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Es klingt wie ein Lustspiel und ist doch eine Tragödie. –
Er war kein Verbrecher, nein, obgleich ihn die Welt dafür zu halten schien, und seine Frau war sogar ein sehr braves Weib. Er hatte weder Bomben geworfen noch Geld unterschlagen oder eine Kasse ausgeraubt, und dennoch fand er auf Erden keine bleibende Statt. Er mußte Jahr für Jahr seinen Stab weitersetzen, und überall, wo er geweilt hatte, hieß es: »Ein guter Mann, eine tüchtige Frau – aber – aber!«
Sonst konnte man ihm wirklich nichts vorwerfen. Er bezahlte seine Steuern wie ein reicher Mann, obgleich es ihm schwer fiel; ja, er gab sogar noch mehr als der Reiche, denn auf seinen Gaben beruhte des Staates beste Kraft.
Er war ein friedlicher Mensch, ein sehr friedlicher sogar. Er ging nicht in Volksversammlungen, schrieb nicht für die Zeitungen, er streikte nicht, und trotzdem kehrte der Schutzmann häufiger bei ihm ein – und merkwürdig! er hatte immer etwas zu mäkeln. Es war ein Verhängnis.
Heute geht der Mann wieder von Haus zu Haus. Da haben wir's! Ein Bettler scheint er zu sein! – Vielleicht! – Bescheiden pocht er an die Türen. Jede Tür wird aufgetan. Man hört auch seine Bitte, sieht sein scheues, gedrücktes Wesen; aber man zuckt die Achseln, macht die Tür wieder zu, und er bleibt draußen.
Da wandert er mit schwerem Herzen weiter. Er sucht ohne Unterlaß und kann doch nichts finden; er sucht eine bleibende Stätte, und niemand will ihn haben. Verzweifelnd setzt er sich am Weg auf einen Stein, und Tränen fließen auf seine harte Hand. – –
Aber die Welt hat vielleicht trotz alledem recht: er ist dennoch ein Verbrecher – der Mensch hat mehr als ein halbes Dutzend Kinder.
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