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Kurze Zeit nach dieser Begegnung brachte die Zeitung, an welcher Doktor Stern als Redakteur arbeitete, eine, wie es schien, autorisirte Erklärung, welche die Nachricht von der bevorstehenden Verbindung des Professor Hans Werner mit Frau Julie Haller öffentlich dementirte und als unwahr bezeichnete. Gleichzeitig verlautete, daß die bekannte Gräfin Neuberg Rom verlassen und sich mit dem genannten Künstler auf eines ihrer Güter in der Nähe von Sorrent zurückgezogen habe.
Diese auch in verschiedenen anderen Blättern wiederholten Mittheilungen erregten das größte Aufsehen und bildeten längere Zeit hindurch das Tagesgespräch der guten Gesellschaft. Von den einen wurde Julie bedauert und Werner wegen seines Benehmens verdammt, von den anderen sie wegen ihres Leichtsinns getadelt und er trotz seiner Untreue entschuldigt.
»Es geschieht der Frau ganz recht, sie hat es nicht besser verdient. Warum hat sie ihren Mann verlassen?«
»Werner hätte ihr wenigstens die Blamage ersparen sollen.«
»Daran trägt allein die Gräfin die Schuld; sie hat ihn zu dem Schritt gedrängt.«
»Das ist ihr nicht zu verdenken. Sie hat ältere Ansprüche.«
»Es bleibt immer eine unverzeihliche Schwäche. Er durfte sich nicht zu einer solchen Rolle hergeben.«
»Was sollte er thun? Die Frau ist eine große Kokette und ihm nach Rom nachgereist.«
»Ich habe bald nicht eine reizendere Person gesehen; dies bleiche, edle Gesicht, und die Augen –«
»Aber sie ist unbedeutend, mit der Gräfin nicht zu vergleichen.«
»Trotzdem thut sie mir leid.«
»Sie wird sich mit einem andern trösten.« –
So lautete das Urtheil der Welt, die sich des willkommenen Stoffes bemächtigte und mit heuchlerischem Mitleid oder sittlicher Entrüstung und frivolem Scherz das sensationelle Ereigniß so lange besprach, bis es von anderen ebenso interessanten Vorfällen verdrängt wurde.
Julie war von dem unerwarteten Schlag völlig gebrochen, von Scham und Verzweiflung gebeugt. Das brannte und glühte in ihrem Herzen wie höllisches Feuer, raste und tobte in ihrem Busen wie die wilde See, wenn der Sturm sie peitscht.
Sie konnte es nicht fassen, daß Werner sie nicht mehr liebte, sie trotz all' seiner Schwüre, trotz all' ihrer Opfer verlassen konnte. Bei Tag und Nacht klagte und weinte sie um den Ungetreuen, der ihre Liebe verachtet, ihren Stolz durch die öffentliche Erklärung zu Tode getroffen hatte. Unter diesen Verhältnissen war es ihr unmöglich, länger in Rom zu bleiben, wo alles sie an den Verrath des Geliebten, an den Triumph ihrer Nebenbuhlerin und ihre Schmach erinnerte. Hier konnte sie keinem ihren Schmerz klagen, ihr bitteres Leid anvertrauen; hier sprach ihr niemand Trost in ihrem Unglück zu.
Seit langer Zeit zum ersten Mal dachte Julie wieder an ihre Mutter und an die Angehörigen in der Heimath, bei denen sie Liebe und Beistand zu finden hoffte. Wie ein verirrtes Kind, das sich allein zu bleiben fürchtet, floh sie zu den Verwandten und Freunden zurück, welche ihr trauriges Geschick bereits erfahren hatten.
Erschrocken über das elende Aussehen der Unglücklichen und von Mitleid ergriffen, empfing die Frau Generalkonsul die verlorene Tochter in wahrhaft mütterlicher Zärtlichkeit und aufrichtiger Theilnahme, so unangenehm ihr auch die Veranlassung zu dieser gezwungenen Rückkehr und das damit verbundene öffentliche Aufsehen war.
