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Einundzwanzigstes Kapitel.

Konstantin war in Paris angekommen und durch einen der Freunde der polnischen Sache, mit denen die Fäden der Cosiniery und der Carbonari ihn in Verbindung gesetzt hatten, schon einige Tage nach seiner Ankunft zu dem großen politischen Bankier Jacques Laffitte geführt worden, der mit seinem Gelde und seinem Rat die Julirevolution gemacht und seit Anfang des Novembers an der Spitze des Kabinetts stand, welches er unter Ausschluß von Kasimir Périer und der übrigen vorsichtigeren und gemäßigteren Elemente gebildet hatte und einer liberalen Politik im Innern, sowie einer kühneren Aktion nach außen hin zuführen wollte.

Laffitte, der damals dreiundsechzigjährige Minister, welcher sich, von unten herauf arbeitend, zum Millionär und politischen Parteiführer erhoben hatte, zeigte in seiner Erscheinung halb den Stempel dessen, was der Engländer einen self made man nennt, und halb das Wesen und die Haltung des zurückhaltenden und schlau berechnenden Finanzmannes. Sein glattes, etwas gerötetes, ausdrucksvolles Gesicht, von grauem Haar umgeben, schien undurchdringlich mit seinem feinen verbindlichen Lächeln, aber seine dunklen Augen, für gewöhnlich klar und ruhig, blitzten zuweilen, wenn der Gegenstand der Unterhaltung ihn anregte, so feurig auf, daß sein jugendlich bewegter Geist in ihnen zum Ausdruck kam.

Er erhob sich, als Konstantin zu ihm eintrat, von seinem Schreibtisch und sagte, ihm die Hand drückend:

»Ich freue mich, Sie wieder zu sehen, Herr von Backlowicz, seit Ihrer letzten Anwesenheit hier hat sich vieles verändert, sowohl bei uns als bei Ihnen. Was damals in der Luft lag, ist Tatsache geworden, das ancien régime ist hier zusammengebrochen und die französische Nation hat ihre volle Lebenskraft wiedergewonnen. Und auch Sie haben in Warschau die Fesseln abgeschüttelt, unter denen Ihr Volk seufzte. Das ist recht, die Freiheit kann eine Nation nur sich selbst erwirken, und ich wünsche Ihnen Glück, daß Sie sich zum Kampf aufgerafft.«

»Ich danke Eurer Exzellenz,« erwiderte Konstantin, indem er auf die Einladung des Ministers neben dessen Schreibtisch Platz nahm, »für Ihre freundlichen Worte, aber leider stimmt der Vergleich, den Sie die Güte haben, zwischen Frankreich und meinem armen Vaterlande zu ziehen, nicht ganz. Sie haben nur mit Ihrem eigenen Volk zu tun, Ihre Arbeit ist vollbracht und Sie können sich des Sieges freuen. Wir haben den Kampf begonnen, aber eine gewaltige Macht steht uns gegenüber und es wird blutige Opfer kosten, ehe wir zum Ziele kommen, wenn es überhaupt erreichbar ist.«

»Nun,« sagte Laffitte, »so ganz allein mit uns haben wir auch nicht zu tun, derselbe Feind, der Sie bedroht, richtet sich auch gegen uns auf, denn ich weiß es gewiß, daß man in Petersburg daran denkt, gegen Frankreich, das es gewagt hat, die sogenannte Legitimität von sich abzuschütteln und die großen Prinzipien von siebenzehnhundertundneunundachtzig wieder aufleben zu lassen, den Degen zu ziehen.«

»Auch ich glaube, das zu wissen, Exzellenz, aber vielleicht wird der Kampf des polnischen Volks um seine Freiheit eine russische Aktion gegen Frankreich verhindern, und wenn nicht, so werden wir Ihnen ein wertvolles Bündnis bieten können.«

»Der Meinung bin ich auch,« sagte Laffitte, indem seine Augen höher aufblitzten, »ich bin kein Freund des Kaiserreichs gewesen, aber die Niederlage gegen Rußland habe ich doch schmerzlich empfunden, und wenn es gelänge, Revanche dafür zu nehmen, so würde ich das als ein großes Glück betrachten, nicht nur für Frankreich, sondern auch für Europa.«

»Ich danke Ihnen für dieses Wort, Exzellenz, dasselbe gibt mir den Mut, Ihnen die Bitte auszusprechen, welche das polnische Volk an Frankreich richtet, die Bitte nämlich, sich in unserem heiligen Kampf auf unsere Seite zu stellen und uns zur Erreichung unserer Freiheit und Selbständigkeit zu helfen, welche auf dieselben Grundsätze sich stützen sollen, die Sie hier zur Geltung gebracht haben und die Zukunft von ganz Europa erobern sollen.«

»Unsere Sympathien gehören Ihnen,« sagte Laffitte ernst, »doch kommt es darauf an, in welcher Weise wir dieselben betätigen sollen – und können.«

