Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Siebenzehntes Kapitel.

Die Gärung in dem ganzen Königreich Polen wuchs immer mehr. Die in verschiedenen Petitionen an den Kaiser gerichtete Bitte, die altpolnischen Provinzen, namentlich Litauen, nicht abzutrennen und unter russisches Gesetz und russische Verwaltung zu stellen, war scharf und bestimmt abgewiesen, die strengsten Maßregeln wurden durchgeführt, um alle patriotischen Bewegungen in jenen abgezweigten Provinzen nieder zu halten.

Auch in dem übrigen Polen war die Polizei eifrig tätig, um Verschwörungen zu entdecken, deren Fäden sie dennoch niemals finden konnte. Auf allen Ständen lastete ein schwerer Druck, und selbst in der Gesellschaft trat zwischen den russischen Beamten und Offizieren auf der einen Seite und den Polen auf der andern Seite eine scharfe Spannung immer mehr hervor, so daß der Verkehr von beiden Seiten sich lediglich auf die kalte konventionelle Artigkeit beschränkte; das höchste Maß aber erreichte die Erbitterung, als es bekannt wurde, daß der Kaiser befohlen habe, die ganze eingeborene polnische Armee in das Innere Rußlands zurückzuziehen und dagegen das Königreich Polen mit lauter russischen Truppen zu besetzen.

Die Befehle dazu sollten schon ausgefertigt sein und ihre Bekanntmachung sollte, wie man aus Petersburg erfuhr und wie es auch durch gelegentliche Indiskretionen der Vertrauten des Großfürsten verlautete, sofort nach ihrer Bekanntmachung ausgeführt werden, um jede Möglichkeit von Gegenvorstellungen abzuschneiden.

Diese Maßregel widersprach ganz bestimmt den vom Kaiser Alexander gemachten Zusicherungen, und durch die Ausführung derselben wurde die wesentlichste Stütze der nationalen Selbständigkeit, welche in der eingeborenen Armee lag, zerstört.

Konstantin Backlowicz hatte sich mit immer größerem Eifer der politischen Arbeit hingegeben, zugleich aber war er auch, da er Malgienskis Späher auf seiner Fährte wußte, noch vorsichtiger als sonst geworden, er beschäftigte sich scheinbar ganz ausschließlich mit den Wissenschaften, der Literatur und der Kunst, er versicherte jedermann, daß ihm alles, was die Politik anginge, widerwärtig sei und zeigte sich noch häufiger als früher in den Salons der Gesellschaft.

So hart er den Zwang empfand, so erschien er dennoch von Zeit zu Zeit bei den Empfangsabenden in Malgienskis Hause. Luitgarde begrüßte er mit wenigen Worten, welche sie ebenso kalt und ruhig erwiderte, und dies fiel niemand auf, da er ihr früher ja auch niemals näher getreten war.

Auch mit Malgienski sprach er wenig, und dieser selbst hielt sich von ihm trotz der äußerlich freundschaftlichen Miene, die er ihm zeigte, möglichst zurück.

Er hatte Luitgarde nach dem Erfolg ihrer Ausforschungen gefragt und sie hatte ihm geantwortet, daß Konstantin jede Beschäftigung mit der Politik auf das bestimmteste ablehne und ihr erklärt habe, von irgendwelchen geheimen Gesellschaften nicht das geringste zu wissen.

Malgienski hatte darauf die Achseln gezuckt mit einer mitleidigen Miene, als ob er die Ungeschicklichkeit seiner Frau nicht zu begreifen vermöge, und dann war nie wieder die Rede davon gewesen.

So war der November herangekommen, die Nachrichten aus Petersburg über die Verlegung der polnischen Regimenter, welche in der Armee eine tiefe Entrüstung hervorgerufen, wurden immer bestimmter und zugleich verbreitete sich immer mehr das Gerücht von einem Kriegsplan der Mächte der heiligen Alliance gegen Frankreich, welche der Kaiser Nikolaus eifrig betreibe, um das illegitime Julikönigtum zu stürzen oder dasselbe wenigstens zu politischer Ohnmacht herabzudrücken.

