Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Subho
Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Savatthi, im Siegerwalde, im Garten Anathapindikos.
Um diese Zeit nun hielt sich Subho, ein junger Brāhmane, der Sohn Todeyyos, zu Savatthi auf, in der Wohnung eines gewissen Hausvaters, irgend eines Geschäftes halber.
Wie sich nun Subho der junge Brāhmane, der Sohn Todeyyos, bei jenem Hausvater dort befand sprach er also zu ihm:
»Ich habe, Hausvater, reden hören, viel besucht werde Savatthi von Heiligen: was für einen Asketen oder Priester sollen wir da heute aufsuchen?«
»Es weilt da, o Herr, der Erhabene zu Savatthi, im Siegerwalde, im Garten Anathapindikos: Ihn, o Herr, den Erhabenen sollst du aufsuchen.«
Da begab sich denn Subho der junge Brāhmane, der Sohn Todeyyos, auf den Rath jenes Hausvaters zum Erhabenen hin. Dort angelangt wechselte er höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit dem Erhabenen und setzte sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprach nun Subho der junge Brāhmane, der Sohn Todeyyos, zum Erhabenen also:
»Die Priester, o Gotamo, reden also: ›Wer im Hause bleibt kann Ächtes erwirken, heilsames Recht; wer vom Hause fortzieht kann es nicht.‹ Was hält nun Herr Gotamo davon?«
»Mancherlei sag' ich, Brāhmane, darüber aus, nicht sag' ich darüber einerlei aus. Ob einer, Brāhmane, im Hause bleibt, oder ob einer vom Hause fortzieht: lebt er falsch, so lob' ich es nicht. Denn wer im Hause bleibt, Brāhmane, und wer vom Hause fortzieht: lebt er falsch, so kann er um seines falschen Lebens willen nicht Achtes erwirken, heilsames Recht. Ob einer, Brāhmane, im Hause bleibt, oder ob einer vom Hause fortzieht: lebt er recht, so lob' ich es. Denn wer im Hause bleibt, Brāhmane, und wer vom Hause fortzieht: lebt er recht, so kann er um seines rechten Lebens willen Achtes erwirken, heilsames Recht.«
»Die Priester, o Gotamo, reden also: ›Die viel gewichtige, viel geschäftige, viel sorghafte, viel mühsame Thätigkeit des Hauslebens trägt viel ein; die wenig gewichtige, wenig geschäftige, wenig sorghafte, wenig mühsame Thätigkeit des Pilgerlebens trägt wenig ein.‹ Vergl. Manus III, 77 f., VI, 89 f: gṛhastha ucyate śreṣṭhaḥ.. – In diesem Sinne auch der Spruch οικος φιλος, ξιχξ,ς αριστξς, und Goethe, Vier Jahreszeiten 78. – Dagegen heißt es im Harivaṃśam III, 108, 14: te̋ām agraś caturtho 'yam 6#257;śramo bhik̋ukaḥ smŗtas, in Übereinstimmung also mit dem Topus vom Mönche als der heiligsten Stätte der Welt, wie Ende der 65. Rede. Was hält nun Herr Gotamo davon?«
»Auch darüber sag' ich, Brāhmane, mancherlei aus, nicht sag' ich darüber einerlei aus. Es giebt, Brāhmane, eine Thätigkeit, die viel gewichtig, viel geschäftig, viel sorghaft, viel mühsam misslingend wenig einträgt. Es giebt, Brāhmane, eine Thätigkeit, die viel gewichtig, viel geschäftig, viel sorghaft, viel mühsam gelingend viel einträgt. Es giebt, Brāhmane, eine Thätigkeit, die wenig gewichtig, wenig geschäftig, wenig sorghaft, wenig mühsam misslingend wenig einträgt. Es giebt, Brāhmane, eine Thätigkeit, die wenig gewichtig, wenig geschäftig, wenig sorghaft, wenig mühsam gelingend viel einträgt. Was ist das