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Xenien

I

Manches, was ich einst geschrieben,
Dünkt mich unreif jetzt und schlecht,
Viel ist werth mir doch geblieben,
Und ich freu' mich dessen recht.
War ein Knab' in raschen Jahren,
Der schon früh die Leier schlug –
Mögt Ihr noch so viel erfahren,
Werdet Ihr doch nimmer klug.

II

Nicht wie Marsyas vermessen
Prahl' ich, mich im Kampf zu messen
Mit des Gottes hoher Kunst;
Sorglich bloß die Glut zu hegen,
Die mir in das Herz zu legen
Er geruht in milder Gunst,
Soll mich hindern nicht die Rotte,
Deren Kraft nur liegt im Spotte.
Wenn gepflegt ich falsches Feuer,
Dessen Glanz nur Irrlicht ist,
Will ich büßen schwer und theuer,
Ganz wie Marsyas gebüßt,
Den Apollo zornentzunden
Eigenhändig selbst geschunden.
Götterjüngling, lächelst Du
Aber mir in Gnaden zu,
Ei, so sei nun umgekehrt
Mir das Schinden nicht verwehrt,
Sind auf meiner Gegner Seite
Zahlreich doch die dicken Häute.

III

Daß ich in einem Fache
Euch überlegen sollte sein,
Gesteht es nur, die Sache
Bereitet Euch so arge Pein,
Ihr vielberühmten Kunstgenies.
Jüngst huben Frösche erbärmlich an zu schrei'n,
Als eine Lerche ihr Lied erschallen ließ.
Die Frösche sollen im Kritteln – Meister sein.

IV

Des niedern Pöbels allerschlecht'ste, blöde Rotte
Beschmutzt nicht so ihr feiles Wirthshausideal,
Wie Ihr in's Angesicht gelästert meinem Gotte,
Dem glühend lodert meines Herzens Opferstrahl.

Mein Trachten war nicht frech, nicht stolz auch meine Sprache,
Den Jüngling krönt noch nicht des Alters Meisterschaft,
Glüht jede Herzensfiber auch der heil'gen Sache –
Mit Krüppeln übtet Ihr der Roheit Urtheilskraft.

Der Bosheit Stachel tauchend hämisch tief in Galle,
Von Mißgunst leihend gift'ge, meuchlerische Waffen,
Schützt Euch der Dummheit unverwundbar Banner Alle,
Und so mögt Ihr wie tolle Köter immer klaffen.

Mit nichten werdet Ihr mein hohes Ziel verrücken,
Den Gott nicht stehlen mir aus lebenswarmer Brust:
Auch mühevolles Schaffen kann doch hoch beglücken,
Der Haß des Pöbels wird auch mir zur stolz'sten Lust.

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