Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

54

Sechster Theil
Vierte Rede

Potaliyo

Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene im Lande der Aṉguttarāper, bei Āpaņam, einer Burg im Gebiete der Aṉguttarāper. Und der Erhabene, zeitig gerüstet, nahm Mantel und Schaale und ging nach Āpaṇam um Almosenspeise. Und als der Erhabene, von Haus zu Haus tretend, Almosen erhalten, kehrte er zurück, nahm das Mahl ein und begab sich dann in ein nahe gelegenes Waldgehölz, für den Tag. Im Inneren dieses Waldgehölzes setzte sich der Erhabene am Fuß eines Baumes nieder, bis gegen Sonnenuntergang da zu verweilen.

Und auch Potaliyo der Hausvater kam, in einen weiten Obermantel gehüllt, versehn mit Schirm und Sandalen, auf einem Spaziergange lustwandelnd, nach dem Waldgehölze. Und er trat in das Waldgehölz ein und kam dorthin wo der Erhabene weilte. Dort angelangt tauschte er mit dem Erhabenen höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte und stellte sich seitwärts hin. Und an Potaliyo den Hausvater, der seitwärts stand, wandte sich der Erhabene also:

»Man kann sich da, Hausvater, hinsetzen: wenn du willst sitz' nieder.«

Also angeredet dachte Potaliyo der Hausvater bei sich: ›Hausvater hat mich der Asket Gotamo genannt!‹ Und verstimmt und missmuthig schwieg er still.

Und zum zweiten Mal wandte sich der Erhabene also an Potaliyo den Hausvater:

»Man kann sich da, Hausvater, hinsetzen: wenn du willst sitz' nieder.«

Und zum zweiten Mal dachte Potaliyo der Hausvater bei sich: ›Hausvater hat mich der Asket Gotamo genannt!‹ Und verstimmt und missmuthig schwieg er still.

Und zum dritten Mal wandte sich der Erhabene also an Potaliyo den Hausvater:

»Man kann sich da, Hausvater, hinsetzen: wenn du willst sitz' nieder.«

Und zum dritten Mal dachte Potaliyo der Hausvater bei sich: ›Hausvater hat mich der Asket Gotamo genannt!‹ Und verstimmt und missmuthig sprach er also zum Erhabenen:

»Das kommt dir, o Gotamo, nicht zu, das steht dir nicht zu, dass du mich mit dem Worte Hausvater angehst!«

»Du hast ja, Hausvater, Mienen, Merkmale, Kennzeichen wie sie dem Hausvater eignen.«

»Gleichwohl hab' ich, o Gotamo, jeder Thätigkeit entsagt, jeden Verkehr abgeschnitten.«

»Wie denn aber hast du, Hausvater, jeder Thätigkeit entsagt, jeden Verkehr abgeschnitten?«

»Was ich da, o Gotamo, an Geld und Gut, an Silber und Gold besessen habe, das hab' ich alles meinen Kindern zum Erbe gegeben: und ich rathe da keinem zu, keinem ab, hab' mir nur Kost und Gewand bedungen. Also hab' ich, o Gotamo, jeder Thätigkeit entsagt, jeden Verkehr abgeschnitten.«

»Anders redest, Hausvater, du vom Verkehrabschneiden, und wieder anders wird im Orden des Heiligen der Verkehr abgeschnitten.«

»Wie denn aber, o Herr, wird im Orden des Heiligen der Verkehr abgeschnitten? Gut war' es, o Herr, wenn mir der Erhabene die Lehre so darlegen wollte, wie der Verkehr im Orden des Heiligen abgeschnitten wird.«

»Wohlan denn, Hausvater, so höre und achte wohl auf meine Rede.«

»Ja, o Herr!« erwiderte da aufmerksam Potaliyo der Hausvater dem Erhabenen. Der Erhabene sprach also:

»Acht Dinge sind es, Hausvater, die hier im Orden des Heiligen den Verkehr abschneiden lassen: welche acht? Kein Wesen tödten lässt vom Tödten der Wesen abstehn, Gegebenes nehmen lässt vom Nehmen des Nichtgegebenen abstehn, die Wahrheit reden lässt von der Lüge abstehn, nicht verleumden lässt von Verleumdung abstehn, nicht begehrlich suchten lässt von begehrlicher Sucht abstehn, nicht rügen und schelten lässt von Rügen und Schelten abstehn, nicht wüthen und verzweifeln lässt von Wuth und Verzweiflung abstehn, nicht anmaaßen lässt von Anmaaßung abstehn. Das sind, Hausvater, kurz gesagt, nicht ausführlich unterschieden, die acht Dinge, die hier im Orden des Heiligen den Verkehr abschneiden lassen.«