aber, Brāhmane, für eine Thätigkeit, die viel gewichtig, viel geschäftig, viel sorghaft, viel mühsam misslingend wenig einträgt? Der Ackerbau ist, Brāhmane, eine Thätigkeit, die viel gewichtig, viel geschäftig, viel sorghaft, viel mühsam misslingend wenig einträgt. Und was ist es, Brāhmane, für eine Thätigkeit, die viel gewichtig, viel geschäftig, viel sorghaft, viel mühsam gelingend viel einträgt? Wiederum ist der Ackerbau, Brāhmane, eine Thätigkeit, die viel gewichtig, viel geschäftig, viel sorghaft, viel mühsam gelingend viel einträgt. Was ist das aber, Brāhmane, für eine Thätigkeit, die wenig gewichtig, wenig geschäftig, wenig sorghaft, wenig mühsam misslingend wenig einträgt? Der Handel ist, Brāhmane, eine Thätigkeit, die wenig gewichtig, wenig geschäftig, wenig sorghaft, wenig mühsam misslingend wenig einträgt. Und was ist es, Brāhmane, für eine Thätigkeit, die wenig gewichtig, wenig geschäftig, wenig sorghaft, wenig mühsam gelingend viel einträgt? Wiederum ist der Handel, Brāhmane, eine Thätigkeit, die wenig gewichtig, wenig geschäftig, wenig sorghaft, wenig mühsam gelingend viel einträgt.
»Gleichwie nun, Brāhmane, der Ackerbau eine Thätigkeit ist, die viel gewichtig, viel geschäftig, viel sorghaft, viel mühsam misslingend wenig einträgt: ebenso auch, Brāhmane, ist das Hausleben eine Thätigkeit, die viel gewichtig, viel geschäftig, viel sorghaft, viel mühsam misslingend wenig einträgt. Gleichwie nun, Brāhmane, wiederum der Ackerbau eine Thätigkeit ist, die viel gewichtig, viel geschäftig, viel sorghaft, viel mühsam gelingend viel einträgt: ebenso auch, Brāhmane, ist das Hausleben eine Thätigkeit, die viel gewichtig, viel geschäftig, viel sorghaft, viel mühsam gelingend viel einträgt. Gleichwie nun, Brāhmane, der Handel eine Thätigkeit ist, die wenig gewichtig, wenig geschäftig, wenig sorghaft, wenig mühsam misslingend wenig einträgt: ebenso auch, Brāhmane, ist das Pilgerleben eine Thätigkeit, die wenig gewichtig, wenig geschäftig, wenig sorghaft, wenig mühsam misslingend wenig einträgt. Gleichwie nun, Brāhmane, wiederum der Handel eine Thätigkeit ist, die wenig gewichtig, wenig geschäftig, wenig sorghaft, wenig mühsam gelingend viel einträgt: ebenso auch, Brāhmane, ist das Pilgerleben eine Thätigkeit, die wenig gewichtig, wenig geschäftig, wenig sorghaft, wenig mühsam gelingend viel einträgt.«
»Die Priester, o Gotamo, geben fünf Bedingungen an, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben.«
»Was da, Brāhmane, die Priester als fünf Bedingungen angeben, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben: wenn es dir nicht schwer fällt magst du wohl diese fünf Bedingungen der Versammlung hier mittheilen.«
»Es fällt mir, o Gotamo, nicht schwer, wo so Ehrwürdige versammelt sind, oder ihnen Ähnliche.«
»Wohlan denn, Brāhmane, so rede.«