Auch Onkel Heinrich begrüßte seine arme Nichte mit unveränderter Freundlichkeit und Güte, voll Schonung und Toleranz für ihre Schwächen, welche der erfahrene Lebemann so mild als möglich beurtheilte und entschuldigte. Weniger entgegenkommend und nachsichtig waren die früheren Freunde, besonders die Freundinnen, und vor allen die sonst so freisinnige Frau Doktor Stern.
Da Julie nicht in der Stimmung war, ihre Bekannten aufzusuchen und in dem Hause ihrer Mutter höchst eingezogen lebte, so vermißte sie nur wenig ihre alten Freunde. Sie erholte sich langsam und schien allmählich ruhiger zu werden, wenn auch eine tiefe Schwermuth und Reizbarkeit in ihr zurückblieb.
Meist lag oder saß sie in ihrem Zimmer eingeschlossen bei verdunkelten Fenstern, ohne einen Menschen zu sehen oder zu sprechen; in düstere Gedanken verloren starrte sie vor sich hin, las sie ein Buch nach dem andern, ohne zu wissen, was sie gelesen.
Selten verließ sie das Haus; nur in der Dämmerung lenkte sie auf einsamen Wegen ihre Schritte zu der abgelegenen Villa, in der sie einst mit Werner so glücklich gewesen. Es war Spätherbst geworden; sie fand das Haus verlassen, den Garten verwildert, die Blumen verwelkt, die Bäume entblättert, das Ganze verfallen, wüst, leer und traurig wie sie selbst.
Die Frau Generalkonsul Eberhard war natürlich mit dieser Zurückgezogenheit ihrer Tochter in keiner Weise einverstanden. Auf die Länge der Zeit konnte die lebenslustige Dame die ihr aufgedrungene Einsamkeit nicht ertragen und vermißte schmerzlich ihre gewohnten Zerstreuungen und Vergnügungen.
»Du kannst nicht von mir verlangen,« sagte sie eines Tages, »daß ich mich ganz von der Welt zurückziehe und wie eine Einsiedlerin leben soll. Ich bin gewiß eine gute, nachsichtige Mutter, aber schließlich hat doch alles seine Grenzen.«
»Mein Gott!« erwiderte Julie empfindlich. »Ich will Dich nicht in Deinem Vergnügen stören; meinetwegen darfst Du Dich nicht geniren. Nur bitte ich Dich, lasse mich in Frieden; ich mag von der Welt nichts mehr sehen und hören.«
»Ich will Dich auch durchaus nicht zwingen, aber ich glaube doch, daß Du mir einige Rücksicht schuldig bist. So kann es unmöglich bleiben; das halte ich nicht aus, und dabei mußt auch Du zu Grunde gehen.«
Durch die fortgesetzten Vorstellungen ihrer Mutter ließ sich Julie endlich überreden, ein öffentliches Konzert in der Singakademie zu besuchen, in welcher sie selbst früher bei ähnlichen Gelegenheiten als beliebte Sängerin mitgewirkt hatte und deshalb sehr bekannt war.
Ihr Erscheinen nach so langer Abwesenheit und unter den obwaltenden Verhältnissen verfehlte nicht, das peinlichste Aufsehen hervorzurufen. Alle Blicke richteten sich auf Julie und ihre Mutter, als beide in den Saal traten und ihre auf einer der ersten Bänke befindlichen Plätze aufsuchten.
Auf ihrem Gange dahin begleitete sie ein auffallendes Flüstern und Zischeln, ein dumpfes, unheimliches Gemurmel. Gute Bekannte wandten sich absichtlich zur Seite, um sie nicht grüßen zu müssen, oder verneigten sich steif und verlegen. Keiner ihrer Freunde sprach mit ihnen, und ihre nächsten Nachbarn, Herr und Frau Rosenzweig, drehten ihnen fast den Rücken zu, als ob sie jede Berührung mit ihnen scheuten.