Da erhielt Konstantin einen Brief aus Paris, er öffnete denselben vorsichtig und konnte deutlich wahrnehmen, daß das Wappensiegel mit jenen außerordentlich feinen Stahlklingen, welche die schwarzen Kabinette jener Zeit so geschickt zu benützen verstanden, abgelöst und wieder aufgesetzt worden war.

»Das ist meines Vetters Werk,« sagte er mit bitterem Lachen, »nun, er wird sich über den Inhalt wohl nicht sehr erbaut haben.«

Der Brief enthielt eine leichte Plauderei über allerlei Vorgänge der französischen Gesellschaft mit pikanten spöttischen Bemerkungen über den neuen Hof des Bürgerkönigs. Er war unterzeichnet mit dem Namen des Marquis von Orignon, eines ziemlich bekannten Legitimisten. Am Schluß fanden sich einige aus der Feder gespritzte Tintenflecke.

Konstantin verschloß seine Tür, nahm eine Spirituslampe mit einer darüber befindlichen Schale, wie man sie zum Verdampfen von Räucheressenzen benützt, und füllte die Schale mit einer Flüssigkeit, welche er aus einem verborgenen Fach seines Schreibtisches hervor nahm.

Als die Dämpfe sich entwickelten, hielt er den vorher erhaltenen Brief darüber, und langsam traten quer über die schwarze Schrift hin hellgrüne Zeichen hervor, die immer schärfer erkennbar wurden.

Konstantin las:

»Man weiß hier genau, daß Rußland einen Krieg gegen Frankreich vorbereitet und denselben plötzlich unter irgendwelchem Vorwande beginnen wird, sobald die Vorbereitungen der Alliancemächte beendet sind. Wenn Polen seine Selbständigkeit wieder erlangen will, so ist kein Augenblick zu verlieren, eine allgemeine Erhebung muß stattfinden, ehe noch die polnische Armee in das Innere von Rußland verstreut wird. Sobald der Aufstand stattfindet und eine Regierung gebildet ist, wird man hier einen polnischen Gesandten empfangen und Polen als kriegführende Macht anerkennen.«

Konstantin stieß einen Jubelruf aus.

»Endlich«, sagte er, »ist der Augenblick des Kampfes da, der meinem Leben wieder einen Inhalt gibt, jetzt werden auch die Bedenklichsten nicht mehr zögern, und wer jetzt noch zögern wollte, wäre ein Verräter am Vaterlande.«

Er reinigte sorgfältig die Räucherschale, steckte den Brief ein und begab sich sogleich nach dem Karmeliterkloster zu seinem Freunde Kasimir.

Als die Dunkelheit herabsank, erschienen die Führer des Bundes der Cosiniery, schnell zusammen gerufen, in dem Versammlungszimmer hinter der Zelle des Paters Ambrosius, und Konstantin teilte ihnen den erhaltenen Brief mit.

Alle hatten mit gespannter Aufmerksamkeit zugehört, und als Konstantin die Notwendigkeit des schleunigen Handelns in dringenden Worten mit dem ganzen Feuer seiner Ueberzeugung darlegte, stimmte ihm der Pater Ambrosius lebhaft bei.

»Ja,« rief er, »es ist keine Stunde zu verlieren, wenn erst der Befehl erlassen ist, der unsere Truppen aus dem Lande zieht, dann ist es zu spät und wir sind willenlos der russischen Macht preisgegeben.«

»Und würden die Truppen einen solchen Befehl ausführen,« fragte der Graf Ostrowski, »wäre es nicht richtig, gerade an den Widerstand gegen einen solchen Eingriff in die Verfassung eine Erhebung zu knüpfen?«

Der Hauptmann von Tanzki schüttelte den Kopf.

