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I.
(In der niederdeutschen Mundart von der Freiheit vor Osterode.)
Wu de Markkerke in Osterroe steit, hät immer en klein Mann uppen Stein esäten un hat da ebäet. Wenn de Jäger von en Graf Osterrot nu int Sloß inkummet (heimkehrt), hät e dat den Hären vertellt. Nu ritt de Graf Osterrot mal sülbest medde, da sitt e da ok wedder in Holte. Nu sägt e, nu woll hei ok da en Bethus henbuen laten, da hät e de Kerke dahen buen laten. Da is de Stadt Osterroe ut eworren un de Peiterzillgenstrate is de erste Strate west. Düsse Graf Osterrot hät da erst Alles int Wark ebrocht. Et is en groten Mann ewest un hät veel, veel Kram ehat.
De Graf Osterrot harre ne Dochter, da is e von estorben un hät se sienen treuen Knappen öwwergeben. Da fällt en Krieg in, da komet veele Ritters un dä eine strenge un freche Ritter hölt um dä Dochter an. Se sägt aber ne, sei will nich. Da kümmt e taun tweiten Male met veelen Ritters un holt noch emal an. Se sägt aber wedder ne, se frie nich. Da kummt e taun dridden Male, da is e aber mit veelen Vulk ekomen un hät Alles verrungeniert un inpumperdiert, un hei, dä ole Knappe von Graf Osterrot, lät darub ok vele ankomen, aber se hät se nich konnt twingen. Da sägt e da, of se wol denken künne, dat hei se verwünschen könne, dat se da möste in ören Kelder bi ören Schätzen sitten. Da sägt se, ja, dat möst se sek Alles gefallen laten, se frie öne aber nich, et mögte er drumme sin. Da hät hei se in den Kelder ebrogt met sammt ören Schätzen un is en Hund ewest an de Kedde. Da hät hei se doch de Macht egeben, dat se alle Ostermorgen in öre Gestalt west is un is da von de Borg erunder hinnern Bärengraben ekomen un hät sek da in lerbacher Water wuschen. Da is emal en Lineweber komen un hät sin betchen Arbeit wollt da erupper dragen taun Harze. Da hät se sek ewuschen un hät ene Lillige vor sek hat. Denn is sei kriedewitt west anetogen. De Lineweber bütt guen Morgen un sägt: »Sau freu un se härre all ne Lillige vor sek?« Da sägt se ja, un wenn hei ok eine hebben wolle, sau solle hei met ör komen; da geit e met ör rupper. Als hei rupper kümmt, da steit en Lilligenbusch vorn Kelder, wu se inne sitt. Da brikket se öne eine af un sägt: hei soll se nich verschenken, ok nich verköpen. Da is se wedder in den Kelder rinner estegen un de Lilligenbusch un nist steit da.
Na nu hät hei se verwünschet hat, dat se mit en keuschen Ritter solle erlöset weren. Darup hewwe'n Siebenjährigen Krieg bekomm un da is en Ritter von Harze runner mit sienen Päre gerae ekomen. Da steit se da ok wedder un wäscht sek un da hät se ne Rose vor sek hat. Da beut hei ör ok en guen Morgen tau un segt: »Sau freu un all ne Rose?« Da segt se ja, wenn hei eine hebben wolle, soll hei met ör gahn, se wolle öne ok eine schenken. Da is e met erupper gahn. Da steit dä Rosenbusch vor den Kelder, da brikket se ne Rose af un gift ne dei ok. Un da well se nu geschwind in den Kelder un hei fadde de Kelderdöre. Da liet se allwedder an de Kedde. Da hat hei de Kedde aferetten un da steit se vor öne, hät hei se erlöset. Da hät e öre ganzen Schätze upelaen up en Wagen un sind hen efeurt na Frankreich. Seitdem hät se sek nich mehr seien laten.
II.
Andere erzählen, vielleicht nach gedruckter Quelle, die Verwünschung der Jungfrau also. Es sei ein Ritter von Trutzburg aus Herzberg oder Harzeburg gewesen, der um die Jungfrau angehalten und, nachdem sie sich ihm versagt, habe er gesprochen: »Ich habe dreimal gegen die Mohren gestritten und ein Schwarzkünstler im Mohrenlande hat mich das Stück gelehrt, dich zu einem Hunde zu machen, der über deines Vaters Güter wacht.« Bei ihrem Erscheinen am Ostermorgen habe die Jungfrau dann den Gesangbuchvers gesungen: »Früh Morgens, da die Sonn' aufgeht.«
III.
