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Als der Moritz aufwachte, saß sein Weib neben ihm und weinte.
»Warum weinst Du?« fragte da der Moritz.
Da rief die Lotte schluchzend:
»Moritz! Moritz! Du darfst nicht sterben. Ich habe Dich so lieb – so sehr sehr lieb.«
Und die Lotte küßte den Moritz, aber der sagte:
»Du mußt mich, wenn Du mich wirklich lieb hast, ruhig sterben lassen. Willst Du mir nicht einmal diese einzige Freude gönnen? Glaubst Du, daß ich jemals in meinem Leben eine andere Freude gehabt habe? Sieh nur, wie mein Körper durch das Bettuch leuchtet – so leuchtet alles in mir auf – jetzt, da ich endlich sterben kann. Ich sehe lauter Narren, die mit ihren Köpfen Fangeball spielen – und dazu lachen die Köpfe. Und meine Lotte muß auch dazu lachen. Lach doch, Lotte!«
Da zwang sich die Lotte und wollte wirklich lachen – und sie lachte – aber es klang so schauerlich, daß ihr mit einem Male alles schwarz vor den Augen wurde – sie fühlte, daß sie umsank und von vielen Händen gehalten wurde – und dabei hörte sie neben sich den Moritz nochmals laut lachen und sagen:
»Es ist ja Alles Komödie – das ganze Leben. Nur das Sterben ist schön. Laß uns fröhlich sein – gebt mir Wein – und laßt Musik spielen.«
Es geschah, wie er sagte.
Die Lotte wurde ohnmächtig hinausgetragen.