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Vorbemerkung. Man spricht in der Gegend Harzeburg, nicht Harzburg; der volksthümlichen Aussprache, wie sie jetzt ist, wurde hier wie überall, weil es für dieses Buch wichtig erschien, die Schreibung angepaßt. Harzeburg ist jetzt der Name eines braunschweigischen Amtes, dagegen heißt die alte Burgstelle Harzeburg jetzt nur der Burgberg und von den um ihn her sehr nahe zusammen liegenden Ortschaften des Amtes Harzeburg, worunter die Reisenden besonders Neustadt und Schulenrode schlechtweg Harzeburg nennen, führt jedes seinen eigenen Namen.
Der Burgberg hat eine so reiche Vorzeit, daß seine übrigens so schönen Sagen ein förmliches Gewirre bilden, sodaß eine gesonderte Aufzeichnung des Einzelnen, wie sie nun im Text vorliegt, nicht geringe Schwierigkeiten bot. Man kann unter den harzeburger Sagen überhaupt folgende Kreise unterscheiden: a) die Kaisersagen und was sich sonst an den Burgbrunnen anlehnt; b) die Hackelbergsage, deren das Volk am wenigsten gedenkt und auf deren Anknüpfung an die Harzeburg ein jüngeres, wahrscheinlich historisches Ereigniß (Hackelberg's Tod) Einstuß gehabt haben könnte; c) die Krodosage. Ich habe sie im Text gänzlich unberücksichtigt gelassen, weil sich ein innerer Zusammenhang zwischen ihr und den unter a und d bezeichneten Sagen, so sehr das Volk sie auch äußerlich mit den unter a aufgeführten verwirrt hatte, nicht gezeigt hat, sodaß Dasjenige, was man mir über den Abgott Krodo in Harzeburg erzählte, aus der »Sachsenchronik« sich entwickelt haben könnte. Ich habe den Stand der Untersuchung über den harzeburger Krodo in einem Aufsatze Arx Hercynia in R. Prutz' »Deutschem Museum« (1852, Nr. 4) etwas ausführlicher, namentlich mit Rücksicht auf die Delius'schen Untersuchungen dargelegt, als es von J. Grimm, der des ganzen Krodostreites nicht weiter gedenkt und ihn nur durch eine neue Muthmaßung weiterführen wollte, geschehen war. Indem ich auf jenes Referat über die Sache verweise, muß ich bemerken, daß ich jetzt, nachdem ich die harzeburger Sagen gesammelt, die Delius'sche Ansicht, daß die Verehrung des Krodo zu Harzeburg eine Fabel sei, mehr als früher für richtig zu halten geneigt bin, behalte mir aber vor, mich über Krodo vielleicht später in einer Monographie auszusprechen. Ueberflüssig ist eine solche Wiederaufnahme der Frage, zu der ich mich nicht ohne vorhergegangene weitere Ausgrabungen entschließen würde, nicht, da Delius die Volkssage ganz links hatte liegen lassen und da Leonhard, der ihm mit seiner »Harzeburg und ihre Geschichte« (1825) zu seinen »Untersuchungen« Veranlassung gab, Manches in seiner unwissenschaftlichen Weise beigebracht hat, was nun nach Dem, was wir jetzt von der deutschen Mythologie wissen, doch wieder eine Prüfung verlangt, während es Delius für sonderbar und aus den Fingern gesogen hielt. Es handelt sich bei einer Fortsetzung dieser Untersuchungen, von wem dieselbe auch unternommen werden mag, zuerst um ein Zurückgehen auf die von Leonhard lüderlich benutzte und von Delius vielleicht mit zu großem Mißtrauen angesehene ältere Krodo-Literatur, wodurch es sich, wenn Manches, was Leonhard ohne Quellenangabe herfaselt, nachzuweisen wäre, möglicherweise allerdings immer noch zeigen könnte, daß der wahrhaft Lessing'sche Scharfsinn des verstorbenen Regierungsrath Delius zu Wernigerode, dessen Verzeichnis der Krodo-Literatur dabei zum nächsten Anhalt dienen würde, mit mehr Glück gegen die unwissenschaftliche Methode eines harzeburger Forstschreibers als gegen ein Capitel der Sachsenchronik gekämpft hätte. Um den Krodo, nach welchem man neuerdings sogar eine Locomotive benannt hat, in diesem Werke nicht ganz leer ausgehen zu lassen, stelle ich kurz Folgendes über ihn zusammen.
Nach dem Wortlaut der Sachsenchronik hat der »Afgott« oben auf dem Burgberge gestanden, wo auch nach Leonhard schon in einer Zeichnung aus dem 16. Jahrhundert eine Stelle die Krodohalle genannt wird, welchen Namen sie noch jetzt führt. Allein das Volk läßt ihn – was weder Leonhard noch Delius erwähnt – unten am Abhange des Burgberges, auf dem sogenannten Krodobrink (vgl. S. 4, 8 und 9), der sich auf Ruhsack's Wiese befindet, gestanden haben. Der sogenannte Krodoaltar in Goslar ist ein selbständiger Gegenstand der Alterthumsforschung: für Krodo kann er nicht in Betracht kommen; Professor Vischer aus Tübingen hält die rein byzantinische Arbeit für ein Denkmal vielleicht aus der Karolingerzeit, aber schlechtweg nicht früher. Sicherlich ist er, wie schon Delius richtig angab, ein tragbarer christlicher Altar, wie ein solches altare portabile 1410 der Papst dem frommen nordhäuser Bürger Simon Segemund, nach einer Mittheilung von Ernst Günther Förstemann, erlaubte. Dieser vermeintliche Krodoaltar nun soll von Harzeburg zunächst nach Osterwieck gekommen sein. Dürfte man bei Osterwieck noch an Ostara denken, worüber man jedoch meine Bemerkung in J. W. Wolfs »Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde« (I. Heft, 77), vergleiche, so könnten wir drei Fälle nachweisen, wo Krodo und Ostara miteinander in Beziehung scheinen; der zweite ist, daß bei Krodenhagen Osterhagen liegt, und der dritte, daß nach einer freilich von nicht sehr zuverlässiger Seite zuerst aufgezeichneten Sage (vgl. die Anmerkung zu unserer Sage von der Steinkirche bei Scharzfeld) Krodo und Ostara an demselben Orte zusammen verehrt sein sollen. Wenn Schuster hier nicht, wie es die Localschriftsteller, besonders die novellistischen, zuweilen machen, daß sie ganz willkürlich ein paar Götternamen setzen, wo im Allgemeinen von einem Göttercultus die Rede ist, diese Namen aus der Luft gegriffen hat, so könnte dies, aber abgesehen von Ostara, zu J. Grimm's Vermuthungen von einem slawischen Krodo stimmen, wie aus der Vorbemerkung zu unsern Anmerkungen zu den Sagen von Scharzfeld hervorgeht. Zu Dem, was J. Grimm nach einer Mittheilung von J. W. Wolf noch in den Nachträgen der 2. Auflage der »Mythologie« über Krodo bemerkt hat, mag daraus hingewiesen werden, daß Leonhard nach seiner Art ohne nähere Quellenangabe sagt, wie »mehrern übereinstimmenden Nachrichten zufolge« der Dienstag und der Sonnabend dem Krodo heilig gewesen seien. Selbst die wegen mangelnden Zusammenhanges mit dem Berichte der Sachsenchronik lächerliche Ansicht, daß Krodo mit einem Krötencultus in Verbindung gestanden haben könnte (noch zu Leonhard's Zeit wurden, wie dieser angab, in Harzeburg Kröten von Holz zum Verkauf geschnitzt; man sieht keinen Zweck), kann insofern von neuem der Prüfung werth erscheinen, als in der vorliegenden Sammlung, und in unserer Nr. 3 der harzeburger Sagen selbst, in anderm Zusammenhange Lörke eine Rolle spielen. Vgl. auch unten die Anmerkung zu der buntenböcker Sage »Das Hickeding«. Im 1. Hefte von Wolf's Zeitschrift theilte J. V. Zingerle eine Menge Krötensagen aus Tyrol, wo sie für Seelen gelten, mit, und wie sie Zingerle, ohne an unsern Krodo zu denken, das für die deutsche Mythologie wichtigste Thier nennt, so lasen wir in Stöber's Sagen des strasburger Münsters sogar, daß sie sich in dem ältern, heidnischen Wappen der fränkischen Könige befunden haben sollen. – Vgl. für Krodo auch das Vorwort. – Der Aufsatz » Arx Hercynia« berichtet auch über eine kleine Sammlung von Alterthümern, die auf dem Burgberge gefunden sind und dort aufbewahrt werden. – An der uralten Heiligkeit des Burgberges und daran, daß überhaupt dort irgend ein Göttercultus stattgefunden hat, kann kein Zweifel sein. Wahrscheinlich war es ein Cultus mehrerer, und selbst mehrerer männlicher Gottheiten. Leonhard berichtet (S. 27 und 28) Folgendes, was er nur auf Krodo bezieht, was aber ebenso gut auf andere Götterculte bezogen werden kann: »Ich fand mich im Jahre 1820 veranlaßt, einen Hügel durchgraben zu lassen, welcher unmittelbar an den alten Opferplatz der Krodohalle gränzt. Hier zeigte sich zuerst beim Eingraben wol einen Fuß hoch gute, dann Stauberde. Dann folgte eine Schicht Schutt von vormaligen Gebäuden mit Schiefer vermengt, welcher dem Anscheine nach auf Dächern gelegen hatte. Unter diesen fand sich wieder ungefähr ein Fuß hoch Erde und unter derselben viele Asche, mit Kohlen und Knochen vermengt, welche vier bis fünf Fuß tief unter der Oberfläche lagen. Unter letztern hatten besonders große Zähne, welche von Pferden oder Rindvieh zu sein schienen, auch starke Gewehre (oder Hauezähne) von großen und kleinen Schweinen [durch einen Eberzahn starb Hackelberg] u. s. w., sich sehr gut erhalten.« Die Localschriftsteller nennen außer Krodo auch noch Wodan und »Thor« als harzeburger Gottheiten und berichten, daß zwischen dem Burgberge und der Ecker auch der Wodansberg liegt, an den Schimmerwald aber (vgl. Nr. 12 unserer Sammlung) die Waldung »Thorla«, Thorhain, sich anschließe. Die sonst müßige Ableitung des Namens Krodo von der grote geht auch davon aus, daß eine allgemein anerkannte heidnische Gottheit auf dem Burgberge verehrt sei. Ein Köhler zu Lerbach erzählte, daß auf dem harzeburger Burgberge alljährlich zu Michaelis viele Menschen sich einfinden und dort mehrere, etwa von der herzoglichen Domäne zu Neustadt gelieferte Tonnen Bier austrinken, was aber vielleicht ein bereits eingegangener Gebrauch sein wird. J. W. Wolf theilt in seinen »Deutschen Sagen« (1845) unter Nr. 183 eine Sage mit, wonach St.-Michael auf dem Wudinsberge in der Rheingegend einheimisch erscheint, und sieht in der Anmerkung dazu in St.-Michael unbedenklich Wodan. In unsern harzeburger Sagen wird auch der »Sintinnigsplatz«, der historischen Nachrichten zufolge eigentlich St.-Antoniusplatz heißt, genannt, weil sich dort zuweilen die weiße Jungfer zeige. Als Schutzpatron einer menschlichen Jungfrau erwähnt ihn S. 119 die eigenthümliche Sage vom Schloß im Gerlachsbache aus der wenige Stunden von Harzeburg entfernten Bergstadt Altenau, und nach Honemann II, 9 war in Grund schon vor der sagenhaften Erbauung der dortigen Kirche (vgl. S. 57 der vorliegenden Sammlung) ein »Filial St.-Antonii«.
1. Die Kinder auf dem Burgberge. Diese in einiger Entfernung von Harzeburg mitgetheilte Sage kündigt ahnungsvoll und sinnig die Kaisersagen an, die der Erzählerin unbekannt waren und die wir in den folgenden Nummern nach in Harzeburg selbst gesammelten Erzählungen geben.
2. Der Rothbart und andere deutsche Kaiser im Brunnen auf dem Burgberge. Vgl. die Sagen von entrückten Kaisern im Kyffhäuser (J. und W. Grimm »Deutsche Sagen« I, Nr. 23), im Unterberg (ebend. I, Nr. 22). Bemerkenswerth ist, daß A. Kuhn und W. Schwarz in dem nicht weit von Harzeburg entfernten Ilsenburg von der Prinzessin Ilse einen einzelnen Zug, das Entführen von Pferden, vernahmen, welches Kühn (in den Anmerkungen seiner »Norddeutschen Sagen« 491) als bedeutsam bezeichnet und mit Kaisersagen in Verbindung setzen will, die nun hier etwa eine gute Stunde von Ilsenburg entfernt und auch in dem gleichfalls nahen Goslar (vgl. unsere goslarschen Sagen) so schön und von echtem Gepräge aufgefunden sind. Auch eine Aeußerung von Otmar (»Volkssagen« 145), daß die Schätze des Kyffhäusers sogar auf alten Burgen am Nordrande des Harzes gesucht würden, weil sie gerückt seien, mag wol mit unserer Sage zusammenhängen und das an sich richtige »Rücken« der Schätze für diesen Fall auf einem Irrthum beruhen.
3. Die weiße Jungfer von Harzeburg. Vgl. die ilsenburger Sage in meiner Schrift »Aus dem Harze« 91. Die salinger Fräulein in Zingerle's tiroler Märchen (wo sich überhaupt manches mehr Sagenhafte findet) mähen gern. Auch in Ernst Meier's »Sagen aus Schwaben« I, 51 werden Gerstenkörner Geldstücke.
4. Der Basilisk auf dem Burgberge. Vgl. Meier a. a. O. I. 207.
5. Der Schlangenkönig oder die Königsschlange. Verwandte Sagen sind sehr häufig; hier stehe die folgende aus Godelmann von Zauberern I. 63: »Zu Saltzburg rühmt sich ein Zauberer, er könnte alle Schlangen in der gegendt auff eine Meile Weges in eine Gruben zusammenbringen undt erwürgen: Welches als er sichs unterstunde, kreucht endlich herfür eine alte große Schlange, welche als er sich untersteht mit seiner Beschwerung in seine Grube zu zwingen, sprang sie herauß, schlug sich Ringweise, wie ein Gürtel, umb den Zauberer und Beschwerer her, zeucht ihn in die Grube und tödtet jhn. Diß ist der Solt solcher Zauberey, diß ist die Frucht solcher angemaßten Freundschaft.« Näher steht der harzeburger Schlangensage die Sage von der Lauenburg in »Aus dem Harze« 105 und 106, welche jetzt auch in dem Schriftchen von K. Elis »Lauenburg und Stecklenberg« S. 16-19 in neuer Aufzeichnung vorliegt. In dieser Variante bei Elis wird statt des Schlangenkönigs eine weiße Schlange genannt, und nachdem die Fremden diese gegessen, sehen sie alle Schätze unter der Erde und heben endlich einen schlicht mit Goldstücken gefüllten Kessel (er wird in einer stecklenberger Familie, deren Vorfahr die Männer begleitet, noch jetzt aufbewahrt) aus ihr hervor. Am bemerkenswerthesten aber ist für den Vergleich mit unsern harzeburger Sagen, daß sich nach jener Variante auf der Lauenburg »seit kurzer Zeit bei dem Quellbrunnen des jetzigen Bewohners der Lauenburg die seltene weiße Schlange wieder blicken läßt und von den Wasser Holenden schon oft gesehen ist.« Daraus und aus dem Geldkessel auf der Lauenburg ergibt sich nämlich der Zusammenhang der harzeburger Königsschlange mit der Jungfrau im dortigen Burgbrunnen und ihren Schätzen. Es scheint auch nach den harzeburger und der schon oben citirten ilsenburger Sage, daß die Verwandlung der Geschenke verwünschter Jungfrauen in werthvolle Gegenstände gerade am Wasser vorgeht. Das nicht erkannte und deshalb verschmähte göttliche Geschenk gibt sich an der Ilse durch Tönen zu erkennen, wenn es gleich dem Schatz der Nibelungen unwiederbringlich in die Flut versinkt. Nach J. H. Voß (»Sämmtliche Gedichte«, Ausg. von 1835, II, 211) wären Basilisk und Schlangenkönig ganz Dasselbe und erwüchsen »aus dem Ei eines neunjährigen Hahns«. Ist hier das von einem solchen Hahn mit einer Henne erzeugte Ei gemeint, oder ist das Hahnei dasselbe, wie man in Ungarn scherzweise von Hahnenmilch, in Deutschland von Hasenbrot redet? Auch nach Prätorius »Alectryomantia« 41 sind Basilisk und Schlangenkönig Dasselbe.
6. Die Burgmicke. Sie ist eine ursprünglich historische Person und man liest von ihr und ihrem Bruder in den meisten Reisehandbüchern für den Harz. Für sie und besonders für die Kaisersagen vgl. das Geschichtliche in »Aus dem Harze« 44-47 und den Aufsatz »Arx Hercynia« in Prutz' »Deutschem Museum« 1852, 241-248. Auch Leonhard (222-226 a. a. O.) handelt über Burghansjürgen (starb 1757) und Burgmieke (starb 1775); sie führten den Familiennamen Bierbaum. Nichtsdestoweniger geht die Burgmieke deutlich in die Jungfrau über, welche mit dem Kaiser im Brunnen sitzt, ja sie hilft uns diese erst näher erkennen durch die Katzen, auch wol durch das Weinen. Neuerdings wurde mir auch noch in Harzeburg erzählt, daß die Burgmieke immer vorher den Grasmähern unten am Berge gewinkt habe, wenn ein Unwetter gekommen sei.
7. Der Riese. Den Zug vom Zuwerfen der Hämmer erzählt Grimm (»Deutsche Sagen« I, 27) von Niesen, die auf dem Zierenberge und einer Harzburg wohnen, welche nach seiner Angabe an der Gränze des Paderbornschen, Lippeschen und Corveyschen liegt. Grimm hörte dies von einem dort auf dem Köterberge hütenden Schäfer; wahrscheinlich ist hier eine Sage von der einen Harzburg auf die andere übertragen und an der unsern mag die Riesensage wol ursprünglich haften. Wenigstens hat unsere Harzeburg nicht allein die mündliche Erzählung für sich, sondern auch Brederlow (»Harz« 249) gedenkt eines »ungeheuern Riesen« von dieser und scheint dabei aus einer ältern gedruckten Quelle zu schöpfen. Außerdem geht nach einer unserer goslarschen Sagen ungefähr hier der große Christoffel. Doch ist auch die Gegend jenes Köterbergs überhaupt sehr sagenreich, wie wir aus Grimm »Kinder- und Hausmärchen« III, 180 ersehen.
8. Das eingemauerte Kind. Eine auch in Magdeburg und sonst sehr oft vorkommende Sage, die anderswoher auch von E. Duller besungen und hier in Nr. 8 besonders schön und treuherzig ist.
10. Der Baum am Burgberge. Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt wollte einst den Schatz der weißen Frau im Schlosse heben, da erschien ihm diese und sprach: »Du kannst das nicht. Jetzt sind noch goldene Zeiten; aber einst werden schwere Zeiten kommen und großes Unglück, dann wird das Haus Hessen durch den Schatz gerettet werden.« Nach Mittheilung urkundlicher Nachrichten aus dem geheimen Cabinetsarchiv zu Darmstadt in Wolfs »Hessischen Sagen« Nr. 270.
11. Das wundertätige Marienbild. Um die Zeit nach Beendigung des Dreißigjährigen Kriegs wurden Gesundbrunnen in unserer Gegend noch weit mehr von religiösen als medicinischen Gesichtspunkten aus gebraucht. Die Geschichte der einige Meilen von Harzeburg entfernten damaligen Gesundbrunnen zu Hornhausen beweist dies. Ein Brunnen hieß der Marienbrunnen, weil er am Tage vor einem Marienfeste zum Vorschein gekommen, ein anderer der Johannesbrunnen, weil seine Heilkraft, nachdem er längst vorhanden gewesen war, plötzlich an einem Johannistage entdeckt ward. Die Katholiken behaupteten theils, die Kraft des von einem protestantischen Geistlichen geleiteten Bads rühre davon her, daß zu Hornhausen noch die Gebeine ihrer Heiligen ruhten, theils schrieben sie dieselbe dem Teufel zu. Vgl. H. A. Pröhle, »Chronik von Hornhausen«, 75-147, meinen Aufsatz im »Morgenblatt« von 1849, Nr. 96 bis 99, sowie Augustin in den »Halberstädtischen Blättern«, 1823, II, 3-31.