Das Erscheinen der Jungfrau vor den Augen des Leinewebers wurde mir auch in folgender Weise berichtet: Der Weber sah in der Pfingstzeit vor sich plötzlich einen Lichtstrahl, ja, eine ganze Lichtstraße,, die von der alten osteröder Burg ausging. Vor derselben lagen auch zwei feuerspeiende Thiere, wie der Erzähler sagte, Löwen. Die Jungfrau aber bestellte den Weber auf den andern Abend um Elf, da erschien sie ihm abermals mit dem Lichtstrahle, gerade auf den Hieb (Glockenschlag) um Elf. Sie führte ihn nun an den wilden Thieren vorbei durch eine eiserne Thür und in einen Gang, der auch sehr hell war. Sie traten von dem Gange aus durch eine alte Stubenthür in ein Zimmer ein, wo auf einem Tische ein Buch lag und daneben eine wunderschöne Kerze stand, die Kerze aber ist eine Blume gewesen. Der Weber brach die Kerze ab, da tönte es mächtig. Sie aber hatte so großen Werth, daß der König sie dem Weber nicht abkaufen, sondern sie nur zum Geschenk nehmen wollte und ihm ein Rittergut als Gegengeschenk gab.
IV.
Nach andern Erzählungen hat die Jungfrau einen Schneider, der vom Harze herunterkam, in die alte Burg geführt und hat nackt am lerbacher Wasser gestanden und sich da gewaschen. Links am Eingange an der Kette hat ein Hund gelegen. Im Schlosse hat ein Kessel voll Gold, ein Rosenbusch und ein Lilienbusch gestanden. Die Lilie hat der Schneider erhalten, sie ist aber schieres Gold gewesen und so ist er sehr reich geworden.
V.
In der alten Burg bei Osterode haben vor noch nicht sehr langer Zeit die Kinder immer gespielt, weil sie damals noch nicht so verfallen gewesen ist als jetzt, auch ist die Küche noch in ganz gutem Zustande gewesen. Einstmals als auch die Kinder da spielen und sich, wie Kinder thun, in dieser Küche etwas kochen, sprang eine eiserne Thür auf. Das eine von den Kindern lief sogleich in den Gang und es standen drei Kasten an Ketten gebunden, auch war da ein Pudelhund mit feurigen Augen, der an eine Kette gebunden war im hellen Saale. An der Wand spiegelte sich eine weiße Jungfer, die verwünscht war und kurz nach dieser Zeit von einem armen Leineweber erlöst ist. Die Kinder kam aber doch das Grauen an und sie verließen eiligst die Burg und erzählten den Aeltern, was sie gesehen hatten. Die Aeltern gingen darauf nach der alten Burg, um zu sehen, ob es wahr wäre; als sie aber hinkamen, war Alles wieder verschwunden.
VI.
Einstmals hat sich eine große Menge junger Leute zusammenrottirt, um nach dem Schatze, der in der alten Burg stecken soll, zu suchen. Ein Müller, der noch nicht lange todt oder vielleicht noch am Leben ist, damals noch ein unbesonnener kecker Bursche, ist auch mit dabei gewesen. Nachdem sie lange gegraben, kamen sie endlich in einen großen Kellerraum, der weit hineinging unter den Berg. Wie sie am Ende des Kellers waren, gruben sie wieder und kamen auch an einen großen Kasten. Der Müllerbursche ist einer von Denen gewesen, die den Kasten heraushoben. Wie sie damit schon fast in der Mitte der Höhle waren, erschallte plötzlich hinter ihnen eine furchtbare Stimme: Halt! so nicht! Einen von euch muß ich zum Opfer haben! Da ließen sie den Kasten fallen und stürzten nach dem Ausgange des Kellers zu. Da schrie der Teufel: Nehmt das Geld! gebt mir Einen, den da mit dem rothen Kamisol! Das ist gerade der Müllerbursche gewesen und er war der Letzte. Indem hatte er ihn schon beim Kopfe, aber gerade wie er ihm denselben umdrehen wollte, besann sich der Bursche noch, daß er schrie: Nein Teufel, mich sollst du nicht haben! und dazu ein Kreuz machte. Da warf ihn der Teufel zum Loche hinaus. Seit der Zeit hat dem Müllerburschen beständig das Gesicht nach der Schulter gestanden. Aber in den Keller hat sich seitdem Niemand hineingewagt.
