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Das Gleichnis von der Wachtel
Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene im Lande der Aṉguttarāper, bei einer Burg der Aṉguttarāper Namens Āpaṇam. Und der Erhabene, zeitig gerüstet, nahm Mantel und Schaale und ging nach Āpaṇam um Almosenspeise. Und als der Erhabene, von Haus zu Haus tretend, Almosen erhalten, kehrte er zurück, nahm das Mahl ein und begab sich dann in ein nahe gelegenes Waldgehölz, für den Tag. Im Inneren dieses Waldgehölzes setzte sich der Erhabene am Fuß eines Baumes nieder, bis gegen Sonnenuntergang da zu verweilen.
Und auch der ehrwürdige Udāyī ging, zeitig gerüstet, mit Mantel und Schaale versehn, nach Āpaṇam um Almosenspeise. Und als er, von Haus zu Haus tretend, Almosen erhalten, kehrte er zurück, nahm das Mahl ein und begab sich dann in dieses Waldgehölz, für den Tag. Und er setzte sich im Inneren des Waldgehölzes am Fuß eines Baumes nieder, bis gegen Sonnenuntergang da zu verweilen.
Da kam nun dem ehrwürdigen Udāyī, während er einsam zurückgezogen sann, folgender Gedanke in den Sinn: ›Viel unsälige Dinge, wahrlich, hat uns der Erhabene genommen, viel sälige Dinge, wahrlich, hat uns der Erhabene gegeben! Viel unheilsame Dinge, wahrlich, hat uns der Erhabene genommen, viel heilsame Dinge, wahrlich, hat uns der Erhabene gegeben!‹
Als nun der ehrwürdige Udāyī gegen Abend die Gedenkensruhe beendet hatte, begab er sich dorthin wo der Erhabene weilte, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprach nun der ehrwürdige Udāyī also zum Erhabenen:
»Wahrend ich da, o Herr, einsam zurückgezogen sann, kam mir folgender Gedanke in den Sinn: ›Viel unsälige Dinge, wahrlich, hat uns der Erhabene genommen, viel sälige Dinge, wahrlich, hat uns der Erhabene gegeben! Viel unheilsame Dinge, wahrlich, hat uns der Erhabene genommen, viel heilsame Dinge, wahrlich, hat uns der Erhabene gegeben! Denn wir haben früher, o Herr, sowohl am Abend als am Morgen und zu Mittag, außer der Zeit, gegessen. Es war einmal, o Herr, ein Anlass, wo der Erhabene die Mönche ermahnte: ›Wohlan, ihr Mönche, jenes Mittagessen, außer der Zeit, sollt ihr lassen.‹ Da wurden wir nur betrübt, o Herr, wurden traurig: ›Was uns gläubige Hausleute mittags, außer der Zeit, an Speise und Trank Gutes darreichen, das hat uns der Erhabene zu lassen geheißen, das hat uns der Willkommene verleugnen geheißen.‹ Weil wir nun, o Herr, zum Erhabenen Liebe und Zutrauen hegten, schaamhaft und dehmüthig waren, so ließen wir davon ab, mittags, außer der Zeit, zu essen. Und so aßen wir denn, o Herr, abends und morgens. Es war aber einst ein Anlass, o Herr, wo der Erhabene die Mönche ermahnte: ›Wohlan, ihr Mönche, jenes Abendessen, außer der Zeit, sollt ihr lassen.‹ Da wurden wir wieder betrübt, o Herr, wurden traurig: ›Was für Mahlzeit von den beiden uns als die bessere gilt, die hat uns der Erhabene zu lassen geheißen, die hat uns der Willkommene verleugnen geheißen.‹ Einst hatte, o Herr, ein Mann zu Mittag ein Gericht erhalten, und er sprach also: ›Hebt es mir doch auf, abends wollen wir alle gemeinsam speisen.