»Wahrhaftigkeit, o Gotamo, geben die Priester als erste Bedingung an, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben. Buße, o Gotamo, geben die Priester als zweite Bedingung an, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben. Keuschen Wandel, o Gotamo, geben die Priester als dritte Bedingung an, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben. Andacht, o Gotamo, geben die Priester als vierte Bedingung an, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben. Entsagung, o Gotamo, geben die Priester als fünfte Bedingung an, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben. Die Priester, o Gotamo, geben diese fünf Bedingungen an, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben. Was hält nun Herr Gotamo davon?«
»Was glaubst du, Brāhmane: giebt es unter den Priestern auch nur einen Priester, der da gesagt hat: ›Ich selber kann den Erfolg dieser fünf Bedingungen als erfahren und verwirklicht aufweisen‹?«
»Wohl nicht, o Gotamo!«
»Was glaubst du, Brāhmane: giebt es unter den Priestern auch nur einen Meister, oder Meister und Altmeister, bis zum siebenten Großmeisterahnen hinauf, der da gesagt hat: ›Ich selber kann den Erfolg dieser fünf Bedingungen als erfahren und verwirklicht aufweisen‹?«
»Wohl nicht, o Gotamo!«
»Was glaubst du, Brāhmane: die da vormals der Priester Seher waren, die Verfasser der Sprüche, Verkünder der Sprüche, deren uralte Spruchlieder, wie sie gesungen, ausgesprochen, gesammelt wurden, die Priester heute und hier ihnen nachsingen, ihnen nachsagen, das Gesagte weitersagen, das Gelehrte weiterlehren, als da waren Ațțhako, Vāmako, Vāmadevo, Vessāmitto, Yamataggi, Aṉgiraso, Bhāradvājo, Vāsețțho, Kassapo, Bhagu: haben etwa diese gesagt: ›Wir selber können den Erfolg dieser fünf Bedingungen als erfahren und verwirklicht aufweisen‹?«
»Wohl nicht, o Gotamo!«
»So giebt es denn, Brāhmane, unter den Priestern auch nicht einen Priester, der da gesagt hat: ›Ich selber kann den Erfolg dieser fünf Bedingungen als erfahren und verwirklicht aufweisen‹; giebt es unter den Priestern auch nicht einen Meister, oder Meister und Altmeister, bis zum siebenten Großmeisterahnen hinauf, der da gesagt hat: ›Ich selber kann den Erfolg dieser fünf Bedingungen als erfahren und verwirklicht aufweisen‹; und die da vormals der Priester Seher waren, die Verfasser der Sprüche, Verkünder der Sprüche, deren uralte Spruchlieder, wie sie gesungen, ausgesprochen, gesammelt wurden, die Priester heute und hier ihnen nachsingen, ihnen nachsagen, das Gesagte weitersagen, das Gelehrte weiterlehren, als da waren Atthako, Vamako, Vamadevo, Vessamitto, Yamataggi, Angiraso, Bharadvajo, Vāseṭṭho, Kassapo, Bhagu: auch diese haben nicht gesagt: ›Wir selber können den Erfolg dieser fünf Bedingungen als erfahren und verwirklicht aufweisen.‹ Gleichwie etwa, Brāhmane, eine Reihe Blinder, einer dem anderen angeschlossen, und kein vorderer sieht, und kein mittlerer sieht, und kein letzterer sieht: ebenso nun auch, Brāhmane, als eine Reihe Blinder will mir das Reden der Priester erscheinen, wo kein vorderer sieht, und kein mittlerer sieht, und kein letzterer sieht.«
So berichtet wurde Subho der junge Brāhmane, der Sohn Todeyyos – vom Erhabenen mit dem Gleichnisse von der Blindenreihe belehrt – unwillig und unzufrieden; und den Erhabenen lästernd und den Erhabenen tadelnd und den Erhabenen warnend – ›Ob wohl der Asket Gatamo vollbracht hat‹ – sprach er also zum Erhabenen: Lies mit den siam. und siṇh. Texten samaṇo ca Gotamo pāpito bhavissatīti, wie auch in der 80. Rede S. 466.