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(Niederdeutsch, osteröder Mundart.)
Up den Amte in Osterode sall sek in freuherer Tiet ne Jungfer upeholen hebben, un dä hät alle Nächte speuken egahn, sau dat de Lüe nich hebbet derfor schlapen können. Sau hät düsse Sahke lange Tiet ören Fortgang hat, bet dat mal en Mann ekomen is, un hät düssem Dinge ein Enne maket. Düsse Mann sall ein Jesuite west sien, un hat bannen können. Einstmals hät hei up den Amte upepasset, un weil sek nu de Jungfer hat seien laten, hät'e se in ein von Holt eschnitzelt Bild bannt, un in eine einsame Kahmer ebrocht. Veele Jahre lang hät hier Keiner nich wedder an dat Bild dacht, bet dat endlich mal en Mann sek hen wagte, den et emal vertellt word. Hei fund ok dat Bild, un hei bemeuhe sek, et runder in sien Zimmer te dragen. Weil et aber for öne tau schwar war, gung hei runder un wolle gliek en paar Knechte halen. Weil hei nu rup kamm mit sienen Knechten, war dat Bild verschwunnen up unerklärlige Wiese un de Knechte meinten all, dat de Spauk von Nien losgünge, aber et hät sek Niks wedder seien laten. De Geist hät jetzt gewiß im Grabe siene Ruhe funnen.
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In Osterode geht ein Hauptmann von den Soldaten, die früher in Osterode gelegen haben, in Hundegestalt spuken. Alle Abend um Elf kommt er bei der Obern Mühle an dem Theile der Stadtmauer, welche die Schildwache genannt wird, zum Vorschein, geht langsam durch die Schildwache hindurch bis ins Johannisthor und dann wendet er sich bei der Johannisbrücke und geht am Magazine hinunter, wo er dann bei Kreit's Steg verschwindet. Wenn ihm wer auf seinem Wege vorkommt, den verfolgt er bis dahin, wo der hin will. Er thut aber Niemand etwas zu Leide, nur Den, der ihn neckt oder gar schlägt, beißt er. Als noch Militär in Osterode gewesen ist, hat dieser Hund immer die Posten aufgeweckt, wenn die geschlafen haben, und nicht eher mit Scharren, Klopfen und Bellen angehalten, bis sie wieder wach gewesen sind. Es soll aber ein sehr großer Hund sein, von der Gestalt der Fleischerhunde. – Auch wird in Osterode noch Folgendes von einem Offizier erzählt. Es ist einmal ein Mann gewesen, dem hat das Haus über dem Kopfe verkauft werden sollen, weil er mehr Schulden als Haare auf dem Kopfe gehabt hat. Da hat er angegeben, das Haus könnten seine Gläubiger bekommen, aber es könnte sich Keiner vor Spuken drin bergen. Ach, sagt die Obrigkeit, das wollen wir dann schon abbringen. Sie schickt also einen Mann Wache hin und sagt Diesem, welcher mit Säbel und Pistolen bewaffnet gewesen ist, er solle nur gleich losschießen, wenn das Gespenst kommen sollte. Wie es nun Zwölf geschlagen hat, kommt ein Gerassel zur Treppe herunter, macht die Stubenthür auf und tritt herein. Es war eine Wanduhr, die einen furchtbaren Lärm verursachte und die Wache fast taub machte. Die Wache legt an, kann aber augenblicklich nicht schießen wegen eines Schadens, den das Gewehr bekommen hatte. Die zweite Nacht wird ein anderer Posten hingeschickt, welchem eine runde Summe Geld geboten wurde, wenn er das Gespenst erlegen würde. Die Wache ist beherzt bis auf die letzte Zeit. Wie nun die große Uhr sich um Zwölf der Wache nähert, legt die an und schießt durch Zufall das eine Gewichtstück ab und die Uhr fällt auseinander und ein Offizier steht da, welcher verwünscht lange Zeit in diesem Hause gewaltet hat. Die Wache bekam den versprochenen Lohn von der Obrigkeit, und auch der Offizier zeigte sich dankbar für die Errettung.