»Nein,« sagte er, »Unwillen, vielleicht auch Widerstand würde dieser Befehl hervorrufen, aber was würde daraus folgen? Eine einfache Meuterei ohne irgend welchen Zusammenhang, ohne Führung und Leitung, die Kräfte würden sich zersplittern und wahrscheinlich würde das Ganze in einen Putsch auslaufen, der keinen Zweck und keinen Erfolg haben könnte. Der Aufstand muß, so ist meine Meinung, mit einem plötzlichen Schlage beginnen, welcher die Russen überrascht und der Bewegung in einem ersten, vorweg genommenen Erfolg einen Mittelpunkt gibt.«

Die anderen stimmten zu.

Der Pater Ambrosius fragte:

»Und wie soll dieser Schlag geführt werden?«

»Ganz einfach,« erwiderte Herr von Tanzki, »man muß die feindliche Macht in ihrem Mittelpunkt fassen, ein Handstreich, der gegen den Kaiser Nikolaus bei seiner letzten Anwesenheit eine Torheit und ein schwerer Fehler gewesen wäre, weil er sich gegen einen europäischen Souverän gerichtet und uns die Feindschaft aller Mächte zugezogen haben würde, ist jetzt das Richtige. Der Großfürst Konstantin muß gefangen genommen werden und sich als Geisel in unseren Händen befinden, das wird alle unsere Truppen zwingen, geschlossen für unsere Sache einzutreten, denn niemand, auch die schwankenden höheren Offiziere nicht, wird sich zum Verteidiger des Großfürsten aufwerfen und den Haß und die Rache des Volks auf sich laden, das sich sogleich erheben wird. Die Sache wird eine innere Angelegenheit sein und die Mächte werden keine Veranlassung haben, unmittelbar einzugreifen. Der französischen Diplomatie wird Gelegenheit gegeben werden, für uns einzutreten, da wir Frankreich die drohende Kriegsgefahr abnehmen und nichts unmittelbar gegen das Völkerrecht tun.«

»Das ist ganz meine Meinung,« sagte Pater Ambrosius, »und wir werden nicht nur Frankreich an unserer Seite haben, sondern auch Oesterreich wird zu uns stehen, wenigstens zunächst nicht gegen das Unternehmen, wie der Bruder Kasimir berichtet hat und bestätigen wird.«

»Es ist so,« sagte Kasimir, »ich habe die Zusicherung von seiten des österreichischen Staatskanzlers durch eine zuverlässige Vertrauensperson, daß Oesterreich ganz entschieden dahin wirken wird, Polen von der russischen Herrschaft selbst in Form der Personalunion frei zu machen in der Voraussetzung, daß ein österreichischer Erzherzog König von Polen wird und daß unter dieser Bedingung sogar die Rückgabe von Galizien nicht ausgeschlossen ist.«

»Ich glaube,« sagte Pater Ambrosius, »an die Aufrichtigkeit dieses Anerbietens, denn jeder Zuwachs der russischen Macht ist Oesterreich gefährlich. Was die Wahl des Königs betrifft, so ist das eine spätere Frage, die wir offen lassen können. Die Hoffnung mag zunächst bei Oesterreich unterhalten werden, später werden sich vielleicht, ja wohl gewiß, noch andere Mächte einmischen und wir werden mindestens in der Lage sein, unsere Bedingungen über die Verfassung zu stellen. Ich stelle also die Frage an Euch, meine Brüder, ob die Erhebung, welche uns zur Freiheit führen soll, ohne Zögern vorzunehmen sei?«

Die einzelnen Befragten antworteten alle mit Ja.

»Der Beschluß ist also gefaßt,« sprach der Pater weiter, »es kommt nur darauf an, die Ausführung festzustellen und das Gelingen so viel als möglich zu sichern. Wie wird es möglich sein, den Großfürsten in unsere Gewalt zu bringen?«

»Ich halte dies«, sagte Hauptmann von Tanzki, »für den am mindesten schwierigen Teil unserer Aufgabe – eine nicht zu große Anzahl junger mutiger Männer wird in den Palast Belvedere eindringen, der Großfürst ist sorglos und hat nur wenige Wachtposten, welche leicht zu gewinnen sind, man wird sich seiner Person bemächtigen und ihn hierher in das Kloster in sicheren Gewahrsam führen.«