12. Hans von Hacklberg. Zu der Fassung der Sage, wie wir sie hier zu liefern im Stande sind, vgl. Otmar »Volkssagen« 247-250; »Deutsche Sagen« der Brüder Grimm I, Nr. 171, 172, 310; Kuhn und Schwarz, »Norddeutsche Sagen« 180-182; Bechstein, »Sagenbuch« Nr. 317. Auch die hessische Sage »Der Eberkopf zu Büdingen« in Wolf's Zeitschrift für Mythologie, Heft l. Unsere eigene Mittheilung im Text, sowie auch schon die Fassung der Sage bei Kuhn und Schwarz läßt Hackelberg's Tod und Grab auf dem Klöpperkruge immer mehr als historisch erscheinen und spricht daher nicht für Jakob Grimm's Vermuthung, daß das dortige angebliche Denkmal etwa die Insignien eines Gottes aus einer alten Opferstätte bezeichnen möge; desto überraschender kommt der dieser scharfsinnigen Bemerkung zu Grunde liegenden Idee aber Das entgegen, was wir über das Grab Hackelberg's im Solling hinzufügen konnten. Merkwürdig in mythologischer Hinsicht ist, daß des wilden Jägers Grab beim Klöpperkruge gezeigt und im Solling sogar gesucht wird, da spätere dänische und schwedische Ueberlieferungen auch von Odhinn's Grabe wissen. Vgl. Finn Magnusen, »Lexicon mythologicum« 589, und Wilhelm Müller, »Altdeutsche Religion« 202, wo freilich 256 und 257 die Erzählung von Hackelberg's Tod und Grabe vielmehr auf Baldr's Tod und Grab bezogen wird. Eine auf die Localgeschichte zu begründende rein historische Untersuchung über Bohemund und Hans von Hackelberg wäre sehr zu wünschen. Vgl. die Sage von der Harliburg und unser Buch »Aus dem Harze« 85 und 86. Einige schätzenswerthe Nachrichten über die Familie Hackelberg finden sich in Görges' »Vaterländischen Geschichten« I, 29 – 57; letztere lassen uns aber gerade für Hans von Hackelberg im Stich, da der ungenannte Verfasser es entweder für seine Schuldigkeit gehalten, das Leben dieser romantischen Figur auszuschmücken, oder darüber nichts wußte. In den »Sagen und Geschichten aus der Vorzeit des Harzes« 478 wird gesagt, die Dummburg und Hornburg (die Stadt Hornburg?) schienen Eigenthum des Geschlechts gewesen zu sein und ihr Jagdrevier sich von Gröningen bis gegen Egeln hin erstreckt zu haben. Uebrigens vgl. zu Hans von Hackelberg die Sagen vom wilden Jäger in der Gegend des Bruchberges und besonders auch die vom Teufelsloch bei Osterode, und über den wilden Jäger auch die Anmerkung zur lerbacher Sage »Die Kuhkolksklippe und die Frau Holle«, wo ich auch die Tutosel als Frau Holle nachzuweisen suche. Was die Tutosel oder Tutursel betrifft, so dürfte der letztere Name auch für die Sage von der heiligen Ursula, über welche Dr. Oskar Schade die neueste Untersuchung herausgab, von Bedeutung sein, bei deren Ankunft man schwerlich ohne Grund jetzt an den segenbringenden Umzug einer Gottheit denkt. Unsere harzische Tutursel, die am Umzuge eines Gottes theil hat, ist nach »Aus dem Harze« 88 und nach andern Fassungen der Hackelbergsage die Tochter eines schwarzburgischen Forst- und Jägermeisters, insofern dem Oberjägermeister Hackelberg etwa ebenbürtig, und aus einem thüringischen Kloster nach dem Tode zu ihm nach dem Harze gebannt. In der kölner Ursulasage müssen (vgl. Wolf's »Deutsche Sagen«: Die auswandernden Heiligen) infolge eines Traums die Reliquien dreier Jungfrauen aus der Schar der Elftausend nach dem thüringischen Cistereienserkloster Folcoldesrode geholt werden, und die Wolf'sche Fassung der Sage zeigt überhaupt, daß Thüringen in ihr eine Rolle spielt. Nach einer Rheinsage ist Ursula nicht in Köln einheimisch, sondern kommt zu Schiffe an. Wahrscheinlich gibt es auch Fassungen der Sage, wonach sie nicht aus den Niederlanden, sondern zu Lande aus Thüringen ankommt, weshalb die drei Jungfrauen nach Thüringen geholt werden müssen. Die heilige Ursula und die gebannte Ursula in Hackelberg's Jagdzuge scheinen daher dieselbe Person zu sein, sie laufen im thüringischen Kloster zusammen. Damit stimmt, daß die drei Jungfrauen schließlich doch in dem thüringischen Kloster nicht Ruhe haben, sondern es wegen Vernachlässigung wieder verlassen, wie die spukende und tutende Ursel, diese gezwungen, das Kloster verläßt. Sehr auffallend ist schon an sich das Hin- und Herziehen, sowol der Tutursel als der Jungfrauen bei Wolf. – Tutursel spukte im Kloster, weil sie das Keuschheitsgelübde gebrochen hatte, wie auch die Pfaffen, die nicht keusch leben, »mit ir wîben ewiglichen muozzen vallen« und in feurige Ketten geworfen werden (vgl. »Pfaffenleben«, Bruchstück aus dem 12. Jahrhundert, mitgetheilt von M. Haupt im 1. Bande der »Altdeutschen Blätter«). Nach einer Rheinsage wurden die Nonnen von Machern, weil sie mit den Mönchen von Herchheim und Niederlahnstein buhlten, auch üppige Feste mit ihnen feierten, zu »Nachteulen und Nachtgespenstern und alle die buhlenden Mönche zu Teufelslarven«. Hier haben wir also bereits eine ganze Schar von Nonnen, die gleich Tutursel in Eulen verwandelt sind und, wie uns weiter erzählt wird, mit den gleichfalls verwünschten Mönchen gemeinschaftlich spuken. Vielleicht findet sich in der wilden Jagd auch noch eine größere Zahl aus Thüringen oder vom Rhein entstammender Nonnen, wodurch dann auch die Elftausend mit einiger Wahrscheinlichkeit als die bereits mit Wodan dahinziehenden Valkyrien nachzuweisen wären. Für jetzt vgl. für Ursula noch unten die Anmerkung zu der lerbacher Sage von der Frau Holle. Den Namen Herodes, der durch die von Kuhn aufgefundene Abkürzung Rôds so überaus wichtig wird, hörte ich von einem Handwerker aus Gittelde, der ihn auch in Kassel gehört hatte, für den Teufel und für den wilden Jäger. In den von W. Wackernagel mitgetheilten Glossen aus dem 12. Jahrhundert heißt der » wite ualcho« herodius (»Altdeutsche Blätter« l, 348). Nach W. Müller's altdeutscher Religion 112 wird bei Burchard von Worms die Herodias der Diana gleichgestellt; in dem Gedicht » Salve regina« wird Maria angeredet » du liehter stern Diane« (»Altdeutsche Blätter« I, 184). Merkwürdige Beziehungen zum wilden Jäger stellen sich durch den Leo'schen Aufsatz über den Zusammenhang des germanischen Heidenthums mit dem der indischen Arier im 1. Hefte von Wolf's Zeitschrift von selbst heraus. Die jetzigen Besitzer des Klöpperkrugs, die Gebrüder Klöpper, haben neulich Auction angestellt, weil sie nach Amerika auswandern wollten. Da ist auch ein angeblicher Säbel Hackelberg's, aber ein wenig altes Ding, für wenige Groschen verkauft. Den echt sein sollenden Helm und die übrigen Sachen hat man nur mit 5 Thalern bezahlen wollen, wofür die Klöpper sie nicht losgeschlagen haben. Unter den Vielen, welche die Hackelbergsage ausschmückten, soll der Novellist Wilhelm Blumenhagen das Ausführlichste geliefert haben. Auch Bürger's Gedicht vom wilden Jäger, worüber ich anderswo ausführlicher zu reden gedenke, scheint in Bürger's bekannter Produktionsweise aus verschiedenen niedersächsischen Sagen von Hackelberg zusammengesetzt; als Rheinsage existirt der Inhalt keineswegs, und wenn K. Simrock ihn doch als solche betrachtet und nach dem Rheingrafenstein verlegt, so geht er von der falschen Voraussetzung aus, daß Bürger in seinen größern erzählenden Gedichten einen gegebenen Sagenstoff einfach erzählte (was er in der »Lenore« und »Des Pfarrers Tochter von Taubenhain« keineswegs that), und stützt sich außerdem lediglich darauf, daß Bürger seinen wilden Jäger »Wild- und Rheingraf« nennt. Diese gab es nur am Rhein, aber ein wilder Jäger ist uns von da durch wirkliche Sage nicht nachgewiesen. Bürger kannte den Titel Wild- und Rheingraf und scheint ihn einfach für den eines braunschweigischen Oberjägermeisters gesetzt zu haben.
13. Die Räuber vom Eckernkruge im Schimmerwald Man erzählt sich auch ein nicht mittheilbares Märchen, wo Jemand auf Reisen geht und da, wo er hinkommt, gleichfalls einen dicken Mann schlachten sieht und überhaupt allenthalben so ekelhafte Nahrung erhält und so Ekelhaftes erblickt, daß er halb todt und verhungert wieder zu Hause anlangt.
15. Der Jäger vom Ahrensberg und die Brohmbüchse Im Texte steht Broombüchse, was ich in Brohmbüchse corrigire, da Brohm, so geschrieben, als Eigenname vorkommt; so jetzt in Halberstadt.
16. Die Harliburg unweit Vienenburg. Einige historische Nachrichten über sie hat Cörber in seiner » Historia Goslariensis« (1697, gedruckt bei Simon Andreas Duncker in Goslar). Sie wird von ihm Herlingsberg, in einem Citate aus Arnoldus von Lübeck aber Harlingenberg genannt. Ausführlicher handelt von der Burg Harlingsberg Eduard Crusius in Görges' »Geschichten etc.« I, 380–384 und gedenkt auch eines eigenen lateinischen Gedichtes » Herlingsberga« von Heinrich von Rosla.
17. Die Schweinegrund am Finkenherde unweit Wiedelah. Wie hier die Schweine selbst als Büsche aus dem Sumpflande hervorwachsen, stehen schwankartiger und nur vorgeblich z. B. in meinen »Kinder- und Volksmärchen« Nr. 49 (»Der gelehrige Dieb«) die Schwänze von versunkenen Ochsen daraus hervor. Der Name saudreck ist am Harze auch für den Teufel bekannt; saeuznagel, saeuschwanz ist nach Wolf's Zeitschrift I,5 ein Schimpfwort für den Teufel und für den Wirbelwind. Nach einem mir aus Holstein bekannt gewordenen Gebrauche hebt dort beim Schweineschlachten der Schlächter, wenn er dem Schweine den Schwanz abgeschnitten hat, diesen feierlich in die Höhe und spricht die wol an die Stelle eines altern Spruchs getretenen Worte:
»De Steert (Schwanz) hört de Weerth;
Wenn he den nich behagt,
Hört he de Magd«.
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1. Die Entstehung der Bergwerke am Rammelsberge (I–III). Vgl. zu dem Namen Rammelsberg »Aus dem Harze«, 26 und 27, sowie die unterharzischen Namen Rammelburg und Ramberg, worüber später mehr. In I vgl. zu dem Namen Zauberjette Grimm's »Deutsche Sagen« Nr. 138 und Meier a.a.D. I, 303. Sie erinnert an die im Jungbrunnen badende rauhe Els, die nach dem Heldenbuche den Wolfdietrich in ihr Land entführt. Otto scheint Otto der Große (vgl. Honemann I, 21–23). Zu Abtheilung II vgl. unten die herzberger Sage »Das Männchen am Schloßberg«, ferner zu Abtheilung III die Sagen von der Kelle und besonders Wolf's »Hessische Sagen« Nr. 179, »Männchen hütet das Feuer«.
2. Die Kaiserstochter im Dom zu Goslar. Einige nennen Heinrich den Finkler als den Kaiser, der in dieser Sage vorkommt. Abweichend steht diese bei Kuhn und Schwarz. Der Zug vom König, der in seine Tochter verliebt ist, kommt in Allerleirauh auch vor, worauf diese in ihrer wunderlichen Tracht entflieht; auch in der »Bärin« im » Pentameron« des Basile (Grimm, »Kinder- und Hausmärchen« III, 308), wo die Königstochter sich deshalb in eine Bärin verwandelt; in »Das Mädchen ohne Hände« im »Pentameron« (ebend. 319) ist der König in seine Schwester verliebt, welche sich deshalb die Hände abhauen läßt. Das Weben des Altartuchs erinnert an Penelope. Zum Erscheinen der Maria vgl. die folgende Sage.
3. Kaiser Heinrich IV. und der Dom zu Goslar. Nach der Chronik der Fürsten, die in Goslar residirten, in Leibnitz' » Scriptores rerum Brunsvicensium« III, 42 – 46; einige Notizen aus Brederlow's »Harz« 195, wo es sich leider ohne specielle Quellenangabe findet; das Meiste aus Cörber's » Historia Goslariensis« , die beiläufig bemerkt nur bis zum Tode Kaiser Friedrich's II. reicht. Er entlehnte seinen Bericht dem Engelhusius, Winnigstädt, Lambertus Schafnaburgensis u. s. w. Honemann in seiner unter dem Titel »Alterthümer des Harzes« erschienenen Chronik des hannöverschen Harzes benutzt noch andere Quellen, ohne die Geschichte deshalb im Wesentlichen zu vervollständigen. Vgl. die kürzern Berichte über den Streit in Grimmas »Sagen« I, Nr. 182 und bei Harrys II, Nr. 25. Mathias war der Schutzpatron von Goslar. Cörber erwähnt, daß Mader in seinen »Braunschweigischen Antiquitäten« sagt, der Dom werde St.-Mithiasstift genannt. Zu Buko von Halberstadt vgl. »Aus dem Harze« 99 und 100. In Remigii »Dæmonolatria« , II, 119 wird der Streit in der Kirche kurz von Mainz und von Heinrich III. erzählt, doch scheint er nur in Goslar historisch. In Mainz ruft der Teufel erst, als die Bischöfe den Tempel von neuem geweiht haben, und der erschrockene Kaiser gibt die für ihn und sein Hofgesinde zugerichtete Tafel selbst an die Armen, um ihn zu vertreiben. Vom Teufel wird auch erzählt, daß er zu Goslar in der Freimaurerloge wohne. So hörten auch Kuhn und Schwarz: »Alle Jahre holt der Teufel einen Freimaurer«; oft sagt man, es geschehe stets auf Johannii, wo die Maurer ein Fest feiern. In Nr. 20 der »Evangelischen Kirchenzeitung« für 1853 wird des Volksaberglaubens gedacht, der in den Logen »den Teufel und den Tod« vermuthe.
4. Der große Christoph und die Clus. Bedeutsam, daß hier statt des sonst im Schuh der Riesen gewöhnlichen Sandkorns eine Erbse herausgeschüttet wird. Was bedeutet der Name Boldrick? Zu dem Worte Clus vgl. »Altdeutsche Blätter« I, 308, wo es heißt: »Dy herren worden moenche, dy frowe (Crescentia) fur in eyne kluss.« Auf dem Osterfelde zwischen Harzeburg und Goslar sollte auch das bekannte nachgemachte Gelübde »Hilli Krotti Woudana« in einer Urne aufgefunden sein.
5. Zwei deutsche Kaiser halten zu Goslar ihren ersten Reichstag unter Donnern und Blitzen. Nach »Chronik der Fürsten u. s. w.« in Leibnitz' »Scriptores« und nach Cörber's »Historia Goslariensis« , welcher dem Dodechinus in seinem Anhang zum Marianus Scotus folgt; abweichend, vielleicht nur anders gewendet, in einem Gedicht »Kaiser Heinrichs Waffen« von Gruppe.
6. Kaiser Lothar's des Sachsen Tod. Nach Cörber, wo es nach Albertus Stadensis steht, und nach Bothe's Sachsenchronik bei Leibnitz a. a. O. III, 841.
7. Herzog Heinrich der Löwe und die Bergleute von Goslar. Aus Cörber, nach Helmold; Honemann I, 34 erzählt Dasselbe. Kurz erwähnt die Sage auch Leonhard, 30.
9. Der Saal im Petersberg. Diese Sage und daß man sich noch vor kurzem in Goslar gefürchtet habe, Abends in der Dämmerung vor das Haus zu treten, weil um diese Zeit ein Wagen mit einem Kutscher ohne Kopf umfahre, er. zählte mir der Führer, der jetzt die Reisenden in den Ueberrest des goslarschen Doms führt, zum Beweise, wie abergläubisch das Volk sei, da die Sage noch jetzt geglaubt werde. Es unterliegt daher keinem Zweifel, daß diese Kaisersage mit ihrer localen Anknüpfung wirklich der Stadt Goslar eigenthümlich, wie sie denn auch, in Verbindung mit den harzeburger Kaisersagen (vgl. besonders unsere Sage »Die Kinder auf dem Burgberge«) Manches enthält, was sie von den Kaisersagen des Kyffhäusers sehr bestimmt unterscheidet.
10. Der Kinderbrunnen bei Goslar. Der Schluß nach dem »Unterhaltungsfreund« vom 19. Dec. 1852, der um »Aufklärung« in der Sache bittet. In Helmstedt zeigt sich vom ersten Advent bis Weihnachten die weiße »Adventsjungfer« und in derselben Zeit der wilde Jäger. Das Ertränken der Kinder wird auch von einem Teiche zwischen Osterode und Lerbach erzählt, in dem nun die Kindesmörderin sitzen soll. Die Sage vom Kinderbrunnen steht auch in Görges' »Vaterländischen Geschichten« (1845) III, 10 und 11; v. Rohr's »Merkwürdigkeiten des Oberharzes« 469 sagen auch, Heinrich II. habe befohlen, das Wasser aus dem jetzigen Kinderbrunnen solle durch Röhren nach dem Kaiserpalaste gebracht werden. Es sind indessen von einer solchen Wasserleitung keine Spuren vorhanden. Die Sage von dem Brunnen, in welchem Kinder wohnen, ist übrigens nicht ausschließlich deutsch. Remigii » Dæmonolatria« II, 172 und 173 hebt eine Stelle aus des Enapius Leben des unter Kaiser Konstantin lebenden Jamblichius, eines pythagoreischen Philosophen, Schülers des Porphyrius, aus, wonach Jamblichius einst in das warme Bad in Syrien, nach Cadana, reist. Zwei Brunnen führten den Namen Amor und Anteros, Deus Amantinæ injuriæ vindex . Den einen Brunnen berührte Jamblichius mit der Hand und murmelte einige Worte, da kam alsbald aus der Tiefe des Brunnens ein schneeweißer Knabe, mit goldenen Haaren, in Gestalt eines Badenden. Darauf ging er zum nächsten Brunnen und »brachte Amorem in Gestalt eines Knäbleins abermals auch aus demselbigen Brunnen herfür«, dem vorigen fast gleich. Beide Knaben, »mit Wasser umgeben«, fallen dem Jamblichius um den Hals und herzen ihn, als wenn er ihr natürlicher leiblicher Vater wäre. Zuletzt schickt sie der Philosoph »in ihren vorigen Sitz und eigenthümliche Wohnung« zurück.
11. Die verwiesene Papiermüllerin. Fast in allen unsern Geschichten von Verwiesenen, zuweilen auch in Banngeschichten und mitunter wenn es einen Schatz zu heben gilt, werden »Pater« herbeigeholt, als die Zauberkundigen. Durch die Reformation war der Aberglaube aus der Kirche verwiesen und zur Gemüthssache geworden, Spuk und Teufel mußten der Regel nach durch Gebet zu Gott überwunden werden, wie wir durch die eigenen Anfechtungen Luther's wissen, der von Aberglauben nicht frei war, und nach einer altern, ihm keineswegs feindlichen Schrift sogar einst wollte, daß ein Kind als Wechselbalg ins Wasser geworfen würde. Die katholische Kirche dagegen ging durch Beschwören, Segnen u. s. w. den Spukgeistern selbst gleichsam unmittelbar zu Leibe, und es ist daher leicht glaublich, daß das Bedürfniß des evangelischen Volks in Norddeutschland noch lange die katholische Kirche gegen die bösen Geister zu Hilfe rief. Gödelmann nach Nigrin's 1392 erschienener deutscher Bearbeitung seines Buchs von Zauberern, Hexen und Unholden beklagt sich deutlich darüber, daß die katholische Kirche in ihren Ceremonien Alles belebt denke, und will letztere nur in diesem Sinne verstehen. Lercheimer, ein Schüler Melanchthon's wenn ich nicht irre, zog in seinen »Bedenken von Zauberei« gelegentlich selbst gegen ziemlich unverfängliche Sitten der katholischen Kirche zu Felde, die sich ähnlich als protestantisch-kirchliche Sitten bis auf diesen Tag erhalten mögen, z. B. Ceremonien mit neuen Glocken. Dabei war er selbst voller Aberglauben und wollte ihn nur mit wahrhast reformatorischem Geiste aus Kirche und Gerichtsstube hinausweisen. Gödelmann zählt a. a. O. 63 unter den Beschwörern ausdrücklich »die päpstischen Exorcisten und Teufelsbeschwörer« auf, »welche meistlich Schwarzkünstler oder Zauberer sind, wie Acatius saget. Denn wie diese mit ihren greulichen Beschwörungen die Teufel aus der Hölle herausfordern, also unterstehen sich die Erorcisten und Teufelsbanner nicht allein mit gewissen Gebetlein und den gebrauchten und zugesetzten Ceremonien, Mahlzeichen, Beschwörungen und mit oft wiederholten Namen Gottes, Maria und der Heiligen die bösen Geister auszutreiben von Menschen, Vieh und Häusern, sondern sie beschwören und heiligen auch Wasser, Salz, Oly, Kerzen, Palmen, Kräuter und andere Creaturen, auszutreiben, wie sie wollen, die Gespänste und Spückniß.« – In Hornhausen, im Halberstädtischen, ist noch der Name des »Segenzehntens« bekannt, freilich wol nur deshalb, weil der Zehnten selbst noch an ein aufgehobenes Kloster zu Halberstadt gegeben werden mußte, als die Ceremonie schon aufgehört hatte, wofür er gegeben wurde. Diese bestand darin, daß Mönche kamen, die Felder umzogen und weihten. Ein damit verwandter Zehnt hieß Krippenzehnt. Offenbar (wiewol die Bedeutung dieser zweiten Abgabe dem Volke nicht mehr bekannt ist) wurde also auch das Vieh von den Mönchen zu bestimmten Zeiten gesegnet. Das nahe Kloster Hamersleben theilte Spendebrot (vgl. die harzeburger Sage Nr. 8 vom Salzwerk Juliushall) aus. Dieses wurde keineswegs blos von den Armen, auch nicht von den Katholiken blos geholt, sondern wohlhabende, protestantische Hofbesitzer, z. B. in Hornhausen zerschnitten es und gaben es dem Vieh ein, weil es gesegnet war. – Daß das Gespenst, welches, wie der verwiesene Pastor in einer andern goslarschen Sage, S. 32, den Kindern nachstellt, ins Wasser verwiesen wurde, wäre beachtenswerth, wenn nicht das »Rothe Meer«, wohin Verwiesene gewöhnlich ziehen müssen, vielleicht ausschließlich die fabelhafte Entfernung bezeichnet; in dem »Herzog Ernst« (Gervinus, »Deutsche Dichtung«, 4. Aufl., I, 195 u. f.), in welchem man die ganze »Wundergeographie« der frühern deutschen Dichtung beisammen hat, kommt ein Lebermeer vor, worunter das Nordmeer, oder das Rothe Meer zu verstehen ist.