»Diese acht Dinge, o Herr, vom Erhabenen kurz angegeben, nicht ausführlich unterschieden, die hier im Orden des Heiligen den Verkehr abschneiden lassen: möchte mir doch, o Herr, der Erhabene diese acht Dinge ausführlich darlegen, von Mitleid bewogen!«

»So höre denn, Hausvater, und achte wohl auf meine Rede!«

»Gewiss, o Herr!« erwiderte da aufmerksam Potaliyo der Hausvater dem Erhabenen. Der Erhabene sprach also: »'Kein Wesen tödten lässt vom Tödten der Wesen abstehn': das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Da überlegt, Hausvater, der heilige Jünger bei sich: ›Jene Fesseln, die mich zum Mörder machen könnten, die beginn' ich zu lösen, abzuschneiden: denn wenn ich zum Mörder würde, so möcht' ich gar mich selber verachten, wegen des Mordes, und, wohlüberlegt, möchten Verständige mich tadeln, wegen des Mordes, und bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, stände mir üble Fährte bevor, wegen des Mordes. Das ist ja eben die Fessel, das ist die Hemmung, nämlich der Mord. Wenn aber durch Mord verstörendes, sehrendes Wähnen entsteht, kann es den, der sich vom Morde fernhält, also nicht ankommen.‹ ›Kein Wesen tödten lässt vom Tödten der Wesen abstehn‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

»›Gegebenes nehmen lässt vom Nehmen des Nichtgegebenen abstehn‹: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Da überlegt, Hausvater, der heilige Jünger bei sich: ›Jene Fesseln, die mich zum Diebe machen könnten, die beginn' ich zu lösen, abzuschneiden: denn wenn ich zum Diebe würde, so möcht' ich gar mich selber verachten, wegen des Diebstahls, und, wohlüberlegt, möchten Verständige mich tadeln, wegen des Diebstahls, und bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, stände mir üble Fährte bevor, wegen des Diebstahls. Das ist ja eben die Fessel, das ist die Hemmung, nämlich der Diebstahl. Wenn aber durch Diebstahl verstörendes, sehrendes Wähnen entsteht, kann es den, der sich vom Diebstahl fernhält, also nicht ankommen.‹ ›Gegebenes nehmen lässt vom Nehmen des Nichtgegebenen abstehn‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

»›Die Wahrheit reden lässt von der Lüge abstehn‹: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Da überlegt, Hausvater, der heilige Jünger bei sich: ›Jene Fesseln, die mich zum Lügner machen könnten, die beginn' ich zu lösen, abzuschneiden: denn wenn ich zum Lügner würde, so möcht' ich gar mich selber verachten, wegen der Lüge, und, wohlüberlegt, möchten Verständige mich tadeln, wegen der Lüge, und bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, stände mir üble Fährte bevor, wegen der Lüge. Das ist ja eben die Fessel, das ist die Hemmung, nämlich die Lüge. Wenn aber durch Lüge verstörendes, sehrendes Wähnen entsteht, kann es den, der sich von der Lüge fernhält, also nicht ankommen.‹ ›Die Wahrheit reden lässt von der Lüge abstehn‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

»›Nicht verleumden lässt von Verleumdung abstehn‹: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Da überlegt, Hausvater, der heilige Jünger bei sich: ›Jene Fesseln, die mich zum Verleumder machen könnten, die beginn' ich zu lösen, abzuschneiden: denn wenn ich zum Verleumder würde, so möcht' ich gar mich selber verachten, wegen der Verleumdung, und, wohlüberlegt, möchten Verständige mich tadeln, wegen der Verleumdung, und bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, stände mir üble Fährte bevor, wegen der Verleumdung. Das ist ja eben die Fessel, das ist die Hemmung, nämlich Verleumden. Wenn aber durch Verleumden verstörendes, sehrendes Wähnen entsteht, kann es den, der sich von Verleumden fernhält, also nicht ankommen.« ›Nicht verleumden lässt von Verleumdung abstehn‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