»Zunächst kommt es uns darauf an,« erwiderte Konstantin, ganz glücklich darüber, daß ihm der Minister so bereitwillig und unmittelbar Gelegenheit gab, auf den Gegenstand seiner Mission einzugehen, »daß der Kampf, den wir begonnen, sich zu einem wirklichen europäischen Krieg gestalte und von den Mächten nicht als eine innere Angelegenheit Rußlands betrachtet werde, in welcher der Kaiser das Recht hat, rebellische Untertanen zur Unterwerfung zu zwingen. Wir erbitten daher zunächst von Frankreich die Unterstützung unserer Forderung in Petersburg und, wenn es zum Kampf kommt, die Anerkennung für Polen als eine kriegsführende Macht.«

»Das wäre so gut wie eine Kriegserklärung –« sagte Laffitte.

»Vielleicht,« erwiderte Konstantin, »und ich würde sagen um so besser, denn wir wissen, daß der Kaiser Nikolaus den Krieg gegen Frankreich plant, und wenn er ihn wegen der polnischen Frage verschiebt, auf denselben zurückkommen wird, wenn es ihm gelingen sollte, uns niederzuwerfen. Ist es da nicht besser, sofort Partei zu ergreifen? Die diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich und Rußland sind noch nicht wieder hergestellt, es ist also kaum ein Bruch nötig, und bei dem französischen Volke würde eine solche Politik eben so begeisterte Zustimmung finden, wie sie Europa imponieren müßte.«

»Europa?« erwiderte Laffitte achselzuckend. »Die sogenannte heilige Alliance steht uns entgegen und folgt der Führung Rußlands.«

»Was das betrifft, so bitte ich Eure Exzellenz, dies Papier zu lesen, Sie werden sich überzeugen, daß Frankreich nicht allein stehen würde, wenn es sich entschließen könnte, uns tätig beizustehen.«

Er reichte das versiegelte Schreiben, das er von Kasimir erhalten, dem Minister, Dieser betrachtete dasselbe verwundert, da es keine Aufschrift trug.

»Und woher kommt dieser Brief?« fragte er.

»Ich weiß es nicht,« erwiderte Konstantin, »auch kenne ich seinen Inhalt nicht, doch habe ich den Auftrag, es Ihnen zu übergeben, mit der Zusicherung erhalten, daß Sie darin den Beweis finden würden, auf Oesterreich zählen zu dürfen.«

Der Minister betrachtete das Siegel, das eine einfache Chiffre enthielt, öffnete den Brief und durchflog den Inhalt. Sein Gesicht zeigte trotz seiner sichern Selbstbeherrschung Erstaunen und Befriedigung.

»In der Tat,« sagte er, »das ist eine wichtige Mitteilung, an deren Echtheit und Zuverlässigkeit ich nicht zweifle. Ein selbständiges Königreich Polen unter einem österreichischen Erzherzog, das würde die Lage Europas verändern und ein starkes Bollwerk gegen die russische Uebermacht aufrichten. – Ich darf dieses Schreiben behalten?« fragte er.

»Ich habe den Auftrag,« erwiderte Konstantin, »es Eurer Exzellenz zu übergeben und vollständig zur Verfügung zu stellen – ich kenne den Inhalt nicht und weiß nur, daß derselbe Eurer Exzellenz meine Mitteilungen bestätigen soll.«

»Das ist in der Tat der Fall,« sagte Laffitte. »Ich hätte nicht erwartet, Herr von Backlowicz, daß Ihr Besuch so wichtig und bedeutungsvoll würde.«

»Wenn er den Erfolg hat, den ich hoffe,« rief Konstantin, »so wird er die Bedeutung des Wortes gewinnen, das Napoleon I. nicht zu sprechen wagte, er wird die Existenz eines freien Polens begrüßen und Frankreich einen Alliierten zuführen, der jede Probe besteht. Die Regierung wird, wie ein nachgesendeter Kurier mir heute meldet, den Grafen Wielopolski hierher senden, der erste Schritt würde sein, daß Eure Exzellenz diesen Gesandten als Vertreter Polens empfangen, damit allein würde schon die völkerrechtliche Anerkennung für das Recht unseres Aufstandes ausgesprochen sein.«

Laffitte schwieg einige Augenblicke nachdenklich.