Wo Julie bekannte Gesichter erblickte, bemerkte sie verächtliche Mienen, schadenfrohe Blicke und spöttisches Lächeln. Alle diese Menschen, welche sie sonst umdrängt hatten, mieden sie jetzt wie eine Ausgestoßene und wichen vor ihr wie vor einer Geächteten zurück.
Und dennoch wagte sie nicht, sich zu entfernen, da sie durch ihr Fortgehen das Aufsehen zu vergrößern und ihre peinliche Lage zu verschlimmern fürchtete. So war sie gezwungen, das Ende des Konzerts abzuwarten, den bittern Kelch bis zur Neige zu leeren.
Mit furchtsamen Augen blickte sie um sich, zu stolz, durch eine Miene ihren Schmerz zu verrathen.
Und während sie so im stillen Folterqualen litt, empörte sich die Gesellschaft über ihre vermeintliche Frechheit, war alle Welt sittlich entrüstet über die Herausforderung der öffentlichen Meinung.
Endlich schloß das Konzert. Wie ein gehetztes Wild stürzte Julie nach dem letzten Chorgesang aus dem Saal, um all' den neugierigen Blicken und höhnischen Bemerkungen zu entfliehen.
Plötzlich aber stand sie wie gelähmt, als ob ein Blitzstrahl sie getroffen hätte. An der Treppe sah sie den Professor Haller, welchen sie im Saale nicht bemerkt hatte, wie sie selbst im Begriff das Konzert zu verlassen.
Auch er schien von dieser zufälligen Begegnung tief bewegt. Eine dunkle Röthe färbte das ernste Gesicht, und ein schmerzliches Zucken des strengen, energischen Mundes verrieth wider Willen seine innere Aufregung. Mit einem halb mitleidigen, halb vorwurfsvollen Blick, in welchem Julie ihre Verurtheilung zu lesen glaubte, stürzte er schnell an ihr vorüber, ohne sich nach ihr umzuwenden.
Die Frau Generalkonsul befand sich in Folge der heutigen Erlebnisse in einer höchst unglücklichen und gereizten Stimmung. Statt des erhofften Vergnügens hatte sie die schwersten Demüthigungen erfahren, welche sie lediglich dem Benehmen ihrer Tochter zuschrieb. Kaum zu Hause angekommen, warf sie Hut und Mantel ab und brach in hysterische Thränen und schmerzliche Klagen über die ihr widerfahrene Beschimpfung aus.
»Das ist unerhört,« stöhnte die entrüstete Dame. »Ein solcher Skandal ist noch nicht dagewesen. Die Schande überleb' ich nicht. Ich bin die unglücklichste Mutter auf der Welt und habe nichts von Dir als Gram und Leid.«
»Halt ein!« rief Julie auffahrend. »Ich habe genug, mehr als genug. Wollt Ihr mich wahnsinnig machen?
»Bist Du nicht an allem schuld?« fuhr die Mutter unbarmherzig fort. »Hast Du nicht Dich und mich dazu durch Deinen unverzeihlichen Leichtsinn kompromittirt? Du könntest die glücklichste Frau auf der Welt sein, wenn Du nicht so unverantwortlich gehandelt hättest. Haller ist jetzt unser erster Arzt, ordentlicher Professor und Geheimrath, seit er die Königin mit so vielem Glück behandelt und von ihrem Nervenleiden befreit hat.«
»Mich freut, daß er endlich die verdiente Anerkennung gefunden hat. Er ist nicht nur ein großer Gelehrter, sondern ein edler Mann, wie es deren wenige giebt.«
»Das hättest Du früher bedenken sollen. Jetzt kommt Deine Reue zu spät. Einen solchen Mann findest Du nie wieder.«
»Ich sehe ja ein, daß ich schwer gefehlt habe und dafür büßen muß.«
»Aber was soll aus Dir werden? Nach solchen Vorgängen kannst Du unmöglich länger –«
»Beruhige Dich!« entgegnete Juli kalt. »Ich werde Dir nicht mehr zur Last fallen und Dich von meiner Gegenwart bald befreien.«
»Mein Gott!« rief die Mutter verlegen. »Du wirst doch nicht glauben, daß Du mir lästig bist. Nur in Deinem eigenen Interesse halte ich es für besser, wenn Du auf einige Wochen fortgehst. Inzwischen vergißt sich die fatale Geschichte und mit der Zeit spricht kein Mensch mehr davon. Wenn Du willst, werde ich Dich begleiten. Wir können zusammen nach Paris reisen, wo Dich niemand kennt.«
»Ich danke Dir; doch ich möchte Dich nicht in Deinem Vergnügen stören. Ich reise, aber allein.«
»Wir sprechen noch morgen darüber. Heute bin ich zu abgespannt. Gute Nacht! Du bist mir doch nicht böse?«
»Weshalb sollte ich böse sein? Gute Nacht! Ich bin müde zum sterben.«
Früh am nächsten Morgen verließ Julie ihre Wohnung, bevor noch die Mutter erwacht war. In ihren Mantel gehüllt, das Gesicht mit einem schwarzen Schleier bedeckt, eilte sie dem Thiergarten zu, der um diese Zeit nur wenig oder gar nicht besucht wird, noch dazu an einem so rauhen Tage.