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1. Kaiserswoort in Gittelde. Eine Kaiserdwoort als Name eines Hauses findet sich in Goslar, eine Woort als Name eines marktähnlichen, etwas tiefliegenden Platzes in Halberstadt, als Name einer Häuserreihe auch in Quedlinburg, Das Wort Woort soll ursprünglich eine sumpfige Stelle, also so viel als der wert , die Insel, auch als Werder bedeuten, welches letztere Wort in einer prosaischen Auflösung der Geschichte von der Crescentia vorkommt, die Haupt in den »Altdeutschen Blättern« I, 306 mittheilt. Dort heißt es: »Sy (Crescentia) beful gote yre sele flous czwene thage an dem wassere: der nach quam sy an einen werder, do bleyb sy haftene ... Uff dem vorgenanten werder bleyb dy vorgenante frowe besytczene« . Ein Ort Werdersleben oder Werderslewe (etwa das jetzige Warsleben zwischen Oschersleben und Weferlingen wird in einer Urkunde in Kunze's unten näher anzuführender Chronik von Hamersleben, 9, erwähnt. Einige Nachweisungen über Wohrt finden sich noch in Görges' »Geschichten etc.« II,143. Zu Werder, das auch der Name eines Städtchens bei Berlin ist, und wert stellt sich auch wol noch das Wort Wört in dem Ortsnamen Donauwörth.
2. Kaiser Heinrich der Vogelsteller und die Mönche. Der Erzähler nannte das Kloster Klettenberg, meinte aber wol Walkenried, welches, wie man meist als gewiß annimmt, und Förstemann in seiner »Chronik von Nordhausen« wenigstens wahrscheinlich findet, von der gräflichen Familie Klettenberg gegründet sein soll.
4. Die Jungfer auf dem Amte Staufenburg. Nach der Erzählung des Kleinbinder- (Eimermacher-)Gesellen Friedrich Benholz aus Gittelde, welcher sagte, daß er die Wahrheit der ganzen Sache vertreten könne und wolle, weil sein Bruder zu der Zeit auf Amt Staufenburg gedient habe. Offenbar ist hier eine ältere Sage (im Sommer 1852) wieder erneuert; die Sage ist aber in dieser Fassung ein merkwürdiger Beweis, wie bei einer solchen Erneuerung trotz aller Lebendigkeit und modernen Anschaulichkeit sich viele, wenn nicht alle, sehr alten Züge erhalten können. Bemerkenswerth das Zeitwort wûten wobei man an das althochdeutsche Zeitwort wuot und Wuotan denkt.
5. Die Säule. Kam zu gleicher Zeit wie die vorige Sage in Umlauf und wurde noch bekannter.
6. Burg Staufenburg. Vgl. zu dem Fortlaufen der Sau die Sage von der Harliburg unter den Sagen der harzeburger Gegend; übrigens auch die osteröder Sage von der Osterjungfrau.
8. Die Hexe in Gittelde. Ergänzt nach Kuhn und Schwarz a.a.D. Nr. 217. Uriänchen ist in Osterode auch ein Spottname für kleine drollige Menschen. Vgl. zu der Sage J.W. Wolf »Hessische Sagen« Nr. 115, und wegen einzelner Züge meine »Kinder- und Volksmärchen« Nr. 70) und Nr. 19.
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1. Spar-die-Müh' und die Zwerge am Bielstein (I–IV). Abtheilung I ist sehr ausgeschmückt als Novelle auch erzählt vom Hüttenaspirant Blum in Lautenthal im goslarischen »Unterhaltungsfreund« von 1851, Nr. 10–15. Die Volkssage selbst, die oft auch das geliehene Zwerggeschirr von den Menschen verunreinigen und die Zwerge deshalb widerspänstig werden läßt, kommt ähnlich auch von Zwergen bei Altenau und bei Osterwieck im Halberstädtischen vor. Zu II und III vgl. unten die Zwergsagen vom Sachsenstein und von Lerbach. Wegen der Abstammung der Lautenthaler von den Zwergen vgl. Kuhn und Schwarz, 189; wol nur aus einem Misverständniß heißt es dort »Schpartemihl« für Spar-die-Müh. Die Bezeichnung »drei Ringe alt« in Abtheilung III ist vom Volke daher genommen, daß der Baum in jedem Jahre einen Ring ansetzt, indem sich dann jedesmal ein Theil des Splint in Holz verwandelt, was man die Ringe oder die Kennung nennt. Diese Bezeichnung, worin das Zwergkind sein eigenes Alter nach den Merkmalen eines Baumes zu berechnen scheint, wirft ein ganz merkwürdiges Licht auf den Umstand, daß die Zwergkinder sonst bildlich sagen, sie seien ebenso alt als der Thüringerwald oder der Westerwald. Will unser Spruch wirklich das Leben der Zwerge zu dem Leben des Baums, dem Aufsteigen des Saftes in Beziehung setzen, so ist das ein Zeugniß mehr dafür, daß sie ursprünglich still wirkende elementarische Wesen sind.
4. Der Feuerholzmeister und die faule Rohne. Bei Wolf »Hessische Sagen«, Nr. 123, verwandelt sich der Wildfrevler selbst in einen »Schneisenblock«.
5. Der Schildberg. Ein Gedicht »Die bezauberte Gräfin oder die Sage vom Hause Schildberg« von H. Blum in Lautenthal (»Unterhaltungsfreund«, 1851, Nr. 22) erzählt nur eine vom Verfasser erfundene Geschichte.
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1. Wilde Mann. Nachzutragen ist, daß vor dem Rathhause zu Wildmann eine sehr alte Linde steht, die Alle mit der Sage in Verbindung bringen. – Vgl. Kuhn und Schwarz, 188, wo kurz erwähnt wird, daß Kaiser Heinrich den wilden Mann auf seiner Reise zum Vogelherde bei Schulenberg getroffen. Auch die Gebräuche vom Einfangen des wilden Mannes und der Räuberbande, welche Sommer und Kuhn und Schwarz aus den unsern benachbarten Gegenden aufzeichneten. Auch im graubündner Oberland ist der wilde Mann bekannt nach Ernst Meier's Sagen. Wilde Weibchen besonders kommen bei Wolf vor (»Hessische Sagen« Nr. 82 bis 87). Für Häuser kommt der Name wilder Mann in Aachen vor nach J. W. Wolfs »Deutschen Sagen« 188, für Gasthöfe besonders in der Schweiz und in Braunschweig. Auch Musäus gedenkt des harzischen wilden Mannes in der, wie es scheint, durch eine Harzreise entstandenen Erzählung »Der Schatzgräber«. Er beschreibt ihn als am ganzen Leibe behaart, mit einem Bart bis über den Nabel, einen Kranz um das Haupt, um die Lenden einen Schurz von Eichenlaub und in der rechten Hand haltend einen ausgewurzelten Tannenbaum. »Das ist – setzt Musäus hinzu – der wilde Mann auf dem Harzgelde, welchen Einige fälschlich (?) für den Schildhalter des braunschweigischen Wappens ausgeben. Er ist der Berggeist des Harzes, wie er sich hier zu erkennen gibt, der einer reichhaltigen Fundgrube daselbst den Namen gegeben, wo er oft den Bergleuten erschienen ist.« Eine ältere publicistische Schrift mit dein Titel »Der Wilde Mann von Wolfenbüttel« erwähnt Gervinus. Der originelle Theriakskrämer Georg vom Harz (vgl. »Ein Störger« im 1. Hefte von Wolf's Zeitschrift) rief auf dem Jahrmarkt zu Kassel
»Schau, Bauer, schau:
Hier ist eine wilde Frau!«
»nach Gewohnheit dieses Volks« und bot darauf unter Anderm Dill und Petersilie (Beides, auch das letztere, wie es scheint, am Harz wunderkräftige Kräuter) aus. Nach Jakob Grimm, welcher eine Untersuchung wünscht, wann der wilde Mann zuerst auf Wappen etc. vorkommt, stellt er einen Faun dar. Damit stimmt, was Zeilerus, Prätorius und Flemming, Letzterer in seinem »Deutschen Jäger«, melden, daß man auf dem Harzwalde im Jahre 1240 zween Satyros oder wilde Menschen mit langen Schwänzen gefangen, davon das Weiblein, da es verwundet worden, gestorben, das Männchen aber lebendig geblieben und zahm gemacht worden, aufrecht gangen, auch endlich reden lernen, doch keine Vernunft gehabt, große Geilheit erwiesen und wie eine Ziege geschrien. Voß erklärt, wol schwerlich genau, in der Anmerkung auf Seite 213 des 2. Bandes der »Sämmtlichen Gedichte« das Wort Hüne durch »Riese, wilder Mann«. Unsere Sage ist in mehrfacher Hinsicht sehr merkwürdig und ein einsichtsvoller Bergbeamter, dem sie mitgetheilt wurde, wollte sie fast ohne Weiteres für Geschichte halten, insofern wirklich in Wildemann der älteste Bergbau vielleicht schon von Eingeborenen betrieben sei. Ein Mann aus Thüringen wollte in einer Chronik gelesen haben, daß aus Ilmenau (?) ein thüringischer Ritter nach dem Harze gezogen sei und dort den Bergbau angefangen habe. Die Einwanderungen nach dem Oberharze aus Franken und Thüringen geschichtlich festzustellen, wäre eine dankenswerthe Aufgabe, nur wäre zu beachten, daß nach L. Bechstein's »Thüringischem Sagenschatz«, II, 88, z. B. in Ruhla Bergleute vom Harze nach Thüringen eingewandert sind, um dort den Bergbau zu betreiben. Der Name Ritter Claus ist auch zu beachten und mit dem Namen Clausthal, Clausberg bei Lerbach, an dessen Fuße schon vor Alters eine Eisensteingrube gewesen sein soll, zu vergleichen. Am Ende bedeutet aber Klaus (anderweitig kommt für Clause das niederdeutsche Wort Clus vor) nichts als Zelle, und wir kommen so auf die Begründung des Bergbaues durch Mönche zurück, worauf auch das alte zellerfelder Zellkloster hinweist. Zuletzt kehrt aber auch die Sage von Rittern, welche die erste Cultur brachten, immer wieder. Wir verweisen auf die Sage »Entstehung der Bergwerke am Rammelsberge«; auch den später folgenden Sagen von Lerbach und Kamschlacken, wo Reiter in das Lerbacher- und Sösethal kommen und ihre Pferde verlieren, hat vielleicht ursprünglich diese Erinnerung zu Grunde gelegen und ist ihnen nur mit der Zeit verloren gegangen.
2. Hexenbutterwerk. Vgl. was in »Aus dem Harze« 29 über das Wahrzeichen eines alten Hauses in Goslar gesagt ist. Die Butter, die sich nicht vermindert, erweist sich dadurch als ein göttliches Geschenk, wie Flachs und Inselt vom Bergmönch. In Remigii »Dæmonolaitria« II, 309 und 310 verhindert ein Knabe eine Magd durch eine recitirte Psalmenstelle am Buttermachen und hebt den Zauber dann wieder auf, indem er die Stelle rückwärts liest. (Zum Rückwärtslesen vgl. S. 65.)
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Der Zwergkönig Hibich (I–IV). M. Haupt's Zeitschrift l. 572 fg. enthält von Jakob Grimm eine Aufzählung der verschiedenen Gibechensteine in Deutschland, eine Zusammenstellung derselben mit dem althochdeutschen Kipicho, mittelhochdeutsch Gibeche, der in der Nibelungensage als Vater der burgundischen Könige erscheint, und die Erklärung des Namens durch Geber, dator, largitor , was denn weiter durch δώτωρ έάων gedeutet und in der Mythologie 126 mit Wuotan zusammengestellt wird. Auf diese Weise ist von Grimm der Name Hübich, für den in der Sammlung von Harrys auch der Name Gübich mitgetheilt war, auf Wuotan gedeutet. Ich selbst hörte den Namen Gübich so wenig als Kuhn und Schwarz, wol aber sogar Gütte für Hütte. Die niederdeutsch redenden Bewohner des Oberharzes nennen den Hibichenstein nur Hêwekenstein, worauf ein Knabe, meine eigene Aussprache verbessernd, mich ausdrücklich aufmerksam machte. Die sogenannte Bergmannssprache schwankt, wenn mir recht ist, zwischen Hêbich, Hîbich, Hêbichenstein und Hîbichenstein. Dieser wird von Einigen auch eine Zwergkanzel genannt. Von der Bergstadt Grund (Grunde, Grunne, Grünne) , die dicht am Hibichenstein liegt, horte ich auch eine merkwürdige Redensart: » Da müßte Grund zum Steinhaufen werden!« Zu Abtheilung IV vgl. die Abtheilung II in Nr. 24 meiner »Kinder- und Volksmärchen«. Nach S. XXXIV des Vorworts jener Märchen wurde ich durch jene II. Abtheilung, die Geschichte vom Zwergengroßvater Trutram, wegen eines einzelnen Zuges an den Zwergkönig Hibich erinnert, von dem die Geschichte nun hier in der That und viel schöner und vollständiger erzählt wird. Vgl. übrigens zu den Sagen von Hibich Harrys I. Nr. 1 und 21, wonach ich den Tert ergänzte. Harrys II, Nr. 18, und Kuhn und Schwarz, 121, wurden zur Ergänzung nicht benutzt. Für das gesund machende Kraut, das im Besitz Hibich's ist, können Rübezahlsagen verglichen werden, für die Verwandlung des Laubes in Gold vgl. Meier I, 49. Das Wort die junge Grüne in Abtheilung II (vgl. auch die lerbacher Sagen unten, S. 159) entspricht noch dem altern diu wilde . Von der in dieser Abtheilung auch erwähnten Erbauung der »gründnerschen« Kirche findet man das Geschichtliche bei Honemann II. 9, der den Ort »zum Grunde« nennt. Vgl. oben die Vorbemerkung zu den Anmerkungen der harzeburger Sagen wegen des heiligen Antonius. Der krimmer (Abtheilung III) heißt auch grimmer (von seinen furchtbaren Augen?) und dieser ist schon im Vorwort meiner »Kinder- und Volksmärchen« XLIII! (wo in der letzten Zeile von unten »welche« für »welcher« zu lesen ist) als Weihe, Hühnerweihe erklärt. Interessant ist in Abteilung IV das Wort wunschspeise , das natürlich von unserm Erzähler gebraucht wurde, für die Speise in den Schüsseln und Tellern der Zwerge. So kommt auch im »Iwein« V. 44 das Wort wunschlebn vor, und den wunschwind 'bei Gregor hat J. Grimm aus Wodan gedeutet. wunschspeise ist nicht eine Speise, die man jedesmal ausdrücklich herbeiwünschen muß, wie die auf dem Tischlein-deck-dich (der Soldat hatte dazu gar keine Anweisung erhalten), sondern die vollkommenste, die man nur denken und wünschen kann, und die darum auch nicht auf irdische Weise zu bereiten ist; also eine Ambrosia, wie Wunschleben ein Götterleben (diesen letztern Ausdruck auch in seinem jetzigen bildlichen Sinne genominen) ist.
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1. Sagen vom Bergbau (I–VII). Zu Abtheilung I vgl. die lautenthaler Sage »Der Venediger als Bergmönch« und unten Abtheilung IV der Sagen vom Bergmönch. Eine ähnliche Sage wie Abtheilung II, in der aber der Teufel, der hier nur im Hintergründe zu stehen scheint, genannt wird, wird aus Goslar erzählt. Vgl. übrigens zu Abtheilung II die Abtheilungen I und III. Die in Abtheilung IV erwähnten Näpfchenpfennige werden auch am Andreasabend zur Vorherbestimmung des künftigen Gatten benutzt.
2. Der Bergmönch vom Klausthal und vom Zellerfeld I – IX). Bemerkenswerth ist, daß da, wo der erste Bergbau des hannöverschen Harzes getrieben wurde, in Goslar, der Teufel beim Bergbau ungefähr die Stelle des Bergmönchs vertritt. In den jüngern, jetzt vorzugsweise so genannten sieben Bergstädten aber ist der Bergmönch nicht von Klausthal und Zellerfeld, sondern von Wildemann ausgegangen. Aus Honemann's »Alterthümern des Harzes« (Originalausgabe I, 74) geht dies deutlich hervor und auf diesen Ort weist somit immer Mehreres als wichtig für harzisches Alterthum hin. Dort zeigte sich ja auch der wilde Mann und die wilde Frau; den wilden Mann nennt Musäus (vgl. unsere obige Anmerkung zu der Sage vom wilden Mann) den »Berggeist des Harzes« und scheint den Bergmönch als Berggeist neben ihm gar nicht zu beachten. Interessante Vergleichungen lassen sich zwischen dem Bergmönch und Rübezahl anstellen; vielleicht gehört auch dahin, daß, wie Jemand erzählte, der Bergmönch einst einen Bergmann unter der Erde bis nach Schlesien führte. Die unten folgende klausthaler Sage »Mer soll dn Teifel net porren« wird in Schlesien ganz ähnlich von Rübezahl erzählt; vielleicht erzählte man sie bei uns ursprünglich vom Bergmönch. Auch ein Stadt- und Bergschreiber Martin Hoffmann (geboren zu Steinau in Schlesien 1573, gestorben zu Klausthal 1647), der ein Vermächtniß begründete (Näheres über ihn und sein Vermächtniß bei Honemann), wurde neuerdings durch die Sage zu einem Schutzgeiste des Bergmannsvolkes. Dieser Hoffmann ist auch abgebildet auf dem Rathhause zu Klausthal. Als einmal die Herren vom Rathhause eine Betstunde abschafften, mit der ein feierlicher Umzug der Puchknaben an dem Tage, wo diesen die Gelder des Hoffmann'schen Vermächtnisses ausgezahlt werden, verbunden ist, machte der steinerne Hoffmann oben auf dem Rathhause einen großen Lärm, und warf die Rathsherren, da sie das nächste Mal zum Rathhause kamen, die Treppe herunter. Da mußten sie die Betstunde und den festlichen Umzug der Puchknaben wieder anstellen, und seitdem ist an der Hoffmann'schen Stiftung nichts wieder geändert. So erzählte mir ein alter Bergmann; Weiteres habe ich von Hoffmann nicht vernommen. Abtheilung I und II unserer Sagen vom Bergmönch aus Harrys II, Nr. 2 und 3. Vgl. für den Bergmönch Grimm's »Deutsche Sagen« I, Nr. 2 und 3, und Kuhn und Schwarz 194 und 195. Aehnliche Erscheinungen wie der Bergmönch kommen auch anderswo in Gruben vor; so die Bergmönche im Oberbiberstollen, bei Wolf »Deutsche Sagen« (1845) Nr. 75. Ausführlicher redet über solche Erscheinungen Remigii » Dæmonolatria« II, 45 und 65; danach erscheinen (wie bei uns S. 134 ein verkleideter andreasberger Steiger als Ochse) in den Gruben wirkliche Pferde und Ziegen mit goldenen Hörnern; auch der Bergmännlein, welche als Zwerge und Kobolde gedacht werden und die reichen Anbruch bedeuten, wird dort erwähnt. Ueber den Bergmannsaberglauben im Allgemeinen spricht H. Ch. Oersted in seinem »Geist in der Natur«. Wie in Abtheilung VIII Flachs, so verschenkt der Bergmönch auch bei Harrys II, Nr. 22 eine Spindel. Vgl. übrigens außer den Sagen vom, Bergmönch zu Andreasberg und bei Lerbach, S. 157, auch noch die klausthaler Sagen vom kleinen Klausthal, S. 96*, und vom Nachtwächterhorn, S. 98*, die buntenböcker Sage »Die Molche« S. 147* und unter den ellricher Sagen die Anweisung für Erzsucher S. 223.
5. Die Haulemutter (I – II). Vgl. unten die Anmerkung zu der S. 155 stehenden lerbacher Sage »Die Kuhkolksklippe und die Frau Holle«.