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I.
Einst sollte auch einem Manne in Osterode sein Haus verkauft werden, und er gab an, daß es darin spuke. Das Gericht stellte also Wache in dem Hause auf. In der ersten Nacht polterte das Gespenst die Treppe herunter, kam der Wache näher, riß ihr das Licht aus der Hand, pustete es aus, nahm auch dem Posten eine Flasche Wein aus der Hand, die man ihm gegeben hatte, um sich Muth zu trinken, und trank sie selber aus. Darauf machte das Gespenst noch einiges Geräusch und entfernte sich dann wieder. Die zweite Nacht kamen zwei andere Posten in das Haus mit dem Befehle loszuschießen, sobald sich etwas regte. Wie das Gespenst nun in der Geisterstunde ankam, der Wache abermals das Licht auspustete und den Wein wegnahm, legte die Wache an, konnte aber wegen Armlähmung, welche plötzlich bei ihr eintrat, nicht schießen und mußte also unverrichteter Sache wieder nach Haus. Den dritten Tag kam Einer, der sich anbot, das Gespenst zu erlegen, und was von der Zauberkunst verstehen wollte. Es ward ihm das Haus angeboten, wenn er das Gespenst finge. Er fuhr also in einer Kutsche hin nach dem Hause. Wie es nun zwischen Elf und Zwölf kam und das Gespenst wieder zur Treppe hinunter polterte, lief er hin und faßte es schnell, warf es in die Kutsche und fuhr so damit ab. Es war aber des Hausbesitzers Mutter, welche Hexen konnte. Der Mann sagte nachher, er habe das Gespenst in einen alten hohlen Baum gebannt, und bekam das Haus als Lohn, welches er dem vorigen Besitzer, weil er selbst so reich war, daß er Nichts mehr nöthig hatte, wieder schenkte. Auf diese Weise kam der Mann wieder an sein Haus. Nach einiger Zeit erschien Einer und befreite die Mutter wieder aus dem Banne und bezauberte sie, daß sie von Stunde an nicht mehr hexen konnte. Und nun lebte sie noch lange Zeit mit ihrem Sohne glücklich und in Frieden in dem Hause.
II.
(Niederdeutsch, osteröder Mundart.)
Oet sind veier Fruens West, dä hebbet hen in de Himbeeren wollt. Wie se an den Sösekop komen sind, da hebbet twei von düssen Fruens ne ganz nacketen Mannsminschen sein. Düse Kärel dä hat ane dünnen Twiege hänget, wo tau anderer Tiet keine twei Pund ane hängen könnt, hei is aber bannt west. Aber man blos twei von düssen Fruens hebbet den seien könnt, un doch hebbet de anderen an derselben Stelle stahn. Hiervon sägt me, dat man blos Däjenigen dat seien könnt, dä ein Sondag Middag twischen Oelwe un Twölwe geboren sind.
III.
An einem Orte war ein Mann, der ward durch sein ruchloses Wesen bekannt. Wie er schon viele lose Streiche gemacht hatte, da hat ihn Einer auf einen Scheunenboden gebannt. Aber hier ist er auch noch nicht zufrieden gewesen. Sein vieler Spuk auf dem Boden ist den Leuten lästig geworden und sie gingen nach dem Pater. Der Pater kam, überzeugte sich hiervon und wollte den Gebannten zur Rede stellen. Der Gebannte aber ließ sich von dem Pater Nichts sagen, sondern schalt ihn aus und sagte, er hätte von seiner Mutter einen Dreier gestohlen; der Pater sagte: dafür habe ich Papier gekauft und Gottes Wort darauf geschrieben. »Er hätte Erbsen vom Felde gestohlen«; der Pater antwortete: die habe ich für den Hunger gegessen. Damit hatte aber der Pater schon ein gebrochenes Schwert und konnte Nichts mit ihm aufstellen. Kurze Zeit nachher schickten die Leute nach einem andern Pater, welcher bannen konnte. Der bannte diesen unnützen Menschen in einen hohlen Weidenbaum. Lange Zeit nachher ließ der Besitzer den Baum abtreiben. Als der nun vor dem Hause vorbeigefahren wurde, wo der Mann vorher gewohnt hat, sprang der Unnütze heraus und lief oben ins Haus. Der Spuk aber ging nun wieder von neuem los. Die Leute liefen wieder nach dem Pater. Der sagte, daß er ihn nun nicht wieder aus dem Hause herausbringen könnte. Da ist der Unnütze von einem Andern oben auf den Boden in eine Ecke gebannt, wo er heutiges Tages noch sitzt.