»Und,« sagte er, Konstantin scharf anblickend, »wie steht England zu dieser Frage? Es ist der alte Feind Rußlands und müßte sehr zufrieden sein, wenn eine polnische Schutzmauer zwischen Europa und Asien aufgerichtet würde. Da Sie so gut unterrichtet sind über die Geheimnisse der Kabinette, so werden Sie vielleicht auch diese Frage beantworten können.«

»Das kann ich leider nicht,« erwiderte Konstantin, »aber ich habe von denen, die mich gesendet, den Auftrag erhalten, auch nach London zu gehen und dort dieselben Fragen zu stellen.«

»Das ist richtig,« sagte Laffitte, »ich überzeuge mich, daß die Leitung Ihrer Angelegenheit in guten und geschickten Händen liegt. Zögern Sie keinen Augenblick, reisen Sie auf der Stelle nach London, ich will Ihnen, da ich mich noch offiziell in die Sache nicht mischen darf, ein Billett mitgeben, das Sie unmittelbar zu Lord Palmerston führt. Ich werde inzwischen hier die nötigen Schritte tun, um die Sache anzuregen und womöglich zur Entscheidung zu bringen. Ich kann Ihnen kein bestimmtes Versprechen machen, aber auf mein Fürwort und meine Unterstützung können Sie rechnen. Ich bin zwar in dem neuen Kabinett eigentlich Finanzminister, aber Seine Majestät der König hat mir das Präsidium übertragen, und so darf ich mich auch wohl ein wenig in die auswärtige Politik mischen, die ja in diesem Falle auch mit den inneren Angelegenheiten zusammenhängt. Ich erwarte Sie nach Ihrer Rückkehr von London wieder bei mir und hoffe, Ihnen dann eine Antwort geben zu können, mit der Sie zufrieden sein dürften.«

»Dank, Exzellenz, Dank!« rief Konstantin freudig bewegt. »Wenn Frankreich und England zusammenstehen, so ist unsere Sache gewonnen.«

»Und selbst, wenn England zögerte,« erwiderte Laffitte, stolz den Kopf erhebend, »würde sie nicht verloren sein. Wir sind wohl stark genug, um auch allein eine entschlossene Politik zu beginnen, welcher früher oder später England ohnehin sicher folgen müßte. Englands Interessen und die öffentliche Meinung des englischen Volks werden niemals zugeben, daß das Kabinett von Sankt James russische Politik macht.«

Er erhob sich und begleitete Konstantin artig zur Tür.

Dann las er noch einmal das Schreiben, das er von Konstantin erhalten, befahl seinen Wagen und fuhr nach den Tuilerien.

Alles war unverändert in diesem merkwürdigen Palast, aus welchem Ludwig XVI. in das Gefängnis abgeführt war, das sich ihm nur öffnen sollte, um den Weg zum Schafott zu betreten, in welchem dann die kaiserliche Herrlichkeit des korsischen Welteroberers ihre Pracht entfaltet hatte, um wieder dem aus der Verbannung zurückkehrenden Königtum unter der weißen Fahne als Residenz zu dienen und in welchem nun der Sohn des auf der Guillotine gefallenen Egalité unter der wieder emporsteigenden Trikolore seinen Thron aufgerichtet hatte. Es waren dieselben Treppen, dieselben Galerien, dieselben Vorzimmer und Säle.

Dies alles hätte wohl ernst an den Schicksalswechsel mahnen sollen und dennoch hielt jeder der hier residierenden französischen Souveräne seine Herrschaft für den festen Felsen in den wechselvoll wogenden Strömungen der Geschichte.

Der Minister wurde in das Kabinett Louis Philipps geführt.

Der König, in einfachem Zivilüberrock, trat ihm in seiner etwas schwerfälligen Haltung entgegen und begrüßte ihn, mehr wie einen Freund den andern, als wie ein souveräner Herr seinen Diener.

»Was bringen Sie, mein lieber Freund?« sagte Louis Philipp in der ihm eigentümlich ruhigen, etwas pedantischen Weise; »es muß etwas Gutes sein nach Ihrer zufriedenen Miene.«

»Es ist etwas Gutes, etwas sehr Erfreuliches, Sire,« erwiderte Laffitte, »ich bringe Eurer Majestät das Schiedsrichteramt in Europa.«

Der König wurde ernst; auf seinem Gesicht lag mehr eine gewisse scheue Befangenheit als freudige Befriedigung.

»Das ist ein schweres Amt, mein Lieber,« sagte er, »das große Vorsicht erfordert, eine Aufgabe, welche selbst der Degen Napoleons nicht zu erfüllen vermochte.«

»Es wird vielleicht nicht nötig sein, Sire,« fuhr Laffitte fort, »den Degen in die Wagschale zu werfen, und wenn dies der Fall wäre, so werden die klug zusammengefaßten Kräfte den Erfolg verbürgen. Ich habe eine Botschaft aus Polen erhalten, man erbittet die Unterstützung Frankreichs, und hier ist der Plan, nach welchem die Zukunft des polnischen Reiches, welche so oft die europäischen Mächte beschäftigte, aufgebaut werden soll.«

Er reichte dem Könige das Papier, das er von Konstantin erhalten.

Louis Philipp las und diesmal klärte sich seine Miene wirklich auf.

»Und dieses Exposé ist echt?« fragte er.

