Heinrich dem Charmerauer, und auch sie lachte und scherzte, und kein Mensch ahnte, dass ein Tag gewesen, wo sie schier blindlings hinausgerannt vor das Tor der Stadt, wo sie am blumigen Feldrain Hass gebrütet und in ihr Herz böse Rache gepflanzt. Dem Jungherren Peter konnte man es schon ansehen, dass er nicht so gut gelaunet, wie all die Gäste um ihn her und wie auch seine Nachbarin, aber er zwang sich sichtlich, so viel er dies vermochte.