Fritz Reuter
De Reis' nah Bellingen
Fritz Reuter

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Kapittel 23.

Wo Swartsch Jehann’n den Ring afnamm,
Un wo ‘t ben Schulten-Fritz bekam.

Just as Jehann kamm ‘s Abends an de Städ’,
Kramt Mudder Swartsch herümmer up de Del,
Un as hei ehr "Gu’n Abend!" böd’
Un sinen Haut afnamm, dunn föl
De oll lütt Schachtel ‘ruter ut den Haut
Un tründelt tau de Ollsch ehr Fäuten. –
Jehannen würd’ nich gaud tau Mauth: –
Dat markt hei woll, dat wüßt hei woll, de Öllsch, de süll ‘t nich weiten!
Fritz hadd’ em seggt: Ick heww mit Dürt besondre Heimlichkeiten. –
Hei langt dornah, hei grep dornah; doch Mutter Swartsch was swinner,
Sei langte sick de Schachtel up un frog: "Wat is dorinner?"
"Ih, nicks nich," seggt Jehann, "wat süll denn in de Schachtel wesen?
Dat ‘s minen Kram. Gewt wedders her!" Doch heimlich ded ‘t em gräsen.
De Ollsch, de böhrt den Deckel up, kickt in de Schachtel ‘rinner,
Sei find’t dat Hor, sei find’t den Ring. "We Dunner, Lüd’ un Kinner!
Du Lumpsack, Du! Du Snurre, Du! Wat deihst mit gullen Ringen? –
En gullen Ring in dit Poppir? – Wen sast den Ring Du bringen?"
"De Köster-Dürt." Bautz! Sleiht sei tau un dröppt em an den Bregen.
"Wer schickt ehr den? Von wen, Hallunk?" – "Von Fritzen sinentwegen."
Bautz! Giwwt ‘t noch ein; un noch einmal! "Täuw, Du Aportendräger!"
Jehann, de lep; doch as hei lep, in ‘t Gnick noch Einen kreg ‘e.
De Ollsch, de geiht in ‘n Hus herüm un schellt von dullen Dingen:
"De dumme Jung! De nakte Dirn! Will Jug bi gullen Ringen!"
Un ob dat glik all Abend is, kriggt sei doch dat Regir’n,
Sei wirkt herüm un towt herüm un schellt up Knecht un Dirn;
De Bessen flüggt, de Bütt, de flüggt; de Bänn’ herunnerspringen:
De dumme Jung! De nakte Dirn! Will Jug bi gullen Ringen!"
"Un so ‘n Hallunk un so ‘n Carnallj will hir Aporten drägen!
Je, ick will Di – Du sallst mal seihn – bald ut den Hus’ ‘rut fegen:
Din Paß, de is Di ganz gewiß; will Di en Ledken singen!
So ‘n Rackerwohr! Je, ick will Di bi gullen Ringen bringen!"
Dat ganze Dorp, dat kümmt tau Dör un hürt oll Swartschen schellen:
"Du Snurrerpack! Du Räckerwöhr! Ick will Di ‘n Stück vertellen!
Du, Esel, meinst, dat güng man so! – Je, dat süll nich gelingen!
Je, ick will Di, Du sallst mal seihn – för ‘t Ringenbringen klingen!"
Den sülw’gen Abend kamm tau Hus ok Köster Suhr,
Hei was süs’ munter von Natur
Un för gewöhnlich hellschen up den Damm;
As hüt hei aeewerst an dat Hus ‘ran kamm,
Was hei verdreitlich, falsch un grämlich,
Blot sin App’tit was, Gott sei Dank, noch tämlich.
Hei slog sick nüdlich vull de Mag’
Un säd’ up Dürten ehre Frag’,
Ob em wat Slimmes wir passirt:
"Dat grade nich, min leiwe Dürt
Indessen mark Dir, was ich oft schon seggt:
Die Menschheit un die Welt is slecht,
Un nich die Menschheit bloß, nein, auch die Dird,
Un All’n die Bur’n un die Pird’.
Trau Du kein Pird un keinen Buren,
Denn brukst Du ‘s nahsten nich beduren:
Un auch die Burensöhne nich;
Denn Slechtigkeiten, die verarben sich.
Folg’ meinen Rath, süs wardst Du ‘s sehen!
Un nu will ich tau Bedd’ man gehen." –
Den annern Morrn, – dat was den Dunnerstag
Dunn föll denn noch so männig Slag
In sine Schaul, as hei d’rin ‘rümme gung
Un wedder an tau lihren’ fung;
Denn ganz was sine Bosheit nich vergahn.
Corl Knak müßt mit ben Esel stahn –
Hei stunn all virteihn Dag’ in eine Tur
Sin däglich Dagwark dat Eseldragen –
Franz Pasternak un Jochen Snur –
Sei hadden sick in de Schaulstuw’ slagen,
De kregen Horzip un den Puckel vull;
Un Rike Haaken müßt hei grad’ bemarken,
As sei in ‘t Botting biten wull.
Dat müßt sei denn nu ‘rute rücken;
Un Jöching Schult, dat lütte Farken,
Dat müßt tau Hus hei wedder schicken,
Dat Mudber em irst kämmt un wascht.
Sös Anner würden utkalascht,
Wil sei Maikäwers burren leten; –
Doch Schulten-Fritz, de Bösewicht!
Mit denn’ gung hei nu tau Gericht:
Hei hadd’ de spitzen Würd’ em nich vergeten,
De hei em taurep, as sei ‘rute führten,
Un alle Nahwers dütlich hürten:
"Was säd’st Du, Bube, von ‘nerliren’,
As ich vorgistern führte weg?
Was war ‘s, Carnalli? Antwurt! Sprech!
Mit Dich werd’ ich was statewiren.
Was säd’st Du, wenn Du ein Gewissent hast,
As Du auf Swarten-Zaunes saßst?"
"Ick säd’...." – "Man weiter, Du entfamter Bub’!"- "Ick säd’..."
"‘Raus mit de Sprach! Wat säd’st Du da? Wo wir ‘t?"
"Ick säd’: dat Ji man nicks verlirt!"
"Wo die Carnalli sich auf’s Lügen leggt!
Hast Du nich von den Köster seggt?
‘Verlirt ok so den Köster nicht!’
Das hast Du seggt, Du Bösewicht!
Un nu will ich ‘ne Straf dictiren,
Un Ihr sollt Alle an es hüren,
Daß Ihr Euch Alle danach richt’t:
Acht Tage lang, hab ich mir vorgenommen,
Sallst Du mich nicht vor Ogen kommen,
Un sallst zu Haus’ in Weihdag’ sitten.
Ne! Leg’ Dir nich auf ‘s Bitten.
Heraus mit Dich! Du büst zu slecht!"
Un Fritz müßt furt. Kum was hei ‘rute,
Seggt tau Fritz Knaken Schröders Lute:
"Ick wull, ick hadd’ dat Sülw’ge seggt." –
Na, as ick säd’: den irsten Morrn,
Dunn was hei noch sihr argerlich,
Doch as de Sünndag kamm, dunn läd’ dat sick,
Dunn was hei all ganz rauhig worrn.


 << zurück weiter >>