7. Die Stiefmutter. Oft kehren Todte in die Welt zurück, um ihre gewohnte Beschäftigung fortzusetzen; besonders werden auch Mütter durch die Klagen ihrer Kinder im Todesschlaf gestört. Die Volkslieder verschiedener Nationen handeln davon. Was Wackernagel 1835 in einem Programm über Bürger's »Lenore« so schön und sinnig an solchen Sagen und Liedern zusammenstellte und was dann auch mit einem schätzbaren Anhang von H. Hoffmann in die »Altdeutschen Blätter« überging, hoffe ich bald durch eine Arbeit zu erweitern, die überhaupt ein noch engeres Verhältniß von Bürgers erzählenden Gedichten zu Sage und Märchen herausstellen wird, als sich früher übersehen ließ.
8. Mer soll dn Teifel net porren. Ae Rathsel. (Im Dialekt der oberharzischen Bergleute, der sogenannten Harzsprache.) Vgl. oben die Anmerkung zu den Sagen vom Bergmönch. Zu dem Zusatz in der Überschrift »Ae Rathsel« (nicht »an« Rathsel, wie durch einen Druckfehler im Text steht), welcher wörtlich so von Georg Schulze hinzugefügt wurde, vgl. das Vorwort meiner »Kinder- und Volksmärchen« XVI, wonach Räthsel ein Ausdruck für Märchen und Sagen ist, aber auch die Conjectur des einsichtsvollen Recensenten in Zarncke's »Literarischem Centralblatt« 1853, Nr. 4, wonach eher redsel zu schreiben wäre. Das hier in der sogenannten Harzsprache gleichfalls in Schulze's Ueberschrift vorkommende Wort porren ist wol dasselbe mit dem niederdeutschen purlen . Spaß muß sein, sagt der Bauer, wenn Jemand empfindlich ist: hat doch Eulenspiegel seine Großmutter mit der Mistgrepe gepurlt. Hier haben wir, wie es scheint, die ursprüngliche sinnliche Bedeutung des Wortes mit der von Necken, Quälen, die ihm sonst im Niederdeutschen selten eigen ist, beisammen. Die sinnliche Bedeutung scheint bei uns zunächst: unruhige, unsichere Handbewegungen machen, daher kitzeln, stacheln, auch die Hand krümmen und hin und her wenden, um etwas auszukratzen, z. B. die Kartoffeln aus der Erde purlen; dann überhaupt von Arbeiten, die nicht gut von Statten gehen, und von Arbeitern, die keine Kraft oder keine Energie anwenden, z. B. von einem alten Manne: »er purlt noch ein bischen auf dem Hofe herum«, und von einem Lässigen und Ungeschickten: »er purlt und purlt und es wird nichts und wird nichts.« In andern Redensarten tritt der Begriff der Unruhe mehr hervor als der der Resultatlosigkeit und daher auch ein Adjectiv purlig : eine purlige Frau, d. i. eine Frau die stets unruhig, hastig ohne Noth im Hause herumwandert und zehn Handgriffe anwendet, wo Einer hätte genügen sollen. Dann sagt man anpurlen , zunächst ganz sinnlich: die Pferde anpurlen , mit der Peitsche antreiben, wie man sagt: die Pferde mit der Peitsche oder der Leine tetschen , Pferde mit der Leine – indem man diese auf ihrem Rücken hin und herwirft – sterlen ; dann aber auch: die Arbeiter auf dem Felde anpurlen, aber auch blos anpurlen, z. B.: Du mußt einmal anpurlen, sehen, ob etwas zu machen ist; ferner auch an etwas herumpurlen, z. B. an einem Geschwür; auch etwas aufpurlen; – purren oder burren bedeutet aber auch ein mattes Fliegen, Flattern, z. B. der Schmetterling burrt von der Blume auf, und der Taubcnzüchter läßt die jungen Tauben burren, treibt sie sich im Fluge zu versuchen. Dies Wort möchte aber wie das verwandte plustern aus einer Nachahmung des Tons beim Flügelschlag hervorgegangen sein, wie man denn auch mit dem Zurufe: bur! die Vögel aufscheucht.
9. Bau der zellerfelder Kirche. (In ihr soll auch der Höllenzwang an der Kette liegen.) Vgl. Harrys' II. Nr. 12.
10. Die Buttermilchsbetstunde. Es ist in dieser Sage von der Gattin des hochverdienten Verfassers der » Saxonia inferior« . Oder heidnisches und christliches Niedersachsen«, M. Caspar Calvör, und von diesem trefflichen Manne selbst die Rede. Ueber sein Leben vgl. Honemann (Originalausgabe) IV, 102 und 147.
11. Das Gespenst mit der Mütze. Vgl. oben unter den Sagen von Gittelde »Die weiße Kappe«, und unten unter den lerbacher Sagen »Das wilde Mädchen«, auch übrigens die ganz ähnliche Sage bei Wolf »Hessische Sagen«, Nr. 164, »Geist beraubt«. Unsere hier vorliegende Sage wird in einer ohne Ortsnamen erzählten Variante auch so berichtet, daß das Mädchen, nachdem es die einem in der Kirchthür sitzenden Geiste genommene Kappe wieder hingetragen, ihr Leben lang auf der linken Backe den Abdruck einer kohlschwarzen Hand getragen hat.
14. Der Rabe vom Klausthal. Vgl. unter den osteröder Sagen »Die unschuldig Hingerichtete«, S. 119. Die vorliegende Sage wird auch in Goslar, wo der Rabe Alles in einen Lindenbaum trägt, erzählt, und zwar von der Gemahlin Heinrich's III., der Kaiserin Agnes (Brederlow, 195). Aus Reue ließ dort die Kaiserin, nachdem die Unschuld des Gerichteten entdeckt war, das Petersstift bauen. Am bekanntesten ist die Sage von Merseburg, wo sie vom Raben des Bischofs Thilo von Throta erzählt wird. Ein Rabe wird dort auf dem Dome in einem großen Käfig zum Andenken wol noch jetzt Jahr aus Jahr ein gefüttert. In Schweidnitz richtete ein Rathmann eine Dohle ab, um ihm die Stadtgelder durch die Eisengitter der Rathsstube zu stehlen (Wiedar Ziehnert, »Preußens Volkssagen« I, Nr. 11).
15. Die Rebhühner. Vgl. wegen des in vielen, selbst orientalischen Geschichten wiederkehrenden Gedankens meine »Kinder- und Volksmärchen« XXXVIII, und nun auch die Geschichte von den Raben bei Meier II, 328, wo das Märchen bereits, wie hier, zur Sage geworden ist. Das Rebhuhn heißt bei den Römern Perdix , nach Ovid's »Metamorphosen« ist es des Dädalus Schwestersohn.
18. Kaiser Heinrich und die Vogelsteller (I – II). Zu Abtheilung I vgl. Kuhn und Schwarz, 187.
19. Die drei Brüder vom Zellerfeld. Einem Märchen mannichfach ähnlich, worin gewöhnlich desertirte Soldaten ebenso viele Jungfrauen erlösen sollen. Vgl. wegen der Schalk unten »Die lange Schlerike« S. 106. In beiden eng zusammenhängenden Sagen kehren die unterirdischen Gemächer wieder. Der Teich, der in der zweiten der beiden Sagen eine Rolle spielt, läßt uns vermuthen, daß die Rebhühner in der ersten ursprünglich Schwäne sind.
20. Der Freischütz vom Zellerfeld. Der Schluß nach Harrys II, 23.
21. Das kleine Klausthal (I – II). Beide Abtheilungen meist aus Harrys II, 8 – 14, und hier nur ergänzt. Die Sage von untergegangenen Städten ist sehr häufig; am bekanntesten von Vineta, vgl. aber auch z. B. die Sage bei Kuhn und Schwarz, 41, aus der Ukermark. Zu Abteilung II vgl. die vorige Sage und zu der Beschreibung der Geisterkirche »Geisterkirche« in Bechstein's »Thüringischem Sagenschatze«. Auch Henricus Cäsarius, Prediger zu Utrecht, gerieth in seiner Jugend, 1558, als Choral zu Saltbommel zur Zeit einer schweren Pest, wie er in seinem »Seelen-Himmel und Hölle« 255 erzählt, und wie danach in Remigii » Dæmonolatria« II, 405 – 407 steht, in eine Geisterkirche, wo ihm wiederholt die Lichter ausgeblasen und die Bücher zugeschlagen wurden.
22. Das Nachtwächterhorn und der Dreißigjährige Krieg. Vgl. zu dieser bedeutungsvollen Sage wegen des Horns, das Krieg ankündigt, Jakob Grimm »Deutsche Mythologie« 214 und die werthvollen Nachweise von Kuhn in den Anmerkungen, »Norddeutsche Sagen« 494 – 496. Vgl. oben die Sagen vom Bergmönch S. 69 u. fg.
23. Die Springwurzel. Vgl. die Sage aus Gittelde, S. 44, und unsere »Kinder- und Volksmärchen« Nr. 67; ferner Steffens »Der Berggeist Rübezahl als Hüter der Springwurzel« in Hiecke's »Deutsches Lesebuch für untere und mittlere Gymnasialclassen«. Statt des Teufels in unserer Sage erscheint dort beim Suchen der Springwurzel Rübezahl, und der Sucher findet zuletzt seinen Tod. Uebrigens wird die Springwurzel für eine kranke Dame gesucht. Vgl. über die Gewinnung der Springwurzel auch Müllenhoff 204. Kurz gedenkt der »Wunderblume«, die bei Klausthal in der Johannisnacht blüht, Harrys II, Nr. 9.
26. Die Wunderkuh. Vgl. die lerbacher Sage »Kuh ohne Kopf«. Die hier zum Schwank gewordene Sage von der Wunderkuh, in deren Beschreibung die Phantasie sich wahrhaft zu erschöpfen sucht, findet sich auch bei fernen Völkern. Vgl. das Vorwort zur 6. Aufl. der Grimmschen Märchen XXXVI. wo über den finnischen Ochsen berichtet wird.
27. Die Revisorklippe. Vgl. unsere Verweisungsgeschichten unter Goslar u. s. w. Besonders merkwürdige Banngeschichten finden sich beiläufig bemerkt auch in Müllenhoff's »Sagen, Märchen und Liedern aus Schleswig-Holstein und Lauenburg«, z. B. 194–199.
29. Die lange Schlerike. Vgl. oben »Die drei Brüder vom Zellerfeld« S. 93–95, und die Anmerkung dazu.
30. Die Kohljungfrau. Vgl. bei Kuhn und Schwarz 45 »Die schwarze Frau« (aus Zehden in der Neumark).
33. Die neue Mühle an der Innerste ll–II). Zu Abtheil. II vgl. unter den lerbacher Sagen »Vieh bedauern« und bei Meier I. 178 die köstliche Sage »Die verhexte Kuh«. Um zu wissen, ob ein Pferd bezaubert sei, und von wem, nahm man eines todten Pferdes Darm, schleppte diesen zu einem dazu bestimmten Hause, aber nicht durch die Hausthür, sondern etwa durch den Keller oder sonst einen unter der Erde befindlichen Gang, und verbrannte die Eingeweide. Dann bekam die Hexe Reißen und Wehtage in den Eingeweiden, lief nach diesem Hause und ergriff einen Kohlenbrand von dem Feuer, worauf ihr Schmerz sich linderte. Ward die Thür der Hexe nicht aufgethan, so verfinsterte sich das ganze Haus und entstand ein schreckliches Donnern. Remigii »Dæmonolatria« II, 365; dort nach Sprenger. In der »Goëtia vel Theurgia« Ausgabe von 1631 S. 231, heißt es nach Carrichter's »Arzneien wider Zauberschäden«: »Wann das Vieh bezaubert ist, so nimb Weyrauch und Myrrhen und rothen Knoblauch, stoß unter einander an einem Donnerstage, Nachmittage; wenn das Vieh ausgehet, so nimb ein new Laib Brod vnd schneid ein Bißlein Brod, vnd in ein jedes ein wenig eingemachd, vnd darauf ein wenig Salz gestreuet, daß es das Vieh esse; darnach zu Felde getrieben; es hilft. Hernach am Freytage zu Morgen frühe, wenn du gemolken hast, so laß die Gelten nicht außschwenken, oder henge es vergebens in Rauch ohn ausgewaschen, so wird dieselbe (Hexe) kommen und etwas borgen wollen, du solt ihr aber nichts leyhen, sie wird im Hause hin und her gehen, so mustu sehen, daß sie nicht hinaus mag, es hilft sonst nichts«. In einem dann noch angeführten Mittel zu demselben Zwecke muß die Milch in einen neuen Topf, dazu etwas vom Hausstaub gethan, das vor den Stall gesetzt und gesprochen werden: O Herr Jesu Christ, mein Nutz ist mir benommen, ich bitt dich durch dein theures Leiden, daß mir möcht mein Nutz wiederkommen. Zu Wulferstedt im Halberstädtischen sagt man, daß kleine Blasen an die Kühe rollen und ihnen die Milch aussaugen, und nennt diese Blasen Kobolde.
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1. Die Kirche in der Altenau. (Man spricht noch oft Altenawe.) Eine lerbacher Sage vom Spuken beim Uhr aufziehen und vom Spuk eines alten Pfarrers in der Kirche nehmen wir an der betreffenden Stelle als bloße Gespenstergeschichte nicht auf. Für die Geisterkirche in vorliegender Sage vgl. oben die Sage vom kleinen Klausthal S. 96* und 97*. 2. Das Schloß im Gerlachsbache. Andere erzählen einfach, daß die Klagefrau (Frau Holle) in der Altenau umgehe und rufe: Huckup, huckaf!
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1. Der wilde Jäger in der Gegend des Bruchbergs (I-IV). Abtheilung II findet sich wenig abweichend bei Harrys II, Nr. 5. Vgl. die Hackelbergsage und die osteröder Sagen vom Teufelsloch S. 143–145.
2. Wolfswarte. Von den Wölfen auf dem Harz weiß auch ein Volksbuch zu berichten: Eulenspiegel geht auf den Harz und fängt Wölfe, um die Leute damit zu schrecken.
3. Die Goldlöcher (I–II). Vgl. die folgende Sage »Der silberne oder goldene Hirsch«, und insbesondere die andreasberger vom Rauschenbache. Abtheilung II der vorliegenden Sage wurde mir fast ebenso in Sachsa erzählt und scheint sehr verbreitet.
6. Der silberne oder goldene Hirsch (I–II). Vgl. die vorige Sage von den Goldlöchern, die vom Bau der zellerfelder Kirche, vom Weingartenloch und die Sagen von Venedigern. Abtheilung II scheint viel ältere Züge zu enthalten als I und den Schlüssel zu Manchem zu geben, was in den Venedigersagen vorkommt, und sichert jedenfalls im Verein mit dem über das Weingartenloch unsern Schatzsagen ihren Werth. Durch ihre größere Verbreitung am Harz und Anknüpfung an verschiedene Oertlichkeiten springt ihre Bedeutung noch mehr in die Augen. Die Sage vom goldenen Hirsch wird ausgeschmückt, aber im Wesentlichen doch weit unvollständiger, vom hannöverschen Harz auch noch erzählt in Görges' »Vaterländischen Geschichten und Denkwürdigkeiten der Vorzeit« (1843) I, 53 und 54, und zwar von einem Förster von Scharzfeld, der jedesmal am Johannistage die drei Venetianer antrifft. Auch auf dem preußischen Unterharze ist die Sage bekannt in folgender Art, die den Uebergang bildet zu der von mir in »Aus dem Harze« 108 von einem Edelmann aus der Gegend von Göttingen mitgetheilten, wozu nun Wolf's »Hessische Sagen« unter Nr. 191 bereits eine ausführliche Variante gestellt haben. Ein Förster zu Meisdorf im Selkethale ging eines Morgens den hart an der Selke sich hinziehenden Kirchberg hinan und sah unter einer großen Eiche zwei ihm unbekannte, mit grünen Kitteln bekleidete Männer sitzen und Frühstück essen. »Gott zum Gruß, und wohl bekomm's«, sprach er herantretend zu ihnen, und »großen Dank!« sagten sie erwidernd. Freund, so nahm zum Waidmann gewendet, der Fremden Einer weiter das Wort, laßt's Euch gefallen, hier bei uns Platz zu nehmen und unser Gast zu sein! Der freundlichen Ladung Folge gebend setzte sich der Forstmann und ließ sich das Dargebotene, Speise und Trank, ausnehmend gut schmecken. Gesprächig anfangs, ward er bald sehr müde und schlief ein. Unbeschreiblich groß aber war sein Erstaunen, als er vom tiefen Schlafe erwachend und von seinem Lager aufstehend sich allein und in einer ihm ganz fremden Gegend befand, und kaum glaubte er seinen Augen trauen zu dürfen, als er um sich schaute und ganz in der Nähe eine große, prächtige Stadt erblickte. Da er Niemand gewahrte, der ihm auf die Frage: Wo bin ich? Antwort geben konnte, entschloß er sich endlich nach der Wunderstadt zu gehen und eintretend in dieselbe erfuhr er, daß sie Venedig heiße. Nicht wissend, wie ihm geschehen sei, rathlos, was er beginnen und wie er wieder heimkommen solle, durchwanderte er eine Straße nach der andern. Die vielen Menschen, die glänzenden Kaufläden, die herrlichen Paläste zogen zwar seinen Blick auf sich hin, aber Unruhe trieb ihn weiter und weiter. Da hörte er plötzlich von oben sich bei Namen rufen und aufsehend erblickte er im offenen Fenster einen vornehm gekleideten Herrn, der ihn nöthigte ins Haus zu kommen, und bald auch dem Staunenden entgegentrat, ihn freundlich bewillkommnete, in sein Zimmer führte und fragte, ob er ihn kenne. Auf die verneinte Frage hieß der Herr den Förster sich setzen, begab sich ins Nebenzimmer und im grünen Kittel wiederkehrend, sah und erkannte nun Jener in ihm einen der beiden Männer, die ihn in seinem Walde zu dem verhängnißvollen Frühmahle eingeladen. Der freundliche Wirth zeigte nun dem Gaste des Herrlichen und Schönen gar Vieles im großen Palaste und erzählte ihm dann, daß er durch im Selkethale gefundenes Gold zum Besitze dieser seiner Reichthümer gekommen sei. Reich wie ich, fügte er hinzu, ist auch mein Euch bekannter Freund auf dieselbe Weise geworden. Der freundlichsten Bewirthung ungeachtet, fühlte sich der Waidmann dort unbehaglich und sehnte sich nach seinen heimatlichen Bergen. Die beiden Venediger gingen darum am andern Morgen mit ihm auf eine Anhöhe außerhalb der Stadt, man setzte sich zum Frühstück nieder, der Förster aß, trank, ward müde, schlief ein – und erwachend befand er sich unter der obenerwähnten großen Eiche auf dem Kirchberge am Selkethale. Er hat dies Herrn Pastor Banse, der es uns aufzeichnete, als Knaben oft selbst erzählt.
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1. St.-Andreasberg (I-IV). Nach Honemann II, 19 und danach bereits in Brederlow's »Harz«. Auch Görges II, 201 hat die Entstehung Andreasbergs. Nach Honemann III, 10 befand sich der heilige Andreas, »welcher sein Creutz mit beiden Armen umfassete«, sogar im Wappen des andreasberger Bergamts. Außer dem Namen Andreaskreuz, welchen eine der Gruben »auf dem andreaskreuzer Gange am Knieberg« führte oder noch führt, hat der heilige Andreas aber am Harz zu Lauterberg vor dem Dreißigjährigen Kriege drei Gruben, und diesen, wie es scheint, direct den Namen gegeben und in Lauterberg befindet sich auch der Andresbach (vgl. das Verzeichnis der harzischen Grubennamen bei Honemann II, 68-75). Zum Augustinerkloster Hamersleben im Halberstädtischen, welches in Siegel und Wappen das Herz des Augustinus, »die Liebe bedeutend«, und in den vier Feldern den Hammer führt, oben über dem Wappen den heiligen Pancratius mit Hammer und Spieß, gehörte eine Kapelle des heiligen Andreas (Kunze, »Geschichte des Augustinerklosters Hamersleben«, 50 und 80). Harzische Andreasabendgebräuche vgl. im 1. Heft von Wolf's Zeitschrift, wo jedoch S. 87 für »Wünschruthen« genauer »Kirschruthen« zu lesen ist.
2. Der Bergmönch in St.-Andreasberg. Vgl. oben die Sage von ihm in Klausthal S. 69 – 74.
4. Frau Holle, die schwarze Kathrine und die Waldfrau in St.-Andreasberg. Hier zunächst zu dem Anfang von den Dreibrotsteinen eine mir von Herrn Pastor Banse in Beckendorf gütigst mitgetheilte Variante vom Unterharz: Im Selkethale oberhalb Meisdorf war es sonst, besonders an der sogenannten »steinernen Grund« gar nicht geheuer. Ein Geist harrte dort an jedem Abende, huckte sich auf den Rücken eines Vorübergehenden und ließ sich schwer wie ein Sack voll Sand bis an die Schäferbrücke (jetzt Annenbrücke) tragen. Da sprang er ab und verschwand. Der Träger durfte ungestraft unter der Last stöhnen, aber wer sich nach dem huckenden Geiste umsah, dem drehte er den Hals um. Gar Mancher hat den Geist geduldig getragen und ist dann von Schweiß triefend in Meisdorf angekommen. – Zu dem Namen Kathrine vgl. den Namen »Schlüsselkathrine« (aus Nebra an der Unstrut) bei Kuhn und Schwarz 210. In Halberstadt nennt man den Durchfall »die schnelle Kathrine«, wozu man folgenden derben plattdeutschen Volksreim aus Lerbach hatte:
Fru Holle wolle backen,
Da kreig se dat K....,
Da greip se na'n Schlöttel,
Da feilen de K......