»›Nicht begehrlich süchten lässt von begehrlicher Sucht abstehn‹: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Da überlegt, Hausvater, der heilige Jünger bei sich: ›Jene Fesseln, die mich begehrlich süchten ließen, die beginn' ich zu lösen, abzuschneiden: denn wenn ich begehrlicher Sucht fröhnte, so möcht' ich gar mich selber verachten, wegen begehrlicher Sucht, und, wohlüberlegt, möchten Verständige mich tadeln, wegen begehrlicher Sucht, und bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, stände mir üble Fährte bevor, wegen begehrlicher Sucht. Das ist ja eben die Fessel, das ist die Hemmung, nämlich begehrliche Sucht. Wenn aber durch begehrliche Sucht verstörendes, sehrendes Wähnen entsteht, kann es den, der sich von begehrlicher Sucht fernhält, also nicht ankommen.‹

›Nicht begehrlich süchten lässt von begehrlicher Sucht abstehn‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

»›Nicht rügen und schelten lässt von Rügen und Schelten abstehn‹: das ist gesagt worden, und warum ist das gesagt worden? Da überlegt, Hausvater, der heilige Jünger bei sich: ›Jene Fesseln, die mich rügen und schelten ließen, die beginn' ich zu lösen, abzuschneiden: denn wenn ich rügte und schölte, so möcht' ich gar mich selber verachten, wegen des Rügens und Scheltens, und, wohlüberlegt, möchten Verständige mich tadeln, wegen des Rügens und Scheltens, und bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, stände mir üble Fährte bevor, wegen des Rügens und Scheltens. Das ist ja eben die Fessel, das ist die Hemmung, nämlich Rügen und Schelten. Wenn aber durch Rügen und Schelten verstörendes, sehrendes Wähnen entsteht, kann es den, der sich von Rügen und Schelten fernhält, also nicht ankommen.‹ ›Nicht rügen und schelten lässt von Rügen und Schelten abstehn‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

»›Nicht wüthen und verzweifeln lässt von Wuth und Verzweiflung abstehn‹: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Da überlegt, Hausvater, der heilige Jünger bei sich: ›Jene Fesseln, die mich wüthen und verzweifeln ließen, die beginn' ich zu lösen, abzuschneiden: denn wenn ich' in Wuth und Verzweiflung geriethe, so möcht' ich gar mich selber verachten, wegen der Wuth und Verzweiflung, und, wohlüberlegt, möchten Verständige mich tadeln, wegen der Wuth und Verzweiflung, und bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, stände mir üble Fährte bevor, wegen der Wuth und Verzweiflung. Das ist ja eben die Fessel, das ist die Hemmung, nämlich Wuth und Verzweiflung. Wenn aber durch Wuth und Verzweiflung verstörendes, sehrendes Wähnen entsteht, kann es den, der sich von Wuth und Verzweiflung fernhält, also nicht ankommen.‹ ›Nicht wüthen und verzweifeln lässt von Wuth und Verzweiflung abstehn‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

»›Nicht anmaaßen lässt von Anmaaßung abstehn‹: das ist gesagt worden; und warum ist das gesagt worden? Da überlegt, Hausvater, der heilige Jünger bei sich: ›Jene Fesseln, die mir Anmaaßung schüfen, die beginn' ich zu lösen, abzuschneiden: denn wenn ich anmaaßend würde, so möcht' ich gar mich selber verachten, wegen der Anmaaßung, und, wohlüberlegt, möchten Verständige mich tadeln, wegen der Anmaaßung, und bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, stände mir üble Fährte bevor, wegen der Anmaaßung. Das ist ja eben die Fessel, das ist die Hemmung, nämlich Anmaaßen. Wenn aber durch Anmaaßen verstörendes, sehrendes Wähnen entsteht, kann es den, der sich von Anmaaßen fernhält, also nicht ankommen.‹ ›Nicht anmaaßen lässt von Anmaaßung abstehn‹: wurde das gesagt, so war es darum gesagt.

