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Was Gartenplastik einstens war? Ich bitte, das müssen wir uns in den zauberhaften alten barocken Gärten ansehen! Laßt uns in diesen zauberhaften Gärten lustwandeln und ein wenig profitieren ! Ich darf auf mein Büchlein »Schöne Gartenkunst« (Paul Neffs Verlag, Max Schreiber, Esslingen a.N.) hinweisen und zu einem Spaziergang an Hand dieses Führers durch die alte und neue Gartenherrlichkeit einladen. Eine unvergängliche Herrlichkeit und Heiterkeit ist in den alten barocken Gartenschöpfungen ausgeprägt, eine Großzügigkeit und Festlichkeit, die mitten im heutigen Alltag einsam und unverstanden dasteht, als darbende Schönheit, die nur deshalb darbt, weil die Sinne fehlen, sie zu bewundern. Noch immer wachen an den Stufen die schweigenden Sphynxen, starr und steinern, und lächeln. Noch immer tanzen auf den Geländern die Amoretten, voll unbändiger Freude und Ungeduld harrend, daß sich das formenreiche Gittertor öffne, und die Fürstin hervortrete und ihren zarten Fuß auf die weißen Marmorstufen setze, die auf- und niedergehen und ewig harren. Noch immer treiben die anmutigen Putti ihr köstlich unartiges Spiel mitten in den Teichen, fangen ihre Delphine, lassen das Wasser hoch aufspritzen; der alte Faun mit dem unwiderstehlich lächerlichen Bocksgesicht erhebt sich schilf- und schlammbedeckt und probiert seine Wasserkünste, läßt aus der Nase einen Strahl aufschießen, wenn auch das eine Nasenloch längst mit Erde verstopft ist und den Dienst versagt. Noch immer stehen die säuberlich geschnittenen Laubwände in geraden Alleen, auf einen zentralen Punkt zulaufend, wie ein heiliger Hain, irgend eine edle Plastik, einen schönen Brunnen als kostbares Juwel einschließend, aus den Nischen treten die plastischen Bilder von Göttern und Genien hervor, nicht in ehrwürdiger, Anbetung heischender Haltung, sondern leicht geschürzt, zu Spiel und lockeren Abenteuern angetan, galant und zierlich, in Tanzschritt oder Menuettbewegung, als beziehungsreiche Allegorien höfischer Feste. Jupiter ist nicht der Donnerer, sondern der Amphitrion des Molière, die Musen gleichen Hofdamen, ach ja! den Hofdamen, allegorisch verkleidet, hier als Venus, dort als Sphynx mit porträtmäßigen Zügen in dem steinernen Antlitz. Aber Scherz und spielerische Laune sind dennoch höheren künstlerischen Absichten untergeordnet. Auch die Gartenkunst ist Baukunst, und die Plastik erscheint hier, im Grunde genommen, als skulptierte Architektur, als Stützpunkte für das Auge, um längst den Laubwänden, Alleen, Kreuzgängen und Perspektiven die sichtbare formale Einheit des Gartenbezirkes zu betonen und die architektonische Zusammenfassung herzustellen.
An den barocken alten Gartenschöpfungen mag uns die Erkenntnis aufgehen, daß der kleine Raum groß aussehen kann, wenn er streng architektonisch behandelt ist. Die geschnittenen Laubwände, die gerade Linien ergeben, dürften das Beispiel dafür geben, wie man städtische Anlagen herstellt, daß sie mitten in der lärmenden Großstadt eine grüne Insel bilden und das Gefühl der Entrücktheit gewähren. Edle Plastiken, Denkmäler, Brunnen, Teiche, mögen darin würdig aufgestellt werden. Nicht nur den öffentlichen Gärten, auch den Hausgärten dürften sie das beherzigenswerte Beispiel vor Augen rücken, wie man den Raum ergiebig ausnutzen kann. Laßt uns nun nach den heutigen Gärten, nach den Bürgergärten sehen. Aber wie sieht es in den heutigen Gärten aus! Ich bitte, wie sieht es nur da aus! Ist denn eine solche romantische Theaterszenerie auf dem winzigen Gartengrund nach den Prinzipien der sogenannten naturalistischen Schule nötig? Diese künstlichen Grotten und Felspartien, diese ornamentalen Blumenteppichzeichnungen auf unregelmäßig angelegten Grasflecken zwischen gewundenen Wegen in Bretzelform, und vor allem diese Gartenplastiken! Gartenfiguren aus gebranntem und glasiertem Ton: Hirsche, Rehe, Buldoggen, Zwerge, Hasen, Hennen, Riesenfliegenpilze! Es ist haarsträubend, was die Industrie heutzutage unter dem Begriff »Gartenplastik« anzubieten wagt. Wir bringen im Bild neben guten alten Beispielen einige Proben solcher Schunderzeugnisse als Gegenbeispiele, die, wie die Häufigkeit ihres Vorkommens beweist, einen schwunghaften Handel unterhalten. Natürlich bezweckt unsere Gegenüberstellung eine dringende Warnung vor solchem Ankauf. Lieber keine Gartenplastik, wenn man nichts anständiges aufbringen kann. Oder an deren Stelle die bunten Glaskugeln, die in den Biedermeiergärten einen so anmutigen Ersatz bilden und anstatt der fehlenden Gartenplastik einen Architekturwert in dem obigen Sinne darstellen. Daß auch die heutige Kunst entzückende Gartenplastiken hervorbringt, wollen wir nur in einem Beispiele andeuten, einem Werk Wrba's, des jüngst nach Dresden berufenen Künstlers. Man könnte freilich das Beispiel verhundertfachen, aber, wird man uns entgegnen, solche erlesene Kunst ist nicht in jedermanns Bereich! Das ist wahr, wenn auch viele, die sie haben könnten, sich mit Schund begnügen.
Im Interesse der Anderen geht mein Vorschlag an die Künstler dahin, sich wieder mehr der vernachlässigten Keramik zuzuwenden, und edle Gartenplastik solcherart herzustellen, die verhältnismäßig billig in den Handel kommen kann. Keramik und keramische Plastik stellt einen Reproduktionswert dar, der dennoch die künstlerische Geltung einer Originalarbeit hat, wie etwa auf dem Gebiete der zeichnenden Künste die Künstler-Steinzeichnung. In einer eigenen Ausstellung wäre dann die Anwendungs- beziehungsweise Aufstellungsart solcher keramischer Gartenplastiken zu zeigen, als Verbindung von Gartenausstellung mit Plastikenausstellung, die auf andere Aufgaben, wie der Denkmalaufstellung usw. erweitert werden könnte, um auf diese Art die Hebung des Geschmackes auf diesen arg vernachlässigten Gebieten wirksam zu fördern. Wie stellen sich die Künstler zu dieser Anregung?