»Pokkharasāti, o Gotamo, der Priester, der Opamaññer von Subhagavanam, hat gesagt: ›Ebenso auch behaupten da gar manche Asketen und Priester ein überirdisches, reiches Heilthum der Wissensklarheit zu besitzen: denen gereicht diese Rede nur zum Spotte, zum bloßen Namen, erweist sich ganz eitel und nichtig. Denn wie sollte wohl ein Erdensohn ein überirdisches, reiches Heilthum der Wissensklarheit verstehn oder erkennen oder verwirklichen? Das ist unmögliche.‹«
»Wie denn, Brāhmane: kann der Priester Pokkharasāti, der Opamaññer von Subhagavanam, auch aller Asketen und Priester Herz im Herzen schauen und erkennen?«
»Freilich, o Gotamo, nicht einmal bei seiner Magd Puṇṇikā kann der Priester Pokkharasāti, der Opamaññer von Subhagavanam, das Herz im Herzen schauen und erkennen: woher sollt' er denn gar aller Asketen und Priester Herz im Herzen schauen und erkennen?«
»Gleichwie etwa, Brāhmane, wenn da ein Blindgeborener wäre: der sähe keine schwarzen und keine weißen Gegenstände, keine blauen und keine gelben, keine rothen und keine grünen, er sähe nicht was gleich und was ungleich ist, sähe keine Sterne und nicht Mond und nicht Sonne. Und er spräche also:
›Es giebt: nichts Schwarzes und Weißes, es giebt keinen, der Schwarzes und Weißes sähe; es giebt nichts Blaues und Gelbes, es giebt keinen, der Blaues und Gelbes sähe; es giebt nichts Rothes und Grünes, es giebt keinen, der Rothes und Grünes sähe; es giebt nichts Gleiches und Ungleiches, es giebt keinen, der Gleiches und Ungleiches sähe; es giebt keine Sterne, es giebt keinen, der Sterne sähe; es giebt weder Mond noch Sonne, es giebt keinen, der Mond und Sonne sähe. Ich selber weiß nichts davon, ich selber seh' nichts davon: darum ist es nicht.‹ Würde der wohl, Brāhmane, also redend recht aussagen?«
»Gewiss nicht, o Gotamo! Es giebt Schwarzes und Weißes, und man sieht es; es giebt Blaues und Gelbes, und man sieht es; es giebt Rothes und Grünes, und man sieht es; es giebt Gleiches und Ungleiches, und man sieht es; es giebt Sterne und Mond und Sonne, und man sieht sie. ›Ich selber weiß nichts davon, ich selber seh' nichts davon: darum ist es nicht‹: also redend, o Gotamo, würde jener Mann gewiss nicht recht aussagen.«
»Ebenso nun auch, Brāhmane, ist der Priester Pokkharasāti, der Opamaññer aus Subhagavanam, blind und augenlos. Dass der etwa ein überirdisches, reiches Heilthum der Wissensklarheit verstehn oder erkennen oder verwirklichen würde, ist unmöglich. – Was meinst du wohl, Brāhmane: jene hochmögenden kosalischen Priester, als da sind Caṉki der Priester, Tārukkho der Priester, Pokkharasāti der Priester, Jānussoṭi der Priester, oder dein Vater Todeyyo: welche gelten bei denen als besser, die da mit Zusammenhang reden können, oder ohne Zusammenhang?« Lies mit dem siam. Texte seyyā und sammucchā.
