Alfons Petzold
Der stählerne Schrei
Alfons Petzold

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Die Großmutter.

                      Im alten Kastanienbaum schaukelt sich der Morgenwind,
Großmutter sitzt vor der Türe des kleinen Hauses, stopft Strümpfe und sinnt
Geschehnissen nach, die ihr bebrillter Blick aus der Zeitung erschaut.
Blut auf einmal vor ihr vom sonnigen Himmel heruntertaut,
Blut auf einmal in ihrem Schoß aus der bunten Wolle träuft,
Blut auf einmal an der Rinde des uralten Baumes in tausend Perlen herunterläuft.
Blut, dampfendes Blut aus den drei Fenstern des Hauses quillt,
Der Türe entströmt und dem darüber hängenden Gnadenbild.
Und aus den Wiesen ringsum, aus der Äcker scholligem Grund
Springt Blut, als wäre die Erde totwund.
Von der Straße her, rauscht es purpurn auf die Alte zu,
Blut bespült ihre tuchenen Schuh.
Da legt Großmutter Brille und Strumpf zu Messer und Brot
Auf den Tisch vor sich hin und flüstert: nun ist auch das Enkelkind tot.
Erst hat's seinen Vater bei Lemberg gefaßt,
Nun ist er selber worden des Herrgotts tapferer Gast.
Aber sein Blut und das so viel anderer rinnt zu mir her,
Jetzt ist es schon worden ein ganzes Meer. –
Ich – tu schon – versinken – leb' wohl – liebe Erden,
Heilige – Mutter Gottes laß – bald Frieden werden!
Großmutter lehnt im Sessel, ist alles Leid und alle Sorge los,
Ein Zeitungsblatt und ein Stopfholz liegen der Toten im Schoß.

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