Durch die dürren Bäume rauschte der kalte Herbstwind, düstere, bleigraue Wolken verhüllten die aufgehende Sonne. Zu Julies Füßen raschelte das trockene Laub, über ihrem Haupte schallte das heisere Krächzen der Krähen unheimlich, wie das Leichenlied der scheidenden Natur.
Mechanisch schlug sie wieder den Weg nach der verlassenen Villa ein. Vor der Thür sank sie auf eine Bank gleich einer Sterbenden nieder, von schmerzlichen Erinnerungen, bitterer Reue und finsteren Entschlüssen verfolgt.
Wie im Traume flog ihr ganzes früheres Leben an ihr vorüber, die glückliche Jugend, der Hochzeitstag, das Künstlerfest im Palazzo Poli, die seligen Stunden in Werners Atelier, ihre Trennung von Haller, das Wiedersehen mit dem Geliebten, der Salon der Gräfin, der öffentliche Bruch, ihre Rückkehr in die Heimath, endlich der letzte Abend in der Singakademie.
Noch einmal umschwebten sie die vertrauten Gestalten: hier die lebenslustige Mutter und Onkel Heinrich mit dem faunischen Lächeln um den feinen Mund, dort Frau Livia, die excentrische Lilli und der wüste Tannhäuser. Da stand der ernste Haller und sah sie traurig, mit vorwurfsvollen Blicken an, und in weiter Ferne, aber immer näher und näher kam ein wohlbekanntes Paar, Hand in Hand, – die Gräfin und er – Werner, der einzige Mann, den sie geliebt und der sie geopfert und verrathen!
Wie von den Augen des schwer Kranken in der Todesstunde die Binde fällt, so erkannte Julie in diesem furchtbaren Augenblick sich selbst und ihre Umgebung, all' ihre Schwächen und Verirrungen mit entsetzlicher Klarheit. Wie das versteinernde Medusenhaupt starrte sie die schreckliche Wahrheit vernichtend an.
Ein unbeschreiblicher Ekel vor dieser frivolen Welt erfaßte sie; ihr ganzes Leben schien ihr so eitel und jämmerlich, daß sie sich nach dem Tode wie nach einem Erlöser sehnte und nur noch einen Wunsch hatte, – zu sterben.
»Sterben, – sterben!« flüsterte sie mit tonloser Stimme. »Das ist das beste. Was soll ich noch hier? – Einsam, – allein, – verachtet, – gemieden, – ohne Liebe und ohne Hoffnung! – Sterben, – lieber sterben, als so leben, sich und anderen zur Last.«
Dennoch schauderte sie, als sie den Dolch ergriff, den ihr Werner einst in Rom geschenkt hatte, und den sie jetzt unter ihrem Mantel verborgen trug. Aber bald überwand sie diese Anwandlung einer natürlichen Schwäche. Mit fester Hand stieß sie das kalte Eisen in ihre Brust, aus der ein rother Blutstrom schoß.