In der Kirche zu Oliva bei Danzig hängt der Brotstein; der Sage nach (Ziehnert, »Preußens Volkssagen« I, Nr. 44) ward ein Brot, von dem ein Mönch einer Mutter für ihre hungernden Kindlein nichts abgeben wollte, und das er deshalb für einen Stein erklärte, wirklich in diesen Stein verwandelt. Die Frau mit den beiden Kleinen ist dabei wol die Hauptsache und verwandelt vielleicht das Verlangte und durch die Lüge beschimpfte Brot selbst in Stein.
7. Der Rauschenbach. Der Name Caroline in Abteilung I wird vielleicht für Kathrine genannt (vgl. die andreasberger Sage).
10. Die Windeltreppe. Vgl. unsere obige Sage vom Heringskämmerle S. 107.
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1. Riefensbeek und Kamschlacken. Die Sage von den Schmelzhütten ist sehr verbreitet und ich habe sie von Harzeburg, wo man sagte, daß die 99 Hütten in Einer Nacht abgebrannt seien, bis Lauterberg gefunden. Man beruft sich dabei gewöhnlich auf die Schlacken, die noch an vielen Orten umherliegen, wo jetzt keine Hütten mehr sind. Ueber den Namen Riefensbeek vgl. die Anmerkung zu der Sage von der Entstehung Buntenbocks.
2. Der Schimmel von Kamschlacken. Vgl. oben die Anmerkung zur Sage vom wilden Mann, unten die Sage von der Entstehung Lerbachs und die merkwürdige Sage »Der Galgen am Kohnstein«.
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1. Der Ursprung vom Buntenbock. Honemann III. 65 sagt über den Namen Buntenbock: »Der Ursprung dieser Benennung kommt vermuthlich nicht von Bock, sondern von dem Worte Beck her, welches einen Fluß bedeutet und ehedem Böck geschrieben worden, wie sich solches von beiden Oertern Riemensbeck und Buntenbock in alten Schriften findet; und hat man zwar nachher aus der letztern Silbe des erstern, nämlich Böck, ein Beck gemachet, statt Buntenböcks oder Becks aber aus Irrthum den Namen Buntenbock angenommen und geschrieben«.
2. Das Hickeding. (Statt »Kropfaugen« S. 146 Z. 14 v. o. lies »Knopfaugen«). Auch in Rosenburg an der Saale kennt man, wie ich höre, Heckedinger. Zwischen Halle und Leipzig sollen die Hickedinger Haussegen heißen. Dieser Name stellt sie bereits zu den Hausgeistern, den Kobolden, wie denn nach Emil Sommer's Sagen 33 und 172 in Auerbachshof zu Leipzig geradezu Kobolde verkauft werden, die im Uebrigen mehr unserm Stepke, dem Drachen oder Teufel als den Hickedingern gleichen. Dieselbe Auffassung in Betreff der Kobolde findet sich auch in dem eben genannten preußischen Orte Rosenburg, und ebenso holt der auch Sommer in dieser Weise bekannte dreibeinige Hase dort den »Segen«, wie man es dort bedeutungsvoll nennt, aus einem Hause ins andere. Auch Heckmännchen sind im Königreich Sachsen bekannt; so z. B. wird in der Vorrede des Uebersetzers von »Francisci Hutchinson's historischem Versuch von der Zauberei« (1726, mit einem Vorwort von Thomasius) aus dem Annabergischen erwähnt: »Wenn Einer etliche Thaler Geld mehr hat als der Andere, so heißt es alsbald, er habe ein Hecke-Männgen oder Käutzgen; und wenn sich ein Rabe auf sein Haus setzet, sprechen sie, es sei der Schwarze, und werde es in Brand stecken.« Heckmännchen sind auch im Halberstädtischen bekannt, und werden zu Wulverstedt in die Koffer gelegt. Bei Wiedar Ziehnert »Preußens Volkssagen« II, 228 – 236 findet sich eine Sage »Der Hick in Liebehausen« (einem Dorfe zwölf Stunden von Köln). Dieser Hick ist das Bürle in Grimm's Märchen I. 61, das in einem mir erzählten noch ungedruckten Märchen gleichfalls Hick heißt. Einer der vom Bürle und auch vom Hick erzählten Züge, wie nämlich der Listige seine Schafe sich im Wasser spiegeln läßt, ist mir in Altenau vom Rothmützchen erzählt, von dem es viele lustige Streiche (vielleicht das ganze Märchen vom Bürle oder Hick?) gäbe. Dies Rothmützchen ist, wie Hütchen, ferner die Mützchen und die Rothmützchen selbst, welche in Ostflandern tolle Streiche verüben, offenbar ein Kobold und Zwerg. In Hick, dem Bäuerlein, scheint nun der Besitzer des Kobolds und der Kobold selbst zusammengeschmolzen zu Einer Person, die mit List den Segen den rechtmäßigen Eigenthümern entführt und ihn für sich selbst behält. So zeigt denn auch wie die Hickmännchen Zwerge sind, Hick, das Bürle, ursprünglich die Zwergennatur, und in den Fehden, die es auf seine Weise listig auskämpft, ist der Gegensatz zwischen den listigen Zwergen und der täppischen Riesennatur gar nicht zu verkennen. Treckmännchen, desgleichen dann die Hickedinger, bringen geprägtes, also geschmiedetes Metall hervor; die Niflalfen aber sind tüchtige Schmiede. Die Heckmännchen werden gefangen gehalten; Volund oder Wieland war auch bei Zwergen in der Lehre, als er schmieden lernte, und Sigurd bekommt das Schwert von einem Schmied, welcher wieder an den Zwerg Alberich des Nibelungenliedes erinnert. – Auch was wir über die Alraune lesen, kann hier zur Vergleichung mit unsern Hickedingern herbeigezogen werden. Sie soll – wie schon Arenkiel meinte – ihren Namen erhalten haben von den alten deutschen Weissagerinnen, welche auf die Unterjocher, die nach Deutschland hereinzogen, einen so furchtbaren Eindruck machten. Wir übergehen, was man über die Gewinnung dieser Wurzel bei J. Grimm findet, und bemerken nur, daß sie, in Kästchen gelegt und gut gehalten, ein Geldstück, das neben sie gelegt wird, über Nacht verdoppelt. Wenig bekannt ist, was wir in Calvör's »Niedersachsen« aus Arenkiel lesen, daß Landstreicher und Betrüger im Lande umherzogen und solche Alraune feilboten. »Es sind kleine Bildchen, gleichsam geschnitzelte Männlein oder Weiblein, mit allen ihren Gliedmaßen, den Kopf mit langen Haaren bewachsen, mit einem kleinen weißen Hemdlein angethan; Summa, ebenermaßen zugerichtet, wie die All-Runen der alten Teutschen, ist aber in der Wahrheit eitel Betrug und Gaukelei. Des Krautes Mandragorä Wurzel ist von Natur ebenso formirt als ein kleiner nackender Mensch, die graben diese Betrüger aus der Erde, wischen sie ab, helfen ihr mit Schnitzeln und Ausarbeiten dermaßen, daß sie einem Männlein oder Weiblein, wie sie wollen, gleich siehet; da am Haupt die Haare sein sollen, stecken sie Gerstenkörnlein oder andern Samen häufig ein, lassen sie auswachsen und wieder etwas trocknen, so sitzet es fest und scheinet wie natürliches Haar. Solche All-Runen ziehen sie artig an mit einem kleinen Hemdlein, thun ihnen einen Gürtel um den Leib, legen es in ein sauber Schächtelein, und befehlen dem Käufer, daß er es wohl pflege, wöchentlich bade und sonst fleißig in Acht nehme, so werde er großes Glück haben in allem seinem Thun und Handirung. Es geben aber solche All-Runen oder der Teufel gemeiniglich die Belohnung, welche die alten teutschen All-Runen ihren Gefangenen gaben, nämlich, daß sie ihnen den Hals abstoßen, sie mit Leib, Seel' und Gut ins Verderben stürzen, denn der Teufel ist in den Abergläubischen mächtig!« – Ein Bergmann erzählte mir, daß Hickedinger noch jetzt zum Verkaufe herumgetragen würden. – Auch erzählte der Schriftsteller Duval in »Thüringen Betreff der Kobolde findet sich auch in dem eben genannten preußischen Orte Rosenburg, und ebenso holt der auch Sommer in dieser Weise bekannte dreibeinige Hase dort den »Segen«, wie man es dort bedeutungsvoll nennt, aus einem Hause ins andere. Auch Heckmännchen sind im Königreich Sachsen bekannt; so z. B. wird in der Vorrede des Uebersetzers von »Francisci Hutchinson's historischem Versuch von der Zauberei« (1726, mit einem Vorwort von Thomasius) aus dem Annabergischen erwähnt: »Wenn Einer etliche Thaler Geld mehr hat als der Andere, so heißt es alsbald, er habe ein Hecke-Männgen oder Käutzgen; und wenn sich ein Rabe auf sein Haus setzet, sprechen sie, es sei der Schwarze, und werde es in Brand stecken.« Heckmännchen sind auch im Halberstädtischen bekannt, und werden zu Wulverstedt in die Koffer gelegt. Bei Wiedar Ziehnert »Preußens Volkssagen« II, 228 – 236 findet sich eine Sage »Der Hick in Liebehausen« (einem Dorfe zwölf Stunden von Köln). Dieser Hick ist das Bürle in Grimm's Märchen I. 61, das in einem mir erzählten noch ungedruckten Märchen gleichfalls Hick heißt. Einer der vom Bürle und auch vom Hick erzählten Züge, wie nämlich der Listige seine Schafe sich im Wasser spiegeln läßt, ist mir in Altenau vom Rothmützchen erzählt, von dem es viele lustige Streiche (vielleicht das ganze Märchen vom Bürle oder Hick?) gäbe. Dies Rothmützchen ist, wie Hütchen, ferner die Mützchen und die Rothmützchen selbst, welche in Ostflandern tolle Streiche verüben, offenbar ein Kobold und Zwerg. In Hick, dem Bäuerlein, scheint nun der Besitzer des Kobolds und der Kobold selbst zusammengeschmolzen zu Einer Person, die mit List den Segen den rechtmäßigen Eigenthümern entführt und ihn für sich selbst behält. So zeigt denn auch wie die Hickmännchen Zwerge sind, Hick, das Bürle, ursprünglich die Zwergennatur, und in den Fehden, die es auf seine Weise listig auskämpft, ist der Gegensatz zwischen den listigen Zwergen und der täppischen Riesennatur gar nicht zu verkennen. Treckmännchen, desgleichen dann die Hickedinger, bringen geprägtes, also geschmiedetes Metall hervor; die Niflalfen aber sind tüchtige Schmiede. Die Heckmännchen werden gefangen gehalten; Volund oder Wieland war auch bei Zwergen in der Lehre, als er schmieden lernte, und Sigurd besammenstellungen, an denen Wilhelm Müller, Altdeutsche Religion 384 und 385, zeigt, wie die Hausgeister als kleines Opfer etwas Speise, besonders Milch, erhalten, ließen sich jetzt leicht noch vermehren.
3. Der Wehrwolf. Die Sage vom gefressenen Fohlen und dem Wolfsriemen ist selbst im Magdeburgischen ähnlich oder ebenso bekannt.
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1. Namen und Entstehung des Bergdorfs Lerbach. Eine sehr lange Ausschmückung der vorliegenden Sage brachte seinerzeit der »Harzfreund«. Uebrigens sollen sich die Grundzüge der Sage in einer schriftlichen Nachricht gefunden haben, welche beim Abbruch des alten Rinderstalles, des ersten Hauses von Lerbach, zum Vorschein gekommen ist. Die für die Ortsgeschichte unschätzbaren Papiere sind leider durch Nachlässigkeit abhanden gekommen, doch wüßten wir ohne sie nichts von dem mythischen Verschwinden des Schimmels aus dem geschlossenen Stalle. Vgl. übrigens die Schimmelsage von Kamschlacken und unten »Der Galgen vom Kohnstein«, auch die obige Anmerkung zu der Sage vom wilden Mann.
3. Von einer Gastwirthsfrau, die nicht treu gehandelt hat. Vgl. die Geschichten von Verweisungen zu Goslar (S. 30) und Klausthal (S. 104), Auch diese Verweisungsgeschichte wird von den Meisten so erzählt, daß zuerst zwei Pater, von denen der eine eine Stecknadel gestohlen hat, von der Wirthin verworfen werden, bis der Dritte sie verwünschen kann. Das Thal, wohin die Wirthin verwiesen ist, nennen Andere das Schafmeisterthal. Zu dem Ausrufe der Verwiesenen »Et is ja et Mienige! et is ja et Mienige!« ist folgender altenauer Gebrauch zu vergleichen. Wenn Jemand stirbt, so wird ihm ein Dreier mit in den Sarg gelegt und dabei gesagt: Nun hast du das Deine, nun laß mir das Meine.
6. Das wilde Mädchen. ( Niederdeutsch, lerbacher Mundart.) Vgl. oben die klausthaler Sage vom Gespenst mit der Mütze. Die hier vorliegende Sage wird ohne Ortsnamen abweichend auch so erzählt, daß das Mädchen, welches zur Auslösung eines Pfandes von einem ihr bezeichneten Grabe eine Blume hat holen sollen, außer der Blume auch ein schneeweißes Laken mitnimmt, welches auf dem Grabe liegt. Sie rollt es zusammen, versteckt es unter der Schürze, gibt die Blume, die freilich zu den im Winter gehaltenen Spinnstuben nicht recht passen will, in der Spinnstube ab und bringt das Laken, ohne davon zu reden, nach Hause. Nun kommt in der Geisterstunde, während sie im Bette liegt, Jemand unter ihr Kammerfenster und ruft: »Ek will mien Laken hahln, ek will mien Laken hahln!« In der zweiten Nacht ruft es die ganze Geisterstunde von Elf bis Zwölf hindurch. Da reicht sie's dem Geiste an einer Erbsenstange durchs Kammerfenster zu. Der aber sagt: »Du sastet mek sülwest given.« Da wird das Mädchen trotzig und behält es. Am dritten Abend kommt der Geist wieder, donnert und wettert schon von Weitem, und als er vor das Haus kommt, ist es gewesen, als wäre der Gottseibeiuns mit seiner ganzen Armee gekommen. Seinen Ruf wiederholt er noch viel lauter und fürchterlicher als an den vorigen Abenden und pocht auch ans Fenster. Da steht das Mädchen auf und nimmt, um den Unhold los zu sein, das Laken, geht herunter, schließt die Thür auf und gibt dem Geist das Laken hin. In dem Nu, als der Geist es hinnimmt, faßt er das Mädchen beim Kopfe, dreht ihr den Hals um, und wie der Wind ist er fort. – Ueber ein Gespenst, das sich vorzugsweise mit dem Leinen zu schaffen macht, spricht Remigii »Dæmonolatria« II. 359–361, aus einem friesischen Dorfe unter der Ueberschrift »Das Bett- und Laken nehmende Gespenst«.
7. Die lerbacher Zwerge. (I–II.) Einige erzählen, die Zwerge, welche auf die Hochzeit wollten, wären unter einer Stuke (Baumstamm) herausgekommen und hätten denen, die zu Haus hätten bleiben wollen, zugerufen: »Smiet mek mal miene Kappe rut!« Darauf wären die Kappen aus der Erde geflogen gekommen. Die Geschichte von dem übermüthigen Hochzeitsgaste ward mir auch in Walkenried erzählt.
8. Die Kuhkolksklippe und Frau Holle. (I–IV.) Zum Besuch der Frau Holle bei dem Waldarbeiter (Abtheilung I) vgl. Harrys II, Nr. 6, wo im Wesentlichen Dasselbe von der Haulemutter (vgl. S. 76 und 77 die klausthaler Sagen von derselben) erzählt wird. Mit Nennung der Frau Holle wird die Geschichte auch in Andreasberg erzählt! ein Bergmann habe die heulende Frau Holle ins Haus gerufen, weil er geglaubt, es sei die Nachbarin, die ihr Mann oft unbarmherzig geprügelt und auf die Straße geworfen etc. Der lerbacher Spruch am Frau-Hollen-Abend ist anderweitig bereits vollständiger bekannt. Auch der dritte oberharzische Name für die Frau Holle, Klagefrau, kommt in Lerbach vor. Dazu kommt der herzberger Name Leidfrau. Klagemuhmen, Klagemütter, Klagefrauen sind nach Grimm (Mythologie 403 und 1088) »klagende, weissagende Vögel oder Geister, beiderlei Geschlechts, deren Stimme im Wald flüsternd, raunend und muhend vernommen wird«, besonders Eulen, wobei bemerkt wird, »die Eule war ein verwünschter Mensch«. Am Oberharz, fährt Grimm fort, »bedeutet Klagemutter, Klageweib, Klagefrau ein gespenstiges, aber fliegendes Wesen«. Wir lassen zunächst dahin gestellt, wie weit diese Erklärung mit der unsern, daß die Klagefrau die Frau Holle sei, in Einklang steht. Frau Holle ist edler als namentlich die Haulemutter, sie kümmert sich um das Flachsspinnen, trägt Wasser auf einen steilen Berg, »hat beim Schnee zu thun«, wie Jemand sagte, und macht den Wirbelwind auf den Gebirgshöhen. Die Haulemutter ist boshaft und spukt, sitzt aber in Lautenthal an Wasserbottichen und taucht junge Leute da hinein, ist also auch dem Wasser verwandt gleich der Frau Holle. Wenn die Haulemutter beim Spuken erkannt wird, legen sich die Leute aufs Gesicht, wie bei der wilden Jagd. Die Haulemutter hat als spukendes Wesen die Haupteigenschaft, daß sie sich groß und klein machen kann, wie die Frau bei Kuhn und Schwarz 101 und 48, die der wilde Jäger jagt. Mit allen Dreien, mit der Frau Holle, der Haulemutter und der Klagemuhme, macht man die Kinder fürchten. Fällt nun die Klagefrau auf dem Oberharze zusammen mit der Frau Holle, und dürfte man gleichwol auch hier daran festhalten, daß sie nach einer andern Seite hin als Vogel, namentlich als Eule, gedacht wird, wofür ich freilich auf dem Oberharze kein Zeugniß habe auffinden können, so wäre auch die in eine Eule verwünschte Nonne Tutosel, die in der wilden Jagd auf dem Harze vorkommt, und mit Geheul vor dem Jagdzuge herzieht, eine solche Klagefrau, folglich die Frau Holle. (Grimm sagt bereits ohne Bezug auf Tutosel: »Holda wird zur Unholdin« und findet ein andermal die Klagefrauen überhaupt der Pertha entsprechend.) Daß die Sage die Tutosel auf eine historische Person zurückführt, thut nichts zur Sache, denn man zeigt auch, und wie es nach dem Obigen scheint, vielleicht nicht mit Unrecht, Hackelberg's Grabstein, und doch ist er Niemand anders als Wodan. Bedürfte es hierfür nach Grimm's Untersuchungen noch der Beweise, so würde auch Das ein Zeugniß dafür sein, daß auf dem Oberharze vorzugsweise der nahe Brocken, weil es der höchste und windigste Punkt ist und weil die Hexen sich dort versammeln, d. h. mit andern Worten, weil er eine Opferstelle des Wodan ist, für den Ausjageplatz des wilden Jägers gilt. Auch die Erzähler der obigen Sagen aus der Gegend des Bruchbergs vom wilden Jäger denken ihn der ganzen Situation nach unzweifelhaft meist als vom Brocken herunterjagend, wie auch schon S. 124 gesagt ist. Hier ist noch herbeizuziehen, daß Wodan Gott des Windes war, und daß die Sage von der wilden Jagd, die verbreitetste der von Odhinn noch fortbestehenden, nach Grimm's Mythologie 599 »eine Deutung des durch die Luft heulenden Sturmwindes« ist; endlich daß nach E. Sommer's »Sagen aus Sachsen und Thüringen«, 9, zu Dederstedt an einer Stelle, wo der wilde Jäger einmal seine Pferde und Hunde fütterte, fortwährend der Wind weht, was, wie bemerkt wird, auf echt heidnischer Vorstellung beruht. Dem Wodan nun als wildem Jäger war nach allen Untersuchungen in andern Gegenden Deutschlands schon die Frau Holle zugesellt (der nach dem Obigen auch Antheil besonders am Sturm zugeschrieben wird) fast mit alleiniger Ausnahme der Harzgegend. Die Tutursel, über welche auch schon oben in der Anmerkung zur Hackelbergsage die Rede war, lernte als Kind von selbst das Horn blasen und stellt sich auch dadurch als Frigg zu Wodan, der dies Horn gleichfalls führt. Von der oberharzisch aufgefaßten Klagefrau theile ich S. 81–89 meiner »Kinder- und Volksmärchen« ein Märchen »Die Geschenke der Klagefrau« mit. Unter den Geschenken ist gleichfalls das Horn, außerdem Wünschhut und Mantel. Schon früher kam sie, anders gedacht, in einigen nicht harzischen Sagen vor, und lediglich als Todesbotin tritt sie auch in einem Gedicht von Günther Nicol, »Das Klageweib«, aus (Schad's »Musenalmanach« 1853, 310 fg.). Danach stirbt Jemand in den Häusern, die sie beschreit und über die sie die Arme ausstreckt (vgl. die tiroler Sage »Todesgespenst« bei Grimm); sie kann den Leib bis zu riesiger Größe ausrecken wie unsere Haulemutter, und trägt ein weißes Leichengewand. Der Stoff dieses Gedichts scheint aus der lüneburger Haide genommen, wenigstens wird das Klageweib von der lüneburger Haide bei Harrys I, Nr. 48 ebenso beschrieben. Aehnlicher der oberharzischen Klagefrau als der auf der lüneburger Haide ist die weiße Riesenfrau zu Kortryk in Wolf's »Deutschen Sagen« Nr. 93. In » Goëlia vel Theurgia« 58 wird erwähnt, daß Olaus Magnus von einem Weibe berichte mit Namen Hagberta, welches sich ihres Gefallens pflegte zu verwandeln in eine seltsame, ungeheure Größe, bald auch sich wieder einzog, daß sie klein und bisweilen kleiner war denn andere Menschen; einmal machte sie sich so groß, daß sie bis an den Himmel reichte. hag ist Gehege, Befriedigung, Hagberta ist Frigg als Hügelgöttin, Berggöttin, welche vielleicht auch als Gränzgöttin verehrt wurde, wie N. Hocker in Nr. 152 der »Saar- und Moselzeitung« von 1853 Aehnliches mit Bezug auf den Frau-Hollen-Baum (vgl. »Rechtsalterthümer« 542) und den Frauen-Hollstein (Wolf's »Hessische Sagen« Nr. 12) von der Holda behauptet hat; wie die klausthaler Haulemutter (vgl. S. 76 unserer Sammlung) auf zwei Zäunen steht und die hohegeißer weiße Frau (S. 219) an Drudens Zaun.