IV.
Nicht weit vom Lichtenstein ist ungefähr vor fünfzig Jahren eines Tages zwischen Elf und Zwölf die Post mit Pferden, Menschen und Allem in die Tiefe gegangen. Es war Winter und ein furchtbares Schneegestöber. Der Kutscher soll von mehrern Geistern verführt sein, welche die Pferde an einen gefährlichen Ort hinlenkten. Diese Geister sollen Gebannte gewesen sein, denn hier gibt es Viele, welche gebannt sind. Nicht weit hiervon an dem Weg ist Einer in einen Stuken, und noch weiterhin beim Feldbrunnen sind Mehrere in Weidenbäume gebannt.
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Ein Scharfrichter von Osterode hat vielen Leuten geholfen, die kein Arzt gesund machen konnte. Daneben konnte er bannen und zeigte dies sogar zum Vergnügen seiner Freunde; als er einmal oben auf Klausthal war und daselbst mit einem Freunde auf der Straße stand, während gerade die Kühe ausgetrieben wurden, bannte er demselben zum Spaß zwei Frauensleute auf der Straße fest, und sie mußten dort stehen, bis der Kuhhirt wieder eintrieb. Ein Dieb stahl ihm zu Osterode in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag in seinem Garten Kohl, den bannte er mit dem Kohl auf der Gartenmauer fest, bis die Leute zur Kirche gingen. Da aber brachte er einen Schweinskopf, reichte ihn dem Dieb auf die Mauer und sprach: er wolle ihm auch Fleisch zu seinem Kohl geben, und ließ ihn laufen. Sein Meisterstück aber machte er an Hans von Eisdorf. Zwei Jäger, die auf Hans von Eisdorf schossen, bannte dieser Ritter fest, zog ihre Kugeln aus seiner Tasche hervor und gab sie ihnen zurück. Später, nachdem der Bann vorüber war, schoß einer der Jäger nach ihm mit einem Mathier, das ist ein altes goslarsches Vierpfennigstück mit dem Bilde des heiligen Mathias als Schutzpatron der Bergwerksstadt Goslar. Obgleich mit dem Mathier schon Mancher getödtet ist, der sonst kugelfest war, prallte er doch machtlos vom Ritter ab. Diesen Hans von Eisdorf traf er in einer Wirthsstube und machte ihn dort im Zimmer »wisse«, d. h. er bannte ihn. Da zeigte es sich nun, daß der Scharfrichter doch noch stärker war, und Hans von Eisdorf wurde auf dem Richtplatze mit vier Ochsen auseinandergerissen.
Einst ward auf der Neustadt in einem Ziehbrunnen ein neugeborenes Kind gefunden. Der Magistrat untersuchte, konnte aber die Mutter nicht ausfindig machen. Da wandte er sich an den Scharfrichter und versprach zu thun, was der vorschrieb. Der ließ also alle Mädchen der Stadt aufs Rathhaus kommen und dort mußte eine nach der andern in des Scharfrichters Gegenwart das todte Kind anrühren. Als nun die Mutter das Kind berührte, kam Blut aus demselben und sie bekannte auf der Stelle. Der nämliche Scharfrichter hat die Kindesmörderin alsdann gerichtet.
Man sagt in Osterode auch, bei jeder Hinrichtung erscheinen einem Scharfrichter drei Köpfe und wenn er von diesen nicht den mittelsten ins Auge faßte, so träfe er nicht.