»Mit Zusammenhang, o Gotamo!«
»Welche gelten ihnen als besser, die da mit Bedacht reden können, oder ohne Bedacht?«
»Mit Bedacht, o Gotamo!«
»Welche gelten ihnen als besser, die da mit Begründung reden können, oder ohne Begründung?«
»Mit Begründung, o Gotamo!«
»Welche gelten ihnen als besser, die da sinnig reden können, oder unsinnig?«
»Sinnig, o Gotamo!«
»Was meinst du wohl, Brāhmane: ist es also, hat dann der Priester Pokkharasāti, der Opamaññer aus Subhagavanam, mit Zusammenhang geredet, oder ohne Zusammenhang?«
»Ohne Zusammenhang, o Gotamo!«
»Mit Bedacht geredet, oder ohne Bedacht?«
»Ohne Bedacht, o Gotamo!«
»Mit Begründung geredet, oder ohne Begründung?«
»Ohne Begründung, o Gotamo!«
»Sinnig geredet, oder unsinnig?«
»Unsinnig, o Gotamo!«
»Fünf giebt es, Brāhmane, der Hemmungen: welche fünf? Die Hemmung durch Wunscheswillen, die Hemmung durch Hassensgroll, die Hemmung durch matte Müde, die Hemmung durch stolzen Unmuth, die Hemmung durch Schwanken. Das sind, Brāhmane, die fünf Hemmungen. In diese fünf Hemmungen, Brāhmane, ist der Priester Pokkharasāti, der Opamaññer aus Subhagavanam, eingeschlossen, eingeschnürt, verzogen und verwickelt. Dass der etwa ein überirdisches, reiches Heilthum der Wissensklarheit verstehn oder erkennen oder verwirklichen würde, ist unmöglich. Fünf giebt es, Brāhmane, der Begehrungen: welche fünf? Die durch das Gesicht ins Bewusstsein tretenden Formen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch das Gehör ins Bewusstsein tretenden Töne, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch den Geruch ins Bewusstsein tretenden Düfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch den Geschmack ins Bewusstsein tretenden Säfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch das Getast ins Bewusstsein tretenden Tastungen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden. Das sind, Brāhmane, die fünf Begehrungen. Diesen fünf Begehrungen, Brāhmane, hat sich der Priester Pokkharasāti, der Opamaññer aus Subhagavanam, verlockt, geblendet, anheimgefallen, ohne das Elend zu sehn, ohne an Entrinnung zu denken, hingegeben. Dass der etwa ein überirdisches, reiches Heilthum der Wissensklarheit verstehn oder erkennen oder verwirklichen würde, ist unmöglich. – Was meinst du wohl, Brāhmane: wenn Feuer, durch Heu und Holz genährt, entfacht würde; oder wenn Feuer, durch regengetränktes Heu und Holz genährt, entfacht würde: welches von beiden hätte da Flamme und Glanz und Leuchtkraft?«
»War' es möglich, o Gotamo, Feuer, durch regengetränktes Heu und Holz genährt, zu entfachen, so hätte auch dieses Feuer Flamme und Glanz und Leuchtkraft.«
»Unmöglich ist es, Brāhmane, es kann nicht sein, dass Feuer, durch regengetränktes Heu und Holz genährt, entfacht werde, es sei denn durch magische Macht. Gleichwie nun, Brāhmane, als ob man Feuer, durch regengetränktes Heu und Holz genährt, entfachte, erscheint mir, Brāhmane, eine Heiterkeit, durch die fünf Begehrungen genährt. Es ist mit dem sinh. Texte erst nissaṭṭhatiṇpakaṭṭhupādāno zu lesen; dann tiṇakaṭṭhupādāno. Cf. die drei Gleichnisse von den Holzscheiten, in der 36. und 85. Rede, S. 558-61. Gleichwie nun, Brāhmane, als ob man Feuer, durch Heu und Holz genährt, entfachte, erscheint mir, Brāhmane, eine Heiterkeit, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen. Was ist das aber, Brāhmane, für eine Heiterkeit, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen? Da weilt, Brāhmane, ein Mönch, eben fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. Das ist nun, Brāhmane, eine Heiterkeit gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen.
»Weiter sodann, Brāhmane: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erwirkt der Mönch die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. Das ist nun, Brāhmane, eine Heiterkeit gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen.