»Das sind, Hausvater, kurz gesagt und ausführlich unterschieden, die acht Dinge, die hier im Orden des Heiligen den Verkehr abschneiden lassen. Doch nicht nur soweit wird im Orden des Heiligen ganz und gar überall aller Verkehr abgeschnitten.«

»Wie aber wird dann, o Herr, im Orden des Heiligen ganz und gar überall aller Verkehr abgeschnitten? O dass mir, o Herr, der Erhabene die Lehre derart zeigen möchte, wie da im Orden des Heiligen ganz und gar überall aller Verkehr abgeschnitten wird!«

»So höre denn, Hausvater, und achte wohl auf meine Rede.«

»Gewiss, o Herr!« erwiderte da aufmerksam Potaliyo der Hausvater dem Erhabenen. Der Erhabene sprach also:

»Gleichwie etwa, Hausvater, wenn ein Hund, von Hunger und Schwäche gepeinigt, sich vor der Bank eines Rindschlächters aufstellte, und es würfe ihm ein geschickter Schlächter oder Schlächtergeselle ein Knochenstück zu, kahl, abgeschabt, ohne Fleisch, blutbefleckt; was meinst du wohl, Hausvater: könnte da dieser Hund, indem er das Knochenstück, das kahle, abgeschabte, fleischlose, blutbefleckte, rings herum benagt, Hunger und Schwäche vertreiben?«

»Gewiss nicht, o Herr!«

»Und warum nicht?«

»Das Knochenstück, o Herr, ist ja kahl, abgeschabt, ohne Fleisch, blutbefleckt, so viel Mühe und Plage auch immer der Hund sich geben mag.«

»Ebenso nun auch, Hausvater, überlegt der heilige Jünger bei sich: ›Kahlen Knochen gleich sind die Begierden, hat der Erhabene gesagt, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt‹: und er sieht es also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit an: und den Anblick, der vielfältig Vielheit sucht, diesen verleugnet er, und den Anblick, der einfältig Einheit sucht, wo jedes Hangen an weltlichem Köder gänzlich vereitelt wird, ja diesen Anblick verwirklicht er.

»Gleichwie etwa, Hausvater, wenn ein Geier oder ein Reiher oder ein Rabe einen Fleischfetzen packte und fortrisse, und es stürzten auf ihn andere Geier oder Reiher oder Raben in Schaaren hernieder und rauften darum; was meinst du wohl, Hausvater: wenn dieser Geier oder Reiher oder Rabe den Fleischfetzen nicht alsbald fahren ließe, wär' ihm da Tod gewiss oder tödtlicher Schmerz?«

»Freilich, o Herr!«

»Ebenso nun auch, Hausvater, überlegt der heilige Jünger bei sich: ›Fleischfetzen gleich sind die Begierden, hat der Erhabene gesagt, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt‹; und er sieht es also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit an: und den Anblick, der vielfältig Vielheit sucht, diesen verleugnet er, und den Anblick, der einfältig Einheit sucht, wo jedes Hangen an weltlichem Köder gänzlich vereitelt wird, ja diesen Anblick verwirklicht er.

»Gleichwie etwa, Hausvater, wenn ein Mann mit einer flammenden Strohfackel gegen den Wind ginge; was meinst du wohl, Hausvater: wenn dieser Mann die flammende Strohfackel nicht gar eilig von sich fortwürfe, würde sie da seine Hand versengen, seinen Arm versengen oder andere Glieder des Leibes, und er also Tod erleiden oder tödtlichen Schmerz?«

»Freilich, o Herr!«

»Ebenso nun auch, Hausvater, überlegt der heilige Jünger bei sich: ›Flammendem Stroh gleich sind die Begierden, hat der Erhabene gesagt, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt‹: und er sieht es also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit an: und den Anblick, der vielfältig Vielheit sucht, diesen verleugnet er, und den Anblick, der einfältig Einheit sucht, wo jedes Hangen an weltlichem Köder gänzlich vereitelt wird, ja diesen Anblick verwirklicht er.