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Zu Osterode diente in einem Hause eine Magd, die war bisher ganz redlich gewesen, und der Eigenthümer des Hauses beschuldigte sie eines Diebstahls, sie sollte nämlich einen Ring gestohlen haben. Die Magd betheuerte zwar lange ihre Unschuld, aber es half nichts, sie wurde ins Gefängniß gebracht. Damals galt aber das Gesetz: daß wer fünf Thaler an Werth gestohlen hätte, den Galgen bekleiden müßte, und deshalb wurde die Magd auch nach dem Uehrderberge unweit Osterode zum Galgen geführt.
Es begleitete sie aber dahin ein frommer Pfarrer, der sie tröstete und zur Beichte aufforderte; sie betheuerte ihre Unschuld, und dem Pfarrer wurde zuletzt doch schwül ums Herz. Sie gab ihm die Versicherung, daß sie durch zwei Tauben, die ihm in sein Haus fliegen sollten, ihre Unschuld zeigen wollte. Nicht lange danach, daß sie gerichtet war, kamen auch wirklich die zwei weißen Tauben und flogen in das Zimmer des Pfarrers. Da trug der Pastor darauf an, daß der Galgen abgerissen wurde, was auch geschah, und es ist nach der Zeit Keiner wieder so leicht hingerichtet.
Andere sagen, es sei vor achtzig bis neunzig Jahren gewesen, daß die Magd in Osterode unschuldig hingerichtet sei, und sie habe vor dem Galgen, der auf dem Uehrderberge bei Osterode stand, gesagt: sie würde so lange in Schafsgestalt nach ihrem Tode spuken gehen, bis ihre Unschuld an den Tag käme. Wie sie nun gehängt war, da konnten die Leute vierzehn Tage lang nicht schlafen vor allem Schafblöken, bis es sich fand, daß eine Elster den Ring gestohlen hatte.
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In Osterode sagt man, es gäbe »dreierlei Seelen«, weiße, fahle und schwarze. Die weißen sind die guten, die fahlen gehen geradezu und suchen Jedem, der ihnen in den Weg kommt, was auszupuhlen (anzuhaben); die schwarzen aber sind die ganz schlechten. Einst ging eine Frau aus Osterode nach Braunschweig, wo gerade Messe war. Unterwegs eines Nachts kamen drei Seelen ihr in den Weg, die weiße ging an ihre rechte Seite, die fahle hinter ihr, und die schwarze schwebte immer vor ihr her mit einem Knotenstock und einer feurigen Zunge. Diese Seelen haben die Frau eine Stunde lang verfolgt, da wurden sie immer kleiner und kleiner und zuletzt waren sie ihr ganz aus den Augen verschwunden. Als aber die Frau wieder etwas gegangen war, da fing es plötzlich an über ihr Steine zu regnen und dies währte wol eine Viertelstunde lang. Den andern Tag, als sie in Braunschweig angekommen war, traf sie einen Mann aus Herzberg, dem es auf diesem Wege ebenso ergangen war. Was das Merkwürdigste hierbei war: von den vielen Steinen, die es regnete, hatte bei Beiden kein einziger getroffen.
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Die Stölkenlichter sind Seelen, welche in hellen Leuchten, die ein Mann in der Hand trägt, von Michaelis bis Weihnachten schwärmen gehen. Diese Männer mit den Leuchten darf man nicht anrufen oder ihnen in den Weg gehen, sonst gereicht es zum Schaden. Die Leuchten gehen fünfmal so schnell als ein Mensch, der ziemlich gut marschirt. Einmal kam der alte Uhle aus Osterode und wollte noch hin nach Haus nach der Fabrik Eulenburg unter dem Scherenberge. Vor ihm ging ein Mann mit einer hellen Leuchte her. Er rief ihn an, dachte, es wäre einer von seinen Leuten, der auch noch nach Haus wollte, und hatte gar kein Arg daraus. Als er aber bei die Leuchte kam, sah er, daß es ein Geist war. Er marschirte mit dem Geist immer zu, bis bei die Eulenburg. Hier wollte Uhle abgehen, aber er konnte nicht, er mußte mit bis nach dem Scherenberge, und hier zur Strafe zwei Stunden lang in der furchtbaren Kälte auf- und abgehen. Hier kam ein Geist mit einer Leuchte und sagte: Dies sollte er sich zur Warnung dienen lassen und keine Geister wieder foppen.