»Ohne Zweifel,« erwiderte Laffitte. »Eure Majestät kennen die Handschrift so gut wie ich, und auch ohne Unterzeichnung ist mir dieselbe eine Bürgschaft in ernster Sache – ich würde daraufhin unbedenklich mit der österreichischen Gesandtschaft in vertrauliche Unterhandlung treten. Die polnische Frage«, fuhr er fort, »ist in diesem Augenblick der Brennpunkt der europäischen Politik, daneben steht die holländisch-belgische Frage, in beiden wird die Haltung Frankreichs entscheidend sein und Eure Majestät können durch ein festes Auftreten ohne einen Feldzug mit einem Schlage für Frankreich den Platz in Europa gewinnen, den Ludwig XVIII. und Karl X. nicht zu behaupten vermochten und den Ihre Feinde Ihnen einzuräumen zögern.«

Der König neigte zustimmend den Kopf. Dann aber sagte er bedenklich:

»Eine Unterstützung Polens und fände sie zunächst nur auf diplomatischem Wege statt, wäre ein Bruch mit Rußland.«

»Das wäre es, Sire,« sagte Laffitte lebhaft, »aber ist denn dieser Bruch nicht schon geschehen und zwar in der allerverletzendsten Form für Eure Majestät und für Frankreich, das Sie auf seinen Thron berufen.

Eure Majestät haben den Herzog von Mortemart zum Gesandten in Petersburg vorgeschlagen in überaus höflicher Rücksicht darauf, daß er ein Jugendfreund des Kaisers Nikolaus ist, und auf diesen Vorschlag ist keine Antwort erfolgt, nachdem der stolze Autokrat m hochmütigster Weise die Anzeige von Eurer Majestät Thronbesteigung beantwortet und Ihnen den Brudertitel, das heißt die Gleichstellung mit den übrigen Souveränen, verweigert hatte. Der Graf Pozzo di Borgo ist hier in Paris und visiert russische Pässe, aber er ist heute noch als Gesandter nur bei dem früheren Könige Karl X. beglaubigt. Eurer Majestät Regierung hat er sein Beglaubigungsschreiben nicht übergeben – ist das nicht ein vollständiger diplomatischer Bruch – ist es nicht eine hochmütige Verletzung aller Rücksichten, eine direkte Verweigerung der Anerkennung Eurer Majestät, daß ein russischer Diplomat hier amtliche Funktionen versieht, ohne bei Ihrer Regierung beglaubigt zu sein oder irgend einen Verkehr mit ihr zu unterhalten? Wahrlich, Sire, Sie dürfen einen solchen Zustand nicht länger dulden, der weder mit Ihrer persönlichen Würde, noch mit der Würde Frankreichs vereinbar ist, und eine bessere Gelegenheit gab es niemals, einem solchen Zustand ein Ende zu machen, als die sich jetzt bietet. Mit Jubel würde ganz Frankreich es begrüßen, wenn Eure Majestät für die polnische Sache einträte und wenn daraus ein Krieg entstünde, so würde er der populärste sein, den Frankreich jemals geführt hat.«

»Aber«, rief der König, »die Chancen eines Krieges sind zweifelhaft, mein lieber Laffitte – ich bin kein Feldherr, wie Napoleon es war, und auch er selbst ist gegen Rußland unterlegen.«

»Diesmal, Sire,« rief Laffitte, ohne sich durch den Einwand stören zu lassen, »würde es sich nicht um einen Einfall in Rußland handeln, der allerdings noch jeder fremden Armee verhängnisvoll geworden ist. Diesmal würde der Krieg in Polen, in einem befreundeten Lande, geführt werden und nur das Ziel haben, dessen Grenzen zu decken, und ich habe Eurer Majestät den Beweis übergeben, daß Sie in einem solchen Kriege auf das Bündnis Oesterreichs und in jedem Falle mindestens auf die ruhige Zurückhaltung Englands rechnen können. Ich wiederhole es, daß nach meiner Ueberzeugung Eure Majestät durch das Eintreten für Polen das Schiedsrichteramt in Europa gewinnen, ihre Stellung im Innern sehr wesentlich befestigen und Frankreich für die Zukunft einen wichtigen zuverlässigen Bundesgenossen sichern.«

Der König sann nach.

So sehr seine vorsichtig zögernde Natur vor jedem kühnen Entschluß zurückschreckte, so schienen doch die Gründe seines Ministers auf ihn Eindruck zu machen.

»Und wie«, fragte er, »wäre das möglich zu machen, da wir ja in diesem Augenblick keine diplomatische Verbindung mit Rußland haben?«

»Wie Sie wollen, Majestät,« fiel Laffitte ein, »durch eine Proklamation – durch ein direktes Schreiben, die Form findet sich leicht für jede Sache und hier wird sie sich bald schon bieten. Wie mir berichtet ist, hat die provisorische Regierung in Warschau den Grafen Wielopolski an Eure Majestät gesendet, um Ihre Unterstützung zu erbitten, derselbe muß in den nächsten Tagen ankommen – wenn Eure Majestät ihn empfangen und die Erklärung, die Sie ihm geben, im Moniteur abdrucken lassen, so ist nach meiner Ueberzeugung die einfachste Form gefunden.«

Der König rieb sich die Hände.

