Alfons Petzold
Der stählerne Schrei
Alfons Petzold

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Die Frauen von Borgo.

        Die Frauen von Borgo sind nicht wie die andern;
Wenn die Männer im Sommer auf Arbeit auswandern,
Dann gehn sie allein mit Sense und Spaten
Und machen die Ernte des Dorfes geraten.
Sie schleppen die Hucken voll Erde zu Berge,
Zimmern sich selbst ihre Wiegen und Särge,
Gebären Kinder beim Schaffen der Hände
Und steigen im türmigen Felsengewände
Großschrittig verstiegenen Tieren nach;
Sie haben den Tag an die Arbeit gebunden
Und ruhn in den Nächten nur wenige Stunden
Unter dem strohenen Hüttendach.

Sie lieben viel mehr als die Männer die Erde
Und tragen für sie all und jede Beschwerde.
Im Fluch und Gebete nur immer ein Denken:
Was kann ich der Heimat an Liebe schenken.
In ihren Gesichtern ist es geschnitten
Was sie für den heiligen Boden gelitten.
Darum, als der Welsche vom Teufel besessen
Sich will in den Frieden der Berge einfressen,
Den Almen und Hütten des Dorfes nah,
Umgürtet es schon eine fleischerne Mauer;
Es stehn, eine jede ein eiserner Bauer
Im Kittel, die Frauen von Borgo da.

Sie schießen aus Felsengerölle und Spalten
Und haben zwei Tage die Gründe gehalten
Im feurigen Spucktanz der stürmenden Reihen,
Im stählernen Anprall und Kugelspeien;
Brach wo der Feind durch die Enge der Leiber,
Da sausten die Sensen und Äxte der Weiber
Herab auf die stürmenden Köpfe und Rücken
Und schlugen dem Tod eine blutige Brücken.
Zwei Tag, zwei Nächte stand alles in Glut,
Dann schlug eine Kugel durchs letzte der Mieder
Und es rauschte und brauste zum Tale hernieder
Der Frauen von Borgo heiliges Blut.


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