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In Osterode lag in einem Hause Jemand krank an der Cholera im August 1850. Da kam ein Geist, welcher ganz weiß war, und sprang von einem Winkel zum andern an dem Bette vorbei, und fragte immer: »Wollt ihr mit? wollt ihr mit?« Die Mutter des Kranken sah den Geist ganz deutlich, der Kranke aber wurde sehr ängstlich und rief seiner Mutter zu: »Mutter, siehst du ihn nicht?« Er starb schon früh am andern Morgen und außer ihm in den folgenden acht Tagen noch fünf Andere im selben Hause.
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(Niederdeutsch, osteröder Mundart.)
Hans von Eisdörp war saun ruchlosen Mann, dat hei sek von sienen Landsläen afsondere, und sammele sek ne Banne, womit hei sek in Höhlen upheilt. Hiermit dee hei der Stadt Osteroe veelen Schaden un den Dörpern, dei in der Gegend lieht, ook, denn hei dee rauben un stehlen, un nam ook den Heers (Hirten), dä da öhre Veih weiden deen, dat Veih af, wat hei denn mit sienen Verbündeten vertheren dee; un wenn se öne nahsporen deen, sau güngen se ümmer irre, denn öt war saun Schlukop, dat hei sienen Pären de Haufisen verkehrt undernägeln dee. Sau betreif hei düt ne ganze Tied lang, bet hei endlich dorch siene Dristigkeit mal an Kracke sat (sich festrannte). Oet war nämlich in Osteroe mal Jahrmarket, wo hei sek ok bie anfund, da gung hei in ein Wirthshus, un dee da zechen mit sienen Verbündeten. Nun war dat Gesetze sau: dat ein Jeder, dä sik blot wegen de Jahrmarket-Frieheit in de Stadt true, ümme drei Uhr all wedder ruter sien mußte; ümme Drei, denn sau leit de Obrigkeit lühn un denn sau war dat Jahrmarket ute. In den Wirthshuse aber da harren öne schon welke kennt, de waren glik hen nan Gerichte lopen un Einer harre glik de Uhr verstellt, dat Gerichte dat harre glik Lüe schicket, de öne sollen feste nöhmen. De Uhr de schlaug drei, un nu stürme hei mit siener Banne glik eruter. Aber butten (draußen) da word hei öbel mit sienen Verbündeten begrüßet, se neihmen öne glik feste un nu word hei hen nahn Dore brocht. Nah einiger Tied ward von den Gerichte dat Urtheil fällt, dat hei solle von veier Ossen in veier Deele reten werden. Un düt is up Seikenhowe scheihn. Dat eine Deel davon hebbet se nah der Wagelos brocht un da begraben, dat andere nah den Rönnenberge, dat andere nah der Mahnte un dat vehre nah den Brennewienssteine. Up den Brennewienssteine da zeiget sek nu alle Abende ne Lüchte de von einem Deele bet taun anderen Rad schleit un teletzt wedder up den Brennewienssteine verschwind.
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I.
Beim Teufelsloch ist eine Wiese gewesen, die hat einem Bürger in Osterode gehört. Da ließ einmal der Bürger Mist nach seiner Wiese fahren, wie aber der Fuhrmann ankam, lag schon Mist auf der Wiese, er freute sich darüber herzlich und ließ ihn auf eins von seinen andern Stücken fahren, wo er auch nöthig war. Als sie nun hinkamen und mähen wollten, war die Wiese schon gemäht und als sie dachten, daß es Zeit würde, das Heu in Haufen zu bringen, war es auch schon in Haufen. Als sie nun aber hinkamen und wollten das Heu holen, ist es auch schon fort gewesen. So ist es fünf Jahre lang bei den drei Heuernten im Jahre hergegangen. Da legte der Bürger einmal Fallen, hiermit hat er den wilden Jäger gefangen, ihn tüchtig durchgepeitscht und laufen lassen. – In Herzberg hat sich der wilde Jäger einmal an einem Abende ein paar Semmeln gekauft und ist dann über das Teufelsloch hin nach Osterode zu gezogen. Auch die Frau Holle hält sich beim Teufelsloch auf. Früher, wo der eigentliche Fußweg von Osterode nach Herzberg dicht am Teufelsloche vorbeiging und sehr schlecht und sumpfig war, hat sie die Leute, die von Osterode nach Herzberg gegangen sind (wo die Frau Holle Leidfrau heißt) bis dahin verfolgt, wo der Fußweg aufhörte.