»Und dieser hochmütige Kaiser, der mich nicht als seinesgleichen anerkennen will, würde einsehen lernen, daß der König der Franzosen noch einen Platz und eine Stimme in Europa hat,« sagte er mit zufriedenem Lächeln. »Machen Sie mir ein kleines Exposé darüber – setzen Sie auf, was ich dem Grafen Wielopolski sagen könnte, es scheint mir, daß Sie recht haben.«

Nach einem kurzen Schlage an der Tür trat der Kammerdiener ein und meldete, daß der Herzog von Mortemart in dringender Angelegenheit Seiner Majestät Gehör erbitte.

»Mortemart?« sagte der König. »Das ist seltsam, sollte er in derselben Angelegenheit kommen, von der wir eben sprachen? Wir wollen ihn jedenfalls hören.«

»Ich bitte um die Erlaubnis, mich zurückzuziehen«, sagte Laffitte. »Das Exposé soll in einer Stunde in Eurer Majestät Händen sein.«

»Nein,« rief der König, »bleiben Sie – vielleicht ist es gut, zu hören, was der Herzog zu sagen haben möchte.«

Auf seinen Wink wurde der Herzog eingeführt.

Er war ein hochgewachsener Mann, in der Mitte der vierziger Jahre, mit einem ausdrucksvollen Gesicht, das von energischer und kühner Willenskraft zeugte und in seinen edlen Zügen den Typus des vornehmen altfranzösischen Adels trug.

Der König reichte ihm die Hand und fragte gespannt nach dem Grunde seines Besuchs.

»Ich komme mit einer wichtigen und vielleicht Eurer Majestät erfreulichen Nachricht«, sagte Mortemart, indem er zwei Briefe aus seiner Tasche zog – »und wollte keinen Augenblick versäumen, dieselbe Eurer Majestät mitzuteilen.«

Er warf dabei einen fragenden Blick auf Laffitte, den er durch eine artige, aber kühl zurückhaltende Verbeugung flüchtig begrüßte.

»Sprechen Sie, mein lieber Herzog,« sagte der König, »vor Laffitte habe ich kein Geheimnis, wenn es sich um eine politische und nicht etwa um eine persönliche Angelegenheit handelt.«

»Was ich bringe, Sire, ist politisch und persönlich zugleich,« sagte der Herzog, in dessen Miene eine peinliche Verstimmung über die Anwesenheit des Ministers bemerkbar war, »ich habe soeben einen Brief des Grafen Nesselrode aus Petersburg mit einem Begleitschreiben des Grafen Pozzo di Borgo erhalten.«

Louis Philipp warf einen Blick auf Laffitte, der die Zufriedenheit über seine richtige Voraussicht ausdrückte.

»Graf Nesselrode schreibt mir,« fuhr der Herzog fort, »daß er vom Kaiser beauftragt sei, mir in dessen Namen zu erklären, wie angenehm die Sendung, welche mich nach Rußland führen soll, Seiner Majestät persönlich sei. Der Kaiser habe sich erinnert, daß ich ihm beim Abschied versprochen habe, alles zu tun, was jemals einem freundschaftlichen Bündnis zwischen Frankreich und Rußland förderlich sein könnte – er freue sich, daß sich nun die Gelegenheit biete, mein Versprechen zu erfüllen, und werde sich noch mehr freuen, mir dies persönlich ausdrücken zu können.«

Der Herzog reichte dem König einen der beiden von ihm mitgebrachten Briefe und fuhr, während Louis Philipp denselben aufmerksam las, fort:

»Eure Majestät wissen, daß ich, obgleich vollständig zu Ihren Diensten bereit, die Sendung nach Petersburg abgelehnt habe, bevor ich nicht ganz versichert sein konnte, daß ich dort in einer sowohl der Würde Frankreichs als meiner persönlichen Stellung angemessenen Weise empfangen werden würde. Dieser Zweifel ist nun durch das Schreiben des Grafen Nesselrode beseitigt, und ich stelle mich Eurer Majestät zur Verfügung, da ich nun überzeugt bin, wirkliche Dienste leisten zu können.«

Louis Philipp faltete den Brief zusammen. Seine Miene zeigte eine nicht zu verkennende Befriedigung über die Nachricht, welche als eine Genugtuung für die demütigende Behandlung gelten konnte, die er von dem Kaiser Nikolaus erfahren.

»Und was schreibt Pozzo di Borgo?« fragte er.