»Gleichwie etwa, Hausvater, wenn da eine Grube wäre, tiefer als Manneshöhe, voll glühender Kohlen, ohne Flammen, ohne Rauch; und es käme ein Mann herbei, der leben, nicht sterben will, der Wohlsein wünscht und Wehe verabscheut, und zwei kräftige Männer ergriffen ihn unter den Armen und schleppten ihn zu der glühenden Kohlengrube hin; was meinst du wohl, Hausvater: würde da nun dieser Mann auf jede nur mögliche Weise den Leib zurückziehn?«

»Gewiss, o Herr!«

»Und warum das?«

»Gar wohl, o Herr, wüsste der Mann: ›Fall' ich in diese glühenden Kohlen hinein, so muss ich sterben oder tödtlichen Schmerz erleiden!‹«

»Ebenso nun auch, Hausvater, überlegt der heilige Jünger bei sich: ›Glühenden Kohlen gleich sind die Begierden, hat der Erhabene gesagt, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt‹; und er sieht es also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit an: und den Anblick, der vielfältig Vielheit sucht, diesen verleugnet er, und den Anblick, der einfältig Einheit sucht, wo jedes Hangen an weltlichem Köder gänzlich vereitelt wird, ja diesen Anblick verwirklicht er.

»Gleichwie etwa, Hausvater, wenn ein Mann ein Traumbild sähe, einen schönen Garten, einen freundlichen Hain, eine heitere Landschaft, einen lichten See, und, wieder erwacht, nichts mehr erblickte: ebenso nun auch, Hausvater, überlegt der heilige Jünger bei sich: ›Traumbilden gleich sind die Begierden, hat der Erhabene gesagt, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt‹; und er sieht es also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit an: und den Anblick, der vielfältig Vielheit sucht, diesen verleugnet er, und den Anblick, der einfältig Einheit sucht, wo jedes Hangen an weltlichem Köder gänzlich vereitelt wird, ja diesen Anblick verwirklicht er.

»Gleichwie etwa, Hausvater, wenn ein Mann dargeliehenes Gut entliehe und einen Wagen mit kostbarem Schmuck und Edelgestein belüde, Lies mit den barm. und siam. Texten oropeyya, von √ruh + ava. und er führe, mit diesem geborgten Schatze versehn und versorgt, über den Marktplatz hin; und die Leute sähen ihn und sprächen: ›Reich, wahrlich, ist der Mann, so können Reiche den Reichthum genießen!‹ Und wo ihn eben etwa die Eigner träfen, da zögen sie eben etwa das Eigen zurück. Was meinst du wohl, Hausvater: genügte das, um diesen Mann zu verstören?«

»Allerdings, o Herr!«

»Und warum das?«

»Die Eigner, o Herr, ziehn ja das Eigen zurück.«

»Ebenso nun auch, Hausvater, überlegt der heilige Jünger bei sich: ›Darlehen gleich sind die Begierden, hat der Erhabene gesagt, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt‹; und er sieht es also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit an: und den Anblick, der vielfältig Vielheit sucht, diesen verleugnet er, und den Anblick, der einfältig Einheit sucht, wo jedes Hangen an weltlichem Köder gänzlich vereitelt wird, ja diesen Anblick verwirklicht er.

»Gleichwie etwa, Hausvater, wenn sich unfern eines Dorfes oder einer Stadt ein dichter Forst befände, und ein Baum stände darin, der reifende Früchte trägt, und keine der Früchte wäre herabgefallen. Und es käme ein Mann herbei, der Früchte begehrt, Früchte sucht, nach Früchten ausspäht; und er gelangte ins Innere des Forstes und gewahrte den Baum, der reifende Früchte trägt; da gedächte er: ›Dieser Baum ist mit reifenden Früchten behangen, und keine der Früchte zu Boden gefallen: aber ich kann ja Bäume erklettern! Wie, wenn ich nun da hinaufkletterte und mich daran satt äße und den Rockschurz voll davon pflückte?‹ Und er kletterte hinauf und äße sich satt und pflückte den Rockschurz voll. Aber ein zweiter Mann käme herbei, der Früchte begehrt, Früchte sucht, nach Früchten ausspäht, mit einem scharfen Beile versehn; und er gelangte ins Innere des Forstes und gewahrte den Baum mit den reifenden Früchten; da gedächte er: ›Dieser Baum trägt reifende Früchte, und keine der Früchte liegt auf der Erde, und Bäume erklettern, das kann ich nicht: wie, wenn ich nun diesen Baum an der Wurzel fällte und mich dann satt äße und den Rockschurz vollpflückte?‹ Und er fällte den Baum an der Wurzel. Was meinst du wohl, Hausvater: wenn da jener Mann, der zuerst hinaufgestiegen, nicht gar eilig herabkletterte, möchte ihm da durch den Sturz des Baumes die Hand zerschmettert oder der Fuß zerschmettert oder andere Glieder des Leibes zerschmettert werden, so dass er Tod oder tödtlichen Schmerz erlitte?«

