Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Krieg'risch wogt es und bedrohlich
bald im Westen, bald im Osten,
Daß weit leichter Pflug und Spaten
als Gewehr und Schwert verrosten.
Nach des Friedens gold'nen Früchten
lechzen dürstend die Gemüther;
Rings doch pflanzt vor sie als Dorngurt
Herrschsucht eisenstarre Hüter.
Kommen wird der Tag einst trotzdem –
wär's in nicht zu fernem Dämmern! –
Wo den Ambos bloß der Stahl wird
statt der Menschenschädel hämmern,
Wo der Säbel und die Kutte
sind mit ihrer Kunst zu Rande
Und die Arsenale sinkend
zeugen von verfloss'ner Schande.
Dann mag mancher Greis mit Schaudern
seinem Enkel noch berichten,
Wie's in der Barbaren Zeiten
Art war, Streit und Zwist zu schlichten,
Wo sich an den Kopf die Gegner
bleischwer warfen ihre Gründe,
Donnernd sprachen Recht und Urtheil
rauchende Kanonenschlünde;
Wie der Tod, des Rechts Vollstrecker,
grinsend zückte tausend Sensen,
Wie des Rechtes Früchte Elend,
Blut und Wunden die Expensen;
Wo die Menschen Hekatomben
brachten dar dem finst'ren Wahne,
Und der Mord als heil'ge Losung
stand auf blutgetränkter Fahne.
Und der Knabe, lauschend bange,
mag dann schütteln seine Locken,
Fragend, ob's nicht damals gab schon
Lenz und Licht und Blüthenflocken,
Ob den Menschen denn nicht Liebe,
Recht und Freiheit damals theuer,
Ob sie echte Teufel waren
oder blöde Ungeheuer?