‹ Alles, o Herr, wird für den Abend bereitet, wenig für den Tag. Weil wir aber, o Herr, zum Erhabenen Liebe und Zutrauen hegten, schaamhaft und dehmüthig waren, so ließen wir davon ab, abends, außer der Zeit, zu essen. Einst gingen die Mönche, o Herr, im Dunkel der Dämmerung auf Almosen aus und geriethen in Pfützen, fielen in Tümpel, verstiegen sich in Dickicht, traten auf eine schlafende Kuh, kamen mit Menschen zusammen, mit feiernden oder beschäftigten, oder Weiber luden sie auf ungehörige Weise ein. Einst ging ich, o Herr, im Dunkel der Dämmerung auf Almosen aus. Da sah mich, o Herr, eine Frau, die im Rinnstein Geschirr wusch, und als sie mich gesehn rief sie entsetzt aus: ›Ha, weh' mir, ein Gespenst!‹ Ich aber, o Herr, sprach also zur Frau: ›Kein Gespenst, o Schwester, ein Mönch steht um Almosen.‹ – ›So bringt wohl ein Mönch den Leib um, so bringt wohl ein Mönch ein Weib um! Lies bhikhhu 'ssa ātumāri, bhikkhu 'ssa mātumāri; atu = ātumā. Es ist Volksdialekt. Besser wär' es dir, o Mönch, mit scharfem Schlachtmesser den Bauch aufschlitzen und nicht im Dunkel der Dämmerung um des Bauches willen auf Almosen ausgehn!‹ – Und weil ich, o Herr, mich dessen erinnerte, gedacht' ich bei mir: ›Viel unsälige Dinge, wahrlich, hat uns der Erhabene genommen, viel sälige Dinge, wahrlich, hat uns der Erhabene gegeben! Viel unheilsame Dinge, wahrlich, hat uns der Erhabene genommen, viel heilsame Dinge, wahrlich, hat uns der Erhabene gegeben!‹«
»Ebenso nun aber, Udāyī, haben da gar manche Thoren, von mir ermahnt ›Das mögt ihr lassen‹, dann also gesprochen: ›Was wird es auf solche Kleinigkeit, Winzigkeit ankommen? Allzu peinlich genau ist doch dieser Asket!‹ Zu adhisallikhato cf. die 8. Rede und meine Anm. 4 zu Band 1. Und sie lassen nicht davon ab und setzen in Misstrauen zu mir die Mönche, die sich eifrig üben. Denen wird das, Udāyī, eine feste Fessel, eine tüchtige Fessel, eine zähe Fessel, keine faule Fessel, ein schwerer Block. Gleichwie etwa, Udāyī, eine Wachtel, mit einem Bande aus faulem Baste gebunden, eben dadurch in Verderben, in Noth oder Tod geräth: wer nun da, Udāyī, also spräche, ›Das Band aus faulem Baste, womit diese Wachtel gebunden ist und wodurch sie in Verderben, in Noth oder Tod geräth, das ist ja für sie kein festes Band, ist ein schwaches Band, ein faules Band, ein haltloses Band‹, würde der also, Udāyī, recht reden?«
»Gewiss nicht, o Herr! Das Band aus faulem Baste o Herr, womit diese Wachtel gebunden ist und wodurch sie in Verderben, in Noth oder Tod geräth, das ist ja für sie ein festes Band, ein tüchtiges Band, ein zähes Band, kein faules Band, ein schwerer Block.«
»Ebenso nun auch, Udāyī, haben da gar manche Thoren, von mir ermahnt ›Das mögt ihr lassen‹, dann also gesprochen: ›Was wird es auf solche Kleinigkeit, Winzigkeit ankommen? Allzu peinlich genau ist doch dieser Asket!‹ Und sie lassen nicht davon ab und setzen in Misstrauen zu mir die Mönche, die sich eifrig üben. Denen wird das, Udāyī', eine feste Fessel, eine tüchtige Fessel, eine zähe Fessel, keine faule Fessel, ein schwerer Block.
»Und wieder haben da, Udāyī, gar manche edle Söhne, von mir ermahnt ›Das mögt ihr lassen‹, dann also gesprochen: ›Was wird es auf solche Kleinigkeit, Winzigkeit ankommen, die zu lassen ist, die uns der Erhabene zu lassen geheißen, die uns der Willkommene verleugnen geheißen hat!‹ Und sie lassen eben davon ab und setzen nicht in Misstrauen zu mir die Mönche, die sich eifrig üben. Und weil sie das gelassen, verweilen sie gestillt, ohne Widerstand, ohne Widerrede, mild geworden im Gemüthe. Denen wird das, Udāyī, keine feste Fessel, eine schwache Fessel, eine faule Fessel, eine haltlose Fessel.