»Er sendet mir den Brief des Grafen Nesselrode,« erwiderte Mortemart, »der ihm durch einen besonderen Kurier zugegangen, und teilt mir mit, daß er die glückliche Nachricht, wie er sich ausdrückt, sogleich dem General Sebastiani, Eurer Majestät auswärtigem Minister, mitgeteilt habe; er fügt hinzu, daß er angewiesen sei, nach meiner Ernennung zum Gesandten in Petersburg und dem Abdruck derselben im Moniteur seinerseits die Kreditive einzureichen, welche ihn bei Eurer Majestät und Ihrer Regierung als Stellvertreter seines kaiserlichen Herrn beglaubigen. In wenigen Tagen werden also die regelrechten diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich und Rußland wieder hergestellt sein können.«

Ein zufriedenes Lächeln spielte um des Königs Lippen. Laffitte, der in steigender Erregung zugehört hatte, aber rief:

»Der hochmütige Selbstherrscher von Rußland hat also seinen Stolz gebeugt und spricht sogar von einem französischen Bündnis. Der Krieg, den er im stillen vorbereitete, ist also durchkreuzt durch die polnische Erhebung; er fühlt sich nicht stark genug, nach zwei Seiten hin zu schlagen, und mag wohl Oesterreichs nicht sicher sein, denn die russische Diplomatie ist stets Meisterin gewesen, Geheimnisse zu durchdringen, wie dasjenige, das ich Eurer Majestät mitgeteilt. Darum sucht er zu verhindern, daß Frankreich gegen ihn für die polnische Sache eintritt, darum wirft er die Lockungen einer Alliance hin, welche Eure Majestät lähmen würde und an welche er gewiß nicht ernstlich denkt.«

»Und warum nicht?« fragte Louis Philipp, »Frankreich und Rußland würden die europäische Politik noch sicherer beherrschen als jene heilige Alliance.«

»Niemals, Sire,« rief Laffitte, »wird die gegenwärtige russische Regierung ein Bündnis mit Frankreich ernstlich meinen, denn solches Bündnis widerstrebt der französischen Nation und würde Eure Majestät dem übrigen Europa eben so sehr entfremden als Ihrem eigenen Volk, so daß dann später der russische Kaiser immer noch bessere Zeit und Gelegenheit finden wird, das ihm verhaßte illegitime Frankreich anzugreifen.«

»Aber«, sagte Louis Philipp, dem die Anwesenheit des Herzogs von Mortemart mehr Festigkeit gegen seinen Minister einzuflößen schien, »die angebotene Wiederherstellung diplomatischer Beziehungen zurückzuweisen, wäre ein Bruch, eine Herausforderung, zu welcher unsere europäische Stellung doch nicht stark genug ist, und welche einen Krieg zur Folge haben müßte, den ich dem französischen Volke nicht auferlegen darf und bei welchem mir ganz Europa die Schuld beilegen würde.«

»Nun denn, Sire,« rief Laffitte, »so senden Sie Ihren Gesandten ab, aber geben Sie ihm als seine erste Funktion den Auftrag mit, eine völkerrechtliche Ordnung der polnischen Frage zu verlangen, dann werden Sie die Karten in der Hand haben, Sie, Sire, werden, wie ich schon die Ehre hatte, zu bemerken, der Schiedsrichter von Europa sein.«

»Eine solche Mission«, sagte der Herzog von Mortemart kurz und nachdrücklich, »würde ich nicht in der Lage sein, zu übernehmen, und ich müßte Eure Majestät ehrerbietigst bitten, mir dieselbe nicht zu übertragen. Mich verbinden mit dem Kaiser Nikolaus Jugenderinnerungen, ich hege für diesen Fürsten eine aufrichtige Zuneigung und Verehrung und kann das von demselben stets und auch bei dieser Gelegenheit wieder bewiesene Wohlwollen nicht dadurch erwidern, daß ich ihm mit einer Erklärung entgegentrete, welche fast eine Kriegserklärung sein würde, nachdem ich ihm früher, wie er sich mit Recht erinnert, versprochen habe, bei jeder Gelegenheit für die Freundschaft zwischen Frankreich und Rußland tätig zu sein. Doch muß ich Eurer Majestät sagen, daß eine Politik, die durch eine so scharfe Verletzung des Kaisers Nikolaus, die dieser niemals vergißt, eingeleitet wurde, mir ebenso wenig im Interesse Frankreichs als in demjenigen von Eurer Majestät Dynastie zu liegen scheint. Frankreich ist der Kriege müde, durch die es von Napoleon trotz dessen Siegen zum Ruin geführt wurde, und ein unglücklicher Krieg würde den Eurer Majestät feindlichen Parteien mächtige Agitationsmittel in die Hand geben. Also sowohl aus persönlichen als aus sachlichen Gründen müßte ich eine solche Mission ablehnen.«

»Aber«, sagte Louis Philipp, wie fragend zu Laffitte hinüberblickend, »wir haben keinen andern Gesandten. Der Kaiser würde gewiß eine andere Persönlichkeit nicht gern empfangen und die Herstellung der diplomatischen Beziehungen mit Rußland ist in der Tat von Wichtigkeit.«

