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Die beiden Stimmen

Adamanaka war ein Bramine; es hat keinen weiseren gegeben als ihn. Aber er tat, was kein Bramine tun sollte, er nährte sich von Hasenbraten.

Da sprach sein Gott zu ihm durch die Stimme seines Gewissens: »Adamanaka, das Leben ist heilig. Iß das nicht, was auf seinen Beinen läuft.«

»Wie du befiehlst, Herr,« erwidert der Bramine und sättigte sich fortan von den Eiern der Vögel.

Da sprach die Stimme seines Gottes zum zweiten Male: »Adamanaka, das Leben ist heilig. Iß das nicht, was noch einmal auf Beinen laufen könnte.«

»Wie du befiehlst, Herr,« sagte der Bramine und lebte fürder von den Früchten der Bäume und den Körnern aus den Ähren.

Da sprach sein Gott zum dritten Male zu ihm und immer durch dieselbe Stimme: »Adamanaka, das Leben ist heilig. Iß das nicht, was einen Keim in sich trägt, der sich entfalten und an der Sonne wachsen könnte.«

»Wie du befiehlst, Herr,« antwortete der Bramine, »aber was soll ich denn essen, o Herr?«

Darauf gab die Stimme des Herrn keine Antwort, und der Bramine hungerte, weil er nicht wußte, was anderes er tun sollte, und siehe, da schwieg sein Gewissen, und Adamanaka glaubte, daß er endlich auf dem rechten Wege sei. Aber es dauerte nicht lange, so fing sein Magen an zu knurren, und zuletzt ward daraus ein lautes Bellen.

Da ging ein armer Hindu vorüber, der trug einen Korb auf dem Kopfe, und in dem Korbe lagen einige Brote, die waren aus Reismehl gebacken.

Als Adamanaka das sah, ertrug er es nicht länger und bat: »Gib mir ein Brot, ich bin so hungrig.«

»Das geht nicht, Herr,« gab der Arme zur Antwort, »das Brot ist für meine Kinder, und sie sind auch hungrig.«

»Du sollst, du mußt!« rief der Bramine; denn er hörte nicht die Stimme seines Gewissens, sondern nur das Bellen seines Magens. Er langte nach den Broten, aber der Arme wehrte dem, und so geriet der Mann mit dem hungrigen Magen in Grimm und Wut.

»Hund von einem Paria!« schrie er und schlug ihn tot. –

Das Leben ist heilig, aber vor allem das Leben des Menschen.

*


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