»Gleichwie etwa, Udāyī, ein Königselephant, mit Doppelbauern, zum Angriff geeignet, zum Kampf erzogen, der mit starken Riemen und Seilen gefesselt ist, nur gering den Körper bewegend diese Fesseln zerreißt und zertritt und hingeht wohin er will: wer nun da, Udāyī, also spräche, ›Die starken Riemen und Seile, womit dieser Königselephant mit Doppelhauern, zum Angriff geeignet, zum Kampf erzogen, gefesselt ist, und die er, nur gering den Körper bewegend, zerreißt und zertritt, um hinzugehn wohin er will, das sind ja feste Fesseln für ihn, tüchtige Fesseln, keine faulen Fesseln, ein schwerer Block‹, würde der also, Udāyī, recht reden?«
»Gewiss nicht, o Herr! Die starken Riemen und Seile, o Herr, womit dieser Königselephant mit Doppelhauern, zum Angriff geeignet, zum Kampf erzogen, gefesselt ist, nur gering den Körper bewegend zerreißt und zertritt er diese und geht hin wohin er will: das sind ihm wahrlich keine festen Fesseln, sind schwache Fesseln, faule Fesseln, haltlose Fesseln.«
»Ebenso nun auch, Udāyī, haben da gar manche edle Söhne, von mir ermahnt ›Das mögt ihr lassen‹, dann also gesprochen: ›Was wird es auf solche Kleinigkeit, Winzigkeit ankommen, die zu lassen ist, die uns der Erhabene zu lassen geheißen, die uns der Willkommene verleugnen geheißen hat!‹ Und sie lassen eben davon ab und setzen nicht in Misstrauen zu mir die Mönche, die sich eifrig üben. Und weil sie das gelassen, verweilen sie gestillt, ohne Widerstand, ohne Widerrede, mild geworden im Gemüthe. Denen wird das, Udāyī, keine feste Fessel, eine schwache Fessel, eine faule Fessel, eine haltlose Fessel.
»Gleichwie etwa, Udāyī, wenn da ein Mann wäre, arm, unfrei, unselbständig; und er besäße ein einziges Häuschen, verfallen und zerfallen, den Krähen gar sehr zugänglich, durchaus nicht schön, eine einzige Lagerstatt, khaṭopikā, von khaṭvādi. verfallen und zerfallen, durchaus nicht schön, einen einzigen Scheffel voll Getreidesaamen, durchaus nicht schön, ein einziges Weib, durchaus nicht schön: und er sähe in einem Haine einen Mönch, mit rein gewaschenen Händen und Füßen, heiter blickend, nach eingenommenem Mahle, in kühlem Schatten sitzen, hohem Gedenken hingegeben. Und es würd' ihm also zumuthe: ›Sälig ist, wahrlich, Asketenschaft, leidlos ist, wahrlich, Asketenschaft! O wär' ich doch ein solcher, dass ich mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszöge!‹ Und er vermöchte nicht das eine Häuschen, verfallen und zerfallen, den Krähen gar sehr zugänglich, durchaus nicht schön, zu lassen, die eine Lagerstatt, verfallen und zerfallen, durchaus nicht schön, zu lassen, den einen Scheffel voll Getreidesaamen, durchaus nicht schön, zu lassen, das eine Weib, durchaus nicht schön, zu lassen und, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszuziehn. Wer nun da, Udāyī, also spräche, ›Die Bande, womit dieser Mann gebunden nicht vermag das eine Häuschen, verfallen und zerfallen, den Krähen gar sehr zugänglich, durchaus nicht schön, zu lassen, die eine Lagerstatt, verfallen und zerfallen, durchaus nicht schön, zu lassen, den einen Scheffel voll Getreidesaamen, durchaus nicht schön, zu lassen, das eine Weib, durchaus nicht schön, zu lassen und, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszuziehn, das sind ja für ihn keine festen Bande, sind schwache Bande, faule Bande, haltlose Bande‹, würde der also, Udāyī, recht reden?«
»Gewiss nicht, o Herr! Die Bande, o Herr, womit dieser Mann gebunden nicht vermag das eine Häuschen, verfallen und zerfallen, den Krähen gar sehr zugänglich, durchaus nicht schön, zu lassen, die eine Lagerstatt, verfallen und zerfallen, durchaus nicht schön, zu lassen, den einen Scheffel voll Getreidesaamen, durchaus nicht schön, zu lassen, das eine Weib, durchaus nicht schön, zu lassen und, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszuziehn, das sind ja für ihn feste Bande, tüchtige Bande, zähe Bande, keine faule Bande, ein schwerer Block.«
»Ebenso nun auch, Udāyī, haben da gar manche Thoren, von mir ermahnt ›Das mögt ihr lassen‹, dann also gesprochen: ›Was wird es auf solche Kleinigkeit, Winzigkeit ankommen? Allzu peinlich genau ist doch dieser Asket!‹ Und sie lassen nicht davon ab und setzen in Misstrauen zu mir die Mönche, die sich eifrig üben. Denen wird das, Udāyī, eine feste Fessel, eine tüchtige Fessel, eine zähe Fessel, keine faule Fessel, ein schwerer Block.