»Nicht hierher,« sagte Pater Ambrosius, »das Kloster gehört der Kirche und muß eine Stätte des Friedens bleiben.«

»So soll er«, sagte Tanzki, »nach der Ulanenkaserne gebracht werden. Für die ganze Truppe bürge ich, und er wird dort in völliger Sicherheit sein. Ich schlage für dies Unternehmen den Leutnant Wisocki vor, er wird mit feurigem Eifer und unerschütterlichem Mut vorgehen, da er noch tief erbittert ist, daß er damals durch einen dienstlichen Arrest, den ich ihm gab, verhindert wurde, den Handstreich gegen den Kaiser Nikolaus auszuführen, und ich stehe dafür, daß er wie kein anderer geeignet ist, eine solche kühne Tat auszuführen.«

Alle stimmte bei.

Der Pater Ambrosius fragte:

»Und die Truppen? Werden wir sicher sein?«

»Vollkommen,« sagte der Hauptmann von Tanzki, »sämtliche jungen Offiziere gehören dem Bunde an, dessen Fäden ich in der Hand habe, ihm folgen die ohnehin schon erbitterten Truppen, und die zögernden und schwankenden Stabsoffiziere werden nicht imstande sein und es auch nicht wagen, sich der Bewegung zu widersetzen. Die Gardejäger allein sind nicht zuverlässig, denn der Großfürst hat sie durch vielfache Gnadenbeweise an seine Person gefesselt, aber sie werden nicht imstande sein, einen nachhaltigen Widerstand zu leisten, ebensowenig wie die russischen Garden, die, wenn einmal der Großfürst in unserer Gewalt ist, keinen Mittelpunkt und kein Kommando haben und es nicht wagen werden, entscheidend einzugreifen. Zu gleicher Zeit aber ist es nötig, daß das Volk sich überall erhebt, das Arsenal muß gestürmt werden, um Waffen zu erlangen, damit im Augenblick die ganze Bevölkerung von Warschau zum Straßenkampf bereit ist, wenn derselbe nötig werden sollte. Auch dafür, glaube ich, meinen Mann gefunden zu haben. Es ist der Leutnant Zalewski, der kalte Umsicht mit unerschütterlichem Mut vereinigt und dem ich die Erstürmung des schwach besetzten Arsenals übertragen möchte.«

Wieder stimmten alle zu.

Graf Stanislas Potocki aber rief:

»Die Organisation des Volkes ist meine Sache, ich habe meine Agenten in allen Stadtvierteln und bürge dafür, daß im Augenblick die Massen auf den Beinen sein werden.«

»Gut,« sagte Tanzki, »es kommt also nur darauf an, das Zeichen festzustellen. Am sichersten ist ein hell aufloderndes Feuerzeichen und der beste Platz dafür ist die Anhöhe bei der Mühle von Skulez. Der Besitzer ist vollkommen zuverlässig und es läßt sich dort ohne Aufsehen eine genügende Menge von Stroh anhäufen. Sobald das Feuerzeichen auflodert, erfolgt die Gefangennahme des Großfürsten, zu gleicher Zeit treten die Truppen unter die Waffen und rücken aus den Kasernen. Das Zeughaus wird erstürmt und das Volk, das sich dahin zu begeben hat, mit Waffen versehen. Alles kommt darauf an, daß in einem Augenblick dies alles gleichzeitig geschieht, damit die russischen Truppen, ehe sie zur Besinnung gekommen, einer vollendeten Tatsache gegenüber stehen.«

»Ich bürge für das Volk –« sagte Potocki.

»Und ich für die Soldaten,« fügte Tanzki hinzu. »Die Höhe von Skulez ist überall sichtbar und die Agenten müssen sie mit dem Anbruch der Dunkelheit im Auge halten.«

»Nun handelt sich's noch um den Tag,« sagte Konstantin, »er darf nicht zu weit hinaus geschoben werden, denn sobald die Verschwörung eine solche Ausdehnung annimmt, ist immerhin, wenn auch nicht ein Verrat, aber doch eine Unvorsichtigkeit möglich.«

»Etwas Zeit zur Vorbereitung müssen wir haben,« erwiderte Tanzki, »so schlage ich denn den neunundzwanzigsten November vor.«

Auch dieser Vorschlag erhielt allgemeine Zustimmung.