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Vorbemerkung. Honemann I, 8–14 der Originalausgabe seiner Alterthümer nimmt an, daß Bonifacius da, wo jetzt Osterode ist, den Götzen Astaroth (!), den Heine, wenn wir nicht irren, im »Romanzero« erwähnt und den Honemann auch eine Göttin nennt, vernichtet habe, wobei wol jedenfalls von Bonifacius abzusehen wäre. Wenn er aber an der Verehrung der Gottheit Astaroth oder Ostara oder der Ostera, wie wir sie mit den meisten Localüberlieferungen aus unsern Gegenden hier nennen müssen, nicht zweifelt, so ist es um so wunderlicher, daß er dennoch der Ansicht ist, Osterode habe ursprünglich Brunsrode geheißen, da es ja, wenn wirklich dort die Ostera oder eine ähnlich benannte Gottheit verehrt ist, kaum denkbar erscheint, daß Osterode ursprünglich einen andern Namen geführt hat als denjenigen, der noch jetzt auf diese Gottheit hinweist. Honemann weiß genau anzugeben, wie Osterode zu dem ältern Namen Brunsrode gekommen sein soll, nur der angeblich jüngere Name Osterode ist ihm unklar. Er sagt: »Nach des Herzogs in Sachsen Wittekind's des Großen im Jahre 807 geschehenem Ableben folgte ihm sein Sohn Wigbertus der Erste in der Regierung von Niedersachsen nebst dem Lande Engern und diesem wiederum sein Sohn Bruno. Von dem Letztern, welcher im Jahre 843 mit Tode abging, wird berichtet, daß er den Grund zu der Stadt Osterode am Harz geleget, und solchen Ort zuerst nach seinem Namen Brunsrode genennet, auch das ehemalige berühmte Jungfernstift St.-Jacobi, welches an dem Orte, wo jetzo noch das fürstliche Schloß steht, belegen gewesen, erbauet habe.« Folgen wir nun der weitern Entwicklung unserer Historiker über die Stadt Osterode, um zu sehen, ob sie diese Aufstellungen wo nicht zu behaupten, doch wenigstens wahrscheinlich zu machen im Stande sind. Dr. J. G. Fr. Renner, der in seinen »Historisch-topographisch-statistischen Nachrichten und Notizen von Osterode« (1833, S. 22 und 26) jenen Honemann'schen Angaben beistimmt, aber sie offenbar nur als Muthmaßungen betrachtet, und durch welchen man an jenem Bruno wieder zweifelhaft wird, scheint so viel für gewiß zu halten, daß Osterode früher Brunsrode geheißen hat. Dann aber führt er die lächerliche Ansicht aus, daß Brunsrode den Namen Osterode von den »sogenannten alten Herren von Osterode« erhalten habe. Mit diesen sogenannten alten Herren von Osterode beginnt offenbar die Geschichte der Stadt und Renner ist so gedankenlos, daß er uns, ohne den Widerspruch zu merken, ganz genau angibt, wer diese »alten Herrn von Osterode« waren, wie im Jahre 969 fünf Söhne eines Grafen von Lutterberg oder Lauterberg sich in ihr väterliches Erbe theilten und wie einer von diesen »Brunsrode« erhielt. Um nun Brunsrode nach seinem Namen in Osterode umzutaufen, hätte dieser Graf von Lauterberg offenbar selbst erst den Namen Osterode annehmen müssen. Und woher sollte er diesen bekommen, wenn er ihn eben nicht von seiner neuen Besitzung nehmen durfte? Diese Gedankenlosigkeit läßt der alte Honemann sich nicht zu Schulden kommen, denn er sieht sich nach einer andern Erklärung der Verwandlung des Namens Brunsrode in Osterode um. Ihm ist es wahrscheinlich, daß Brunsrode in Osterode deshalb umgetauft wurde, weil es von Westfalen aus gesehen im Osten, in dem damals sogenannten Ostfalen lag. Allein auch diese Annahme ist gänzlich unhaltbar. Denn nachdem die Stadt einmal Brunsrode hieß, konnte sie freilich durch irgend ein großes historisches Ereigniß wol einen andern Namen bekommen, aber wahrlich Niemand hätte es sich können beifallen lassen, blos wegen des Umstandes, daß der Ort in Ostfalen lag (eine Eigenschaft, die er jedenfalls damals schon mit Hunderten von andern Ortschaften theilte), ihm seinen alten Namen Brunsrode zu nehmen und diesen Namen in Osterode umzutauschen. Am meisten Licht möchte, richtig gedeutet, der Artikel Osterode in Zedler's »Universallexicon« (1740), 25. Band, S. 2322 geben, wo es heißt: »Osteroda, Osterode – hat ihren Ursprung von einem uralten Kloster, welches erstlich von seinem Erbauer, Herzog Bruno, Ludolfs Vater, Brunsroda genannt worden. Der Name Osteroda aber ist nicht sowol von der phönizischen Göttin Astaroth als von der Lage in Ansehung der Weser herzuleiten. Die Stadt ist von den ältesten Hertzogen den Grafen zu Lutterberg zu Lehn gegeben u. s. w.« Der hier genannte Bruno ist Bruno I., welcher 843 starb was auch mit Honemann's Angabe, der ihn als einen Enkel Wittekind's des Großen bezeichnet, stimmt. Das bei Zedler erwähnte »uralte Kloster« nennt Honemann » das ehemalige berühmte Jungfernstift St.-Jacobi«. Ein Bruno gründete nach Zedler ein »uraltes Kloster« – ohne allen Zweifel an einer Stelle, wo ein alter heidnischer Göttercultus, wahrscheinlich der Osteracultus, stattgefunden hatte. Weil nun das »uralte Kloster« Brunsrode hieß, so haben die Historiker deshalb offenbar irrthümlich den Namen Brunsrode auch auf Stadt und Schloß übertragen, welche in ihren Namen die Erinnerung an die heidnische Gottheit niemals, wie das Kloster, verleugnet haben mögen. Der Irrthum war um so eher möglich, als zwei Stunden von Braunschweig noch jetzt ein Schloß und Dorf »Brunsrode oder Brunsrothe« liegt, von dem ein adeliges Geschlecht sich herleitet; vgl. Zedler's »Universallexicon«, 4. Band, S. 1650, wo einige Herren von Brunsrode bei Braunschweig angegeben sind, während uns die Geschichtschreiber noch keine Adelige des angeblichen Brunsrode am Harz nachgewiesen haben. Es wäre freilich möglich, daß Honemann nur darin irrte, wenn er angibt, Osterode habe erst, nachdem es eine Zeit lang Brunsrode geheißen, seinen jetzigen Namen wegen seiner Lage in Ostfalen erhalten. Gegen die Annahme, daß der Ort sogleich bei seiner Begründung von seiner östlichen Lage den Namen Osterode erhalten, ließe sich an sich nichts einwenden, wenn man uns nicht darin beistimmt, daß die von uns in diesem Buche mitgetheilten Sagen, verbunden mit den in Osterode gesammelten Ostergebräuchen im 1. Hefte von Wolf's Zeitschrift die von Honemann schon in etwas ältern Quellen vorgefundene und von ihm nicht bezweifelte Nachricht vom Cultus einer Gottheit, welche in der That die Ostera gewesen sein mag, sehr glaubhaft macht. Für einen osteröder Göttercultus im Allgemeinen spricht vielleicht auch die alte Redensart! »Ich wollte, daß dich der Teufel nähme und über Osterode trüge«, welche man im vorigen Jahrhundert blos auf einen spitzen Thurm der Stadt Osterode beziehen wollte. Noch muß ich erwähnen, daß mir noch zwei ganz kleine Ortschaften bekannt sind, die gleichfalls den Namen Osterode führen und ebenfalls am Harze liegen. Die eine davon ist das Dörfchen Osterode zwischen Ilefeld und Neustadt unterm Hohenstein (vgl. die Sage »Die Schloßjungfer vom Hohenstein«). Davon berichtet Leopold in seiner »Kirchen-, Pfarr- und Schulchronik«, 269, daß es seinen Namen von Ostar haben soll, welche nach der Zerstörung des Götzenbildes bei Osterode in diese Gegend gebracht sein solle. Ein zweites Dörfchen Osterode liegt am Fallstein, bei Hornburg und Osterwiek. Bei Osterhagen (vgl. einige Sagen dieses Ortes 200 und 201) soll die Ostera einen heiligen Hain gehabt haben. Bei Zelle soll, beiläufig bemerkt, ein Osterloh liegen, wovon in Görges' »Vaterländischen Geschichten« III, S. 1 gesagt wird, es sei noch überall mit Hügeln umgeben, die man bei dem Dienste der Ostera liebte, und selbst an Opfersteinen hat es, der Sage nach, in dortiger Gegend nicht gefehlt. Das helmstedter Benedictinerkloster liegt, wie aus, Görges III, 3105 hervorgeht, vor dem Osterthore. Ein Dorf Oster liegt nach »Goëtia vel Theurgia« 274 in der mecklenburgischen Mark. Es mögen ferner folgende von Herrn Elis mir gütigst schriftlich mitgetheilte werthvolle Notizen hier Platz finden: »Bei Ströbeck [im Halberstädtischen] liegt der hohe Osterberg, an dessen Fuße der Osterbach fließt, wovon Ströbeck seinen Namen empfangen hat (Ostrabeck). Ich selbst habe vor Jahren auf der Kuppe des Berges gegraben und viele Opfergefäße in der mit Kohlen und Asche gemischten Erde gefunden. Auch fand sich hier ein kleines Götzenbild von Bronze, eine herculische Figur, welche in die Sammlung des Oberdompredigers Augustin gewandert ist. Bei Welbsleben gegen Abend liegt ein Berg, der unter dem Namen Osterberg bekannt ist. Die Leute erzählen [aber vielleicht aus Büchern?], daß hier auf der Spitze des Berges die Göttin Ostrea verehrt worden sei, und machen alljährlich am ersten heiligen Ostertage Abends ein helles Feuer daselbst an, weil sie behaupten, daß sie im Unterlassungsfalle allerlei Unglücksfälle in dem Jahre erlebten. Sie nehmen ein angebranntes Stück Holz mit nach Hause und verwahren dies sorgsam, weil sie der Meinung sind, daß ihr Vieh dann nicht krank wird. Unweit Gandersheim heißt ein Berg Oster. Rechts vom Pfeifenkruge bei Haymburg ist das Osterholz und darin ein bedeutender Felsen, welcher Osterstein heißt, auf dessen Platte ich Ueberbleibsel von Thongefäßen gefunden habe. Bei Timmenrode, auf dem Wege nach Blankenburg, liegt ein Stein im Holze, wol zweimal so groß als unser Lügenstein [der schon durch Otmar und Grimm bekannte Opferstein auf dem Domplatze zu Halberstadt], der der Osterstein genannt wird. –In den »Denkwürdigkeiten des Fürstenthums Blankenburg und Walkenried« I, 193 wird von einem Osterstein im Blankenburgischen geschrieben, der 18 Fuß hoch und 40 Fuß breit sei und mehrere eingehauene Löcher habe. Hier fand man 1781 noch ein Mauerwerk von 30 Fuß im Umkreise, dessen Mitte hohl war und für den Standort des Altars [?] gehalten wurde.« Zur Vervollständigung aller dieser Zusammenstellungen stehe hier noch ein kurzer Artikel »die Göttin Ostera« aus dem »Osteröder Intelligenzblatt« von 1823, Nr. 29 und 30, welcher uns die gelehrte, wol zum Theil durch alte Chroniken fortgepflanzte, von Honemann und Renner aber nicht aufgenommene, Ueberlieferung aufbewahrt. Daß wir weit entfernt sind, das in demselben Gesagte vertreten zu können, zeigt ein Blick auf den Artikel selbst. »Diese Göttin – so lautet der Aufsatz, der weder unterzeichnet ist, noch irgend eine Quelle nennt – auch Ostra, Ostar und Costar [soll Eostar heißen] genannt, wurde besonders von den alten Sachsen verehrt und angebetet. Noch jetzt findet man in Niedersachsen eine Menge Ortbenennungen, die sich auf diese Göttin beziehen, z. B. der Osterawald, das Osterholz, der Osterborn, die Osterwiese, Osterbeck, Osterode; welches letztere der Hauptsitz der Göttin gewesen sein soll. Dort war ihr ein Hain geweiht. Der Platz, wo ehemals ein Dorf, Göddenhusen, d. i. Götzenhausen [in Renner's Nachrichten von Osterode finde ich einen solchen Ort nicht erwähnt. Die Nachricht soll sich auch in der »Allgemeinen deutschen Bibliothek«, L.XXXV. 248 finden] gestanden hat, soll der Standort des Götzenbildes und des Altars gewesen sein. Das Hauptfest der Göttin wurde im April gefeiert, wovon derselbe den Namen Ostermonat bekam, welchen er auch behielt, als Kaiser Karl der Große den Monaten deutsche Namen gab. Bei dieser Festfeier wurden nun die sogenannten Osterfeuer auf Bergen und Hügeln angezündet, wodurch man die Raupen und Insekten zu vertreiben und das Vieh gegen Seuchen zu sichern gedachte. Zwar wurde dieser heidnische Gebrauch auf der ersten deutschen Kirchenversammlung zu Regensburg im Jahre 742 verboten, erhielt sich aber doch, und erhält sich noch an manchen Orten. Als der heilige Bonifatius das Evangelium in Deutschland verkündigte, mußten alle Götzen und ihre Altäre weichen, und die fliehenden Priester vergruben ihre Heiligthümer. Der Zufall entdeckt [deshalb?] noch jetzt bisweilen dergleichen altertümliche Ueberreste der Vorzeit bei Nachgrabungen hier und da. Bei dem Dienste der Göttin Ostera wurde besonders ein großes heiliges Horn [?] gebraucht, und immer an einem sichern Ort aufbewahrt. Es führen daher [!] viele Oerter am Harze, wo die Göttin besonders in Achtung stand [!], den Namen Horn; ebenso im Bremischen und im Lüneburgischen, wo man ein Heilshorn, ein Bogshorn, d. i. Gotteshorn [?], ein Mahnhorn, d. i. Mondshorn antrifft. Denn die Göttin Ostera war nichts Anderes als der im Bilde vorgestellte und angebetete Mond, dessen sichelförmige Gestalt auch das heilige Horn andeutete. Ueberhaupt schrieb man dem Monde einen großen Einfluß auf die Erde zu, und ordnete daher alle wichtigen Unternehmungen nach der Ab- und Zunahme des Mondenscheines. Die Zeit des Neu- und Vollmondes hielt man für die glücklichste, und lieferte keine Schlacht vor dem Vollmonde. Die Anbeter des Mondes gaben ihm eine Frauensgestalt mit bedecktem Haupte, den Mond auf der Brust tragend. So verehrten die alten Sachsen ihn als Waldgöttin in geheiligten Hainen. Dabei wurde nun das heilige Horn gebraucht, theils um die Anbeter der Göttin zusammen zu rufen, theils auf das Wohlsein derselben bei dem Opfermahle zu trinken. Vermuthlich wurden die Opfer zur Nachtzeit beim Scheine des Mondes dargebracht, wobei auch zu gewissen Zeiten große Feuer angezündet wurden. Denn Feuer durften bei keiner Festlichkeit unserer heidnischen Vorfahren fehlen.« Wir fügen diesem sonderbaren, ohne Zweifel aber in den allgemeinern Angaben aus einer bekanntern, wenn auch nicht sehr zuverlässigen Schrift (das Hauptsächlichste soll sich z. B, auch in Bertuch's »Curiositäten«, 1812, II, 460 finden) abgeschriebenen Artikel noch hinzu, daß Menke in seiner »Beschreibung der Ertersteine«, 18, Ostar von Astarte herleiten soll.
1. Die Osterjungfrau. (I – VI.) Abtheilung IV aus Harrys II, Nr. 20. Vgl. zu dem Opfer in dieser Abteilung »Aus dem Harze«, 105. Die Löwen in Abtheilung III stammen aus dem osteröder Wappen. Im »Schutt«, im vierten Gesange, »Fünf Ostern« betitelt, beginnt Anastasius Grün mit der » Sage des Orients« (so nennt es Barthel in seiner »Deutschen Nationalliteratur«, 393), daß Christus jährlich zu Ostern in der Morgenstunde auf dem Oelberg walle, um auf die Thale seines Wandelns hinabzuschauen. Nach einer im Tert noch nicht berücksichtigten, von Herrn Collaborator Richard aufgeschriebenen Variante war der Ritter, der die Jungfrau verwünschte, ein Ritter von Staufenburg, und sie selbst hieß Astarot. Gegen den Ritter von Staufenburg leitete ihr Vater selbst den Kampf und fand in der Fehde mit ihm seinen Tod; ein Schneider mit Namen Mertens war es, der sie an einem ersten Ostermorgen am Lerbache stehen und sich waschen sah. Er begrüßte sie und sie dankte freundlich; alsdann fragte er, woher sie zu dieser ungewöhnlichen Zeit die schöne Rose habe, mit der sie geschmückt sei. Sie antwortete: diese sei aus ihrem Garten, wenn auch er eine haben wolle, so möge er ihr folgen. Darauf führte sie ihn auf die alte Burg, die er aber nicht als Ruine fand, sondern als ein prachtvolles Schloß mit einem schönen Garten, worin der schönsten Blumen gar viele standen. Von diesen brach sie ihm eine weiße Lilie ab; er dankte ihr dafür, und steckte sie an seinen Hut. In demselben Augenblick war die Jungfrau auch verschwunden, er wußte nicht wie, und auch von dem Garten sammt dem Schloße war nichts mehr zu sehen. Nun wanderte der Schneider mit seiner Lilie hin zur Stadt, aber schon unterwegs merkte er, daß die Lilie immer schwerer und schwerer wurde; als er sie aber abnahm, war es gediegenes Silber. Aengstlich wegen dieses Schatzes, wandte er sich an den Magistrat von Osterode, zeigte ihm die Lilie vor und erzählte, wie er in ihren Besitz gekommen sei. Die Lilie wurde darauf abgeschätzt und ihr Werth hoch angegeben. Nach etwa fünfzig Jahren reitet in der Osternacht ein junger Ritter von Klausthal nach Osterode und findet wieder die unterdessen schon mehr gesehene Osterjungfer am Lerbache Wasser schöpfend. Auf seinen Gruß dankt sie und er fragt, woher sie die schöne Rose habe, die sie an ihrem Busen trage. Die Jungfrau erwiderte, die Rose sei aus ihrem Garten und sie werde ihm gern eine solche Blume geben, wenn er ihr folge. Bezaubert von ihrer wunderbaren Schönheit steigt er vom Pferde und folgt ihr auf die alte Burg. Hier findet er wieder ein stattliches Schloß nebst einem Garten mit den schönsten Blumen. Die Jungfrau pflückt ihm eine Rose und will eben hinter einer eisernen Thür verschwinden, aber in demselben Augenblick, wo sie die Thür zuschlagen will, faßt er diese und sieht in einem dunkeln Gemache einen großen Hund an einer Kette liegen, der wüthend gegen ihn anspringt. Doch seiner Gewandtheit gelingt es am Ende, das Halsband des Hundes zu erfassen, und in demselben Augenblick steht wieder das schöne Mädchen vor ihm, welches ihm kurz die Ursache und Geschichte ihrer Verwandlung erzählt und ihm als ihrem Erlöser dankt. Darauf heirathet der Ritter die Osterjungfer und hat noch lange mit ihr auf der alten Burg bei Osterode gewohnt. – Auf die Sage, wie wir sie soeben hier in der Anmerkung referirten, und vielleicht auch auf die Abtheilung I und II der Sage, wie wir sie im Text geben, mag eine gedruckte Ausschmückung der Sage von der Osterjungfrau eingewirkt haben, die unter dem Titel »Die Osterjungfrau oder Sagen von Osterode« existiren soll, von Bornhöck. Als unantastbarer Kern aber bleibt, daß die Jungfrau wie andere Schlüsseljungfern bis zur lauterberger Gegend hin sich am Ostermorgen am Wasser wäscht und am lerbacher Wasser stehend besonders Leinwebern erscheint; es bleibt auch wol die Lichtstraße, welche in einer unserer Sagen von der Osterjungfer von ihr ausgeht; wenigstens finden wir von diesem Zuge überall da Nichts, wo muthmaßlich Ausschmückungen eingewirkt haben, und so fehlt er auch bei Harrys II, Nr. 23, wo übrigens noch die dankenswerte und gewiß echte Angabe sich findet, daß der Ritter, der die Jungfrau verwünscht habe und mit ihr selbst nun in der Burg sitzen müsse, jeden Freitag umgehe (vgl. die folgende Anmerkung). Man beachte, wie durch das von uns selbst Gesammelte Ostera bekannten: weiblichen Gottheiten um Vieles näher tritt, und zunächst das sich herausstellende Verhältnis zur Frau Holle.