»Was da, Brāhmane, die Priester als fünf Bedingungen angeben, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben: welche davon erklären sie als die wirksamste, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben?«
»Was da, o Gotamo, die Priester als fünf Bedingungen angeben, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben: Entsagung erklären sie davon als am wirksamsten, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben.«
»Was meinst du wohl, Brāhmane: es habe da irgend ein Priester eine große Opferfeier vorbereitet, und es kämen zwei andere Priester heran: ›Wir wollen dem Opferfeste dieses Priesters beiwohnen.‹ Und der eine der beiden gedächte bei sich: ›Ach dass mir doch bei dem Mahle der beste Sitz, das beste Wasser, der beste Bissen zufiele, und nicht etwa einem anderen Priester!‹ Möglich, Brāhmane, dass einem anderen Priester beim Mahle der beste Sitz, das beste Wasser, der beste Bissen zugetheilt werde, und nicht ihm. Und er würde erbittert und missvergnügt: ›Ein an derer Priester hat beim Mahle den besten Sitz, das beste Wasser, den besten Bissen erhalten, nicht ich!‹ Was geben nun wohl, Brāhmane, die Priester als Vergeltung dafür an?«
»Nicht reichen ja, o Gotamo, die Priester also Almosen: ›Dadurch soll der Nächste erbittert und missvergnügt werden‹, sondern sie reichen, o Gotamo, eben aus Mitleid Almosen.«
»Ist es also, Brāhmane, so haben die Priester diesen sechsten Anlass Gutes zu thun, nämlich aus Mitleid.«
»Also ist es, o Gotamo, dass die Priester diesen sechsten Anlass haben Gutes zu thun, nämlich aus Mitleid.«
»Was da, Brāhmane, die Priester als fünf Bedingungen angeben, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben: wo hast du diese zumeist angetroffen, bei Hausleuten oder bei den Pilgern?«
»Was da, o Gotamo, die Priester als fünf Bedingungen angeben, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben: diese hab: ich zumeist bei den Pilgern angetroffen, wenig bei Hausleuten. Wer im Hause lebt, o Gotamo, ist ja viel bethätigt, viel beschäftigt, viel besorgt, viel bemüht, nicht jederzeit ganz und gar der Wahrhaftigkeit zugethan. Wer aber dem Hause fern steht, o Gotamo, ist wenig bethätigt, wenig beschäftigt, wenig besorgt, wenig bemüht, jederzeit ganz und gar der Wahrhaftigkeit zugethan. Wer im Hause lebt, o Gotamo, ist ja viel bethätigt, viel beschäftigt, viel besorgt, viel bemüht, nicht jederzeit ganz und gar bußhaft, keusch, andächtig, entsagungsvoll. Wer aber dem Hause fern steht, o Gotamo, ist wenig bethätigt, wenig beschäftigt, wenig besorgt, wenig bemüht, jederzeit ganz und gar der Buße, der Keuschheit, der Andacht, der Entsagung zugethan. Was da, o Gotamo, die Priester als fünf Bedingungen angeben, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben: diese hab' ich zumeist bei den Pilgern angetroffen, wenig bei Hausleuten.«
»Was da, Brāhmane, die Priester als fünf Bedingungen angeben, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben: des Herzens Geräthe heiße ich diese, wo das Herz ohne Grimm, ohne Groll darauf hinarbeitet. Da ist, Brāhmane, ein Mönch wahrhaftig, und ›Ich bin wahrhaftig‹ weiß er und gewinnt Verständnis s des Sinnes, Verständniss der Wahrheit, verständnissreife Wahrheitwonne; und was da heilsame Wonne ist, das heiß' ich des Herzens Geräth, wo das Herz ohne Grimm, ohne Groll darauf hinarbeitet. Da ist, Brāhmane, ein Mönch bußhaft, keusch, andächtig, entsagungsvoll, und er weiß es und gewinnt Verständniss des Sinnes, Verständniss der Wahrheit, verständnissreife Wahrheitwonne; und was da heilsame Wonne ist, das heiß' ich des Herzens Geräth, wo das Herz ohne Grimm, ohne Groll darauf hinarbeitet. Was da, Brāhmane, die Priester als fünf Bedingungen angeben, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben: des Herzens Geräthe heiße ich diese, wo das Herz ohne Grimm, ohne Groll darauf hinarbeitet.«
Nach diesen Worten wandte sich Subho der junge Brāhmane, der Sohn Todeyyos, also an den Erhabenen:
