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Es geschah einmal, daß ein König und sein Stiefelputzer an einem Tage starben, und der Stiefelputzer war flink und kam zuerst an die Himmelspforte. Sie ward aufgetan, aber als er eintreten wollte, ward er hinten am Rock gefaßt. Es war der König.
»Hast du jeden Respekt vergessen?« rief er. »Laß mich zuerst hinein.«
»Es läge mir sonst nichts daran,« antwortete der Stiefelputzer, »aber ich denke, die Majestät hast du jetzt abgetan, und hier oben sind wir alle gleich.«
So drohte Streit auszubrechen, als St. Peter dazwischen trat und Halt gebot.
»Sag einmal,« sprach er zu dem Stiefelputzer, »ist der dort ein guter König gewesen?«
»Ein sehr guter sogar, er hatte sein Reich im Zügel, wie ein Reiter sein Pferd.«
»O, das ist gut. Und nun sag du einmal,« fragte der Heilige den König, »war jener ein guter Stiefelputzer?«
»Er war tadellos. Wenn er mir die Stiefel geputzt hatte, konnte ich mich darin spiegeln.«
»Schön, da habt ihr also beide getan, was eure Pflicht war, und keiner hat hier im Himmel einen Vorzug vor dem andern. Ich muß also anders fragen. Wer von euch hat als ein Christ gehandelt und seine hungrigen Mitmenschen gespeist?«
»Ich,« rief der König, »an meiner Tür haben täglich hundert Bettler gegessen.«
»Das war gut. Und wie vielen hast du geholfen?«, fragte St. Peter den Stiefelputzer.
»Keinem einzigen; ich war selber hungrig. Stiefelputzen bringt nicht soviel ein als König sein.«
»Also du hast keinem Menschen etwas abgegeben?«
»Nein, einem Menschen nicht, wohl aber einem Pudel.«
»Wie kam das?«
»Da sitz' ich einmal auf der Steinbank im Hof und hab' ein Stück Kaninchenbraten in der Hand und denke: Das soll dir schmecken! Da kommt ein dreibeiniger Pudel daher. Das vierte Bein hatten ihm die Straßenjungen lahm geworfen. Der macht sich an mich heran und knurrt so recht verlangend und wedelt mit dem Schwanze. Natürlich hatt' er es auf den Braten abgesehen. Ach, du armer Kerl, denk' ich, du bist noch magerer als ich! schneide durch und geb' ihm die Hälfte. Als er die herunter hat, wedelt er wieder und guckt, daß es mir ordentlich leid tut. Da hab' ich ihm auch noch das andere Stück gegeben und meinen Gurt ein Loch enger geschnallt.«
Da fragte Petrus den König: »Hast du schon einmal gehungert?«
»Gehungert? Nein.«
»Dann tut es mir leid um dich, der Stiefelputzer geht voran.«
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