»Ich meinerseits,« erwiderte Laffitte bitter, »würde niemals den Rat zu geben wagen, daß Frankreich sich von Rußland die Person seines Gesandten vorschreiben lassen sollte. Der Krieg, wenn ein solcher entstünde, würde durchaus nicht mit den Feldzügen Napoleons I. zu vergleichen sein. Der Sieg ist gewiß. Niemals würde Nikolaus eine Koalition zustande bringen wie sein Bruder Alexander, und wir würden den Krieg nicht führen, um zu erobern, sondern um einem unterdrückten Volke die Freiheit und Selbständigkeit zu geben und so einen Alliierten für alle Zukunft zu schaffen.«

»Einen Alliierten,« warf Mortemart ein, »der uns noch niemals etwas genützt hat. Ist nicht sogar Heinrich III. König von Polen gewesen, und wo in der ganzen Geschichte ist der Augenblick, in dem Frankreich von der in sich zerrütteten und zerfahrenen polnischen Nation wichtige Dienste zu verzeichnen gehabt hätte?«

»Man kann ja«, sagte der König zögernd, »ein Wort für Polen sprechen, ohne gerade in einer schroffen Weise zu intervenieren.«

»Ein solches Wort würde vergeblich sein und uns nur eine Demütigung zuziehen,« entgegnete Laffitte.

Mortemart aber sagte mit Nachdruck:

»Auch ein solches Wort, Sire, würde ich niemals zu sprechen übernehmen, ich kann mich nur zu Eurer Majestät Verfügung am russischen Hof stellen, wenn es meine Ausgabe sein soll, die Freundschaft beider Staaten herzustellen und womöglich zu einer Alliance zu führen.«

Ein peinliches Stillschweigen trat ein.

Dasselbe wurde durch die Meldung des Kammerdieners unterbrochen, daß der General Sebastiani, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Seine Majestät in dringender Sache um Gehör bitte.

Der General trat auf den Wink des Königs ein.

Er war fünfundfünfzig Jahre alt und vereinigte in seiner noch jugendlichen Erscheinung die feste, etwas stramme Haltung des Soldaten mit der Geschmeidigkeit des Hofmannes.

Sein feines und ausdruckvolles Gesicht war freudig bewegt. Er trug nach der französischen Sitte nicht die Generalsuniform, sondern einen schwarzen Gesellschaftsanzug und sagte, als der König ihn mit besonderer Liebenswürdigkeit begrüßte:

»Da ich den Herzog von Mortemart hier finde, setze ich voraus, daß Eure Majestät schon über den Gegenstand, der mich hierher führt, unterrichtet sind.«

»Ich bin es,« sagte der König, »und soeben sprechen wir darüber. Der Herzog ist bereit, die Mission, zu der er schon so lange bestimmt ist, anzutreten und,« fügte er mit Nachdruck hinzu, »für die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Rußland zu wirken. Laffitte freilich hält es für richtig, für Polen zu intervenieren, was der Herzog von Mortemart indes aus Gründen, denen ich die Berechtigung nicht absprechen kann, ablehnt.«

»Um Gottes willen, Sire,« rief Sebastiani, den König in lebhafter Bewegung unterbrechend, »das darf nicht geschehen! Das wäre ein Bruch, der zu den verhängnisvollsten Folgen führen müßte, zu Folgen, denen Eurer Majestät Regierung weder ihren inneren noch ihren äußeren Feinden gegenüber gewachsen ist. Ich würde, wenn Eure Majestät sich zu solchem Schritt entschließen sollten, dafür stimmen, lieber gar keinen Gesandten nach Petersburg zu schicken, als denselben einem Empfang auszusetzen, der sich mit der Würde Frankreichs nicht vereinigen ließe.«

»Und dem ich mich niemals aussetzen werde –« sagte der Herzog von Mortemart bestimmt.

»Vielleicht ließe sich ein Mittelweg finden –« warf der König zögernd ein.

»Unmöglich, Sire, unmöglich,« sagte Sebastiani. »Mit dem Schreiben des Grafen Pozzo die Borgo, welches mir den Wunsch des Kaisers von Rußland mitteilt, den Herzog von Mortemart als den Vertreter Eurer Majestät in Petersburg zu begrüßen, habe ich zugleich eine allerdings in privater Form gehaltene Note erhalten, in welcher der Graf mir mitteilt, es sei in Petersburg bekannt geworden, daß die revolutionäre Regierung in Warschau einen Abgesandten an Eure Majestät schicken wolle. Der Graf erklärt dabei ganz bestimmt, daß der Kaiser, sein Herr, den Empfang eines polnischen Abgesandten durch Eure Majestät als einen Kriegsfall betrachten werde.«

Der König fuhr erschrocken zusammen.