»Endlich,« sagte Tanzki, »es ist nötig, unsere gefährlichsten Feinde, das sind die Abtrünnigen, sofort in unsere Gewalt zu bringen und sie, sobald eine vorläufige Regierung eingesetzt ist, vor Gericht zu stellen, sowohl um sie unschädlich zu machen, als um ein warnendes Beispiel zu geben. Vor allem handelt es sich dabei um Rozniezki, den brutalen Diener der Willkür und Gewalt, und um den Staatsrat Malgienski, den teuflischen Ratgeber unserer Feinde, dessen List und Tücke gefährlich sind und der nichts unterlassen wird, um die Bewegung, sobald der erste Anlauf vorbei ist, auf falsche Wege zu führen und den lauen Friedensfreunden die Leitung derselben in die Hände zu spielen. Sind die Brüder einverstanden, so werde ich auch dafür meine Anordnungen treffen.«

Alle neigten zustimmend die Häupter.

»Ich verlange«, sagte Kasimir, »als eine persönliche Gunst das Leben des Generals Rozniezki.«

»Und ich«, sagte Konstantin nach kurzem inneren Kampf, »stelle dieselbe Bitte für den Staatsrat Malgienski.«

»Der Mord«, erwiderte Tanzki, »kann nicht unsere Absicht sein, er würde unsere heiligste Sache beflecken. Die Verräter am Vaterlande sollen gerichtet werden, dem zuständigen Urteil aber vermag ich nicht vorzugreifen.«

»So ist es richtig,« sagte der Pater Ambrosius.

Alle anderen stimmten ebenfalls zu.

»Er wird leben!« flüsterte Konstantin vor sich hin. »Aber es muß sein – nicht ein Mord soll sie befreien.«

»Unser Beschluß steht also fest,« sprach der Pater feierlich. »So geht denn hin, meine Brüder, und tut Eure Schuldigkeit für das Vaterland, ein jeder an seinem Platz, und wenn irgend ein Zwischenfall eintreten sollte, so beruft sogleich unsere Versammlung, damit wir festsetzen, was not tut.«

Er machte das Segenszeichen des Kreuzes.

Alle drückten sich die Hände und verließen einzeln das Kloster.

Konstantin begleitete Kasimir in seine Wohnung.

Die Freunde umarmten sich und Kasimir rief:

»So ist denn endlich die lang ersehnte Stunde da, ich hätte kaum erwartet, daß ich sie erlebte und daß Du an meiner Seite stehen würdest, frei wie ich von allen Fesseln, welche die Kraft lähmen und den Willen irre führen.«

»Ich bin frei,« sagte Konstantin, »frei wie ein abgeschiedener Geist, der herabblickt auf alles, was das Menschenherz weich und unschlüssig macht. Ich gehöre dem heiligen Kampf. Fast möchte ich den Himmel bitten, daß er das Opfer meines Blutes annimmt und mich nicht wieder in das kalte einsame Leben zurückwirft, wenn der Preis des Opfers errungen ist. Wenn ich falle, so versprich mir, ihr, die Du kennst, meinen letzten Gruß zu bringen, ihr zu sagen, daß ich mit ihrem Namen auf den Lippen meinen letzten Atemzug getan und daß ich sie erwarte am Throne der ewigen Liebe.«

»Ich verspreche es,« sagte Kasimir, »auch ich sehne mich danach, wenn das Vaterland befreit ist, auszuruhen von den Qualen des Lebens – doch noch ist die Zeit der Ruhe nicht gekommen, noch gilt es zu leben und noch hat das Leben seinen Wert in der Erfüllung der höchsten und edelsten Pflicht. Zur Tat also und durch die Tat zum Siege!«

Mit einem letzten Händedruck trennten sich die Freunde.


 << zurück weiter >>