»Gleichwie etwa, Udāyī, wenn da ein Hausvater wäre, oder der Sohn eines Hausvaters, reich, mit Geld und Gut mächtig begabt, im Besitze vieler Haufen Goldes, im Besitze vieler Massen Getreides, im Besitze vieler Felder und Wiesen, im Besitze vieler Häuser und Höfe, im Besitze vieler Schaaren von Frauen, im Besitze vieler Schaaren von Dienern, im Besitze vieler Schaaren von Dienerinen: und er sähe in einem Haine einen Mönch, mit rein gewaschenen Händen und Füßen, heiter blickend, nach eingenommenem Mahle, in kühlem Schatten sitzen, hohem Gedenken hingegeben. Und es würd' ihm also zumuthe: ›Sälig ist, wahrlich, Asketenschaft, leidlos ist, wahrlich, Asketenschaft! O wär' ich doch ein solcher, dass ich, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszöge!‹ Und er vermöchte die vielen Haufen Goldes zu lassen, die vielen Massen Getreides zu lassen, die vielen Felder und Wiesen zu lassen, die vielen Häuser und Höfe zu lassen, die vielen Schaaren von Frauen zu lassen, die vielen Schaaren von Dienern zu lassen, die vielen Schaaren von Dienerinen zu lassen und, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszuziehn. Wer nun da, Udāyī, also spräche, ›Die Bande, womit dieser Mann gebunden vermag viele Haufen Goldes zu lassen, viele Massen Getreides zu lassen, viele Felder und Wiesen zu lassen, viele Häuser und Höfe zu lassen, viele Schaaren von Frauen zu lassen, viele Schaaren von Dienern zu lassen, viele Schaaren von Dienerinen zu lassen und, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszuziehn, das sind ja für ihn feste Bande, tüchtige Bande, zähe Bande, keine faulen Bande, ein schwerer Block‹, würde der also, Udāyī, recht reden?«
»Gewiss nicht, o Herr! Die Bande, o Herr, womit dieser Mann gebunden vermag viele Haufen Goldes zu lassen, viele Massen Getreides zu lassen, viele Felder und Wiesen zu lassen, viele Häuser und Höfe zu lassen, viele Schaaren von Frauen zu lassen, viele Schaaren von Dienern zu lassen, viele Schaaren von Dienerinen zu lassen und, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszuziehn, das sind ja für ihn keine festen Bande, sind schwache Bande, faule Bande, haltlose Bande.«
»Ebenso nun auch, Udāyī, haben da gar manche edle Söhne, von mir ermahnt ›Das mögt ihr lassen‹, dann also gesprochen: ›Was wird es auf solche Kleinigkeit, Winzigkeit ankommen, die zu lassen ist, die uns der Erhabene zu lassen geheißen, die uns der Willkommene verleugnen geheißen hat!‹ Und sie lassen eben davon ab und setzen nicht in Misstrauen zu mir die Mönche, die sich eifrig üben. Und weil sie das gelassen, verweilen sie gestillt, ohne Widerstand, ohne Widerrede, mild geworden im Gemüthe. Denen wird das, Udāyī', keine feste Fessel, eine schwache Fessel, eine faule Fessel, eine haltlose Fessel.