»Reden hab' ich hören, o Gotamo: ›Der Asket Gotamo kennt den Weg, der zu Brahmā führt.‹«'
»Was meinst du wohl, Brāhmane: ist Naḷakāram das Dorf nahebei, liegt es unweit von hier?«
»Freilich, Herr, ist Naḷakāram das Dorf nahebei, es liegt unweit von hier.«
»Was meinst du wohl, Brāhmane: es sei da ein Mann, in Naḷakāram von' Geburt auferwachsen, und man fragte ihn, wie weit es noch des Weges nach Naḷakāram sei: würde da etwa, Brāhmane, dieser Mann, in Naḷakāram von Geburt auferwachsen, um den Weg nach Naḷakāram gefragt, irgend zögern oder zaudern?«
»Gewiss nicht, o Gotamo!«
»Und warum nicht?«
»Der Mann ist ja, o Gotamo, in Naḷakāram von Geburt auferwachsen: so kennt er denn alle die Wege nach Naḷakāram genau.«
»Doch könnte, Brāhmane, dieser Mann, in Naḷakāram von Geburt auferwachsen, um den Weg nach Naḷakāram gefragt, irgend zögern oder zaudern: nicht aber kann der Vollendete, um die Brahmawelt oder den Pfad, der zur Brahmawelt führt, gefragt, irgend zögern oder zaudern. Den Brahmā kenn' ich, Brāhmane, und die Brahmawelt und den Pfad, der zur Brahmawelt führt, und auf welche Weise man in brahmische Welt gelangt, auch das kenn' ich.«
»Reden hab' ich hören, o Gotamo: ›Der Asket Gotamo zeigt den Weg, der zu Brahma führt.‹ O dass mir doch Herr Gotamo den Weg zeigte, der zu Brahmā führt!«
»Wohlan denn, Brāhmane, so höre und achte wohl auf meine Rede.«
»Ja, Herr!« erwiderte da aufmerksam Subho der junge Brāhmane, der Sohn Todeyyos, dem Erhabenen. Der Erhabene sprach also:
»Was ist das also, Brāhmane, für ein Weg, der zu Brahmā führt? Da strahlt, Brāhmane, ein Mönch liebevollen Gemüthes weilend nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit liebevollem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. In also geübter liebevoller Gemütherlösung, Brāhmane, kann beschränktes Werk nicht mehr übrig bleiben, nicht mehr bestehn. Gleichwie etwa, Brāhmane, ein kräftiger Trompeter gar mühelos nach den vier Seiten posaunen kann, ebenso nun auch, Brāhmane, kann in also geübter liebevoller Gemütherlösung beschränktes Werk nicht mehr übrig bleiben, nicht mehr bestehn. Das aber ist, Brāhmane, der Weg, der zu Brahmā führt.
»Weiter sodann, Brāhmane: erbarmenden Gemüthes, freudevollen Gemüthes, unbewegten Gemüthes weilend strahlt ein Mönch nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit erbarmendem Gemüthe, mit freudevollem Gemüthe, mit unbewegtem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. In also geübter erbarmender, freudevoller, unbewegter Gemütherlösung, Brāhmane, kann beschränktes Werk nicht mehr übrig bleiben, nicht mehr bestehn. Gleichwie etwa, Brāhmane, ein kräftiger Trompeter gar mühelos nach den vier Seiten posaunen kann, ebenso nun auch, Brāhmane, kann in also geübter erbarmender, freudevoller, unbewegter Gemütherlösung beschränktes Werk nicht mehr übrig bleiben, nicht mehr bestehn. Das aber ist, Brāhmane, der Weg, der zu Brahmā führt.«
Nach dieser Rede sprach Subho der junge Brāhmane, der Sohn Todeyyos, zum Erhabenen also:
»Vortrefflich, o Gotamo, vortrefflich, o Gotamo! Gleichwie etwa, o Gotamo, als ob einer Umgestürztes aufstellte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten den Weg wiese, oder Licht in die Finsterniss brächte: ›Wer Augen hat wird die Dinge sehn‹: ebenso auch ist von Herrn Gotamo die Lehre gar manigfach dargelegt worden. Und so nehm' ich bei Herrn Gotamo Zuflucht, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft: als Anhänger möge mich Herr Gotamo betrachten, von heute an zeitlebens getreu. – Wohlan denn, o Gotamo, jetzt wollen wir aufbrechen: manche Pflicht wartet unser, manche Obliegenheit.«
»Wie es dir nun, Brāhmane, belieben mag.«
Und Subho der junge Brāhmane, der Sohn Todeyyos, durch des Erhabenen Rede erfreut und befriedigt, stand auf von seinem Sitze, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig, ging rechts herum und entfernte sich.