3. Die verwünschten Offiziere. Nach andern Erzählungen kommt der Hund aus der alten Burg und ist derselbe, der dort an der Kette liegt, sodaß auch die Beziehung des Offiziers zu der Jungfrau auf der Hand liegt und er zusammenfällt mit dem Ritter, der sie verwünschte (vgl. die vorige Anmerkung). Außerdem wird erzählt, daß vom osteröder »Commandantenhause« jeden Abend ein Offizier als dreibeiniger Hase (vgl. S. 273) ausgeht. Wenn der Soldat, der vor dem Commandantenhause gestanden, seinen Posten verlassen hat, so hat er ihn wieder nach demselben hingejagt Hat der Soldat den Hasen geschlagen, so hat er am andern Tage »Stripsruthen« laufen müssen. Außer dem Hunde und Hasen soll in Osterode auch ein dreibeiniges Pferd umgehen.
4. Osteröder Banngeschichten. (I–IV.) Vgl. außer unsern übrigen Banngeschichten auch die Sage von den osteröder Offizieren. Zu Abtheilung IV vgl. unten die Sage vom Lichtenstein, wonach nicht blos die Geister der Gebannten sich dort aufzuhalten scheinen.
5. Der Scharfrichter. Die Sage wird gewöhnlich von dem vorvorigen Scharfrichter Gürtler und sogar von seinem erst vor einigen Jahren verstorbenen Nachfolger Gosmann (vgl. die lerbacher Zwergsagen) erzählt. Hans von Eisdorf ist aber weit älter als Beide (vgl. unten die Sage über ihn und die Anmerkung dazu).
6. Die unschuldig Hingerichtete. Vgl. oben die Sage »Der Rabe vom Klausthal«. In Wolf's »Hessischen Sagen« läßt eine Hingerichtete zum Zeichen ihrer Unschuld jedesmal zur Zeit der Heuernte regnen.
8. Die Stölkenlichter. Zu ihrem Erscheinen zwischen Michaelis und Weihnachten vgl. unter Anderm, was »Aus dem Harze« 104 über die Adventsleuchte bei Oschersleben gesagt ist.
10. Hans von Eisdorf. (Niederd.) Vollständiger als die Sage in Renner's »Nachrichten und Notizen von Osterode« steht. Dort wird S. 75 und 76 auch das Historische mitgetheilt. Danach war der Harzschütz oder Schnapphahn Hans von Eisdorf ein Anführer der »Landzwinger« während des Dreißigjährigen Krieges (vgl. die klausthaler Sage »Die Schnapphähne« und »Aus dem Harze« 92), hieß Warnecke, und war aus Eisdorf. Kurz vor Pfingsten 1627 schickte er der Stadt Osterode einen Fehdebrief, lagerte sich vor ihr neben der Freiheit, raubte und wurde von den Osterödern verfolgt. Doch nicht Hans aus Eisdorf, sondern ein Schnapphahn aus Echte wurde auf der Flucht gefangen. Demnach ist eine andere, mir von einem Manne aus Dorste erzählte Sage auch in historischer Hinsicht bemerkenswerth, welche Hans von Eisdorf selbst im Augenblick der Noth auf der Flucht mit ausgebreitetem Mantel nach dem Harze zufliegen und so verschwinden läßt. Es soll auch einen Brunnen geben, zu welchem Hans in Beziehung steht. Vgl. oben die osteröder Sage »Der Scharfrichter«. Der Zug von den umgekehrten Hufeisen wird fast von allen Ritterburgen am Harz erzählt. Vgl. dazu auch Wolf »Hessische Sagen« Nr. 39. Außerdem zum Branntweinstein die Sage von demselben unter Lerbach. Die Sage von Hans von Eisdorf wird abweichend auch erzählt in Spiel's »Vaterländischem Archiv«, II, 248 und 249. Darnach entführte Hans eine Nonne edlen Geschlechts aus Katlenburg, deren Verwandte mit gewaffneter Hand ihre Schmach und die Beleidigung der Kirche zu rächen strebten. Der Ritter aber entfloh durch eine Steinpforte zu Roß aus belagerter Veste, wobei sein Roß dann einen jähen Abhang hinabsprang, und sich selbst zerschmetterte, während der Ritter unversehrt die Flucht fortsetzte. (Für »Landsläen« Z. 3 v. o. lies »Landslüen«.)
11. Das Teufelsloch und der Klinkerbrunnen. (I–VII.) Von diesen Sagen, die ohne Zweifel zu den erheblichsten der vorliegenden Sammlung gehören (vgl. dazu die übrigen Sagen vom Teufel, auch vom wilden Jäger und der Frau Holle) ergänzten wir Abtheilung IV nach Schusters »Harzsagen« 59–71. Nach einer kurzen Notiz über die »Teufelstümpel« zwischen Osterode und Herzberg, die Harrys II. Nr. 31 aus von Rohr aufnimmt, wird gesagt, daß sich hier der »böse Geist« besonders am Johannistage zeige als Stier, Pferd, Gans u. s. w. Vgl. auch »Aus dem Harze« 84 und 85. Eine Gans, die in den Klinkerbrunnen geworfen sein soll, wie Nenner 323 als »Sage« anführt, soll »todt und völlig zerrissen« im Teufelsbade wieder zum Vorschein gekommen sein; ich glaube darin die Erinnerung an dargebrachte Thieropfer zu finden. Dem Klinkerbrunnen (einer Höhle) ist ein osteröder Ostergebrauch gewidmet, den ich im 1. Hefte von Wolf's Zeitschrift 79 mittheile, und worin das Spinnrad wieder auf die auch dem Teufelsbade angehörige Frau Holle hinweist. Ein Teufelsbad ist auch in Thüringen bekannt. Vgl. Bechstein's »Thüringischen Sagenschatz« III, 148, wo man auch zu der nach Renner auf »alten, aber nicht beurkundeten Sagen beruhenden«, wahrscheinlich rein mythischen unterirdischen Verbindung des Teufelsloches und Klinkerbrunnens vgl. III, 141. Wie am Teufelsbade der wilde Jäger, so wird in Müllenhoff's »Sagen aus Schleswig-Holstein und Lauenburg« 370 einmal der Teufel eingefangen.
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1. Ritter Bruno von der Linden. Vgl. die Anmerkung zu der osteröder Sage von Hans von Eisdorf.
2. Die lichtensteiner Currende. Vgl. Abtheilung IV der osteröder Banngeschichten.
3. Die Zwerge in Dorste. Eine artige Geschichte von ihnen theilt Grimm in einer Anmerkung der 2. Auflage der Mythologie I, 436 plattdeutsch mit. Zu unserm Zwergspruch vgl. den Teufelsreim in meinen »Kinder- und Volksmärchen« 76.
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1. Ursprung von Herzberg. Aus Flemming's »Teutschem Jäger« ( 1724). Noch jetzt nennt man in Lerbach einen Hirschbock herzebock . Uebrigens soll sich jetzt kein Hirsch mehr im herzberger Wappen finden.
3. Der Güß. (Das Volk spricht Jühß.) Vgl. die Sage von Seeburg bei Grimm »Deutsche Sagen« I . Nr. 131 und die vom Güß bei Kuhn und Schwarz 200 , wonach der Taucher in ihm ein Schloß und in diesem eine Jungfer mit Schlüsseln sieht. Nach einer mir mitgetheilten Erzählung hat zuerst der Teufel die reichen Leute versucht und nach dem Frevel der Frau zuerst die Magd, die unschuldig gewesen ist, aus dem Hause geführt. Bei Altenau – so schreibt mir Georg Schulze – stand noch zu Anfang des 18. Jahrhunderts eine Sägemühle an der Oker, mußte aber wegen Mangels an dem nöthigen Gefälle eingestellt werden. Sie wurde schließlich ganz abgerissen und das Areal der Pfarre zugewiesen. Von diesem Sägemühlenplatz und von seiner Lache erzählen sich die Altenauer nun Dasselbe, was sich die Herzberger vom Güß erzählen. Das Volk dichtet also zu Oertlichkeiten und Gegenständen ganz jungen Ursprungs seine wundersamen Geschichten hinzu, oder trägt noch lieber Erzählungen weit ältern Ursprungs von den Gegenständen, an denen sie ursprünglich haften, auf jene über. Es sind das meist Erzählungen, denen eine ethische Idee zum Grunde liegt. Sie lehren uns aber, daß nicht immer der Ort, an den irgend eine Sage oder Tradition sich anknüpft, auch der Ort des Ursprungs sei, sowie daß nicht immer da ein Göttercultus stattgefunden, wo die Sage ist.
7. Das Hegerfeld. Vgl. für den Anfang die herzberger Sage »Der Freischütz«, die lerbacher »Jägerspuk«, auch bei Meier I, 288. Der heger ist ein großer Vogel.
9. Der Vogelherd auf dem Rothenberge. Das Füttern der Vögel nach des Kaisers Tode hängt wol damit zusammen, daß die Seele gern als Vogel erscheint. Nicht »ein Kaiser heimlich«, wie im Text steht, sondern: der Kaiser Heinrich hatte einen Vogelherd auf dem Rothenberge, gewiß nicht heimlicher als eben nöthig war, damit ihm die Vögel nicht vom Netze hinweggescheucht wurden.
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Vorbemerkung. Honemann schreibt »Die Lohnau«.
1. Der Wilddieb von der Sieber. Vgl. Wolf's »Hessische Sagen« Nr. 124, »Drei Schüsse«, wo der erste Schuß gegen die Sonne, der zweite »gerade in die Höhe nach dem lieben Gott« gerichtet ist, während bei uns der Wilddieb, um den lieben Gott zu erschießen, auf die Sonne zielt. Meigerius » De panurgia lamiarum« 2. Buch 9. Cap. erzählt, daß Ulrich Schröder, ein »Bierqualsterer«, dem beim Trunk »nichts als Marter und Wunden« aus dem Munde gegangen, gedroht habe, Gott im Himmel todt zu stechen, auch beim Trunk den Dolch nach dem Himmel geworfen habe, der sei ausgeblieben, drei Blutstropfen, welche nicht abgewaschen werden konnten, wären auf den Tisch gefallen und der Frevler sei bei Luzern hingerichtet. Dieselbe Sage, doch abweichend und nach andern Quellen, findet sich in Wolf's »Deutschen Sagen« Nr. 191.
3. Der verwiesene Förster Kempf. Außer unsern übrigen Verweisungsgeschichten vgl. insbesondere zu dem Hinhalten des Stockes statt der Hand unsere Sage von der lerbacher Frau Holle und die Sage aus Kerkow in der Altmark bei Kuhn und Schwarz 119. 5. Verkündigung des Friedens. Die Sage zeigt vielleicht speciell, daß Wodan, wie dem Kriege, auch dem Frieden vorsteht. Der Stuhl, auf dem Gott sitzt, ist Odhinn's Thürbank Hlidskialf (J. Grimm's Mythologie 121). Sonst wird auch Gott dargestellt, auf einer Hitsche (Fußbank) oder einem Schemel am Eingange des Himmels sitzend, oder auch nur auf sie die Füße stellend. Wenigstens wirft in einer oberharzischen Variante zu einem durch Grimm bekannten Märchen ein Bergmann, den Gott an seiner Stelle sitzen läßt, die Hitsche zornig nach dem ersten Bergmann herab, den er ein Stück Holz stehlen sieht. Dichter schreiben Jedem, der in den Himmel oder auch in die Hölle kommt, seinen Stuhl zu; so heißt es in dem von Haupt in den »Altdeutschen Blättern« mitgetheilten Gedicht » Salve Regina« (Maria):
Hilf daz uns dort obnan hô
Gestuolet werde schône ;
und schon vorher:
Theophilus, ein sündec man,
Der dîn kint hete verlân
Unt hete in der helle pfuol
Zuo dem tiuvel
sînen stuol
Vil nâher gesetzet;
Den hâstu, frouwe, ergetzet.
Ueberhaupt aber beruhen alle noch in unserer Zeit häufigen Visionen und Entzückungsträume vom Himmel mehr auf aus dem Heidenthume stammenden als auf biblischen Vorstellungen, schon weil das Christenthum für diese sinnliche Anschauung von Gott wenig Stoff gibt. Schwertfeger's Entzückungstraum, eine in der »Chronik von Hornhausen« 147 –156 mitgetheilte derartige Vision aus dem Jahre 1733, machte wol eben deshalb bei den damaligen Theologen so großes Aufsehen, weil sie wesentlich biblisch war, und Christus dabei in den Vordergrund trat. Ein Gemisch von biblischen und überwiegend heidnischen Vorstellungen kommt auch in den Hexenprocessen zum Vorschein, und lebhafte aus dem allgemeinen Volksbewußtsein hervorgegangene sinnliche Visionen vom Teufel mögen viel zu den Geständnissen der Hexen beigetragen haben. Hatte eine Hexe diese Visionen nicht eher, so kamen sie ihr doch im Gefängniß, ja auf der Marterbank!
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Vorbemerkung. Die Ortschaft heißt jetzt Scharzfeld, die Burgruine und das Amt aber Scharzfels; doch scheinen die Chronisten diesen Unterschied nicht Alle zu kennen. Letzner in der Dasselschen Chronik z. B. nennt die Burg Scharzfeld, wohingegen sie Honemann Scharzfels nennt. Schart nennt sich in einer von mir in einer ältern Schrift aufgefundenen, sonst unbedeutenden Variante zu einer schon bei Grimm stehenden Sage der Teufel gegen einen Edelmann, dessen Knecht er wird, weil Schart auf böhmisch der Teufel heiße, was der Edelmann nicht weiß. Schartfeld konnte demnach möglicherweise Teufelsfeld sein, falls es nicht soviel als Scharten- oder Schießschartenfels bedeutet, und wenn dann Schuster die Verehrung des Krodo in der Steinkirche (vgl. die Anmerkung zu ihr) nicht gänzlich aus den Fingern gesogen, so wäre der möglicherweise slawische Name Schartfeld vielleicht ein Zeugniß für J. Grimm's slawische Auffassung der Krodosage.
1. Die Zwerglöcher bei Scharzfeld. (I–III.) Abweichend und sehr kurz bei Harrys II, Nr. 30. Jemand sagte, die Zwerghöhle sei identisch mit der berühmten »Einhornshöhle« bei Scharzfeld. Aus dieser, die eine Zeitlang die größten Naturforscher Europas beschäftigte, sind nach einem einmaligen gewiß merkwürdigen Funde später auch viele jedenfalls falsche Einhornknochen herausgeholt und als Naturmerkwürdigkelten an Fremde verkauft. Wunderlich ist nun die Bemerkung in einem Buche über Hannover, daß »Einhornsknochen« als Schutzmittel gegen Krankheiten aus der Höhle geholt seien, doch, wenn wirklich Einhornshöhle und Zwergloch Dasselbe sind, abgesehen von der mit unterlaufenden Confusion, welche gerade den von den Naturforschern so gut bezahlten Einhornsknochen die Heilkraft zuschreibt, nicht ohne Interesse. – Zu Abtheilung II vgl. unten die Sagen vom Weingartenloch; zu Abtheilung III in meinen »Kinder- und Volksmärchen« Nr. 70 »Die diebische Spinnstube«.
2. Die Steinkirche bei Scharzfeld. Die Sage von durch Sauen ausgewühlten Glocken, die sich auch bei Meier I, 290 aus Schwaben findet, ist am Harz sehr verbreitet und hat von Scharzfeld bis nach Sachswerfen hin fast überall locale Anknüpfungspunkte; wir nehmen sie nur noch einmal auf unten, wo sie mit mehr historischer Anknüpfung in der Sage »Das Denkmal zu Zorge« von einer weggeschwemmten christlichen Kirche erzählt wird. Die Sage von der Steinkirche lesen wir auch in Schuster's Sagen, dem sie auch Harrys und Brederlow nacherzählen, sodaß dort der Ostera (hiermit würde allerdings unsere fünfte scharzfelder Sage stimmen) und dem Krodo geopfert sei. Da sei zu den Heiden der erste Apostel jener Gegend getreten, und als diese unwillig gemurrt, habe er mit einer hölzernen Streitaxt die Felsen gespalten, sodaß sie ihre jetzige Gestalt angenommen und die Heiden durch das Wunder bekehrt seien. Alsdann sei dort die erste christliche Kirche gewesen. Eine Mittheilung in Spiel's »Archiv« I, 53 – 55, »Die Steinkirche bei Scharzfels«, enthält eine Beschreibung der Oertlichkeit.
3. Kaiser Heinrich IV. auf Scharzfels. Wenig abweichend bei Harrys Nr. 29 und noch weniger bei Grimm I Nr. 203.
5. Die Jungfrau von Scharzfels. Vgl. unsere Anmerkung zu der scharzfelder Sage von der Steinkirche.
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1. Lauterberg. Ein durch den Titel hinlänglich gekennzeichneter Roman »Die Marterkammern von Walkenried. Historisch-romantisches Sittengemälde des Mittelalters, von F. Bartels, Verfasser des Concino Concini, des Frankenwürgers, u. a. m.« spielt zum großen Theil auch in Lauterberg und berührt manches in dieser Sage Vorkommende.
2. Die Lutterjungfer und die Frau Holle auf dem Hausberge. Vgl. zu dem Erscheinen zu Ostern die Sagen von der osteröder Osterjungfrau und von der Jungfrau von Scharzfels.
4. Der Schatz zu Laßfelde. Vgl. J. Grimm Mythologie 1100 zu der Brücke. Der Schneidermeister, und die Ziegenböcke die sich bei Schatzgräbereien auf den Teufel beziehen, stehen offenbar in Zusammenhang. Vielleicht ist der Schneider für den Teufel eingetreten, was auch wol in der in Norddeutschland sehr gewöhnlichen Antwort auf das Anklopfen »Herein, wenn's kein Schneider ist!« der Fall ist, deren Entstehen sich durch den mit den Schneidern getriebenen Spott allein nicht ganz erklärt. Nach einem Aberglauben, der aus der Gegend von Harburg stammen soll, bedeutet es Geldgewinn, wenn man vom Teufel träumt.
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1. Römerstein und Nixei. Ergänzt nach Schuster's »Sagen des Harzes« 228 – 243 und nach Brederlow's »Harz« 485. Kurz findet sich die Sage auch in Bechstein's »Sagenbuch« Nr. 394. Der Kampf der Zwerge mit den Riesen und der ganze Naturmythus ist sehr merkwürdig und erscheint so in sich abgerundet, daß auch ein Auszug aus den unzuverlässigen Schuster'schen Sagen nicht gescheut wurde. Ein Dorf Lüttgenrode (Kleinenrode) besteht noch jetzt bei Osterwieck.
8. Das Weingartenloch. (I – V.) Einzelnes ergänzt nach Bechstein's »Deutschem Sagenbuch« Nr. 349, wo sich Einiges vom Weingartenloch findet. Kurz gedenkt der Sage auch Harrys II, Nr. 33. Es gibt, wie man mir sagte, auch eine eigene Schrift über das Weingartenloch, die ich aber nicht zu Gesicht bekommen konnte. Zu Abtheilung I unserer Sage vgl. oben die vom Grundelos bei Osterhagen. Das Grundelos und das Weingartenloch müssen nahe beisammen liegen. Zu Abtheilung II vgl. oben »Bau der zellerfelder Kirche«; auch die Bruchbergsagen »Der silberne oder goldene Hirsch«. Auch in Abtheilung II ist nicht zu verkennen, daß der Hirt nach Venedig entrückt wird. Man vgl. zu der immer wiederkehrenden prächtigen Stadt in » Spiegel der Tugende« (»Altdeutsche Blätter« I, 105) die Stelle:
Zuo der vroüdenrichen stat
Hilf mir, swenne ich hinnen var.
und in einem Todtensegen aus Nierstein am Rhein (mitgetheilt von J. Wagner im 1. Hefte von Wolf's Zeitschrift) die Worte » die himmlische freud' ist eine wunderschoene stadt«. Ueber »Venediger« vgl. das Vorwort. – Auch in folgender, ohne Ortsnamen in Lerbach erzählten Geschichte folgt Jemand einem »Goldmanne«. Es war einmal ein Ackersmann, der ging Morgens hinaus, um das Kartoffelfeld umzuhacken. Während des Hackens kam ein reicher Herr daher, der war voll Gold und sagte zum Ackersmann: er solle ihn einmal hacken lassen. Da sagte der Ackersmann, das verstände er besser als der reiche Mann. Aber der läßt nicht nach, bis er die Hacke in der Hand hat und hacken kann. Darauf muß der Ackersmann mit ihm gehen und sie gehen in eine Höhle hinein, die ist voll Räuber. Darin sind auch Frauensleute gewesen, die haben so blank und behaglich mit dem Ackermann gethan, aber er gibt sich nicht mit ihnen ab und da bekommt er vieles Gold und geht damit wieder nach Haus. Da fragt seine Frau, wo er denn so lange gewesen wäre und da sagt er, daß er in der Räuberhöhle gewesen sei und viel Gold bekommen hätte, wie sie wol sähe. Am andern Tage hackt der Bauer wieder auf dem Felde, da kommt wieder ein Goldmann und will hacken. Das erlaubt ihm der Ackersmann zuletzt, und als der reiche Mann gehackt hat, muß der Ackersmann wieder mit. So gehen sie wieder in die Räuberhöhle und die Frauensleute thun wieder so behaglich mit ihm, er aber gibt sich mit ihnen nicht ab und bekam wieder so viel Gold und Silber und geht damit nach Haus. Am andern Morgen hackt der Bauer wieder, da kommt abermals ein reicher Mann und will hacken. Er gestattet's ihm auch und folgt dem Manne wieder in die Räuberhöhle. Diesmal läßt er sich aber mit den Frauensleuten in der Höhle ein, die wieder so blank gethan haben, und er gibt sich mit ihnen zu kennen. Als die Räuber das sehen, wird er ermordet und kommt sein Leben nicht wieder nach Haus. Seine Frau aber hat daheim das Gold gehabt, das er die beiden ersten Male mitgebracht hat.