»Vier Arten von Menschen, Udāyī, finden sich hier in der Welt vor: welche vier? Da ist, Udāyī, ein Mensch auf dem Wege das Anhaften zu lassen, das Anhaften zu verleugnen; und während er auf dem Wege ist das Anhaften zu lassen, das Anhaften zu verleugnen, kommen ihn mit Anhaften verbundene Erinnerungen an: und er gönnt ihnen Raum, verleugnet sie nicht, vertreibt sie nicht, vertilgt sie nicht, erstickt sie nicht im Keime. Einen solchen Menschen, Udāyī, nenn' ich gefesselt, nicht entfesselt: und warum das? Weil ich die Sinnesart, Udāyī, bei diesem Menschen gemerkt habe. Da ist ferner, Udāyī, ein Mensch auf dem Wege das Anhaften zu lassen, das Anhaften zu verleugnen; und während er auf dem Wege ist das Anhaften zu lassen, das Anhaften zu verleugnen, kommen ihn mit Anhaften verbundene Erinnerungen an: und er gönnt ihnen keinen Raum, verleugnet sie, vertreibt sie, vertilgt sie, erstickt sie im Keime. Auch einen solchen Menschen, Udāyī, nenn' ich gefesselt, nicht entfesselt: und warum das? Weil ich die Sinnesart, Udāyī, bei diesem Menschen gemerkt habe. Da ist ferner, Udāyī, ein Mensch auf dem Wege das Anhaften zu lassen, das Anhaften zu verleugnen; und während er auf dem Wege ist das Anhaften zu lassen, das Anhaften zu verleugnen, kommen ihn gelegentlich hie und da wirre Gedanken, mit Anhaften verbundene Erinnerungen an. Langsam, Udāyī, treten die Gedanken auf, aber gar eilig verleugnet er sie, vertreibt sie, vertilgt sie, erstickt sie im Keime. Gleichwie etwa, Udāyī, wenn ein Mann auf eine tagüber am Feuer glühende eiserne Pfanne zwei oder drei Wassertropfen herabträufeln ließe – langsam, Udāyī, wäre der Fall der Tropfen, aber gar eilig würden sie aufgelöst und verschwunden sein –: ebenso nun auch, Udāyī, ist da ein Mensch auf dem Wege das Anhaften zu lassen, das Anhaften zu verleugnen; und während er auf dem Wege ist das Anhaften zu lassen, das Anhaften zu verleugnen, kommen ihn gelegentlich hie und da wirre Gedanken, mit Anhaften verbundene Erinnerungen an. Langsam, Udāyī, treten die Gedanken auf, aber gar eilig verleugnet er sie, vertreibt sie, vertilgt sie, erstickt sie im Keime. Auch einen solchen Menschen, Udāyī, nenn' ich gefesselt, nicht entfesselt: und warum das? Weil ich die Sinnesart, Udāyī, bei diesem Menschen gemerkt habe. Und ferner, Udāyī, hat da ein Mensch gemerkt ›Anhaften ist des Leidens Wurzel‹, und er haftet nirgend an und ist im Versiegen des Anhaftens erlöst. Einen solchen Menschen, Udāyī, nenn' ich entfesselt, nicht gefesselt: und warum das? Weil ich die Sinnesart, Udāyī, bei diesem Menschen gemerkt habe.
»Fünf Begehrungen, Udāyī, giebt es: welche fünf? Die durch das Gesicht ins Bewusstsein tretenden Formen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch das Gehör ins Bewusstsein tretenden Töne, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch den Geruch ins Bewusstsein tretenden Düfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch den Geschmack ins Bewusstsein tretenden Säfte, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden; die durch das Getast ins Bewusstsein tretenden Tastungen, die ersehnten, geliebten, entzückenden, angenehmen, dem Begehren entsprechenden, reizenden. Das sind, Udāyī, die fünf Begehrungen. Was da, Udāyī, Wohl und Erwünschtes diesen fünf Begehrungen gemäß geht, das nennt man Begierden wohl, kothiges Wohl, gemeines Menschenwohl, unheiliges Wohl. Nicht zu pflegen, nicht zu hegen, nicht zu mehren ist es: zu hüten hat man sich vor solchem Wohle, sag' ich.
»Da weilt, Udāyī, ein Mönch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. Nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erwirkt er die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. In heiterer Ruhe verweilt er gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. Nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkt er die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Das nennt man Wohl der Entsagung, Wohl der Einsamkeit, Wohl der Beruhigung, Wohl der Erwachung. Zu pflegen und zu hegen und zu mehren ist es: nicht zu hüten hat man sich vor solchem Wohle, sag' ich.