Um diese Zeit aber fuhr Jāṇssoṇi der Priester in einem weißen Zeltwagen aus Sāvatthī hinaus, am Nachmittage. Da sah Jāṇssoṇi der Priester den jungen Brāhmanen Subho. den Sohn Todeyyos, von ferne herankommen, und als er ihn gesehn sprach er also zu ihm:
»Sieh' da, wo kommt denn der verehrte Bhāradvājo nomen gentile Subhos. her, in der Sonne des Nachmittags?« Den fünf Bedingungen, S. 805, ist Bhagavadgītā XII, 12 analog. – Zum Leben im Hause als einer viel mühsamen Thätigkeit, ibid., cf. Theragāthā 111, Dhp v. 302. Den gleichen Ausdruck hat Sophokles gebraucht, Trach. 116: το βιοτου πολυπο,νον, und ebenso Poseidippos die Χαλεπχς πρηξιες verstanden, in seiner berühmten Frage Stop. Flor, περι του ⓺#953;ου No. 57.
»Von dort, Lieber, vom Asketen Gotamo komme ich.«
»Was meint wohl Herr Bhāradvājo: hat der Asket Gotamo große Geisteskraft? Man hält ihn für weise.«
»Wer bin ich, Lieber, dass ich über die große Geisteskraft des Asketen Gotamo urtheilen sollte? Der müsste ihm wohl gleichen, der die große Geisteskraft des Asketen Gotamo kennte!«
»Gewaltig, fürwahr, preist Herr Bhāradvājo das Lob des Asketen Gotamo!«
»Wer bin ich, Lieber, dass ich den Asketen Gotamo preisen sollte? Von Gepriesenen gepriesen wird Herr Gotamo, der Höchste der Götter und Menschen. Und was da, Lieber, die Priester als fünf Bedingungen angeben, um Gutes zu thun, Heilsames zu erwerben: nur des Herzens Geräthe sind es, hat Herr Gotamo gesagt, wo das Herz ohne Grimm, ohne Groll darauf hinarbeitet.«
Also berichtet stieg Jāṇssoṇi der Priester von seinem weißen Zweitwagen herab, entblößte eine Schulter, verneigte sich ehrerbietig nach der Richtung wo der Erhabene weilte, und ließ dann den Gruß ertönen:
»Gesegnet ist
König Pasenadi von Kosalo,
Hochgesegnet ist
König Pasenadi von Kosalo,
In dessen Reiche
Der Vollendete weilt,
Der Heilige, vollkommen Erwachte.«
Den fünf Bedingungen, S. 805, ist
Bhagavadgītā XII, 12 analog. – Zum Leben im Hause als einer viel mühsamen Thätigkeit, ibid., cf.
Theragāthā 111, Dhp v. 302. Den gleichen Ausdruck hat
Sophokles gebraucht, Trach. 116: το βιοτου πολυπο,νον, und ebenso
Poseidippos die Χαλεπχς πρηξιες verstanden, in seiner berühmten Frage
Stop. Flor, περι του ⓺ιου No. 57.