Ihre Sinne schwanden, dunkler Nebel bedeckte ihre Augen, Todtenblässe ihre Wangen, und mit leisem Stöhnen sank die Unglückliche auf den verdorrten Rasen nieder. Rings umher das tiefste Schweigen; nur die flatternden Krähen krächzten und der Herbstwind rauschte klagend durch das dürre Laub.
Einer der Aufseher im Thiergarten fand die Ohnmächtige in ihrem Blute und trug die Sterbende mit einigen Arbeitern in das nächste Krankenhaus. Den Bemühungen des herbeigeeilten Arztes gelang es zwar, die Blutung zu stillen und das fliehende Leben noch aufzuhalten, aber nicht den unvermeidlichen Tod abzuwenden. Der Stoß hatte das Herz verletzt; sie war unrettbar verloren.
Als Julie nach einiger Zeit die Augen aufschlug, erkannte sie an ihrem Lager Haller und die Oberin seiner Klinik. Bei diesem unerwarteten Anblick entrang sich ein schwerer Seufzer ihrer wunden Brust, und ihre Augen füllten sich mit Thränen. Tief erschüttert, nur darauf bedacht, die Sterbende zu schonen, wollte Haller sich leise entfernen, doch ihre kaum vernehmliche Bitte hielt ihn zurück.
»Bleibe!« flehte sie mit erlöschender Stimme. »Nur noch einen Augenblick!«
»So lange Du willst. Hast Du einen Wunsch?«
»Verzeih' mir, – vergieb, vergieb!«
»Ich habe Dir längst vergeben.«
»Dank! Dank!« flüsterte sie, indem sie seine Hand ergriff und küßte, ehe er es hindern konnte. »Jetzt kann ich ruhig sterben.«
»Du wirst nicht sterben. – Willst Du sonst noch jemand sprechen?«
»Meine Mutter –«
»Ich werde sie sofort benachrichtigen.«
Aufgelöst in Schmerz, von Selbstvorwürfen gepeinigt, eilte die entsetzte Mutter an das Sterbebett der Unglücklichen, die sie noch am Leben fand. Doch Juliens Dasein zählte nur noch nach Minuten und Sekunden; immer schwächer wurde der Puls, immer schwerer der Athem und das verwundete Herz schlug leiser und leiser. Bis zum letzten Augenblicke bewahrte die Sterbende das Bewußtsein. Sie dankte Haller und ihrer Mutter mehr durch Zeichen als durch Worte für die Liebe, welche sie erst in der Todesstunde wiederfand. Plötzlich erglänzten ihre Augen, wie ein Licht vor seinem Erlöschen noch einmal aufflackert, ein leiser Seufzer, – ein krampfhaftes Zucken, – sie hatte ausgelitten und lag ruhig wie eine Verklärte da.
Auf ihren Wunsch wurde sie in aller Stille neben ihrem Vater begraben. Niemand außer Haller und den nächsten Verwandten folgte dem Sarge der armen Julie. Werner war vernichtet, als er die traurige Nachricht empfing. Ein Brief, den Julie ihm kurz vor ihrem Ende geschrieben, sprach ihn und die Gräfin von jeder Schuld an ihrem gewaltsamen Tode frei, vermochte aber nicht, die Mahnungen seines Gewissens zu beschwichtigen.
Lange Zeit trauerte Haller um die verlorene Frau, welche er so innig geliebt hatte. In einem segensreichen Wirkungskreise und in seiner späteren Verbindung mit seiner treuen Freundin Hedwig fand er ein stilles Glück, welches ihn die traurigen Ereignisse verschmerzen, aber nie vergessen ließ.
Noch immer wandert er am Todestage der Unglücklichen mit Hedwig zu ihrem Grabe und schmückt es mit Blumen und frischen Kränzen, die Julie einst so sehr geliebt.
Plattendruck von Wilhelm Baensch, Berlin SW.