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1. Die Zwerge vom Sachsenstein. Vgl. unsere frühern Zwergsagen, besonders die scharzfelder. Für den Abzug der Zwerge aus der Grafschaft Hohenstein vgl. die etwas unvollständige und abweichende Sage in Otmar's »Volkssagen« 323–329 und den danach abgefaßten Bericht in Grimm's Sagen I, Nr. 152; es liegt bei Otmar gleichfalls eine auffallend lebendige und anschauliche Überlieferung zu Grunde. Den Rath, Kümmel ins Brot zu backen, ertheilt bei Kuhn und Schwarz 224 den Sachsaern ein Zwerg, der die Nebelkappe verloren hat, selbst, um sich zu retten. Zu Hehlkappe ist zu erwähnen, daß in Nigrin's deutscher Bearbeitung von Godelmann's »Zauberern, Hexen und Unholden« 416 in einer Überschrift »Teufels Heelkappen im Bapstthumb« etwa für Teufels blendwerk gesagt wird. In den Edden kommt der Ausdruck hialmr huliz , d. i. hehlender Helm bekanntlich für Wolke vor. Die Hehlkappen der Zwerge sind also Wolken und einen solchen hehlenden Helm trug Wuotan.
2. Die Jungfer vom Sachsenstein. (I–III.) Die Sagen von ihr erinnern an Sagen des nicht allzu weit von hier entfernten Kyffhäusers. Nr. III wird ähnlich von einer Cantormagd erzählt, welche, während sie Gold und Silber einsteckt, die Blume auf den Goldkasten legt, der im Sachsenstein steht. Entweder die Schlüsseljungfrau oder das Mädchen hatten dabei einen Rosenkranz auf dem Kopfe. Einen komischen Vorfall, den der feste Glaube an die Jungfrau vom Sachsenstein noch neuerdings veranlaßte, erzählte ich in Dr. Pletzer's »Sonntagsblatt« für 1853 unter der Überschrift »Das fahle Männchen von Walkenried«.
4. Das Mönchsgespenst in Walkenried. (I–II.) Vgl. zu Abtheilung I die Sagen »Die Mönche zu Pöhlde« unter den Sagen der herzberger Gegend.
5. Der Mann ohne Kopf in Walkenried. Vgl. die Sage vom walkenrieder Mönchsgespenst.
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1. Das Denkmal zu Zorge. Nach Behrens' » Hercynia curiosa« 119, von wo die Sage auch in Göze's vierte Harzreise 47 und 48 überging. Wegen der ausgewühlten Glocken vgl. oben die Sage von der Steinkirche bei Scharzfeld nebst Anmerkung.
2. Die Jungfrau von der Zorge. Kurz auch in Otmar's »Volkssagen« 37 und 38, und danach in Grimm's Sagen I, Nr. 227.
3. Der Waldgeist, und die Jungfer im »preußischen Holze«. Der Name Waldgeist, der bei uns so wenig volksthümlich ist als Berggeist, wurde vielleicht nur für Waldfrau gebraucht (vgl. unsere Sagen von Andreasberg, das gerade hier nicht fern ist). Ueber den Namen Drudenstein oder Trautenstein, den ein auch in dieser Sage genanntes blankenburgisches Dorf führt, sagt Niemann in seinem Reisehandbuche, daß er »wol eher aus Druidenstein entstanden, als von einer nirgends erwähnten Göttin Truda, deren Bild auf einer Klippe im Pfarrgarten gestanden haben soll, abzuleiten ist«. Das ist eine Verbesserung durch Johann Ballhorn, denn die Deutschen kannten keine Druiden. Wol aber kennt die katholische Kirche eine heilige Gertrud, deren Bild im Pfarrgarten gestanden haben wird. (Unweit Hasselfelde, also hier ganz nahe, liegt auch das Gertrudenkloster.) Ueber sie redet J. Grimm. Ein Vogel, durch den man schnell reich werden kann, heißt nach ihr bekanntlich der Gertrudenvogel, und als ich im Jahre 1847 von Tegernsee nach München fuhr, ersuchte mich mein Fuhrmann, ihm das Gertraudenbuch, welches durch eine an einer Spindel in die Höhe laufende Maus auf dem Titelblatte kenntlich sei, zu verschaffen. J. Grimm führte auch bereits in den »Altdeutschen Blättern« I, 294 die Stelle aus dem Namenbüchlein an: » so kumet die liebe st. Gertrud, die so entschlief in Gotes willen und stulen die ratten und miuse ir spillen und truogen si in ir miuseloch« . Die Zusammengehörigkeit der Maus und der Spindel geht auch aus Folgendem hervor: Einer Maus, die der Teufel gewesen, an der Spindel einer ehrlichen Bürgersfrau im Städtchen Wilster im Holsteinischen in die Höhe gelaufen, worauf dann der Flachs auseinandergefallen und alles Linnen im Hause zerschnitten (von Mäusen zerfressen?) gewesen sei, gedenkt M. Samuel Meigerius, weiland Pastor zu Nortorf, im 8. Capitel des 1. Buchs seines 1587 in plattdeutscher Sprache erschienenen Werks » De panurgia lamiarum« . Nach Zingerle's »Tiroler Märchen« 82 kann Derjenige, der das Gertraudenbüchlein besitzt, sich unsichtbar machen und den Teufel nöthigen, verborgene Schätze zu bringen. Es scheint in Süddeutschland die Stelle des in Norddeutschland wohlbekannten Höllenzwang zu vertreten. – Das dritte Märchen bei Musäus »Rolands Knappen« macht uns mit einer Alten bekannt, die unter Anderm mit einem wunderbaren Tischtuch (Tischchendeckdich) begabt, als Zauberstab eine Mistel (durch welche Baldr getödtet wurde) führt, sich eine offenbar mythische Katze hält und Drude heißt. Eine gespenstische Frau, Frau Trude, kommt auch in den Märchen von Grimm I, Nr. 43 vor. Uebrigens heißen Teufelsdiener und Hexen Trutner und Trutnerinnen, vgl. J. M. Meyfart's »Christliche Erinnerung, wie das abscheuliche Laster der Hexerei auszurotten, aber in Verfolgung desselben sehr bescheidentlich zu handeln sei« (1636) 157 und 222; ebenda kommt S. 226 auch die Ansicht zur Sprache, daß der Teufel als ein Geist doch nicht eigentlich mit den Hexen buhlen könne, dagegen aber vielleicht »die Hexen verblende und unter seiner Gestalt ihnen einen Trutenmann beilege, der wirklich die Schande verrichte«. Schon J. Grimm, Mythologie 394, erinnert bei den ihm bekannten Wörtern Trute oder Drut (Hexen, auch Alpdrücken) an den Namen einer Walkyrie Trudhr. Nach einer Mittheilung von Weigand in Wolf's Zeitschrift I, 6 fuhr man » mit der perchten oder pilbiczen oder Trutten auff den brückelssberg« . Nach J. H. Voß, »Sämmtliche Gedichte« II, Anmerkung auf S. 211, ist Drude »eine höhere Zauberin, gleich den Feen«. (Der auf der vorigen Seite erwähnte Trutenmann wird sonst auch schlechtweg: der ascendens genannt.)
4. Das Tönnchen Gold im Brunnen. Gold im Brunnen deutet nach Wolfs »Hessischen Sagen« auf dessen Heiligkeit. Für das Tönnchen, Tönnecken oder die Tunne, vgl. den Tunnebrunnen in der Sage von der weißen Frau zu Hohegeiß. Zu Rocklum im Halberstädtischen werden die Kinder aus dem Tünneckenbrunnen, der am Fußwege nach Osterwieck zu liegt, gezogen; in Osterwieck nennt man den Kinderbrunnen Kinneckenborn.
5. Die weiße Frau in Hohegeiß. Schon 1494 wurde hier ein Kirchlein der heiligen Jungfrau renovirt.
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1. Der Säuferkönig. Der Anfang, der auch in dem Gedichte eines bekannten österreichischen Dichters erzählt wird, nach Otmars »Volkssagen« 15–18, wonach er auch bereits in Grimm's Sagen I, Nr. 554 und bei Harrys II, Nr. 39 steht. Ueber die historische Person des Grafen vgl. Otmar a. a. O. und Bechstein's »Sagenbuch« Nr. 397.
2. Die Kelle. (I–III.) Abteilung II nach Behrens' » Hercynia curiosa« 82; vgl. auch Bechstein's »Sagenbuch« Nr. 398. Dieser erklärt Kelle mit Kehle, Schlund. Bei Uftrungen zwischen Stolberg und dem Kyffhäuser liegt eine Kalksteinhöhle, genannt die Heimkehle; darin soll der Teufel wohnen. Nicht recht echt scheint in Ziehnert's »Volkssagen Preußens« II, Nr. 42 die Erzählung von der Kelle »Der Einsiedler bei Ellrich«. Ein Kellwasser findet sich auch noch in der altenauer Gegend; Behrens nennt den Ort bei Ellrich die Höle oder Kelle, was auch mit dem Spruche des Priesters an der Kelle stimmt. So sagt man nach Harrys Sammlung Hübichenstein und Gübichenstein, und Kohnstein dürfte nach Förstemann's Erklärung Dasselbe bedeuten wie Hohnstein. Der Dichter G. v. Göckingk in Ellrich, der die Kelle besang, hatte sie mit Bildern aus dem Tartarus ausschmücken lassen. Vgl. übrigens noch Grimm's Sagen I, Nr. 304 und die kurze Notiz über die Kelle bei Kuhn und Schwarz Nr. 256.
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1. Gründung des Klosters Ilfeld. Der Anfang aus Harrys II, 85 und 86, von wo er auch in Brederlow's »Harz« 470 überging.
2. Das Nadelöhr. Nach Behrens' » Hercynia curiosa« 126 und 127, von wo die Sage auch schon in Grimm's Sammlung I, 323 und in Harrys' Sammlung II, Nr. 37 überging, und hier nur unbedeutend ergänzt. Dem Gebrauch beim Nadelöhr gab Kopisch in einem Gedichte eine sinnige fromme Deutung.
3. Der Schimmelreiter vom Bielstein. Der Name Bielstein kommt auch unter den lautenthaler Sagen von dem Zwergberge vor, der kein Bergwerk auf seinem Gipfel duldet. Die bekannte Bielshöhle im Rübelande erhielt ihren Namen erst, als sie von Fremden besucht wurde; doch auch hier wurde der Name des Biel nur von einer nahegelegenen, weniger besuchten Stelle auf sie übertragen. Eine Freiheit Bielstein soll in einem Amte Bielstein auf einem Berge liegen, Leonhard in seiner »Harzeburg und ihre Geschichte« erwähnt S. 24 ohne Quellenangabe: »Zu Katlenburg, Ilefeld, auf der Bielshöhle [soll wol Bielshöhe heißen?] und an mehrern Orten [?] stand der Biel, welcher als Waldgott in großem Ansehen stand und von dem viele Berge u. s. w. benannt sind.« Eine Ritterburg Bielstein kommt in Wolf's »Hessischen Sagen« mehrfach vor. In Schwaben ist an einem Kirchlein »der große Bel oder Beel« und »der kleine Biel« abgebildet (Meier I. 297). In allerfrühester Zeit lebten Edle von Bilstein in Halberstadt als Domherren. Vom Biel oder Bila in der ilefelder Gegend erzählten Einige auch, daß die Priester ihn selbst oft angezündet hätten. Vgl. dazu die Feuer in der Sage von der Gründung des Klosters Ilefeld. Nach Leopold's »Kirchen-, Pfarr- und Schulchronik« soll, wie die Ostera, so auch der Biel nach seiner Zerstörung an einer andern Stelle, von Katlenburg hierher gebracht sein! Aehnliches in Görges' »Vaterländischen Geschichten« II, 135. Unweit seines hier zunächst in Rede stehenden ilefelder Standortes soll auch ein Thal das Gottesthal, wo nicht Gothsthal, heißen. Förstemann in seiner »Urkundlichen Geschichte von Nordhausen bis 1250« S. 3 und in den Nachträgen und Verbesserungen S. 4 weist für die Gegend slawische Einflüsse, auch in Bezug auf Religion nach. In der Kirche des Dorfes Windhausen in der nahen Goldenen Aue findet sich das plumpe hölzerne Bild einer Schmerzensmutter mit dem todten Christus auf dem Schoße und ist seit undenklichen Zeiten am Orte unter dem Namen der Bomeibock bekannt. »Pomai-Bog« ist wendisch und heißt auf deutsch »Gott helfe«! mit dem Zurufe »Bog w'pomoschtsch« – Gott zur Hilfe – beginnt der Russe, wenn er zu einem Arbeitenden tritt, und erhält darauf zur Antwort »Bomogaj Bog« – Gott helfe. Förstemann sagt nun auch: »Das Dorf Bielen sowie der Bielstein bei Wiegersdorf mögen vielleicht an den slawischen Biel, den weißen, guten Gott erinnern«. Falkenstein meint in seiner »Thüringischen Chronik« I, 163, wenn die alten Germanen einen Biel verehrt hätten, so sei dies wol der Belen der Walen gewesen, der durch frühern Verkehr zu ihnen gekommen sein möchte. In den »Gelehrten Anzeigen« von 1731, S. 881, soll sich ein Aufsatz über Biel finden. Der Schimmelreiter kommt auch auf dem Harze in Gebräuchen vor, wie bei Emil Sommer »Sagen und Gebräuche« 156, und in andern Gegenden, z. B. auch in einer sonst nichts Mythisches enthaltenden Beschreibung des mecklenburger »Fastellabends« in Nr. 22 der »Grenzboten« von 1853 bei diesem. Zu dem Namen Friesberg, von dem wir nicht wissen, ob er historisch ist, sei bemerkt, daß Wrisberg als Name für ein adeliges Geschlecht in Niedersachsen vorkommt und J. Grimm ihn als Mons Giganteus gedeutet hat. Ein Name von Friesen kommt z. B. auf dem Unterharze vor.
4. Die Jungfrau von der Ilburg und Frau Holle. (I–III.) Abtheilung I abweichend bei Harrys III, Nr. 36, vgl. auch Wolf's »Deutsche Sagen« Nr. 257, dessen »Hessische Sagen« Nr. 152 und Chamisso's Gedicht vom Königsstuhl auf Rügen.
6. Das Kegelspiel unterm Hohenstein. Vgl. oben die Sage vom Fuchs und Fuchspastor von Hohegeiß und in meinen »Kinder- und Volksmärchen« Nr. 33; fernere Nachweise vom Kegeln bereits bei Wolf in der Anmerkung zur 72. hessischen Sage.
7. Elende. Der von einer Göttin Lora, welcher wir sonst nirgends in Localschriften begegneten, handelnde Anfang nach Otmar's »Volkssagen« 75–78, theils des Localinteresses wegen, theils und hauptsächlich zur Vergleichung mit Dem, was oben in der Anmerkung zu Osterode aus Localschriften,, wo es sich ganz unbeglaubigt findet, und in denen sie auch wol, wie Lora bei Otmar, die Göttin der Liebe genannt wird, über Ostera ausgezogen ist, sowie mit Ostergebräuchen. Bemerkenswerth ist noch, daß Otmar den Namen Lora als den angibt, der beim Volke gang und gäbe sei. Loo heißt Eiche, Wald, z. B. in Venloo (Sumpfwald), Waterloo (Wasserwald). Auch bei Gondershausen gibt es einen Loo oder Loh. Aha heißt Fluß. Das r mag zur Verbindung dienen oder Adjectivableitung sein. Also Loraha bedeutet Waldfluß. Die Göttin Lohra scheint eine spätere Erfindung, entstanden, als man die Bedeutung der Endung a vergessen hatte. Der Schluß der Sage, vom Weinfuhrmann, jetzt vollständiger in Bechstein's »Sagenbuch« Nr. 399.
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2. Der Galgen auf dem Kohnstein. Vgl. zu den Abteilungen I–II die frühern Sagen vom Schimmel zu Kamschlacken und von der Entstehung Lerbachs. Auch in einem mir neuerdings erzählten noch ungedruckten Märchen geht ein Mädchen infolge einer Wette zur Nachtzeit unter einen Galgen, um einen Spahn davon abzuschneiden, und trifft unter demselben einen Schimmel mit einem Sack voll Geld, neben dem mehrere schlafende Räuber liegen. So werden denn auch in der vorliegenden Sage vom Kohnstein die Rosse unzweifelhaft Schimmel sein und auch die Mehrzahl der Rosse erscheint durch Vergleich mit jenen andern Sagen als Entstellung. Dadurch erklärt es sich zunächst, daß die Eigenthümer der Pferde nachher dem Weibe zur Strafe für den Pferdediebstahl die Frucht aus dem Leibe reißen: denn der Volksglauben am Harz setzt die Schimmelpferde mit der Niederkunft in Verbindung.
3. Der Tanzteich. Der Anfang meist nach Harrys II, Nr. 35, und Bechstein's »Sagenbuch« Nr. 409. Auch Behrens' » Hercynia curiosa« 91 fg., sowie Pastor Leopold in seiner »Kirchen- und Schulchronik« (Nordhausen 1817) und Görges' »Vaterländische Geschichten« II, 61 und 62, reden vom Tanzteich. E. G. Förstemann will die Namen Ober- und Niedersachswerfen ableiten von sahs , Stein, Steinwaffe, Hammer, Schwert. Viele Steinwürfe, sagt er, kommen in Helden- und Riesensagen vor, und er erinnert an die Steine der Gegend, von denen auch wir unter Nordhausen Sagen mittheilen; auch an den Ortsnamen Steina, die Steine, wie es in der Sprache der Gegend heißt (vgl. unter den Sagen der lauterberger Gegend »Die Federn«) u. s. w. Der Schluß vom Schwarzkünstler zu Nordhausen nach Samuel Meigerius', Pfarrers zu Nortorf in Holstein, plattdeutscher Schrift » De panurgia lamiarum« (1587) 1. Buch 4. Capitel. Das Auffressen von Pferden und Wagen wird (jedoch ohne den merkwürdigen Zug, daß Bauer und Wagen nachher in einem Wasser gefunden werden) gewöhnlicher von Faust erzählt, aber in Nigrinus' Übersetzung des Gödelmann'schen Buches von Zauberern und Unholden (1592) S. 28 auch aus dem Jahre 876 von einem Juden Sedechias, angeblichem Leibarzt Kaiser Ludwig's.
5. Die Hexen von Nordhausen. Der Name Klötzchen für eine Hexe erinnert an das Klotzwerfen, wodurch in Hildesheim und Halberstadt das Andenken der heidnischen Götter verächtlich gemacht werden sollte. (J. Grimm »Deutsche Mythologie« 173 und 743), Unweit Rocklum im Halberstädtischen liegt am Bruche der Klotzberg. Nach Leo's »Universalgeschichte« 3. Auflage III, 181 nannten die Bilderstürmer in der Reformationszeit alle plastischen Darstellungen in den Kirchen Klötze. In Remgii »Dæmonolatria« I, 91 kommt unter Anderm für eine Hexe der Name Apra Hoselatia oder Hosenlatz vor. Die Geschichte von Hexen, die als Katzen verwundet werden und nachher als Frauen krank liegen, ist mir ohne Ortsnamen weit ausführlicher als hier von Nordhausen bekannt; sie ist weit verbreitet, auch in Belgien (vgl. »Sagen Belgiens« von Maria von Plönnies, 1846, »Der Katzentanz«) und Brentano verwebte sie in seine »Mehreren Wehmütter und Ungarischen Nationalgesichter«.
6. Der Stein vor dem Altenthore und der Hünenstein bei Nordhausen. Nach E. G. Förstemann's »Urkundlicher Geschichte von Nordhausen« 2 und 3, und den Nachträgen und Verbesserungen dazu 4. Wie weit etwa die Erzählung vom nordhäuser Riesenstein in »Preußens Volkssagen« von Ziehnert auf wirklicher Sage beruht, ist mir nicht bekannt. Bei Kuhn und Schwarz höhlt in einer andern Gegend eine weibliche Erscheinung durch gewaltsames Harnen einen Stein aus; nach einer ältern gedruckten Quelle beginnt auch ein entlarvter weiblicher Mahrt unnatürlich zu harnen, und nach » Goëtia vel Theurgia« benutzt ein allein im Dorfe nicht zur Hochzeit geladenes Mädchen ihren Harn zum Wettermachen.
7. Kloster Neuwerk. Nach Förstemann's Nachträgen und Verbesserungen S. 4.
Druck von F. A. Brockhaus in Leipzig.