»Sie hören es,« sagte er zu Laffitte, »eine solche Verantwortung kann ich niemals übernehmen, um so weniger, da ich weiß, daß Frankreich jeden Krieg verabscheut und von mir den Frieden erwartet.«

»Ich würde diese Verantwortung übernehmen, Sire,« erwiderte Laffitte aufstehend, »allein ich bin nicht Minister der auswärtigen Angelegenheiten und darf mich mit meinem Rat nicht in das Ressort des Herrn Grafen Sebastiani einmischen, dazu gibt mir auch meine Stellung als Präsident des Kabinetts, die Eure Majestät mir übertragen, kein Recht, aber ich kann nur erklären, daß mir das Herz weh tut bei dem Gedanken an eine solche Demütigung vor dem Willen Rußlands, welche Eurer Majestät die Gelegenheit nimmt, als Schiedsrichter in Europa aufzutreten.«

»Ich sehe keine Demütigung darin,« erwiderte der König etwas gereizt, »daß ich die diplomatischen Beziehungen mit dem Hof von Petersburg wieder herstelle und für meine Regierung die unumwundene Anerkennung Rußlands gewinne, indem ich zugleich Frankreich den Frieden erhalte und die Quellen seines Wohlstandes sichere.«

»Und ich«, fügte der Herzog von Mortemart scharf hinzu, »würde mich niemals zu einer Mission hergeben, in welcher ich auch nur den Schein einer Demütigung für Frankreich erblicken könnte.«

»Eure Majestät«, bemerkte Sebastiani, »können aber dennoch die beiden widerstreitenden Meinungen vereinigen. Den Empfang eines polnischen Abgesandten halte ich unter allen Umständen für völkerrechtlich nicht zulässig, wenn man eben nicht Krieg führen will. Eine direkte Intervention würde fast dasselbe bedeuten, aber wohl wäre es tunlich, daß der Herzog von Mortemart im Namen Eurer Majestät die aufständischen Polen der Nachsicht des ihm ja befreundeten Kaisers empfiehlt und die Bitte ausspricht, daß die Wünsche der Polen, soweit sie der von Europa und auch von Frankreich garantierten Verfassung nicht widersprechen, möglichst berücksichtigt werden möchten.«

»Das ist es, das ist es,« sagte Louis Philipp freundlich, »das ist ein Ausdruck der Sympathie, welcher von allen Polen in Frankreich gut aufgenommen werden wird und zugleich jeden Konflikt ausschließt.«

»Eine solche Mission zu übernehmen«, erklärte Mortemart, »habe ich kein Bedenken, ich habe persönliche Sympathie für die ritterliche polnische Nation, wenn ich ihr auch politisch an allem Unglück, das sie betroffen, die alleinige Schuld zuschreiben muß und überzeugt bin, daß sie vollständige Ruhe und Frieden nur unter der russischen Herrschaft erlangen kann.«

Laffitte bemerkte auf des Königs fragenden Blick:

»Das ist so wenig, Sire, daß ich es fast nichts nennen möchte – fast könnte es mir widerstreben, ein Wort zu sprechen, von dem ich vorher weiß, daß es vergeblich sein wird. Aber, wie gesagt, Eure Majestät haben zu entscheiden, und da Ihre Meinung mit der Ihres verantwortlichen Ministers übereinstimmt, so enthalte ich mich jeder weiteren Bemerkung.«

Der König rieb sich ganz vergnügt die Hände.

»Ich bitte Sie also, mein lieber General Sebastiani,« sagte er, »das Erforderliche für die Ernennung des Herzogs zu veranlassen und dessen Instruktion mit ihm selbst zu beraten und mir vorzulegen.«

»Und Sie, mein lieber Freund,« sagte er, Laffitte die Hand reichend, »grollen Sie nicht, daß ich mich nicht ganz Ihrer Meinung habe anschließen können – wir sind ja«, fügte er lächelnd hinzu, »eine konstitutionelle Regierung, und in einer solchen ist es die Aufgabe des Königs, die widersprechenden Ansichten seiner Ratgeber auszugleichen.«

Er verabschiedete sich mit der ihm eigenen verbindlichen Artigkeit von den drei Herren und diese zogen sich zurück.

»Es ist nicht leicht,« sagte Louis Philipp, ihnen nachblickend, »diese Köpfe alle unter einen Hut zu bringen, aber doch muß es sein, und mir ist es lieber, meine Minister sind uneinig, denn wenn sie einig sind, sind sie es gegen mich. Einen Krieg zu führen, wäre eine Torheit, die den kaum aufgerichteten Thron meines Hauses in Frage stellen könnte. Selbst ein Regent, der Feldherr zugleich ist, setzt bei dem Würfelspiel des Krieges seine Krone ein, wenn er ein in Parteien gespaltenes Volk hinter sich läßt. Ich werde das Beispiel Napoleons, der doch einen Augenblick der Sieger und Herr über die Welt war, nicht vergessen.«

Er blickte auf die Uhr und begab sich in vortrefflicher Laune zu seiner Gemahlin, um dort in dem Kreise seiner Familie das Frühstück einzunehmen.


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