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Der Rath des Teufels

(Aus meines Vetters Tagebuch.)

Ich war ein etwas lockerer Patron,
Mit kaum ein wenig über Zwanzig schon,
So wie der schlimmste aller Sündenknechte
Der Erde und des Lebens überdrüssig.
Das kam, ich hatte Geld, um müßig
Die Tage zu verbummeln und die Nächte
Bei Wein und Spiel im Taumel zu durchjagen.
Auf einmal fing mein Sinn an umzuschlagen,
Der Reue Unlust kam, und schlecht und schal
Schien jede Freude mir; ich sah nur Qual,
Wenn ich des Daseins Bürde weitertrug.

Der Teufel, den ich da um Rath befrug,
Wie ich mich könnte schön der Welt empfehlen,
Hub an ein Lang's und Breites zu erzählen
Mir über die bekannten Selbstmordweisen.
Besonders, sprach er, müsse Gift er preisen,
Unsicher häufig das Erhängen sei,
Das Ziel verfehlten oftmals Stahl und Blei.

Auch zum Ertränken könne er nicht rathen;
Bei schwimmgeübten Selbstmordcandidaten
Sei dieses nie ein guter Spaß,
Man mache bloß dabei die Kleider naß,
Und wenn's geschieht, daß man gerettet werde,
Ergäb's den schönsten Schnupfen von der Erde.

Ich unterbrach sein langes Wortgeschmetter
Mit einem wilden »Teufelsdonnerwetter«!
»Dein Witz,« rief ich, »scheint wahrlich schon erloschen;
Das Alles, was Du sagst, ist abgedroschen.
Ich will auf ganz besond're Art von hinnen,
Auf etwas Neues sollst Du Dich besinnen.«

»Nun gut,« sprach er und zog die Stirn' in Falten,
»Ich will damit nicht hinterm Berge halten.
Lass' in den Alpenclub Dich inscribiren
Und such's den Kecksten dort zuvorzuthu'n,
Dann wird Dein Leichnam bald in Frieden ruh'n
Im Schooße eines von den Hochrevieren.
Als die verwegenste der Klettereien
Wird man noch Deine That erstaunt beschreien.«

Gut dünkte mir der Rath, wie sonsten keiner;
Ihn aber gab der dümmsten Teufel einer.
Was die Clubisten Alles sich erlauben,
Ist fabelhaft, fast gar nicht mehr zu glauben.
Zu übertreffen diese Feuergeister,
Wem das gelingt, der ist ein Hexenmeister.
Die Kerle kommen überall hinauf,
Kein Teufel und kein Herrgott hält sie auf;

Sie klettern wie die Gemsen flink und munter,
Sehr selten nur fällt einer wo herunter;
Wetteifern kann ich Stümper nicht mit ihnen.
Sie fahren von den Bergen mit Lawinen,
Lebendig steigen sie aus Gletscherspalten,
Ein eig'ner Glücksstern muß bei ihnen walten.
Zudem ist neu die Lebenslust erwacht,
Seit in Gefahr ich mehrmals mich gebracht.
Bei manch' verweg'nem Schritt hab' ich gezaudert
Und vor des Todes off'nem Thor geschaudert.
Seit ich Bergfahrten habe unternommen,
Bin zu Verstand ich wahrhaft erst gekommen,
Bin Stümper zwar, doch auf der Welt geblieben
Und fange an, sie neuerdings zu lieben.

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