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Dunkle Fragen

Vorüber war schon längst die Stunde,
Wo sich der Müde schlafen legt,
Da, fern von jeder frohen Stunde,
Da zechten wir noch tiefbewegt.

Schon wob sich um die Lichtergarben
Stets näher her die Finsternis
Und brannt' in lang verharrschte Narben
Der alten Zweifel Schlangenbiß.

Wir rechneten in langen Ziffern
Der Schöpfung ihre Lücken vor,
Bis sich in magisch dunkle Chiffern
Das letzte Fragewort verlor.

Wir konnten nicht den Zwiespalt lösen,
Der trotz des Herzens Widerstand
Doch stets das Gute mit dem Bösen
Zu einem Weltgesetz verband.

Du stundest auf, die leere Flasche
Sah hohl und umgestürzt uns an,
Verschüttet von Zigarrenasche,
Ein ausgebrannter Weinvulkan.

Und draußen vor der dunklen Schwelle,
Da lag die Welt im Nebeltau,
Und lag in düstrer Morgenhelle,
In leichenfahlem Dämmergrau.

Und als wir uns nun Abschied boten,
Noch war kein Leben sonst erwacht.
Sind Schläfer, dacht' ich, nicht gleich Toten,
Und Nichtsein ist nur eine Nacht?

Und führt ein Weg durch Schlaf und Träume
Vielleicht in andre Welten ein,
Ins Innre nie geschauter Räume,
In ein ins All Versunkensein?

Und dort scheint endlich sich zu lösen
Der Kampf, der nie hier außen ruht,
Der ew'ge Kampf vom Gut' und Bösen,
Von Licht und Dunkel, Frost und Glut?

Hier außen nur ist Blutvergießen,
Hier sind die Schalen und der Dorn,
Und doch strebt alles aufzusprießen
Aus Hülle, Schlaf und Saatenkorn.

Zur Körperwelt hervorzudringen,
Strömt ewig aus die ruh'nde Kraft,
Und mit dem Feind sich abzuringen,
Durch den sie wieder wird entrafft.

Was ist der Zweck von all dem Streben?
Nur ein sich selbst genügend Spiel?
Wie, oder hat vielleicht das Leben
Ein unbekanntes großes Ziel?


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