»Da weilt, Udāyī, ein Mönch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. Das aber nenn' ich, Udāyī, der Regung unterworfen: und was ist da der Regung unterworfen? Was eben dabei als Sinnen und Gedenken nicht ausgerodet ist, das gilt hier als Regung. Da gewinnt, Udāyī, ein Mönch nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. Auch das nenn' ich, Udāyī, der Regung unterworfen: und was ist da der Regung unterworfen? Was eben dabei als sälige Heiterkeit nicht ausgerodet ist, das gilt hier als Regung. Da verweilt, Udāyī, ein Mönch in heiterer Ruhe, gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. Auch das nenn' ich, Udāyī, der Regung unterworfen: und was ist da der Regung unterworfen? Was eben dabei als säliger Gleichmuth nicht ausgerodet ist, das gilt hier als Regung. Da erwirkt, Udāyī, ein Mönch nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Und das nenn' ich, Udāyī, keiner Regung unterworfen.
»Da weilt, Udāyī, ein Mönch, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. Das aber nenn' ich, Udāyī, unzulänglich, und sage ›Verwerft es‹, sage ›Überwindet es‹: und was ist hier die Überwindung? Da gewinnt, Udāyī, ein Mönch nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. Das ist hier die Überwindung. Auch das nenn' ich, Udāyī, unzulänglich, und sage ›Verwerft es‹, sage ›Überwindet es‹: und was ist hier die Überwindung? Da verweilt, Udāyī, ein Mönch in heiterer Ruhe, gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. Das ist hier die Überwindung. Auch das nenn' ich, Udāyī, unzulänglich, und sage ›Verwerft es‹, sage ›Überwindet es‹: und was ist hier die Überwindung? Da erwirkt, Udāyī, ein Mönch nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Das ist hier die Überwindung. Auch das nenn' ich, Udāyī, unzulänglich, und sage ›Verwerft es‹, sage ›Überwindet es‹: und was ist hier die Überwindung? Da gewinnt, Udāyī, ein Mönch nach völliger Überwindung der Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der Vielheitwahrnehmungen in dem Gedanken ›Gränzenlos ist der Raum‹ das Reich des unbegränzten Raumes. Das ist hier die Überwindung. »Fugere nos oportet omnem cognitionem multifariam distrahentem atque fallentem, ut ueritatem simplicissimam consequamur«: AGRIPPA, De occ. phil. p. 530, ex PROCLO. Auch das nenn' ich, Udāyī, unzulänglich, und sage ›Verwerft es‹, sage ›Überwindet es‹: und was ist hier die Überwindung? Da gewinnt. Udāyī, ein Mönch nach völliger Überwindung der unbegränzten Raumsphäre in dem Gedanken ›Gränzenlos ist das Bewusstsein‹ das Reich des unbegränzten Bewusstseins. Das ist hier die Überwindung. Auch das nenn' ich, Udāyī, unzulänglich, und sage ›Verwerft es‹, sage ›Überwindet es‹: und was ist hier die Überwindung? Da gewinnt, Udāyī, ein Mönch nach völliger Überwindung der unbegränzten Bewusstseinsphäre in dem Gedanken ›Nichts ist da‹ das Reich des Nichtdaseins. Das ist hier die Überwindung. Auch das nenn' ich, Udāyī, unzulänglich, und sage ›Verwerft es‹, sage ›Überwindet es‹: und was ist hier die Überwindung? Da erreicht, Udāyī, ein Mönch nach völliger Überwindung der Nichtdaseinsphäre die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung. Das ist hier die Überwindung. Auch das nenn' ich, Udāyī, unzulänglich, und sage ›Verwerft es‹, sage ›Überwindet es‹: und was ist hier die Überwindung? Da erreicht, Udāyī, ein Mönch nach völliger Überwindung der Gränzscheide möglicher Wahrnehmung die Auflösung der Wahrnehmbarkeit. Das ist hier die Überwindung. Und so sag' ich denn, Udāyī, dass auch die Gränzscheide möglicher Wahrnehmung zu überschreiten sei. Siehst du etwa, Udāyī, eine Fessel, fein oder gemein, die zu lassen ich nicht geheißen habe?«
»Gewiss nicht, o Herr!«
Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Udāyī über das Wort des Erhabenen.