»Freilich, o Herr!«

»Ebenso nun auch, Hausvater, überlegt der heilige Jünger bei sich: ›Baumfrüchten gleich sind die Begierden, hat der Erhabene gesagt, voller Leiden, voller Quaalen, das Elend überwiegt‹; und er sieht es also, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit an: und den Anblick, der vielfältig Vielheit sucht, diesen verleugnet er, und den Anblick, der einfältig Einheit sucht, wo jedes Hangen an weltlichem Köder gänzlich vereitelt wird, ja diesen Anblick verwirklicht er.

»Hat nun, Hausvater, ein solcher heiliger Jünger eben diese letzte, gleichmüthig einsichtige vollkommene Reine erreicht, so erinnert er sich mancher verschiedenen früheren Daseinsform, mit je den eigenthümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen.

»Hat nun, Hausvater, ein solcher heiliger Jünger eben diese letzte, gleichmüthig einsichtige vollkommene Reine erreicht, so sieht er mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, er erkennt wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren.

»Hat nun, Hausvater, ein solcher heiliger Jünger eben diese letzte, gleichmüthig einsichtige vollkommene Reine erreicht, so lässt er den Wahn versiegen und macht sich die wahnlose Gemütherlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten offenbar, verwirklicht und erringt sie.

»Soweit nun, Hausvater, wird im Orden des Heiligen ganz und gar überall aller Verkehr abgeschnitten. Was meinst du wohl, Hausvater: wie ganz und gar überall aller Verkehr im Orden des Heiligen abgeschnitten wird, findest du, dass auch ebenso bei dir der Verkehr abgeschnitten sei?«

»Was bin ich, o Herr, und was ist der Orden des Heiligen, wo ganz und gar überall aller Verkehr abgeschnitten wird! Fern bin ich, o Herr, davon, dass ich ganz und gar überall allen Verkehr, dem Orden des Heiligen gemäß, abgeschnitten hätte. – Ja, wir haben früher, o Herr, die anderen Büßer und Pilger, die so gewöhnlich sind, für erlesen gehalten, die so gewöhnlich sind, mit erlesener Speise gespeist, die so gewöhnlich sind, mit erlesener Ehre geehrt: doch haben wir, o Herr, die Mönche, die so erlesen sind, für gewöhnlich gehalten, die so erlesen sind, mit gewöhnlicher Speise gespeist, die so erlesen sind, mit gewöhnlicher Ehre geehrt. Jetzt aber wollen wir, o Herr, die anderen Büßer und Pilger, die so gewöhnlich sind, als gewöhnlich erkennen, die so gewöhnlich sind, mit gewöhnlicher Speise speisen, die so gewöhnlich sind, mit gewöhnlicher Ehre ehren: doch wollen wir, o Herr, die Mönche, die so erlesen sind, als erlesen erkennen, die so erlesen sind, mit erlesener Speise speisen, die so erlesen sind, mit erlesener Ehre ehren. Erzeugt hat mir, wahrlich, o Herr, der Erhabene Asketenliebe zu den Asketen, Asketenfreude an den Asketen, Asketenehrfurcht vor den Asketen. – Vortrefflich, o Herr, vortrefflich, o Herr! Gleichwie etwa, o Herr, wenn man Umgestürztes aufstellte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten den Weg wiese, oder Licht in die Finsterniss brächte: ›Wer Augen hat wird die Dinge sehn‹: ebenso auch ist vom Erhabenen die Lehre gar vielfach gezeigt worden. Und so nehm' ich, o Herr, beim Erhabenen Zuflucht, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft: als Anhänger möge mich der Erhabene betrachten, von heute an zeitlebens getreu.« Potaliyo ist Halbasket gewesen, wie etwa Keniyo in der 92. Rede: nach der Smṛti zu den kuṭīcakās gehörig, die sich noch einen gewissen Besitz, und sei es auch nur eine Hütte, erlauben.


 << zurück weiter >>