II.
In Osterode waren zwei Wildwächter, davon hat der Eine seinen Eid gebrochen und sich beim Teufelsloche einmal einen Hirsch gebuxt. Seit dieser Zeit hat ihn die Frau Holle verfolgt, und ihm nicht Ruhe gelassen, bis er sein Verbrechen selbst angezeigt hat. Auch hat er aus seinem Horn nach der elften Stunde keinen Ton herausbringen können. Den Andern aber hat die Frau Holle mit Geld beschenkt.
III.
In Osterode sagt man den Kindern, daß bei dem Tapphäuschen im Teufelsloche ein Haken sei; dort würfe die Hebamme ein Stück Zucker ins Wasser, dann kämen die Kinder geschwommen und würden mit dem Haken herausgezogen.
IV.
Beim Teufelsloche spuken Figuren von menschlicher Größe mit Laternen umher, besonders bei einem jetzt abgebrochenen schiefen Baume, der über das Teufelsloch herüber hing. Es läßt dort um Mitternacht Niemand hindurch, die göttinger Botenfrau weiß davon zu sagen. – Große unförmliche Feuerklumpen, gleich dem ausgeschütteten Inhalt der Schmelzöfen, stürzen oft vom Himmel ins Teufelsloch oder Teufelsbad. Oft sah man auch den Schweif einer schwarzen Schlange aus der Mitte des Teufelspfuhls emporragen, in verwirrte Knoten sich zusammenziehen und in verrenkten Biegungen sich wieder auseinanderringeln.
V.
Das Teufelsloch ist sehr tief und soll einst eine Grube gewesen sein, die ein Mann aus Osterode Namens Cludius besessen hat. Wie diese Grube schon über hundert Jahr verfallen war und die bösen Geister ihr Unwesen darin trieben, kamen einmal Männer, welche die Tiefe dieses Loches wissen wollten. Kaum waren sie über hundert Fuß herunter, so zogen die Bösen einen Canal auf, der in diese Grube führte und den Keiner wußte, und die ganze Gesellschaft mußte ertrinken. Hier bei diesem Loch soll ein Schuster aus Herzberg zur Strafe für seine Neugier Wache stehen, denn er war den fremden Männer nachgeschlichen und hatte zusehen wollen, wie sie in das Teufelsloch stiegen.
VI.
Als in Osterode noch Militär gelegen hat, ist einmal ein Soldat ausgegangen, Fische zu fangen. Er ging nach dem Teufelsloche und angelte da, fing auch einen recht großen Fisch. Voll Freuden huckte er seinen Fisch auf und trug ihn hin nach Haus. Er war aber kaum vor Osterode, da sprang der Fisch von seinem Buckel, gab dem Soldaten eine Ohrfeige und sagte: er solle ihn sogleich da hinbringen, wo er ihn bekommen hätte. Der Soldat weigerte sich so lange als möglich, zuletzt brachte er den Fisch aber doch wieder hin nach dem Teufelsloche und setzte ihn ins Wasser. Als der Fisch nun wieder im Wasser saß, sagte er zu dem Soldaten: dafür, daß er ihn aus dem Wasser genommen hätte, solle er in drei Tagen sterben. Als nun der Soldat nach Haus kam, ward er krank und starb am dritten Tage danach.
Im Teufelsloche sollen Fische von Mannsstärke sein, mit Moos von halber Armlänge bewachsen.
Auch der Spielmann Wolf in Lerbach wußte viel von den Fischen im Teufelsloche zu erzählen. Er wollte sie einmal mit Pulver aus dem Wasser gesprengt haben, sodaß sie an den umstehenden Tannen hingen.
VII.
Zwischen dem Teufelsbade und der Papenhöhe ist ein schwarzer Hund zu sehen, der geht um die Mitternachtsstunde ums Teufelsbad herum.
Mit dem Teufelsloche hängt das Wasser in dem ziemlich fernen Klinkerbrunnen unter der Erde zusammen. Darin klingelt es wie eine Glocke, wenn man nur hineinspuckt.